Archive - 2017

June 23rd

AMAG eröffnet Kaltwalzwerk

Mit der 300-Millionen-Euro-Anlage verdoppelt sich die Produktionskapazität auf 300.000 Jahrestonnen.

 

Der Aluminiumkonzern AMAG eröffnete am 22. Juni sein neues Kaltwalzwerk am Standort Ranshofen. Ihm zufolge handelt es sich um die derzeit modernste derartige Anlage in Europa. Mit der 300-Millionen Euro-Investition entstehen rund 450 neue Arbeitsplätze. Die Produktionskapazität der AMAG für Aluminiumbleche und -bänder verdoppelt sich durch das binnen 16 Monaten errichtete Werk auf über 300.000 Tonnen.

 

Laut Vorstandschef Helmut Wieser eröffnen sich mit dem Ausbau „insbesondere in den Bereichen Automobil, Luftfahrt, Nutzfahrzeuge, Verpackung und Maschinenbau neue Absatzpotenziale“. In den vergangenen zehn Jahren investierte die AMAG insgesamt rund eine Milliarde Euro, von der 900 Millionen auf Österreich entfielen. Zu den größten Projekten zählte neben dem neuen Kaltwalzwerk ein Warmwalzwerk, das im September 2014 ebenfalls in Ranshofen in Betrieb ging.

 

 

 

 

50 Jahre Transalpine Ölleitung

Die bedeutenste Pipeline zur Versorgung Österreichs ging vor einem halben Jahrhundert in Betrieb.

 

Sie ist die wichtigste Pipeline zur Versorgung Österreichs mit Erdöl - und sie ist heuer seit 50 Jahren in Betrieb: die Transalpine Ölleitung (TAL), die von Triest nach Deutschland und in die Tschechische Republik führt. Bei Würmlach im Gemeindegebiet von Kötschach-Mauthen an der italienisch-österreichischen Grenze zweigt von der TAL die Adria-Wien-Pipeline nach Schwechat ab. Über den deutschen Strang werden weiters die Raffinerien in Karlsruhe, Burghausen, Lenting, Vohburg und Neustadt an der Donau versorgt. Ferner werden über die Mero-Pipeline die tschechischen Erdölaufbereitungsstätten Litvinov und Kralupy beliefert. Insgesamt flossen seit 1967 über 1,4 Milliarden Tonnen Rohöl über die TAL. Zu deren Ausgangspunkt im Hafen von Triest gelangte das Öl in mehr als 19.000 Tankern. Bayern und Baden-Württemberg werden mit Rohöl zu 100 Prozent über die TAL versorgt. An der Belieferung Österreichs hat die Leitung einen Anteil von etwa 90 Prozent, an jener Tschechiens rund 50 Prozent.

 

Gefeiert wurde der 50. „Geburtstag“ der 753 Kilometer langen Leitung am 22. Juni mit einem Festakt in Tristach bei Lienz. Wie General Manager Alessio Lilli erzählte, war im vergangenen Jahr mit 41,4 Millionen Tonnen Rohöl ein neuer Rekorddurchsatz zu verzeichnen. Investiert wurden in den drei Zielländern 2016 insgesamt rund 25 Millionen Euro, von denen vier Millionen auf Österreich entfielen. Heuer liegt das Investitionsvolumen auf einem ähnlichen Niveau. Die Schwerpunkte sind laut Lilli „weiterhin Sicherheit, Umweltschutz und die Integrität unserer Anlagen“.

 

Betrieben wird die Leitung von der TAL-Group, die aus drei Ländergesellschaften in Deutschland, Österreich und Italien besteht. An der Gruppe beteiligt sind die OMV, Shell, die russländische Rosneft, die italienische ENI, C-BLUE LIMITED (Gunvor), BP, Exxon Mobil, Phillips 66/Jet, die französische Total und MERO ČR. Insgesamt hat die TAL-Group rund 220 Mitarbeiter, in Österreich sind es 25. Ihren Hauptsitz hierzulande hat das Unternehmen in Kienburg, dem südlichsten Ortsteil von Matrei in Osttirol.

