Archive - Jun 4, 2008

Energiesparendes Verfahren zur Erntegut-Trocknung

Ein neues Verfahren zur Trocknung von feuchtem Erntegut benötigt deutlich weniger Energie und sichert gleichzeitig die Qualität der empfindlichen Produkte. Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (<a href=http://www.atb-potsdam.de/drying-group>ATB</a>) kombinieren dabei Wärmepumpen mit konventioneller Warmlufterzeugung. <% image name="Erntetrocknung" %><p> <small> Effiziente Raumnutzung: Die Trocknung erfolgt in geschlossenen Boxen statt in der gesamten Halle. Der zu erwärmende Raum ist damit deutlich verringert. &copy; Ziegler </small> <table> <td width="110"></td><td><small> <b>Trocknung</b> ist für die Haltbarmachung wertvoller pflanzlicher Erntegüter - ob empfindliche Arznei- und Gewürzpflanzen, Futter oder Getreide - unerlässlich. Bedingt durch den hohen Energiebedarf machen die Trocknungskosten für die Betriebe bis weit mehr als ein Drittel der gesamten Erzeugungskosten des Anbaus ausmachen. Bei weiter steigenden Energiekosten hängt eine wirtschaftliche Produktion künftig maßgeblich von der Energieeffizienz der Trocknung ab. </small></td> </table> Zukunftsweisend ist ein am ATB weiterentwickeltes Trocknungsverfahren, das die konventionelle Warmlufterzeugung (etwa auf Basis von Erdgas oder Heizöl) mit Wärmepumpen kombiniert. Diese können bei Trocknungstemperaturen um die 40 °C mit hohem Wirkungsgrad betrieben werden. Die Trocknerabluft wird dabei im Kreislaufbetrieb zunächst durch den Verdampfer der Wärmepumpe abgekühlt, dabei entfeuchtet und anschließend durch den Kondensator der Wärmepumpe wieder auf die erforderliche Trocknungstemperatur erwärmt. Da der spezifische Energiebedarf mit sinkenden relativen Abluftfeuchten jedoch immer weiter steigt, wird zu einem bestimmten Zeitpunkt der Trocknung auf konventionelle Lufterwärmung umgeschaltet. Eine entsprechende Anlage wurde in Kooperation mit einem Produzenten von Tee- und Arzneipflanzen in Thüringen bereits realisiert. Dabei handelt es sich um eine der größten Trocknungsanlagen mit Wärmepumpen weltweit. In der neu errichteten Halle, die über 6 Boxen mit insgesamt 312 m² belüfteter Rostfläche verfügt, werden unter anderem Kamillenblüten von über 500 ha Anbaufläche energieeffizient getrocknet. Bereits im ersten Betriebsjahr 2007 konnten Energieeinsparungen von rund 30 % erzielt werden. Das Verfahren erlaubt große Durchsätze bei konstant hoher Qualität. Jede Wärmepumpe ist im täglichen Wechsel für mehrere Trockner nutzbar, wodurch die Investitionskosten für die gesamte Trocknungsanlage entscheidend reduziert werden. Weitere Optimierungspotenziale werden zurzeit vom ATB erschlossen. Energiesparendes Verfahren zur Erntegut-Trocknung

