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Chemiereport_2016-4

28 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.6 MÄRKTE & MANAGEMENT Einflüssen zu kämpfen. So rechnet man etwa bei der Erzeugergemeinschaft See- winkler Sonnengemüse in Freilandkultur mit leichten Einbußen bei Jungzwiebeln, Radieschen und Salaten. Gute Erdäpfelernte in Sicht Höhere Mindererträge von 20 bis 30 Prozent sind laut Griesmayr einzig bei den Frühkartoffeln zu erwarten. Den- noch sind die heimischen Erdäpfelbau- ern optimistisch: Trotz großer Herausfor- derungen durch die Feuchtigkeit können heuer qualitativ und mengenmäßig gute Erträge erzielt werden. Den Prognosen zufolge werden heuer österreichweit mit 700.000 bis 750.000 Tonnen (inklusive Stärkekartoffeln) um rund 30 Prozent mehr Erdäpfel erwartet als im Vorjahr. Zwar haben die regelmäßigen Nieder- schläge und meist optimalen Temperatu- ren einerseits für ein gutes Knollenwachs- tum gesorgt. Andererseits wurden durch die Feuchtigkeit vielerorts jedoch Krank- heiten, wie etwa die durch Pilze über- tragene Krautfäule, begünstigt, so Franz Wanzenböck, Obmann der Interessen- gemeinschaft Erdäpfelbau. „Besonders im Waldviertel war der Krautfäuledruck heuer sehr früh spürbar. Die meisten Bestände konnten zwar vital erhalten werden, eine Rekordernte ist aber aus heutiger Sicht nicht zu erwar- ten“, meint auch Karl Scha- ritzer, Obmann-Stellvertreter der Interessengemeinschaft Erdäpfelbau und Vertreter des Waldvier- tels. Insgesamt werden in Österreich auf rund 21.200 Hektar Erdäpfel angebaut, davon liegen 82 Prozent in Niederöster- reich. Und selbst im geschützten Anbau zeigt der viele Regen seine Auswirkungen: Demnach wird Lichtmangel im Früh- jahr für ein geringeres Ertragsniveau im geschützten Anbau verantwortlich gemacht. „Bei Paprika wird – teils flächen- bedingt – mit einem Ernteminus gegen- über dem Vorjahr gerechnet“, sagt Grei- mel. Zufriedenstellend hingegen sind die Aussichten für Gurken und Paradeiser im geschützten Anbau: Während man bei Ersteren mit einem leichten Plus rechnet, wird bei Zweiteren voraussichtlich annä- hernd so viel geerntet wie im Vorjahr. Durchaus optimistisch zeigen sich auch die heimischen Rübenbauern. „Die Ernte wird erfreulich gut ausfallen, für uns war der Witterungsverlauf optimal“, sagt Markus Schöberl vom Rübenbau- ernbund. Einzig der Zuckergehalt werde heuer mit 16 bis 17 Prozent etwas nied- riger ausfallen, so Schöberl. Er rechnet mit einem Ertrag von rund 80 Tonnen pro Hektar. Insgesamt gibt es in Österreich 43.500 Hektar Rübenanbaufläche. Wieder wenig Wein Gespalten hingegen sind die Erwartun- gen der Weinbauern. „Zieht man die heu- rigen Witterungsereignisse in Betracht, erscheint es wenig verwunderlich, dass beim Weinjahrgang 2016 mengenmäßig von einem kleinen Jahrgang ausgegan- gen werden muss“, warnt Weinbauprä- sident Johannes Schmuckenschlager. Mit geschätzten 1,8 Millionen Hektolitern erwarten Österreichs Weinbauern das mittlerweile fünfte Weinjahr in Folge mit unterdurchschnittlicher Menge. So erwar- tet etwa die Steiermark, die vom Frost am stärksten betroffen war, eine Erntemenge von rund 25 Prozent eines Normaljah- res. Im Burgenland hoffen die Weinbau- ern hingegen auf rund 50 Prozent einer Normalernte. Differenziert die Situation in Niederösterreich: So wurden einige Gebiete, wie beispielsweise die westliche Wachau, massiv vom Frost geschädigt, während in den übrigen Gebieten zum Teil sehr gute Erträge erwartet werden. „In Summe kann