 

 

June 22nd

Evonik darf Huber Silica übernehmen

Die EU-Kommission hat die 565-Millionen-Euro-Transaktion im Spezialchemikaliensektor unter Auflagen genehmigt.

 

Laut Entscheidung der EU-Kommission darf der deutsche Spezialchemikalienkonzern Evonik die Huber Silica übernehmen, den Silika-Geschäftsbereich des US-amerikanischen Konzerns J.M. Huber. Allerdings müssen die beiden Unternehmen Teile ihres Geschäfts mit gefällter Kieselsäure verkaufen. Diese wird unter anderem bei der Produktion von Beschichtungen, Farben, Reifen, Schaumverhütern und Zahnpasta verwendet. Hinsichtlich des Stoffes haben Evonik und Huber Silica vergleichsweise hohe gemeinsame Marktanteile. Ferner gibt es nur wenige alternative Hersteller, teilte die Kommission mit.

 

Um die Bedenken der Kommission gegen die Akquisition auszuräumen, bot Evonik an, sein Geschäft mit gefällter Kieselsäure für Dentalanwendungen in Europa, im Nahen Osten und in Afrika abzustoßen. Überdies will Huber Silica das Geschäft mit gefällter Kieselsäure für Schaumverhüter sowie mit hydrophober gefällter Kieselsäure im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) verkaufen. Die Produktionstechnologien sind laut EU-Kommission vollständig „zur Produktionsstätte eines geeigneten Käufers“ zu transferieren. Ferner werden Evonik und Huber Silica dem neuen Eigentümer „umfassende technische Unterstützung bieten und mit ihm eine vorübergehende Liefervereinbarung schließen“. Ausdrücklich hält die Kommission fest, dass es sich beim Erwerber um „einen etablierten Hersteller gefällter Kieselsäure mit bestehender Marktpräsenz im EWR handeln“ muss.

 

Unter diesen Voraussetzungen ist die Akquisition nach Ansicht der EU-Kommission wettbewerbsrechtlich unbedenklich. Ihr wurde diese am 27. April des heurigen Jahres gemeldet. Evonik einigte sich im Herbst vergangenen Jahres mit J.M. Huber. Der deutsche Konzern will mit der Übernahme seine Marktposition „in diesem profitablen und wenig zyklischen Geschäft vor allem in Nordamerika und Asien“ stärken, verlautete damals. Als Kaufpreis wurden 630 Millionen US-Dollar (565 Millionen Euro) genannt. Laut Evonik wächst der globale Silika-Markt mit jährlich vier bis sechs Prozent überdurchschnittlich stark.

 

 

 

Heftige Kritik an Shire

Mit dem Abbau von bis zu 650 Arbeitsplätzen in Orth an der Donau wolle der Pharmakonzern nur Steuern sparen, tadeln niederösterreichische Politiker und Arbeitnehmervertreter.

 

Ungehalten reagieren niederösterreichische Politiker und Arbeitnehmervertreter auf die Ankündigung des in Dublin ansässigen Pharmakonzerns Shire, in Orth an der Donau bis zu 650 Arbeitsplätze abzubauen. Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav sprach von einem „Schlag ins Gesicht. Hier wurde mit Tabellen und Studien über die Zukunft von hunderten Familien entschieden. Diese Entscheidungen wurden von der internationalen Konzernzentrale getroffen. Die regionale Politik hatte keine Möglichkeit einzugreifen. Leider werden wir immer öfter mit derartigen Vorgehensweisen konfrontiert“. Bohuslav kündigte an, mit Shire Kontakt aufzunehmen, „um die Entscheidung zu hinterfragen und den betroffenen Mitarbeitern zu helfen“.

 

Landeshauptmannstellvertreterin Karin Renner zeigte sich „entsetzt“ über die Vorgangsweise Shires. Der Stellenabbau komme „beinahe einer Liquidation des Standorts gleich“. Einmal mehr würden „Arbeitsplätze rein steuerlichen und damit gewinnmaximierenden Überlegungen geopfert“. Das Werk in Orth sei „sehr erfolgreich unterwegs“. Doch gebe es in der EU „einen teils ruinösen Steuerdumpingwettbewerb, dem immer wieder Arbeitsplätze und damit auch Firmenstandorte zum Opfer fallen“.