IBM kühlt 3D-Chips mit H<small>2</small>0

Wissenschaftler des IBM-Forschungslabors Zürich und des Fraunhofer Instituts in Berlin haben den Prototyp eines wassergekühlten, gestapelten Testchips entwickelt. Mit der neuen Kühltechnologie ist es möglich, durch haarfeine Wasserleitungen zwischen den einzelnen Prozessorebenen einen 3D-Chip effizient zu kühlen. IBM kühlt 3D-Chips mit H<small>2</small>0 <% image name="IBM_3D_Chip_Cooling" %><p> <small> Die Kühlstrukturen sind bei der neuen Technologie direkt in den Chip-Stapel integriert. Mit einer speziellen Assemblierungstechnolgie von IBM und dem Fraunhofer IZM können die Schichten hochpräzise und robust verbunden werden, sodass Wasser durch den 3D-Stapel gepumpt werden kann. Kaltes Wasser (20 °C) wird in einer Seite zugeführt, fließt zwischen einer Schicht des Stapels hindurch und tritt auf der anderen Seite wieder aus. </small> <table> <td width="110"></td><td><small> Die dreidimensionale Integration von Computerchips zählt zu den vielversprechendsten Ansätzen, um auch künftig Leistungssteigerungen gemäß dem Mooreschen Gesetz zu erzielen. Eine 3D-Chip-Architektur reduziert nicht nur die Grundfläche des Chips, sondern verkürzt auch die Datenverbindungen und erhöht damit die Bandbreite für die Datenübertragung im Chip um ein Vielfaches. Zusätzlich trägt die neue Architektur dazu bei, den Energieverbrauch in Rechenzentren zu verringern. </small></td> </table> Ein Durchbruch in der Entwicklung dreidimensionaler Chip-Layouts hängt wesentlich von der Kühlung bzw. Überwindung der Grenzen herkömmlicher Kühlungen ab. Gelingt die Entwicklung dreidimensionaler Chip-Türme, in denen die Prozessoren nicht nebeneinander auf Silizium-Oberflächen, sondern hauchdünn Lage für Lage übereinander liegen, dann können Chips in Zukunft eine Leistungsdichte erreichen, die selbst jene von Plasma- oder Atomreaktoren übertreffen kann. <% image name="IBM_3D_Coling" %><p> <small> Die Kühlschicht unter dem Rasterelektronenmikroskop. Sogenannte Pin-fin Kühlstrukturen erreichten einen Output von 180 W/cm² je Schicht in einem Chip-Stapel mit einer Fläche von 4 cm². Die Kühlschicht in diesem Bild hat eine Höhe von nur rund 100 Mikrometern und ist mit bis zu 10.000 vertikalen Silikon-Verbindungen gepackt. Das Wasser wird durch die große Öffnung am oberen Bildrand injiziert. </small> Die Kühlung der neuen Chips erfordert extrem hohe Kühlleistungen. IBM verwendet im Testchip Wasser in hauchdünnen Kühlelementen mit einem &Oslash; von rund 50 Mikrometern. Das ist nicht nur höchst effizient, sondern erlaubt auch eine je nach Anzahl der Chipebenen skalierbare Kühltechnologie. So erreicht der Prototyp eine Leistung von 180 Watt/cm² pro Ebene, was für einen Stapelchip mit einer typischen Grundfläche von 4 cm² absolut ausreicht. Mit der neuen Kühlung ist den IBM-Forschern die Überwindung gleich mehrerer technischer Hürden gelungen. So konnten sie ein System bauen, das sowohl den Wasserfluss durch dünnste Ebenen optimiert als auch die Elektronik gegen das Wasser isoliert – und das trotz zigtausender elektronischer Datenverbindungen, die einen 3D-Chip "spicken". Die Komplexität dieses Systems ist der des menschlichen Gehirns vergleichbar, das einerseits von Millionen Nervensträngen für die Signalverarbeitung durchzogen ist und andererseits von zehntausenden Blutkapillaren für den Nährstoff- und Wärmetransport - ohne dass sich beide Systeme gegenseitig stören.

