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Chemiereport_2016-4

18 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.6 MÄRKTE & MANAGEMENT Geschäftseinheit haben wir hier in Wien. Sie befasst sich mit der Vermarktung unserer Erzeugnisse. In den vergangenen Jah- ren war das Preisniveau in Österreich relativ stabil. Unsere Mit- arbeiter sind begabt und bestens ausgebildet. Daher denke ich, Österreich ist ein sehr guter Standort für uns. Teilweise ist die Lage ein wenig kompliziert. Aber genau das macht die Aufgabe interessant für mich. CR: Was meinen Sie mit „komplizierter Lage“? Ich meine die wirtschaftliche Lage des Gesundheitssektors und damit die Frage der Medikamentenkosten. Österreich kann sich von den weltweiten Entwicklungen nicht abschotten. Wir müssen also bestmöglichen Nutzen bieten. Das meine ich in umfassendem Sinn. Es geht darum, zu verstehen, was die Pati- enten brauchen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Takeda hat ein Programm mit der Bezeichnung „In their shoes“, das ich auch in Österreich einführen werde. Unsere Mitarbeiter können dabei erfahren, was es bedeutet, an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu leiden. Personen mit solchen Krankheiten müssen beispielsweise rund 30 Mal am Tag die Toilette aufsuchen. Wir werden unseren Mitarbeitern zeigen, welche Belastungen diese Krankheiten mit sich bringen, was es bedeutet, wenn einem in einer Besprechung plötzlich übel wird und man sich hinlegen muss, wenn man es nicht über sich bringt, mit anderen über seine gesundheitlichen Probleme zu sprechen. Unsere Mitarbei- ter sind begeistert von dem, was sie tun. Ich möchte ihnen noch stärker vermitteln, dass es wichtig ist, was wir tun. CR: Sie erwähnten bereits die Medikamentenkosten. Wie soll es damit weitergehen? Die European Federation of Pharmaceuti- cal Industries and Associations (EFPIA) schlägt ja neue Preis- modelle vor, die sich an den wirtschaftlichen Auswirkungen von Arzneien auf das Gesundheitssystem insgesamt orientieren. Ich kenne den österreichischen Markt noch etwas zu wenig, um mir ein definitives Urteil zu bilden. Tatsache ist: Unsere Produkte bringen großen Nutzen und verändern das Leben der Men- schen zum Positiven. Eine Dame aus Österreich beispielsweise begann vor einigen Monaten mit einer Entyvio-Therapie. Sie war arbeitslos und sonderte sich vom gesellschaftlichen Leben ab. Ich ersuchte sie damals, in einem Blog über ihre Erfahrungen zu berichten. Sie konnte sich dazu nicht überwinden. Vor kurzem habe ich nun gehört, dass sie mit dem Blog begonnen hat und damit sehr erfolgreich ist. Ihr Leben hat sich völlig gewandelt. Sie hat einen Arbeitsplatz, trifft ihre Freunde, ist Teil der öster- reichischen Gemeinschaft. Solche Dinge zählen, wenn es um die Arzneimittelkosten geht. Worum es geht, sind die Patienten. Sie sind es, die den Nutzen unserer Produkte erkennen. Und wenn man sie fragt, sagen sie, der Aufwand für die Arzneimittel hat sich bestens ausgezahlt. CR: Vor rund einem Jahr sagte Ihr Vorgänger, Stefan König, Takeda entwickle sich in Österreich wirtschaftlich gut. Wie ver- hält es sich aus Ihrer Sicht? Wir sind grundsolid aufgestellt. Hinsichtlich der Profitabilität liegen wir mit unserem Linzer Werk unter allen hierzulande tätigen Unternehmen an vierter Stelle. Bei der Eigenkapitalquote sind wir mit 86,7 Prozent sogar die Nummer eins. Jüngst wurde unser Standort in Linz mit der Verpackung und Marktfreigabe von Entyvio für den gesamten globalen Markt beauftragt. Das zeigt die Stärke dieses Unternehmens, und es zeigt auch, welche Bedeutung Takeda dieser Tochterfirma beimisst. Denn natürlich hätte der Auftrag an eine Reihe anderer Standorte gehen kön- nen. CR: Wie sehen die Pläne für die weitere Geschäftsentwicklung aus? Leider kann ich nicht sehr ins Detail gehen. In den vergangenen drei Jahren bestand ein Teil meiner Arbeit darin, unser wissen- schaftliches Team dabei zu unterstützen, Therapien auszuwäh- len, die wir uns ins Haus holen sollten – sei es durch Lizenzen, Partnerschaften oder Übernahmen von Firmen. Vor allem im Bereich der Gastroenterologie ergaben sich dabei einige inter- essante Perspektiven. Ein Wirkstoff ist besonders vielverspre- chend. Er kann die Folgen der Behandlung von einem mittel- schweren bis schweren Morbus Crohn grundlegend verändern. Wir werden neue Produkte auf den Markt bringen, auch im Bereich der Krebsbehandlung. Unsere weltweite Pipeline wird immer umfangreicher. Das ist auch gut für unsere Fabrik in Linz. CR: Planen Sie dort weitere Investitionen? Wir haben in den vergangenen fünf Jahren bereits rund 75 Mil- lionen Euro investiert. Das ist eine ordentliche Summe. Wir wer- den sehen, was sich künftig ergibt. CR: Takeda ist mit zwei Unternehmen in Österreich vertreten, dem Vertriebs- und dem Produktionsunternehmen. Ergeben sich dadurch irgendwelche Nachteile? Ich wüsste nicht, welche. Jeder Standort konzentriert sich auf seine Kernkompetenzen. Takeda Pharma hier in Wien kümmert sich um die kommerziellen Belange. Wien ist nun einmal das Zentrum des österreichischen Wirtschaftslebens. In Linz wiede- rum produzieren wir effizient und mit hoher Qualität, sowohl für den österreichischen als auch für den weltweiten Markt. Das ist sehr wichtig. Ich habe einmal nahe einer Industriestadt gelebt. Deren Motto lautete: „Trenton makes, and the world takes.“ So soll es auch in Linz sein. Wir erzeugen dort Arzneien für 60 Länder. Das ist ziemlich eindrucksvoll. Interview: Klaus Fischer „Wir erzeugen in Linz Arzneien für 60 Länder.“ Bild: iStockphoto.com/FotografiaBasica

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