 

Arbeiterkammerpräsident Markus Wieser verlautete, er habe „absolut kein Verständnis für die Kündigungen. Eine wirtschaftliche Schieflage ist nicht erkennbar“. Er unterstellte Shire, dass „die hochwertigen Arbeitsplätze nur aufgrund von Steuerbegünstigung ins EU-Ausland für Gewinnmaximierung verlagert werden“. Zum wiederholten Mal forderte Wieser, „diesen Praktiken einen Riegel vorzuschieben und einheitliche Steuersätze umzusetzen. Es kann nicht sein, dass die unterschiedlichen Steuerregelungen innerhalb der EU noch immer von Unternehmen dazu genutzt werden, heimische Arbeitsplätze zu gefährden und abzubauen“.

 

Im ersten Quartal 2017 verzeichnete Shire einen Umsatz von rund 3,4 Milliarden US-Dollar (3,0 Milliarden Euro), gegenüber dem ersten Quartal 2016 ein Plus von 110 Prozent. Bereinigt um die am 3. Juni des Vorjahres erfolgte Übernahme von Baxalta belief sich der Umsatzauf 1,8 Milliarden US-Dollar (1,6 Milliarden Euro), was einer Steigerung um rund 11 Prozent entspricht.

 

 

Aus Wirtschaftskreisen verlautete gegenüber dem Chemiereport, die Ansiedlung internationaler Konzerne sei stets eine riskante Sache. Daher empfehle es sich für die Wirtschaftspolitik, für die langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen primär auf heimische Unternehmen zu setzen und diesen bestmögliche Rahmenbedingungen zu bieten. Dies sei Strategie, wie sie im Übrigen gerade Niederösterreich mit der Wirtschaftsagentur Ecoplus ohnehin erfolgreich verfolge.

 

 

 

 

 

June 21st

„Restlverwertung“ in der Lebensmittelbranche

Was Österreichs lebensmittelverarbeitende Betriebe mit ihren Reststoffen und tun könnten, zeigt eine neue Studie.

 

So wirklich schlecht sind die lebensmittelverarbeitenden Betriebe in Österreich bei der Verwertung ihrer Reststoffe nicht unterwegs. Allerdings bestehen durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten. Das ist eine der wesentlichsten Behauptungen in einer neuen Studie mit dem Titel „Öko-Effizienz in der österreichischen Lebensmittelverarbeitung: Analyse, Bewertung, Optimierung der Massenflüsse von Lebensmitteln und festen Lebensmittelabfällen (Projekt ILMA)“. Finanziert wurde diese von der Altstoff Recycling Austria (ARA), der Verpackungskoordinierungsstelle (VKS), dem Umweltministerium und dem Land Oberösterreich.

 

Den Autoren zufolge gibt es in Österreich rund 3.500 lebensmittelverarbeitende Betriebe mit etwa 72.000 Beschäftigten und 16,4 Milliarden Euro Jahresumsatz. Unter anderem zeichnen sie für 580.000 Tonnen an tierischen Abfällen bzw. Nebenprodukten verantwortlich. Davon werden etwa 50.000 Tonnen auf dem Verbrennungsweg beseitigt. Weitere 132.000 Tonnen werden zur Strom- und Wärmegewinnung in Abfallverbrennungsanlagen genutzt bzw. in Biogas- und Kompostierungsanlagen verarbeitet sowie als organischer Dünger verwendet. Die übrigen 393.000 Tonnen kommen in die Tierkörperverwertung, die daraus unter anderem Hunde- und Katzenfutter sowie Knochen-, Blut- und Tiermehl herstellt. Übrigens: Von einem Schaf werden in Österreich im Durchschnitt rund 52 Prozent verzehrt, von einem Rind 54 Prozent, von einem Schwein 62 Prozent und einem Exemplar nicht näher spezifizierten Geflügels sogar 68 Prozent. Wie es in der Studie heißt, wäre es möglich, aus den anfallenden Schweineköpfen noch rund 40 Prozent Fleisch zu gewinnen. Aus Tierknochen ließen sich Brühen für Suppen erzeugen, Innereien könnten auch an spezialisierte (Gastronomie-)Betriebe verkauft werden. Sinnvoll wäre in manchen Fällen auch, die tierischen Abfälle „in den betriebseigenen Biogasanlagen“ energetisch zu verwerten.

