Archive - 2017
August 24th
Wenn die Politik auf den Roboter kommt
Am Eröffnungstag der Alpbacher Technologiegespräche zum Thema "Kooperation und Konflikt" setzten sich die politisch Verantwortlichen mit den Konsequenzen der durch Digitalisierung und vermehrten Roboter-Einsatz befeuerten gesellschaftlichen Dynamik auseinander.
In Vorwahlzeiten halten bisherige Koalitionspartner auch in Alpbach ihre Pressekonferenzen nicht mehr gemeinsam ab. Während Infrastruktur-Minister Jörg Leichtfried (SPÖ) die Einrichtung eines „Roboter-Rat“ benannten Beratungsgremiums unter der Leitung von TU Wien-Professorin Sabine Köszegi bekanntgab, trat Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) gemeinsam mit Robert Jan Smits, Generaldirektor für Forschung und Innovation der Europäischen Union, vor die Öffentlichkeit. „Wenn wir mit 3,14 Prozent die zweithöchste Forschungsquote in der EU haben, aber im European Innovation Scoreboard auf Rang 7 liegen, sind Input und Output nicht stimmig“, zeigte sich Mahrer selbstkritisch. Um Innovationsführer zu werden, brauche man mehr Effizienz, mehr Offenheit und Internationalität und mehr Mut für Neues. „Wir leben teilweise in der Durchschnittsfalle und dieses Denken bringt uns nicht voran“, formulierte der Minister.
Um hier gegenzusteuern, forderte Mahrer, Forschungsmittel künftig in höherem Ausmaß kompetitiv zu vergeben und verstärkt auf Exzellenz zu setzen, anstatt „Steuergeld mit der Gießkanne zu verteilen.“ Als konkrete Maßnahmen kündigte Mahrer an, für Universitäten einen finanziellen Anreiz für eingeworbene ERC-Grants zu schaffen und noch im Herbst den ersten Call für ein spezielles Spin-off Fellowship-Programm starten zu wollen, für das insgesamt 15 Millionen Euro zu Verfügung stehen.
Vereint auf dem Eröffnungspodium
Auf dem Eröffnungspodium der Alpbacher Technologiegespräch waren die beiden Minister dann doch wieder vereint, zudem gesellten sich Bildungsministerin Sonja Hammerschmid, IV-Präsident Georg Kapsch und der „Doyen der Technologiegespräche“ (wie Forum Alpbach-Präsident Franz Fischler ihn nannte) Hannes Androsch zu ihnen. Während Androsch die „Gartenlauben-Mentalität“ vieler Zeitgenossen beklagte, merkte Kapsch an, man brauche sich darüber nicht zu wundern, wenn man jahrzehntelang die Leute dazu erziehe, dass der Staat ihnen alles abnimmt. Bezüglich Vorbilder wollte man am Podium nicht nur ins Silicon Valley blicken - weil jede Region ihren eigenen Weg finden müsse (Kapsch) und die Innovationsdynamik in Südostasien ohnehin viel größer sei (Mahrer). Hammerschmid nutzte das Podium, um die von ihr vorangetriebene Stärkung von „Digitalisierung als vierter Grundkompetenz“ bei Schülern hervorzuheben, aber auch um die Universitäten gegen den Vorwurf zu verteidigen, sie verstünden nicht mit der Industrie zu kooperieren. Leichtfried strich seinen Optimismus bezüglich der wirtschaftlichen Auswirkungen des Roboter-Einsatzes hervor: „Das bedeutet auch, dass wir in vielen Bereichen in Österreich wieder konkurrenzfähig werden, in denen wir es nicht mehr waren“, so der Infrastrukturminister.
Wann ist Roboter-Einsatz für den Menschen akzeptabel?
