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Chemiereport_2016-4

D ie Idee, mit der Andrea Ecker beim Kunststoff-Cluster andockte, war so glänzend wie visionär: Aus re- zykliertem Kunststoff Teile herzu- stellen, die in ihrer Qualität ihren Pendants aus Neuware um nichts nachstehen, ja vielleicht sogar in dieser oder jener Eigen- schaft verbesserte Werte aufweisen. Ha- rald Bleier, Clustermanager im St. Pöltner Büro des Kunststoff-Cluster, griff die Sache auf und konnte Kunststoff-Doyen Florian Altendorfer für die organisatorische Unter- stützung des Projekts gewinnen, das den Namen „Rec2TecPart“ erhielt. In ersten Treffen mit Unternehmen aus der Branche lotet man aus, wer an der Teilnahme an ei- nem solchen Projekt Interesse hätte. Die Firma Thermoplastkreislauf GmbH war ei- nes davon. „Wir arbeiten schon seit langem gut mit dem Cluster zusammen“, erzählt Christian Wind, Gründer und Eigentümer des Unternehmens, stellt aber gleichzeitig klar: „Wenn wir bei einem Projekt mitma- chen, steht immer im Vordergrund, dass es auch kommerziell verwertbar sein muss. Beim Projekt ‚Rec2TecPart‘ war ich davon von Anfang an überzeugt.“ Als wissenschaftlicher Partner wurde der Lehrstuhl für Kunststoffverarbeitung der Montanuniversität Leoben an Bord ge- holt, der von Clemens Holzer geleitet wird. „Uns hat die Idee von Anfang an gefallen, dass Recycling nicht immer Downcycling bedeuten muss“, sagt Holzer. Dieselbe Idee leitete auch Wind: „Ich bin ein Freund des Upcycling. Man kann nicht irgendetwas in den Extruder werfen und in Kauf nehmen, dass das Material dabei immer schlechter wird.“ Die Ziele, die man sich im Projekt ge- setzt hat, waren dementsprechend hoch: Es sollten vollständig aus rezykliertem Ma- terial bestehende technische Teile erzeugt werden, die alle Ansprüche erfüllen, die an sie gestellt werden – und dabei sowohl CO2 - als auch Kosteneinsparungen erzielt werden. Methodisch entscheidend war dabei, nicht auf die Erzeugung eines bestimmten Materials, sondern auf die Optimierung eines Bauteils zu fokussieren. Die Anfor- derungen, die mit einem solchen Teil ver- bunden sind, sollten von den beteiligten Un- ternehmen selbst kommen. „Es war daher wichtig, nicht arrogant in die Firmen hinein- zugehen und zu sagen: ‚Wir wissen, wie es geht‘, sondern sich auf die Arbeitsweisen einzulassen und gemeinsam zu erarbeiten, wo Anpassungen vorgenommen werden müssen“, erzählt Holzer. Von den Anforde- rungen des Bauteils schloss man dann auf die Eigenschaften des Materials rück und legte anhand dessen fest, wie man das Ausgangsprodukt compoundieren muss, um zum gewünschten Ziel zu gelangen. „Wichtig ist, dass dabei kein Overenginee- ring in Bezug auf den Werkstoff stattfindet, sondern allein auf die Anforderungen des Bauteils fokussiert wird“, fasst Holzer die beschriebene Route zusammen. Ein Prozess aus dem Baukausten Matthias Katschnig, der bei Holzer an seiner Dissertation arbeitet, übernahm die Projektleitung, vonseiten des Clusters war Martin Ramsl für „Rec2Tec Part“ verantwort- lich. „Wir haben verschiedene Firmen eingela- den, Vorschläge für Bauteile zu machen und die benötigten Eigenschaften der Bauteile ge- nau zu definieren“, erzählt Katschnig. Die Mi- schung der beteiligten Unternehmen führte dazu, dass als Ausgangspunkt sowohl Indus- trieabfälle („post-industrial“) als auch Haus- haltsmüll („post-consumer“) ins Spiel kamen. Schrittweise wurde ein durchgängiger Pro- zess erarbeitet, der vom Compoundierer bis zum Kunststoffverarbeiter und Systemher- steller begangen werden kann. „Wir haben dabei nicht einfach den Ideal-Prozess hinge- zeichnet, sondern einen Prozess-Baukasten, den sogenannten Rec2TecPart-Prozess er- stellt, aus dem sich die Firmen bedienen kön- nen. Sie spezifizieren zunächst die Anforde- rungen und können dann an verschiedenen Stellschrauben drehen: Was brauche ich in der Beschaffung, wie muss ich compoundie- ren?“, erklärt Katschnig. Im Falle der Firma Thermoplastkreislauf GmbH handelt es sich bei dem Bauteil um eine technische Feder aus Polyoxymethy- len (POM). „Die Preise für POM-Abfall sind schlecht, daher war hier die Chance groß, eine verbesserte Wertschöpfung für uns und unseren Kunden zu erzielen.“ Das entwickelte Bauteil besteht ausschließlich aus rezyklier- tem POM, dem geeignete Additive zugefügt UPCYCLING IM SERIENBETRIEB Ein Kooperationsprojekt des Kunststoff-Cluster aus Sicht der Beteiligten Dass Upcycling mehr sein kann als eine kühne Vision, beweist ein Kooperationspro- jekt des des Kunststoff-Cluster. Die ersten Teile gingen bereits in Serienproduktion. Bilder: Chemiereport/Nadine Bargad

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