Archive - Okt 5, 2015

Medizin-Nobelpreis 2015: Therapien gegen tropische Infektionskrankheiten

Der Medizin-Nobelpreis 2015 ist an drei Forscher vergeben worden, die neue Wirkstoffe gegen tropische Infektionskrankheiten gefunden haben und sich dabei des Arsenals an Stoffwechselprodukten von Pflanzen und Mikroorganismen bedienten.

 

Die Nobel-Versammlung des Karolinska-Instituts hat den „Nobelpreis für Physiologie oder Medizin“ 2015 zur Hälfte der chinesischen Forscherin Youyou Tu zugesprochen, die sich auf die Spur traditioneller Kräuterrezepturen gegen Malaria begeben hat. Sie erkannte, dass Artemisinin, ein trizyklischer sekundärer Metabolit aus dem einjährigen Beifuß, ein gegen den Malaria-Erreger hochaktiver Wirkstoff ist. Artemisinin ist heute Bestandteil einer Standard-Kombinationstherapie gegen Malaria.

 

Bekämpfung parasitärer Würmer

Die andere Hälfte des diesjährigen Medizin-Nobelpreises teilen sich der Japaner  Satoshi Ōmura und der US-Amerikaner William Campbell. Ōmura ist es gelungen, neue Stämme der Bakteriengattung Streptomyces zu kultivieren, die eine bemerkenswerte Aktivität gegen parasitäre Fadenwürmer zeigten. Derartige Erreger lösen etwa die von Mücken übertragene Onchozerkose (Flussblindheit) oder die durch chronische Entzündungsreaktion mit Lymphstau verursachte Elephantiasis tropica aus.

Campbell konnte zeigen, dass die entscheidende chemische Komponente in Ōmuras Kulturen die Verbindung Avermectin, ein makrocyclisches Lacton (Macrolid) ist. Durch Derivatisierung wurde das Molekül Ivermectin erhalten, das nicht nur gegen Fadenwürmer, sondern auch gegen Ektoparasiten wie Läuse, Milben und Zecken eingesetzt wird.