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Chemiereport_2016-4

Bild: iStockphoto.com/ChrisChrisW 64 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.6 WISSENSCHAFT & FORSCHUNG IN KOOPERATION MIT SCIENCEBLOG.AT O ft wird wenig beachtet, dass kör- perliche Aktivität nicht nur für ei- nen gesunden Körper wichtig ist, sondern auch kognitive Funktionen wie Gedächtnis und Lernen stärkt und dabei vielleicht auch ein altersbedingtes Nach- lassen der kognitiven Fähigkeiten hinaus- zögert. Wie kann man sich das vorstellen? Forscher finden immer mehr Bestätigung dafür, dass Muskelzellen während des Trainings Proteine und andere Faktoren (sogenannte Myokine) in die Blutbahn se- zernieren, die regenerierend auf das Ge- hirn wirken. Eine aktuelle, von den National Institu- tes of Health (NIH) unterstützte Untersu- chung hat nach derartigen Proteinen gesucht, die von Muskelzellen sezerniert und ins Hirn transportiert werden kön- nen. Dabei wurde das Enzym Cathepsin B als neuer Kandidat identifiziert, der hel- fen kann, die Verbindung Muskel–Hirn zu erforschen. Die Ergebnisse der von Hyo Youl Moon und Henriette van Praag (NIH’s National Institute on Aging) geleiteten Untersuchung sind im Journal „Cell Meta- bolism“ erschienen 1 . Welcher Muskelfaktor überwindet die Blut-Hirn-Schranke Das Forscherteam begann mit Muskel- zellen in der Laborschale, die man mit AICAR (einem Analogon des Adenosinmo- nophosphat mit Doping-Eigenschaften) behandelte. Die Verbindung imitiert die Wirkung, die ein Training auf Muskeln hat, und kann bei untrainierten Mäu- sen die Ausdauer beim Laufen erhöhen. Ebenso verbessert die Verbindung die Gehirnfunktion bei Mäusen in ähnlicher Weise wie ein Training. Die Suche führte zu einer Liste potenziell wichtiger Pro- teine, die mit bereits existierenden Daten zu sezernierten Proteinen und veränder- ten Genexpressionen nach Training oder AICAR-Behandlung verglichen wurden. Ein durch Training induziertes Protein stärkt das Gedächtnis Die Muskel-Hirn-Verbindung Welchen Einfluss kann Bewegung auf kognitive Fähigkeiten haben? Eine aktuelle Studie zeigt, dass das Enzym Cathepsin B während des körperlichen Trainings in die Blutbahn abgegeben wird und über die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn gelangt, wo es regenerierend wirkt. Von Francis S. Collins Der Autor Francis S. Collins ist ein Pionier der Genfor- schung. Er studierte Chemie an der Yale Uni- versity und Medizin an der University North Carolina. An der University Michigan ent- wickelte er bahnbrechende Verfahren zum Aufspüren von krankheitsverursachenden Genen. Damit konnte er zahlreiche mit Erb- krankheiten assoziierte Gene identifizieren. 1993 trat Collins die Nachfolge von James Watson als Direktor des National Human Ge- nome Research Institute (NHGRI) an und war damit auch Leiter des Human-Genom-Pro- jekts. Seit Juli 2009 fungiert Collins als Direk- tor der National Institutes of Health (NIH), die aus 27 Instituten und Zentren bestehen und somit die weltweit größte Forschungs-Förde- rorganisation darstellen. Mit mehr als 1.400 wissenschaftlichen Publikationen gehört Collins zu den weltweit renommiertesten und meistzitierten Wissenschaftlern. Wer sich körperlich betätigt, stärkt nicht nur seinen Körper, sondern auch seine kognitiven Fähigkeiten.

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