 

Molke und Trester

 

Ausführlich geht die Studie weiters auf die Nutzung von Molke ein, deren Aufkommen bei rund 1,3 Millionen Tonnen liegt. Fast drei Viertel davon (393.200 Tonnen) werden zu Molkepulver, Lactose und Lactoalbumin verarbeitet, gelten also nicht als „tierisches Nebenprodukt“. In den Export gehen 138.000 Tonnen, in die Verfütterung bei Anliefer- und Mastbetrieben 98.000 Tonnen. Etwa 68.300 Tonnen werden in Biogasanlagen vergoren, weitere 22.000 Tonnen nutzt die Industrie für unterschiedliche Zwecke. Bei nur 11.500 Tonnen oder knapp einem Prozent der Gesamtmenge erfolgt die Verarbeitung zu Molkegetränken. Der Studie zufolge ist es ferner möglich, aus zu 90 Prozent entmineralisierter Ziegen-Süßmolke hitzestabiles Ziegen-Süßmolkenpulver herzustellen. Überdies könnten Süß- und Sauermolke Kaffeeobers ersetzen oder den Ertrag bei der Käseproduktion steigern. Denkbar ist auch bei der Molke die energetische Verwertung in Biogasanlagen. An der Technischen Universität Graz wurde des Weiteren ein Verfahren zur Erzeugung von Bioplastik entwickelt, das auch Molke nutzt. Allerdings „konnten jedoch noch keine Informationen gefunden werden, dass dies auch in der (österreichischen) Praxis umgesetzt worden ist“, resümieren die Studienautoren.

 

Was Rückstände aus der Obst- und Gemüseverarbeitung sowie der Wein-, Obstessig- und Schnapserzeugung betrifft, schätzen die Autoren das Gesamtaufkommen auf etwa 102.500 Tonnen. Zurzeit werden diese Agrarabfälle hauptsächlich zur „Kompostierung, Vergärung, als Futtermittel für Vieh, für die Pektingewinnung (aus Zitrus-, Rüben- und Apfeltrestern), als Düngemittel“ sowie für die Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Auch die Kosmetikindustrie hat für manche dieser Substanzen Verwendung. „Für einige Rückständefraktionen (z.B. Obst- und Gemüsetrester) bestehen derzeit noch keine weitgehend etablierten Verwertungsoptionen, da die Untersuchungen oft noch im Forschungsstadium sind“, heißt es in der Studie.

 

Manche Hindernisse

 

Einer Verwertung nicht immer entgegenkommend sind laut den Autoren manchmal die gesetzlichen Vorgaben. Hinzu kommt dabei, dass manche Vorschriften in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gestaltet sind. Überdies rechnet sich auch nicht jeder Verwertungsweg für jede Betriebsgröße: „Für kleinere Betriebe wäre eine Kooperation eventuell eine Option, um neue Vertriebsschienen zu erschließen und so Nebenprodukte weitergehend vermarkten zu können. Auch Förderungen durch die öffentliche Hand könnten zur Erfüllung der Vorgaben unterstützen.“

 

June 20th

Wittgenstein- und START-Preisträger bekannt gegeben

Der FWF gab die diesjährigen Träger der Wittgenstein- und START-Preise bekannt und fordert die Erhöhung der Mittel für die Grundlagenforschung.