Neue ITQ Ionenfallen GC/MS Serie von Thermo Fisher

<a href=http://www.thermofisher.com>Thermo Fisher</a> hat seine ITQ Serie Ionenfallen-Instrumente für GC/MS in Europa eingeführt. ITQ 700, ITQ 900 und 1100 ITQ ermöglichen eine externe Ionisierung, können voll aufgerüstet werden und wurden für Routineaufgaben in der GC/MS-Forschung bis hin zur anspruchsvollen Ionenfallen-MS entwickelt. Neue ITQ Ionenfallen GC/MS Serie von Thermo Fisher <% image name="Fisher_Scientific_ITQ" %><p> <small> Die Geräte sind geeignet für die analytischen Anforderungen in der Umwelt-, Lebensmittelsicherheits-, Pharma-, QA/QC-, Gerichtsmedizin- und Toxikologie-Industrie sowie für Labors der wissenschaftlichen Forschung. </small> Das günstige <b>ITQ 700</b> GC/MS-System wurde für die routinemäßige Vollscan-Quantifizierung und für Lehr-Anwendungen entwickelt. Es kombiniert volle Scan-Ionenfallen-Sensitivität mit einer kleinen Standfläche für Labors mit eingeschränktem Platzangebot. Es ist in der Lage, einen Massenbereich von 700 amu zu erreichen, womit es für die meisten allgemeinen GC/MS-Anwendungen geeignet ist, einschließlich der Umwelt-, QA/QC-, und gerichtsmedizinischen Nutzung. Die <b>ITQ 900</b> verspricht die branchenweit beste Vollscan-Sensitivität in der Ionenfallen-MS mit einer verbesserten Flexibilität des Thermo Scientific TRACE GC Ultra Gas-Chromatografen. Die Integration einer Reihe von Einspritzoptionen erweitert den Arbeitsmassenbereich eines typischen GC/MS Systems auf 900 amu. Das System ermöglicht Vollscan-GC/MS Routineanwendungen mit größerer analytischer Flexibilität. Das <b>ITQ 1100</b> enthält neue MS/MS (MS<sup>n</sup>)-Funktionen und bietet die größte Auswahl an innovativen Funktionen, die es für Ionenfallen-GC/MS gibt. Die Hochleistungs-Systeme sind ideal für Labors, die besonders leistungsfähige Plattformen und optimale Flexibilitat wünschen. Erstmals ist der von Thermo Scientific patentierte Pulsed Q Dissociation Modus (PQD) auf einem GC Ionenfallen-System erhältlich. PDQ erhöht die Zahl der Produkt-Ionen, die während der kollisions-induzierten Dissoziation (CID) geformt werden, wodurch reichhaltigere Informationen für qualitative MS-Experimente erzielt werden.

Cellforce-Sensor: Den Fußabdruck von Zellen messen

Forscher aus Jena und Bremen haben einen optischen Sensor entwickelt, der misst, mit welcher Kraft sich wandernde Zellen vom Untergrund abdrücken. Solche Kraft-Analysen könnten künftig helfen, bestimmte Zelltypen zu identifizieren - besser als man es bisher mit dem Mikroskop oder anderen Methoden kann. Cellforce-Sensor: Den Fußabdruck von Zellen messen <% image name="Cellforce_IFAM" %><p> <small> 250.000 winzige Kunststoffsäulen von nur 5 Mikrometer Durchmesser bedecken den Sensor. Kriecht eine Zelle auf den Säulenspitzen entlang, drückt sie die jeweilige Säule dabei ein wenig zur Seite. © Fraunhofer IFAM </small> Der im Rahmen eines EU-Projekts entwickelte Sensor besteht aus einer glatten Oberfläche, die ähnlich dem Nagelbrett eines Fakirs mit 250.000 winzigen Kunststoffsäulen von nur 5 Mikrometer &Oslash; gespickt ist. Diese Säulen sind aus elastischem Polyurethan gefertigt. Gleitet eine Zelle darüber hinweg, biegt sie diese ein wenig zur Seite. Diese Auslenkung wird von einer Digitalkamera erfasst und von einer speziellen Software ausgewertet. Die Forscher um Nobert Danz vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF in Jena haben bereits demonstriert, dass ihr "Cellforce"-Sensor funktioniert. Biologische Tests sollen nun zeigen, wie sich verschiedene Zelltypen verhalten. "Die Analyse der Zellbewegung ist für viele Anwendungen von Bedeutung", sagt Danz. "Etwa, um zu kontrollieren, ob Knochenzellen ein Implantat erfolgreich besiedeln oder wie gut Wunden verheilen." Die Entwicklung war kein einfaches Unterfangen: Zum einen müssen die Säulen so beschichtet sein, dass sich lebende Zellen gerne über ihre Spitzen hinwegbewegen. Andernfalls würden die Zellen von den Spitzen hinabsteigen und zwischen den Säulen weiterkriechen. Die Auslenkung wäre dann gleich null. Danz' Aufgabe war es, das für die Vergrößerung der Zellen benötigte Mikroskop exakt auf die Anwendung anzupassen. Nicht weniger knifflig ist die Konstruktion der feinen Säulenstruktur, die Forscher am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Bremen entwickelt haben: Sie drücken flüssigen Kunststoff mit einem Druck von 2.000 bar in eine Negativ-Form und lassen ihn aushärten. Bereits die Herstellung der dazu benötigten Form mit 250.000 mikrometerfeinen Löchern ist eine Herausforderung. Damit sich der Cellforce-Sensor künftig kostengünstig produzieren lässt, verwenden die Forscher handelsüblichen Kunststoff und gängige Verfahren aus der Chip-Fertigung. In einem Jahr soll ein erster "Cellforce"-Prototyp fertig sein.

