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Chemiereport_2016-4

61 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.6 WISSENSCHAFT & FORSCHUNG der natürlichen Ressourcen und Rohstoffe lange Zeit nicht im Blick wirtschaftlicher Akteure war. Das mochte auch durchaus seine Berechtigung haben: Unser Wirtschaftssystem war im Ver- gleich zur Kapazität der Ökosysteme des Planeten überschaubar. Aber seit einigen Jahrzehnten beginnen wir, an die Grenzen der Tragfähigkeit des Planeten stoßen. Daher wird die Steigerung der Ressourcenproduktivität und die Reduktion der Umweltaus- wirkungen bei gleichzeitigem Garantieren einer hohen Beschäf- tigung eine entscheidende Frage. CR: Von den „Grenzen des Wachstums“ warnten Dennis Meadows und Jay W. Forrester bereits 1972 in ihrem Bericht an den Club of Rome. Ihre Prognosen waren offenbar falsch. Ihnen zufolge hätte uns das Erdöl spätestens im Jahr 2000 ausgehen müssen. Heute sind die Ölreserven größer als je zuvor. Es ist wichtig, die Grenzen auf zwei Seiten zu unterscheiden. Einerseits geht es um den Input, das heißt, um die Verfügbarkeit der Ressourcen, und andererseits um den Output, also darum, welche Kapazitäten die Ökosysteme haben, um Abfälle im wei- testen Sinn zu verarbeiten. Bezüglich des Inputs waren die Pro- gnosen der 1970er-Jahre sicher zu pessimistisch. Wir haben heute Möglichkeiten, Ressourcen zugänglich zu machen, die Meadows nicht voraussah. Trotzdem sind die Grenzen des Wachstums ein Thema, weil wir Output-seitig Probleme haben, etwa den Klimawandel. Wir können und sollten daher Input-sei- tig nicht alle verfügbaren Ressourcen verbrauchen. CR: Sie sagten schon: In den Industriestaaten ist die Ressour- cenproduktivität höher als in den Schwellenländern. Also wäre es sinnvoll, die Produktion in die klassischen Industrie- staaten wie Österreich zurückzuverlagern. Welche Möglich- keiten sehen Sie dazu? Grundsätzlich hat diese Re-Industrialisierung, die ja auch auf europäischer Ebene diskutiert wird, Sinn. Aber ich würde sie gerne in einen größeren Kontext stellen. Wir sollten uns fragen, welche Wirtschaftszweige ein hohes Maß an Wertschöpfung und Beschäftigungsintensität bei geringem Ressourcenverbrauch aufweisen. Das sind höher verarbeitende Industrien, etwa die Elektronikindustrie, der Maschinenbau und die Fahrzeugindus- trie, und nicht so sehr die Grundstoffindustrie. Wir sollten die österreichische Wirtschaft in Richtung hoher Ressourceneffizi- enz, hoher Wertschöpfung und hoher Beschäftigung sowie gerin- ger Umweltverschmutzung entwickeln. CR: Wäre eine „ökologische Steuerreform“ grundsätzlich sinnvoll? Ja. Das könnte ein zentrales Instrument sein, um Ressourcenef- fizienz mit anderen wirtschaftspolitischen Zielen zu verbinden. Anzustreben wäre ein Paket aus Energiesteuern, möglicherweise Rohstoffsteuern und einer CO2 -Steuer, bei gleichzeitiger Entlas- tung des Faktors Arbeit. Allerdings gibt es nicht nur Win-win-Si- tuationen. Energie- und ressourcenintensive Branchen werden stärker betroffen sein und Widerstand signalisieren. Dennoch sollte man das Thema „ökologische Steuerreform“ auch mit ihnen diskutieren. Denn es geht ja um die langfristige Vision für die ressourcenintensiven Bereiche der Wirtschaft. Die Frage ist, ob es Möglichkeiten gibt, die Produktion ganz anders zu denken. Ein Stichwort wäre die Kreislaufwirtschaft. CR: Diesbezüglich präsentierte die EU-Kommission am 2. De- zember 2015 ein umfassendes Paket. Was halten Sie davon? Radikal gedacht, würden Ressourceneffizienz und Kreislaufwirt- schaft Hand in Hand gehen. In diesem Sinne begrüße ich die- ses Paket. Es legt allerdings zu großen Wert auf die Abfallwirt- schaft. Kreislaufwirtschaft kann nur dann funktionieren, wenn die Produkte von Beginn an so konzipiert werden, dass sie leicht recyclierbar sind. Das ist bei Elektrogeräten wie Computern und Handys zurzeit überhaupt nicht der Fall. Also ist zu überlegen, wie diese Geräte so gestaltet werden können, dass es möglich ist, Teile auszutauschen und Rohstoffe rückzugewinnen. Dieser inte- grierte Aspekt fehlt mir in der EU-Konzeption noch etwas. CR: In Ihrer Studie empfehlen Sie ein „komplexes Paket von politischen Maßnahmen von Investitionen und Anreizen zur Steigerung der Ressourceneffizienz, einer Bepreisung der Förderung von Rohstoffen und einer Arbeitszeitverkür- zung". Manche Unternehmer würden das als „Industriever- treibungsprogramm“ bezeichnen, bei dem nur die Wertschöp- fungsabgabe fehlt. Zweifellos ist ein solches Paket für die Industrie eine große Her- ausforderung. Aber wir stehen vor der Frage, wie die lang- Engineering-Lösung für die Öl-, Gas- und Chemieindustrie Hier stimmt die Chemie free download: www.aucotec.at

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