Archive - Mai 15, 2017

EU-Kommission ermittelt gegen Aspen Pharma

Der südafrikanische Konzern soll überhöhte Preise für Wirkstoffe gegen Blutkrebs verlangt und damit gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstoßen haben.

 

Die Europäische Kommission ermittelt gegen den südafrikanischen Pharmakonzern Aspen Pharma. Er soll „bei fünf lebenswichtigen Krebsarzneien unangemessen hohe Preise“ verlangt und damit „eine marktbeherrschende Stellung missbraucht“ haben. Laut Informationen, die der Kommission vorliegen, erhöhte das Unternehmen den Preis von Wirkstoffen gegen Blutkrebs um bis zu 100 Prozent. Staaten, die das nicht akzeptierten, soll Aspen Pharma damit gedroht haben, die einschlägigen Medikamente vom jeweiligen Markt zu nehmen. In einigen Fällen sei dies auch tatsächlich erfolgt. Der Kommission zufolge könnte dies gegen das Kartellrecht der EU sowie gegen das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR-Abkommen) verstoßen. Beiden Vorschriften zufolge ist „die Erzwingung unangemessener Preise oder sonstiger Geschäftsbedingungen ausdrücklich verboten“, verlautete die Kommission in einer Aussendung. Wie sie hinzufügte, erstreckt sich das Verfahren auf das gesamte Gebiet des EWR (EU inklusive Island, Liechtenstein und Norwegen) mit Ausnahme Italiens.

 

In Italien verurteilte die Kartellbehörde Autorità Garante della Concorrenza e del Mercato (AGCM) Aspen Pharma bereits am 14. Oktober 2016 zu einer Strafe von über fünf Millionen Euro. Die AGCM begründete dies mit Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht der EU. Aspen Pharma sei gegenüber der italienischen Medizinmarktagentur (Agenzia Italiana del Farmaco - AIFA) „aggressiv“ vorgegangen und habe damit Preiserhöhungen zwischen 300 und 1.500 Prozent erreicht, hieß es in einer Aussendung der AGCM. So sei damit gedroht worden, die Versorgung Italiens mit mehreren Krebsmedikamenten einzustellen.

 

Aspen Pharma bestätigte die Ermittlungen der EU-Kommission. „Wir nehmen die Befolgung wettbewerbsrechtlicher Vorschriften sehr ernst und werden konstruktiv mit der Kommission zusammenarbeiten“, verlautete das Unternehmen.

 

Unterdessen haben nicht nur die europäischen Behörden Aspen Pharma im Visier. Auch die südafrikanische Wettbewerbsbehörde ermittelt gegen den Konzern wegen angeblich überhöhter Arzneimittelpreise. Aspen Pharma weist die Vorwürfe zurück. Es habe zwar Preiserhöhungen gegeben, jedoch innerhalb des gesetzlichen Rahmens.