Rehau strebt Markführerschaft bei WPC-Abdeckungen an

<a href=http://www.REHAU.at>Rehau</a> hat am Standort Neulengbach in Niederösterreich ein neues WPC (Wood Polymer Composite) entwickelt. Mit dem dekorativen Terassensystem RELAZZO wurde ein erstes Produkt mit diesem Material vorgestellt. Rehau strebt Markführerschaft bei WPC-Abdeckungen an <% image name="Rehau_WPC" %><p> <small> Das neue Terrassensystem von Rehau - hier im Golfclub Schwarzsee bei Kitzbühel. </small> Langfristig plant Rehau die europaweite Marktführerschaft bei WPC-Deckingsystemen. Alleine in die Entwicklung wurde mehr als 1,5 Mio € investiert - ein weiterer Ausbau der Anlagen, die seit Anfang März produzieren - ist bereits in Planung. Das Werk Neulengbach will sich damit zum europaweiten Kompetenzzentrum für Holzpolymere entwickeln. Das von Rehau entwickelte WPC besteht zu rund 60 % aus europäischen Hölzern aus nachhaltiger Forstwirtschaft und zu etwa 40 % aus Polypropylen. Es ist widerstandskräftiger gegen den Befall von Algen und Pilzen als Holz, feuchtigkeitsresistent und rutschhemmend. Darüber hinaus hat der thermoplastisch verarbeitbare Verbundwerkstoff eine hohe Abriebfestigkeit. Im Gegensatz zu herkömmlichen Holz überzeugt diese innovative Lösung durch ihr "Barfußgefühl": Sie ist frei von Rissen und Splittern und leicht zu reinigen. Das neue Material ist zudem frei formbar, wodurch es flexibel und vielfältig im Innen- und Außenbereich eingesetzt werden kann <table> <td width="110"></td><td> Derzeit stellt Rehau rund 700 t des Decking-Systems RELAZZO her. Den aktuellen Jahresbedarf an WPC-Decksystemen für Terrassen schätzt Rehau europaweit auf bis zu 40.000 t. Bis 2010 erwartet man einen Anstieg dieses Anteils um 30 %. </td> </table>