 

Mit dem Wittgenstein-Preis und dem „START“-Programm fördert der österreichische Wissenschaftsfonds FWF seit 1996 jährlich herausragende Leistungen der Grundlagenforschung über alle Disziplinen hinweg. Der mit bis zu 1,5 Millionen Euro dotierte Wittgenstein-Preis zielt darauf ab, einem auf seinem Fachgebiet bereits anerkannten Wissenschaftler ein Höchstmaß an Freiheit bei der Durchführung der Forschungsarbeiten zu geben, die START-Preise fördern Forscher mit zwei oder mehreren Jahren Erfahrung nach dem Doktorat, um ihre Arbeit langfristig finanziell abzusichern.

Der diesjährige Wittgenstein-Preisträger Hanns-Christoph Nägerl wurde 1967 in Göttingen geboren, wo er auch Physik studierte. Bereits 1996 folgte er seinem Doktorvater Rainer Blatt an die Universität Innsbruck. 2006 konnte er sich hier habilitieren, 2011 wurde er zum Professor für Experimentalphysik berufen. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den Eigenschaften von Quantengasen in der Nähe des absoluten Nullpunkts. Bei Temperaturen im Nanokelvin-Bereich dominieren Quanteneigenschaften das Verhalten des Teilchenkollektivs und führen zum Auftreten neuartiger Quantenphasen und Phasenübergängen zwischen diesen.

Auch unter den diesjährigen START-Preisträgern sind eine Reihe an Naturwissenschaftlern zu finden: Wolfgang Lechner vom Institut für Theoretische Physik der Universität Innsbruck beschäftigt sich mit Paritätsbedingungen als Toolbox für Quantencomputer, Claudine Kraft forscht an den Wiener Max F. Perutz Laboratories über die Funktion des Proteinkomplexes Atg1/ULK1 in der Autophagie. Andrea Pauli vom Institut für Molekulare Pathologie in Wien versucht neue Einblicke in Funktionen weitverbreiteter Translation während der Embryogenese zu gewinnen, während Miriam Unterlass, (Institut für Materialchemie der TU Wien) den hydrothermale Pfad zu funktionellen organischen Gerüststrukturen beschreiten will.

 

FWF fordert Einhaltung von politischen Versprechen

Im Rahmen der Pressekonferenz, bei der die Preisträger präsentiert wurden, wiesen FWF-Präsident Klement Tockner und Artemis Vakianis, die kaufmännische Vizepräsidentin des Fonds, auf die Diskrepanz zwischen der an sich hohen F&E-Quote (Österreich liegt hier EU-weit auf dem erfreulichen zweiten Platz) und dem geringen Grundlagenforschungsanteil hin: Nur eine Fünftel der Forschungsgelder fließen in diesen Bereich. Der FWF fordert angesichts dessen, dass die von der Bundesregierung beschlossene „Forschungsmilliarde“ und die sukzessive Erhöhung des jährlichen FWF-Budgets trotz des vorgezogenen Neuwahltermins ohne Verzögerung umgesetzt werden.

 

 

USA: Warnung vor Arznei-Importen

Falls die USA die Einfuhr verschreibungspflichtiger Medikamente freigeben, könnten nicht zuletzt mehr verfälschte Produkte ins Land gelangen, betont ein Bericht eines ehemaligen FBI-Chefs.

 

Die Freigabe des Imports verschreibungspflichtiger Medikamente in die USA würde die dortigen Gesundheitsbehörden und ihre Hilfsorgane in ihrem derzeitigen Zustand überfordern. Falls sie erfolgt, müssten daher die Ressourcen dieser Einrichtungen aufgestockt und ihre Kompetenzen einschließlich ihrer Strafbefugnisse erweitert werden. Zu diesen Schlussfolgerungen kommt der „Report on the potential impact of drug importation proposals on U. S. law enforcement“. Erstellt wurde er im Auftrag der „Partnership for Safe Medicines“ von der US-amerikanischen Rechtsanwaltskanzlei Freeh, Sporkin, and Sullivan gemeinsam mit der Freeh Group International Solutions. Beide gehören dem ehemaligen FBI-Chef Louis J. Freeh und haben ihren Sitz in Wilmington rund 200 Kilometer südwestlich von New York im Bundesstaat Delaware.

