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Chemiereport_2016-4

Bilder: WU Wien, iStockphoto.com/Olivier Lantzendorffer 60 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.6 WISSENSCHAFT & FORSCHUNG CR: Sie und Ihre Kollegen veröffentlichten kürzlich eine Studie mit dem Titel „Global Material Flows and Resource Produc- tivity“, die Sie im Auftrag des United Nations Environment Programme (UNEP) erarbeiteten. Darin heißt es, der globale Rohstoffverbrauch sei in den vergangenen vier Jahrzehnten stark gewachsen und habe sich seit dem Jahr 2000 beschleu- nigt, zu einer Zeit, als sich das Wirtschaftswachstum und das Bevölkerungswachstum verlangsamten. Wie kommt das? Zwei Hauptfaktoren sind für diese Entwicklung verantwortlich. Der eine ist die Verlagerung der Produktion in Schwellenlän- der, wo Energie und Ressourcen üblicherweise weniger effizient genutzt werden als in den traditionellen Industriestaaten. Noch wichtiger ist aber, dass das Wirtschaftswachstum und der Kon- sum in den Entwicklungs- und Schwellenländern enorm gestie- gen sind. Das hat natürlich Auswirkungen auf den Ressourcen- verbrauch. In China hängt eine großer Ressourcenaufwand auch mit der Exportwirtschaft zusammen. CR: Wie geht es weiter? Chinas Wirtschaft schwächelt, ebenso wie die mancher anderer asiatischer Staaten. Die unglaubliche Wachstumsdynamik der vergangenen beiden Jahrzehnte scheint sich fürs Erste etwas abzuschwächen. Dennoch ist davon auszugehen, dass der Ressourcenbedarf weiter stei- gen wird. Die Wirtschaft in Ländern wie China und Indien wird nach wie vor wachsen, wenn auch vielleicht nicht im zweistelli- gen Bereich, was sich ohnehin langfristig nicht durchhalten ließe. Aber selbst ein Wachstum von fünf bis sieben Prozent oder auch nur von drei Prozent würde zu einem massiven Anstieg des Res- sourcenverbrauchs führen. Der Ressourcenverbrauch ist auch weiterhin eng mit dem Wirtschaftswachstum gekoppelt, weil die Effizienzfortschritte nicht schnell genug erfolgen. CR: Hat sich die Wirtschaft zu sehr auf die Steigerung der Arbeitsproduktivität konzentriert und zu wenig auf die Stei- gerung der Ressourcenproduktivität geachtet? Auf jeden Fall. In der Geschichte der industriellen Entwicklung lag der Fokus von Beginn an auf Kostensenkung durch Steige- rung der Arbeitsproduktivität – auch deswegen, weil die Frage Rohstoffbewirtschaftung „Viel Wertschöpfung und Beschäftigung bei geringem Ressourcenverbrauch“ Stefan Giljum, Leiter der Forschungsgruppe „Nachhaltige Ressourcennutzung“ an der WU Wien, über die Kernaussagen der neuen Studie „Global Material Flows and Resource Productivity“ im Auftrag der UNO und die Perspektiven einer künftigen Wirtschaftsweise Zur Person Dr. Stefan Giljum, geboren 1972, ist Senior Researcher am Institut für Ecological Economics an der Wirtschaftsuniversität Wien. Seit 2013 leitet er die Forschungsgruppe „Nachhaltige Ressourcennutzung“.

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