Neue Mechanismen der Stammzellregulation gefunden

Wissenschaftler am Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (<a href=http://www.imba.oeaw.ac.at>IMBA</a>) fanden bei Fliegen Gene, deren Fehlen normale Stammzellen zu Tumorstammzellen macht. Ähnliche Gene existieren auch beim Menschen. <% image name="IMBA_Stammzellregulation" %><p> <small> Eierstocktumor einer Fliege, die das Protein Mei-P26 nicht produzieren kann. Die Tumorzellen, die aus Stammzellen hervorgegangen sind, in grün. &copy; IMBA </small> Stammzellen sind das Reservoir, aus dem der Organismus kontinuierlich Nachschub an spezialisierten Zellen für die unterschiedlichsten Gewebe bezieht. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass Stammzellen nicht nur eine wichtige Rolle bei der Erneuerung und Erhaltung von Geweben spielen, sondern auch einen tödlichen Beitrag zur Krebsentstehung leisten können. Verlieren sie nämlich die Kontrolle über ihre fein regulierte Teilungstätigkeit, können sie zu Tumorstammzellen werden und als solche einen Tumor nicht nur erzeugen, sondern später auch am Leben erhalten. Wie eine normale Stammzelle zur bösartigen Tumorstammzelle wird und wie die Zellteilung in Stammzellen überhaupt reguliert wird, ist noch weitgehend unerforscht. <b>Stammzellmodell Fliege.</b> Eine Arbeitsgruppe um Jürgen Knoblich und seinen Doktoranden Ralph Neumüller am IMBA hat nun einen wichtigen Beitrag zu diesem komplexen Forschungsgebiet geliefert. Das Team konnte klären, wie Stammzellen bei der Teilung für ungleiche Nachkommen sorgen. Nur eine der beiden Tochterzellen darf nämlich ihren Stammzellcharakter behalten. Die andere stellt ihre Teilungsaktivität ein und spezialisiert sich, um gewebetypische Aufgaben zu übernehmen. Als Modellorganismus diente den Forschern die Taufliege Drosophila, denn, so Knoblich, "bei keinem anderen Organismus verstehen wir Stammzellen so gut wie bei Drosophila." <b>Mikro-RNAs kontrollieren Genregulation.</b> Im Zentrum des neu entdeckten Mechanismus stehen sogenannte mikro-RNAs - kleine RNA Moleküle, die wichtige Kontrollfunktionen bei der Genregulation übernehmen. Diese mikro-RNAs wurden erst vor einigen Jahren entdeckt, ihre Entdeckung wurde 2006 mit dem Nobelpreis belohnt. Durch Untersuchungen des Eierstockgewebes von Fliegen konnten die IMBA-Forscher aufklären, wie Stammzellen diese mikro-RNAs in einer ihrer Tochterzellen inaktivieren, die Teilungsrate der Zelle damit bremsen und ihren Stammzellcharakter beseitigen. Ein Protein mit der Bezeichnung Mei-P26 wird spezifisch in den spezialisierten Tochterzellen eingeschaltet und bindet an die Maschinerie, die mikro-RNAs brauchen, um andere Gene zu regulieren. Diese Verbindung blockiert die mikro-RNAs und die Zelle verliert ihren Stammzellcharakter. Besonders aufschlussreich wird es, wenn Mei-P26 fehlt. In diesem Fall behalten beide Tochterzellen nach der Teilung ihren Stammzellcharakter. Es kommt zu unkontrollierten Zellteilungen, schließlich entsteht ein Tumor. <b>Homologe Gene beim Menschen.</b> Die neuen Erkenntnisse knüpfen an frühere Forschungsarbeiten der Gruppe von Jürgen Knoblich an. Mei-P26 ist verwandt mit dem Gen Brat, das eine sehr ähnliche Funktion im Nervensystem ausübt. Wie das Team vor zwei Jahren zeigte (Cell vom 24.3.2006), führen Defekte im Brat-Gen zu einer unkontrollierten Wucherung im Gehirn der Fliege und letztendlich zum Tod durch den Tumor. Besonders spannend für die IMBA-Forscher: Mei-P26 und Brat gibt es auch beim Menschen. Jürgen Knoblich dazu: "Die Erforschung der entsprechenden Gene könnte klären, wie menschliche Stammzellen Tumore bilden. Die Erkenntnisse könnten uns Werkzeuge in die Hand geben, mit denen wir die Teilung und Spezialisierung von menschlichen Stammzellen für therapeutische Zwecke steuern können." <small> Die Arbeit "Mei-P26 regulates microRNAs and cell growth in the Drosophila ovarian stem cell lineage" (Neumüller et al.) wurde online in Nature publiziert (DOI:10.1038/ nature07014). </small> Neue Mechanismen der Stammzellregulation gefunden

