D ieter Pahr ist schon lange auf dem Gebiet der Biomechanik tätig. Nach seiner Maschinenbau-Ausbildung hat er sich im Zuge seiner Promotion zunächst mit Leichtbauwerk- stoffen für den Flugzeugbau beschäftigt. Aber schon während seiner Postdoc-Jahre wechselte er zu biologischen Materialien. „Die Methoden der Computersimulation und Materialprüfung sind dort und da dieselben, nur der Werkstoff ist ein anderer“, sagt Pahr. 2011–2013 leitete der Forscher das Labor für Mikro- und Nanomechanik von biologischen und biomimetischen Ma- terialien am Institut für Leichtbau der TU Wien. Dort hat man sich einen hohen Grad an Kompetenz in der Simulation der me- chanischen Eigenschaften von Biomaterialien und der dafür er- forderlichen Bioinformatik-Werkzeuge aufgebaut. Eines ist Pahr aber häufig abgegangen: „Wir wissen oft nicht, welche Probleme klinisch tatsächlich auftreten. Umgekehrt wissen klinisch tätige Mediziner zu wenig über unsere Arbeit und neue Lösungswege Bescheid.“ Nun hat sich eine neue Konstellation ergeben, die diese Kom- munikationslücke schließen soll. Pahr hat an der Karl Landstei- ner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) in Krems eine Professur für muskuloskelettale Biomechanik über- nommen und baut dort eine Arbeitsgruppe zum Thema auf. „Das findet im Einverständnis mit beiden Rektoraten statt, die TU Wien war ja von Anfang an Partner der KL“, erklärt Pahr die organisatorischen Zusammenhänge. Pahrs Lehrstuhl wird an der Bachelor-Ausbildung im Fach Health Sciences sowie an dem im Herbst beginnenden Masterprogramm in Humanmedizin mitwirken. Letzteres soll mit den Vertiefungsrichtungen Medi- zintechnik, Gesundheitsökonomie/Gesundheitsmanagement und angewandte klinische Forschung auch Felder abdecken, die im traditionellen Medizinstudium meist zu wenig Beachtung fin- den. Eingebunden in das Ausbildungsprogramm sind die drei Universitätskliniken in Krems, St. Pölten und Tulln. Biomechanisches Forschungsservice An diese Konstellation knüpfen die weiterführenden Pläne an, die Pahr in Krems verfolgt: „Wir wollen die KL als zentrale Schnittstelle im Dreieck Universität – Klinik – Unternehmen posi- tionieren.“ Gedacht ist dabei an ein biomechanisches Enginee- ring-Service, bei dem klinisch tätige Ärzte und Unternehmen ihre Problemstellungen einbringen. Der Umfang der Dienstleis- tung soll mehrere Kernbereiche umfassen: Bildverarbeitung, Computersimulation sowie Materialprüfung einschließlich Kon- struktion und Fertigung von Prüfaufbauten und Testmodellen. „Für diesen Bereich haben wir bereits Zusagen von Landesseite zur Anschaffung von Geräten bekommen“, erzählt Pahr. Je nach Anfrage, die kommt, will man an der KL entscheiden, ob man sich der Sache selbst annimmt oder sich weitere Partner aus dem universitären Bereich, aber auch von Unternehmensseite dazuholt. Das Service soll sich über Forschungsförderung und Firmenfinanzierungen zukünftig selbst tragen. Pahrs im Aufbau befindliche Forschungsgruppe an der KL hat bereits ein erstes Forschungsprojekt gestartet: In Kooperation mit der TU Wien, der Donau-Universität Krems und der Firma Braincon werden im Rahmen eines FFG-Bridge-Projekts neue Methoden zur Früherkennung von Osteoporose entwickelt. „Wir wollen texturbasierte, biomechanische und morphologische Daten miteinander kombinieren, um einen Score zu entwickeln, der eine bessere Diagnose gewährleisten kann als die derzeitige Praxis der Knochendichtemessung“, so Pahr. Dazu ist die Stan- dardisierung planarer Röntgenaufnahmen geplant, die mithilfe künstlicher Knochenmodelle erfolgt. An der KL entsteht eine Forschungsgruppe im Bereich der muskuloskelettalen Biomechanik. „Wir wollen die KL als zentrale Schnittstelle im Dreieck Universität – Klinik – Unternehmen positionieren.“ Technopol Krems: Neue Forschungsthemen an der Karl Landsteiner Universität Die Mechanik der Knochen Dieter Pahr hat eine Professur für muskuloskelettale Biomechanik an der Karl Landsteiner Privatuniversität übernommen. Dort will er neben einem Forschungslabor auch ein biomechanisches Forschungsservice für klinische Fragestellungen aufbauen. 48 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.4 LIFE SCIENCES Entgeltliche Einschaltung, Bild: iStockphoto.com/Eraxion