Mitglieder von Leichtfrieds Roboter-Rat kamen im anschließenden Podium zu Fragen des zunehmenden Einsatzes von Robotern in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zu Wort. Detailliert fielen dabei etwa die Analysen von Martina Mara, Leiterin des Forschungsbereichs „Robo-Psychology“ am Ars Electronica Future Lab in Linz aus: Man müsse sich in der Entwicklung von autonom arbeitenden Maschinen fragen, welche Einsatzzwecke akzeptiert seien und welche nicht. Je näher man (etwa im Pflegebereich) dem Menschen komme, desto mehr Vorbehalte gebe es in der Bevölkerung. Allerdings könne gerade der Einsatz von Robotern in der Intimpflege ermöglichen, dass Menschen längere Zeit selbstbestimmt agieren, während sie sich bei Hilfe durch Pflegepersonal schämen würden. Was das Design von Robotern betrifft, riet Mara davon ab, diese allzu Menschen-ähnlich zu gestalten, da deren Einsatz für die meisten Menschen viel eher akzeptiert werde, wenn sie keine Schwierigkeiten damit bekämen, zwischen Mensch und Maschine unterscheiden zu können.
Sanochemia mit leichtem Umsatzplus
24.08.17
von
Klaus Fischer
Das Humangeschäft legte im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 zu, das Veterinärgeschäft blieb stabil. Im Bereich Produktion verschob sich eine Lieferung auf das vierte Quartal, das „umsatzstark“ werden soll.
Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 erwirtschaftete das Wiener Pharmaunternehmen Sanochemia einen Gesamtumsatz von rund 27,2 Millionen Euro, verglichen mit 26,7 Millionen Euro im Vergleichszeitraum des Geschäftsjahres 2015/16. Dieses Plus um etwa 1,8 Prozent führt Sanochemia hauptsächlich auf neue Umsätze im Bereich Human mit dem makrozyklischen MR-Kontrastmittel Cyclolux zurück. Diesbezügliche Zuwächse gab es in Deutschland sowie in den „neu erschlossenen“ Märkten Israel, Indonesien und Irak. Geplant ist, das Mittel künftig auch in den USA und in China anzubieten.
Etwa 4,8 Millionen Euro Umsatz erzielte Sanochemia im Veterinärbereich, was etwa dem Wert des Vorjahreszeitraums (4,9 Millionen Euro) entspricht.
Im Bereich Produktion lagen die Quartalsumsätze bei 3,5 Millionen Euro und somit um etwa 1 Million Euro unter dem Vorjahres-Vergleichswert. Sanochemia begründet dies mit der Verschiebung einer größeren Lieferung von Galantamin vom dritten ins vierte Quartal.
Das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2016/17 werde „ein insgesamt umsatzstarkes“, kündigte Sanochemia an.
24.08.17
von
Klaus Fischer
Keiner besonders tiefen Einschnitte bedarf das österreichische Gesundheitssystem, folgern Sozialminister Stöger und Gesundheitsministerin Rendi-Wagner aus der lange erwarteten Studie der London School of Economics. Kritiker bezweifeln deren Sinn insgesamt.
Es soll sich nicht all zu viel ändern im österreichischen Gesundheitssystem und auch nicht allzu schnell. So lautet, kurz gefasst, die Schlussfolgerung Sozialminister Alois Stögers und Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagners aus dem rund 1.400 Seiten langen „Review of Austria's Social Insurance and Health Care System“. Dieser wurde in den vergangenen anderthalb Jahren von der London School of Economics and Political Science (LSE) im Auftrag Stögers erstellt und am 24. August in Wien präsentiert.
Dem Minister zufolge zeigt das Konvolut vor allem eines: „Österreichs Sozialversicherungssystem steht hervorragend da. Aber es gibt gewisse Ungerechtigkeiten.“ So würden manche der Einrichtungen unter dem Dach des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger (HV) alle Personengruppen versichern, andere dagegen nur Berufstätige. Auch würden trotz gleicher Beiträge unterschiedliche Leistungen angeboten. Das müsse und werde sich ändern, kündigte Stöger an und setzte hinzu: „Die Verwaltungskosten brauchen den Vergleich nicht zu scheuen. Das war mir wichtig.“ Laut LSE betragen diese etwa 3,7 Prozent der gesamten Gesundheitskosten. Studienautor Elias Mossialos zufolge ist damit „kein europäisches Land hinsichtlich der Verwaltungskosten besser als Österreich“.