Europas Chemikalien-Agentur in Helsinki eingeweiht

Die Europäische Chemikalien-Agentur in Helsinki (<a href=http://echa.europa.eu>ECHA</a>) ist offiziell von der EU-Kommission eröffnet worden. Bis zum 1. Dezember läuft nun die Frist, in der die so genannte Vorregistrierung von Substanzen erledigt werden kann - wird sie verpasst, droht die REACH-Gesetzgebung mit rigiden Sanktionen. Insbesondere KMUs müssen ihre REACH-Hausaufgaben großteils noch machen. <% image name="ECHA" %><p> EU-Kommissionspräsident, sein Vize und jede Menge Lokal-Prominenz feierten in Helsinki den offiziellen Startschuss der ,European Chemicals Agency'. Binnen einen Jahres hat die Agentur knapp 200 Mitarbeiter rekrutiert - darunter jede Menge hochausgebildete Wissenschaftler -, bis 2011 soll sich die Crew auf 450 Mitarbeiter aufgestockt werden. Der Start der Vorregistrierungs-Phase am 1. Juni lief allerdings nicht ganz friktionsfrei ab: Insbesondere die zentrale Software REACH-IT stand noch nicht in vollem Funktionsumfang zur Verfügung. Und dass nach wir vor ein Großteil der rund 35.000 Unternehmen, die bis zum 1. Dezember vorregistrieren müssen, noch wenig REACH-Bewusstsein entwickelt haben, darüber ist man sich in Helsinki ebenso im Klaren: Eine große PR-Kampagne soll dieses Manko in den nächsten Monaten beheben. Das ECHA-Team in Helsinki präsentiert sich dennoch top-motiviert. Joachim Kraysa, Director for Co-Operations in der ECHA, ist überzeugt, "die äußerst knapp bemessenen Deadlines" dennoch einhalten zu können - nicht zuletzt dank IT-basierter Kommunikation. Die Website in allen EU-Sprachen, der Helpdesk sowie die Datenbank zur Einbringung von Dossiers - IUCLID5 - sind online. <b>200.000 Dossiers.</b> Erwartet werden nun bis Dezember bis zu 200.000 Dossiers, die rund 30.000 verschiedene Substanzen betreffen werden (REACH erfasst alle Substanzen, die mit mehr als 1 t/Jahr produziert oder importiert werden) sowie etwa 1.000 Ausnahmegenehmigungen für Substanzen der prozessorientierten Forschung. 5.000 Substanzen des alten Regimes wurden bereits in das neue System übertragen. Anfang 2009 soll sodann die fertige Liste aller vorregistrierten Substanzen publiziert werden, aus der sodann binnen Jahresfrist die ,prioritären Substanzen' auszuwählen sind, welche in Folge auch autorisiert werden müssen - knapp 1.000 hochtoxische (karzinogen, mutagen, persistent) Substanzen werden erwartet. Compliance Checks wird ECHA gerade einmal bei rund 5 % aller Dossiers durchführen - die Kunst sei nun die Auswahl der richtigen 5 %. <b>Und nach 2010?</b> Dann werden abermals Jahre vergehen, in denen die Industrie ihre allfällig zusätzlich notwendigen Tests durchführen kann. REACH zielt vor allem auf ein Mehr an grundlegend toxikologischen Informationen zu den High-Volume-Substanzen ab - insgesamt sind etwa 2.700 Substanzen am Markt, die mit mehr als 1.000 t/a in Verkehr gebracht werden. Lena Perenius, Executive Director bei CEFIC, sagt: "Die Industrie hat sich mit REACH abgefunden, jetzt arbeiten wir konstruktiv am neuen System mit." Wirklich