 

Dem Bericht zufolge ist es für die USA zwar notwendig, den Zugang zu günstigen verschreibungspflichtigen Arzneimitteln sicherzustellen. Allerdings besteht die Gefahr, dass durch eine Importfreigabe unter den gegenwärtigen Umständen die Einfuhr verfälschter Medikamente zunimmt und somit nicht zuletzt kriminelle Organisationen sowie deren Hintermänner profitieren. Insbesondere bei Importen aus Kanada ist mit diesem Risiko zu rechnen, schreiben die Autoren. Ferner könnte sich die Lage in Bezug auf Opioide weiter verschärfen. Diese werden vor allem in China erzeugt und zurzeit über Kanada und Mexiko in die USA geschmuggelt. Wie es in dem Bericht heißt, unterschätzen viele der zuständigen Politiker die Lage. Sie vertreten irriger Weise die Ansicht, verfälschte Medikamente seien weniger gefährlich als illegale Substanzen wie etwa Heroin. Zu befürchten ist laut dem Bericht auch, dass von der Trump-Regierung vorgeschlagene Budgetkürzungen Behörden zur Bekämpfung der Arzneimittelfälschung treffen.

 

Um diesen Risiken entgegenzuwirken, empfiehlt der Bericht unter anderem, die Zusammenarbeit zwischen der Food and Drug Administration (FDA), den Zoll- und Grenzschutzbehörden sowie der US-amerikanischen Post (United States Postal Service) zu verbessern. Dafür soll das Justizministerium sorgen. Insbesondere müssten der Zusammenfluss und der Austausch ohnehin vorhandener Informationen verstärkt werden. Auch plädieren die Autoren des Berichts für die Verschärfung der Strafen für Delikte im Zusammenhang mit Medikamentenfälschungen. Ferner sollten die Methoden für die Inspektionen bei Großhändlern standardisiert werden.

 

Evotec erweitert Kooperation mit Facio

Das Hamburger Pharmaforschungs- und Entwicklungsunternehmen beteiligt sich an der heurigen Finanzierungsrunde der holländischen Firma, die an einem Medikament gegen FSHD arbeitet.

Evotec beteiligt sich an der heurigen Finanzierungsrunde der holländischen Facio Therapies („Facio“) mit Sitz in Leiden. Im Rahmen dieser Runde stellen Investoren aus Europa, Nordamerika und Australien insgesamt 4,8 Millionen Euro bereit. Facio entwickelt laut einer Aussendung der Evotec „ein sicheres, wirksames und bezahlbares Mittel gegen die Fazioskapulohumerale Muskeldystrophie (FSHD)“. Bei dieser Krankheit leiden die Betroffenen unter einem Abbau der Skelettmuskeln und verbunden damit „ständig unter Schmerz, Müdigkeit und sozialer Isolation“. Etwa ein Fünftel von ihnen ist gezwungen, sein Leben im Rollstuhl zu verbringen. An FSHD sind weltweit rund 700.000 Personen erkrankt, ein Heilmittel gibt es nicht.

 

Evotec und Facio arbeiten bereits seit 2015 bei der Bekämpfung von FSHD zusammen. Mit dem nunmehrigen Investment wird die Kooperation erweitert. Nach eigenem Bekunden führt Evotec „sämtliche Forschungsarbeiten“ durch.

June 16th

Phoenix Contact gründet weltweite Assoziation mit Forschungseinrichtungen

Phoenix Contact hat gemeinsam  mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen aus zahlreichen Ländern die „EduNet World Association“ gegründet und damit das bisher bestehende informelle Netzwerk auf eine formelle Grundlage gestellt.

 

Seit zehn Jahren pflegt Phoenix Contact, ein international tätiges Unternehmen auf dem Gebiet der industriellen Verbindungstechnik und Automatisierung, unter dem Namne „EduNet“ ein Netzwerk an Forschungspartnern aus dem akademischen Bereich. Nun ist man darauf aufbauend einen Schritt weitergegangen und hat einen Vertrag zur Schaffung einer eigenständigen juristischen Person – der „EduNet World Association“ – unterzeichnet.

