Archive - Jun 11, 2015

Chemische Industrie sieht Standort gefährdet

Der frischgekürte Obmann des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Hubert Culik, blickte im Rahmen einer Pressekonferenz sorgenvoll in die Zukunft der heimischen Branche. Um die ungebrochene Innovationskraft der Betriebe nutzen zu können, bedürfe es einer drastischen Änderung der Rahmenbedingungen.

 

Die Umsätze der österreichischen Chemie-Industrie kamen 2014 nicht vom Fleck. Nachdem 2013 bereits ein Rückgang von 2,3 Prozent zu verzeichnen war, wuchsen die Erlöse im vergangenen Jahr lediglich um 0,5 Prozent auf einen Wert von 16,5 Milliarden Euro an. Auch die Zahl der Beschäftigten ging um 0,7 Prozent auf 42.839 zurück.

Im Rahmen einer Pressekonferenz, in der der FCIO seinen neuen Obmann Hubert Culik, Geschäftsführer des Wiener Lackherstellers Rembrandtin und Vorstand der international tätigen Helios-Gruppe, vorstellte, wurden diese Zahlen in einen breiteren Kontext gestellt. Zwischen 2003 und 2013 ging der Anteil, den EU-Industriebetriebe an der weltweiten Chemieproduktzion hielten, von 31,2 auf 16,7 Prozent zurück. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil Chinas von 8,7 auf 33,2 Prozent an. Kam es in China oder den USA zu einem Anstieg der getätigten Investitionen, gingen sie in der EU von 4,3 auf 3,5 Prozent der weltweit investierten Summen zurück.

 

Radikales Umdenken gefragt

Hohe Energiepreise und „überbordende Bürokratie“ würden den Standort Europa gefährden, wie Culik und FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger ausführten. In Österreich habe die chemische Industrie nicht weniger als 2.200 Rechtsvorschriften einzuhalten, das sei nicht mehr handhabbar, so Culik. Der Fachverband fordere vor diesem Hintergrund einen Stopp der Anlassgesetzgebung, die Senkung von Lohnneben - und Energiekosten und die Förderung naturwissenschaftlicher Bildung von der Volksschule bis zu Universität.

Ungebrochen sei demgegenüber die innovative Kraft der österreichischen Chemieindustrie, die mit dem Einsatz biobasierter Rohstoffe und Prozesse („Green Chemistry“), aber auch mit der Entwicklung von funktionalen Materialien und Beschichtungen („Smart Chemistry“) wertvolle Beiträge zur Lösung aktueller Herausforderungen leiste.  Das könne aber nur unter den entsprechenden Rahmenbedingungen zum Tragen kommen.