überzeugend sind die Argumente für das bürokratisch äußerst aufwändige REACH-System freilich immer noch nicht, profitieren wird davon in erster Linie Helsinki, die sich über ihre erste international ausgerichtete EU-Agentur freuen darf. <table> <td><% image name="Verheugen1" %></td> <td><% image name="Verheugen2" %></td> </table><p> EU-Kommissions-Vize Günter Verheugen - der Chemie Report hat im Rahmen einer Bootsfahrt im Hafen von Helsinki einige Takte mit ihm plaudern können - ist jedenfalls trotzt REACH überzeugt, "dass die EU in den nächsten Jahren ihre Bürokratie soweit abbauen kann, sodass die Wirtschaft aufgrund dieses Bükrokratieabbaus ab 2012 einen Wachstumsschub von rund 1,5 % bekommt". Und ist es sinnvoll, dass die Produktion zahlreicher Grundstoffe durch den Versteigerungszwang von CO<small>2</small>-Zertifkaten ab 2013 gefährdet wird? "Das müssen Sie den Umweltkommissar Dimas fragen, das war nicht meine Idee!" Ernsthaft: "Wir werden für die energieintensiven Branchen - Chemie, Glas, Keramik, Stahl, Papier machen in Summe übrigens nicht mehr als 13 % der Wirtschaftsleistung aus - bis Ende des Jahres eine Lösung finden." Verheugen erzählt lieber vom Verhältnis zu den Amerikanern: "Die USA nehmen uns REACH nach wir vor übel. Mittlerweile haben wir jene absurde Situation, dass wir in Europa Produkte verbieten, weil zu deren Erforschung Tierversuche angewandt wurden - in den USA kommen sie nicht auf den Markt, weil keine erfolgt sind." Wenig beliebt ist REACH aber nicht nur in den USA, sondern auch in China. Liu Bin von CCCMC Europe (China Chamber of Commerce of Metals Minerals & Chemicals Importers & Exporters) erklärt: "In China sind rund 2.000 Substanzen (429 Substanzen mit mehr als 1.000 t/a, 297 zwischen 100 und 1.000 t/a), rund 20.000 Produkte und vermutlich ebenso viele Unternehmen von REACH betroffen." Für die Chinesen sei es insbesondere schwierig Partner in Europa und in China selbst ausreichende Experten zu finden. Vor allem die Hersteller "gefährlicher Stoffe" denken darüber nach, die EU künftig zu meiden. Alle anderen gründen indessen entsprechende Importeurs-Firmen, die sodann den Registrierungsprozess in Europa durchlaufen. Dass in den nächsten 5 Jahren China ein ähnliches System wie REACH einführen wird, glaubt Bin nicht: "Frühestens in 10. Wenn überhaupt." <table> <td width="110"></td><td><small> <b>ECHA</b> ist die Schnittstelle für die Online-Registrierung der registrierungspflichtigen chemischen Substanzen. Das Helpdesk der Agentur steht mit einen Netz nationaler REACH-Helpdesks in Verbindung. In REACH werden alle Substanzen >1 t/a registriert - gestaffelt je nach Volumina bis 2018. Dazu sind Unternehmen zu einem Datenaustausch - in den Substance Information Exchange Fora (SIEFs) - angehalten. CEFIC hat dazu das IT-Tool ReachLink entwickelt. Auch die ,Downstream User' sind in den Prozess eingebunden. Die Registrierungs-Gebühren reichen von 1.600 bis zu 31.000 €, für KMUs gibt es aber Nachlässe. </small></td> </table> Europas Chemikalien-Agentur in Helsinki eingeweiht