Zu diesem Zweck kamen von 12. bis 14. Juni Vertreter von Hochschulen aus Deutschland, Österreich, Belgien, China und der Ukraine am Phoenix-Contact-Standort in Wien zusammen, um sich im Rahmen einer Konferenz zur Automatisierungstechnik auszutauschen und die Schaffung der Organisation formell zu besiegeln. Neu ist, dass man nun auch Einrichtungen der beruflichen Aus- und Weiterbildung hinzugenommen hat, um auch Fachkräfte auf Facharbeiter-Ebene zu erreichen. Zudem ermögliche die Schaffung einer eigenen „legal entity“, dass diese nun auch selbst Projekte initiieren könne und nicht auf Abstimmung in einem informellen Netzwerk angewiesen sei, wie Gunther Olesch, Mitglied der Geschäftsführung von Phoenix Contact, und Reinhard Langmann, Professor an der Hochschule Düsseldorf und Chairman of the Board der Assoziation betonten.

Ziel der Vereinigung sei, den Austausch zu industriellen Technologien zu fördern, die so neu sind, dass sie an den Forschungs- und Ausbildungsstätten noch gar nicht verfügbar seien. Auf diese Weise soll bei den auszubildenden Personen frühzeitig die Leidenschaft für Innovation geweckt werden. Für Phoenix Contact, das angesichts des Trends zu „Industrie 4.0“-Lösungen rasch wachse, sei das auch eine Möglichkeit, sich frühzeitig Zugang zu talentierten Nachwuchskräften zu sichern, wie Olesch betonte. Aus Österreich sind die FH Campus Wien, die HTL Bregenz und die FH Kärnten im Netzerk vertreten.

June 14th

Kooperation schafft Innovation

Zum siebenten Mal wurde unter den Kooperationsprojekten der niederösterreichischen Cluster der Clusterland Award vergeben. Die Jury bestimmte Sieger in drei Kategorien.

 

Die vom Land Niederösterreich in Kooperation mit der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergebene Auszeichnung hat sich zum Ziel gesetzt, auf das Innovationspotenzial aufmerksam zu machen, das durch Kooperationen gehoben werden kann. Die niederösterreichischen Cluster initiieren und unterstützen dabei Kooperationen in verschiedene Richtungen: zwischen Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, zwischen Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie über Branchengrenzen hinweg.

Die von Fitz Ohler, Geschäftsführer der Technopolis GmbH, geleitete Jury bestimmte Sieger in drei Kategorien. Als bestes Kooperationsprojekt im Bereich Qualifizierung/Prozess- und Organisationsinnovation wurde eine Initiative des Lebensmittelclusters ausgezeichnet, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Getränketechnologie-Forschungskompetenz bei mittelständischen Obst- und Gemüsesaft-Produzenten zu erhöhen. Sechs Unternehmen haben sich mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) und dem Lehr- und Forschungszentrum Francisco-Josephinum zusammengetan, um Zugang zu Know-how auf den Gebieten Prozesstechnik, Produktentwicklung, Lebensmittelrecht und Sensorik zu ermöglichen.

 

Sportplätze ohne Pflege, Jugendliche ohne Orientierung

Als beste Kooperation im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation konnte das Projekt „GreenField“ reüssieren. Dabei haben die Stauss-Perlite GmbH, der Ingenieurkonsulent Georg Zeleny, die Gartengestaltung Anton Rath und das BOKU-Institut für Ingenieurbiologie ihre Kräfte zusammengespannt, um ein Substrat für die Bepflanzung von Sportplatzflächen zu entwickeln, die nicht gegossen werden müssen.

Bestes Kooperationsprojekt im Bereich branchenübergreifender Zusammenarbeit wurde die Weinviertler Mechatronik Akademie GmbH (WMA). Hier haben sich acht regionale Unternehmen mit der AMS-Landesgeschäftsstelle Niederösterreich zusammengefunden, um dem Facharbeiterengpass im Weinviertel entgegenzuwirken. Ziel der Qualifizierungskooperation ist die Ausbildung von 26 jungen Menschen, die sich bisher für keinen Beruf entschieden haben, zu Lehrlingen im Bereich Mechatronik.

 

 

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