daher in Niederöster- reich von einer mengenmäßig durch- schnittlichen Weinernte ausgegangen werden", sagt Schmuckenschlager. Von der Qualität des Weins sei allerdings eini- ges zu erwarten – vorausgesetzt, der Sep- tember werde schön und trocken, um die vorhandenen Trauben rasch und mög- lichst gesund zur Vollreife zu bringen. Millionenschäden Die Schäden, die Frost, Regen und Hagel verursacht haben, sind enorm. Schätzungen der Österreichischen Hagel- versicherung zufolge liegen sie bei zumin- dest 250 Millionen Euro. Davon sind rund 200 Millionen Euro allein auf den Frost zurückzuführen. Entschädigung für die Verluste erhalten die Landwirte aus dem von Bund und Ländern bestückten Katas- trophenfonds. Rund 100 Millionen Euro stehen dort ausschließlich für Frost- schäden zur Verfügung, so LKO-Experte Greimel. Damit wird jedoch nur ein Ver- lust gedeckt, der maximal 30 Prozent des Rohertrags entspricht. Angesichts der Tatsache, dass Frost bis dato bei Kulturen wie etwa den extrem empfindlichen Marillen wegen der hohen Prämien kaum versicherbar war, wurde mittlerweile das Katastrophenfondsge- setz geändert: Landwirte bekommen nun die Prämien für sämtliche Angebote der Hagelversicherung gefördert. Die Hälfte der Prämie müssen sie selbst berappen, der Rest wird jeweils zur Hälfte von Bund und Ländern übernommen. Eine Aus- nahme gibt es heuer in diesem Zusam- menhang auch für Weinbauern: Obwohl Frost im Weinbau ein versicherungsfähi- ges Risiko darstellt, haben sich Bund und die betroffenen Länder darauf verstän- digt, neben anderen betroffenen Kulturen auch Weinbaubetrieben, die aufgrund des Frostschadens in ihrer Existenz gefährdet sind, aus dem Katastrophenfonds unter die Arme zu greifen. Weinbaubetriebe, die im heurigen Jahr aufgrund des Frost- ereignisses weniger als 2.000 Liter Wein pro Hektar ernten, können daher eine Entschädigung nach dieser Sonderrichtli- nie beantragen. Stabile Preise Differenziert wie die Ernte sind auch die Preisentwicklungen: So gab es bei- spielsweise bei Marillen – der Selbstver- sorgungsgrad liegt zwischen 30 und 40 Prozent – kaum Preissteigerun- gen. Der Kilopreis für einheimi- sche Früchte lag zwischen drei und fünf Euro, Importware liegt in der Regel um 30 Pro- zent darunter. Auch bei Äpfeln werde sich preismäßig nicht viel tun, ist Greimel überzeugt. Schließlich gebe es international gute Ern- ten. Sinkende Preise erwarten hingegen Experten bei Getreide. „Die weltweiten Lagervorräte auf Rekordniveau sowie die heuer zu erwartende hohe Getreideernte beeinflussen weiter die Getreidepreis- notierungen am Weltmarkt. Der im Vor- jahr bereits eingetretene Rückgang der Weltmarktpreise setzt sich derzeit wei- ter fort“, sagt Christian Gessl, zuständi- ger Abteilungsleiter der AMA. Schließ- lich wird, abgesehen von der EU, in den meisten Hauptanbaugebieten weltweit die Weizenproduktionsmenge steigen. Nordamerika erwartet eine um 8,4 Pro- zent höhere Weizenernte gegenüber dem Vorjahr, in der Ukraine werden die höchs- ten Erträge seit 20 Jahren erwartet. Und die russländische Ernteerwartung wurde noch einmal auf eine Rekordhöhe von 65 Millionen Tonnen erhöht. Die Folge: Der internationale Getreiderat (IGC) hat in seiner jüngsten Prognose die weltweite Erntemenge noch einmal deutlich erhöht und geht derzeit von 735 Millionen Ton- nen Weizen und 1,017 Milliarden Tonnen Mais aus. „In der Wachau fällt die Marillenernte um 50% niedriger aus als letztes Jahr.“

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