Unter den vier von der LSE vorgeschlagenen Modellen zur Restrukturierung des Systems präferieren Stöger und Rendi-Wagner das Modell 4. Dieses wird in einem Schreiben Mossialos' an Stöger wie folgt beschrieben: „Dieses Modell zielt darauf ab, das derzeitige Sozialversicherungssystem durch mehr Risikostrukturausgleich zwischen den Krankenversicherungsträgern zu verbessern und die Koordination zwischen den Trägern durch die Einrichtung gemeinsamer Servicezentren zu erhöhen. Die thematische Ausgestaltung dieser Zentren würde von einer Arbeitsgruppe bestimmt werden (unter Einbeziehung von Hauptverband, Gesundheits- und Sozialministerium). Die Aufteilung der Kompetenzen läge jedoch in der Verantwortung der Träger. Die Teilnahme wäre zwar freiwillig, jedoch sollten die Träger durch entsprechende Anreize dazu angeregt werden, da nur durch eine aktive Beteiligung Doppelgleisigkeiten vermieden werden können.“ Mit anderen Worten: Es bleibt im Wesentlichen alles beim Alten. Nur die Zusammenarbeit zwischen den Trägern soll verbessert werden - durch neue, zusätzliche Einrichtungen.
Stöger kündigte an, in den kommenden Wochen ein „Sozialversicherungsstrukturgesetz“ vorzulegen. Dieses solle „zur Zusammenarbeit verpflichten“. Er versicherte, dadurch die Verwaltungskosten um rund 120 Millionen Euro pro Jahr oder zehn Prozent vermindern zu können. Abschaffen will Stöger die Selbstbehalte, weil diese „nur die Schwerkranken treffen“ und daher ungerecht seien. Rendi-Wagner fügte hinzu, sie werde ebenfalls in den kommenden Wochen ein „bundesweit einheitliches österreichisches Krankenanstaltengesetz mit verbindlichen Vorgaben“ präsentieren. Dieses soll einheitliche Qualitätsstandards in allen österreichischen Spitälern etablieren. Zu deren Kontrolle plant Rendi-Wagner eine unabhängige „Bundesagentur für Qualitätssicherung und Pflege“.
Stöger räumte ein, dass der Beschluss der Gesetze schwerlich noch vor der Nationalratswahl am 15. Oktober erfolgen dürfte. Aber das sei egal: „Ein gutes System braucht Sorgsamkeit im Umgang.“
Grundsätzliche Zustimmung
Zumindest grundsätzliche Zustimmung kam von „schwarzer“ Seite. ÖAAB-Bundesobmann August Wöginger und Generalsekretär Karl Nehammer verlauteten: „Die Studie stellt Österreich ein äußerst positives Zeugnis aus. Auch die im internationalen Vergleich niedrigen Verwaltungskosten zeigen, dass der eingeschlagene Reformweg der österreichischen Sozialversicherung bereits nachhaltige Wirkung zeigt. Im Sinne der besten Gesundheitsversorgung aller österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unterstützen wir auch die weiteren Bestrebungen des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger betreffend Leistungsharmonisierung und Aufgabenbündelung voll und ganz.“ Ähnlich ließ sich Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner vernehmen: Der HV unter dem vom Wirtschaftsbund installierten Neo-Obmann Alexander Biach leiste „gute Arbeit“: „Dieser Reformweg ist konsequent weiterzuverfolgen, damit das österreichische Gesundheitssystem auch in Zukunft auf höchstem Niveau und mit solider Finanzierung aufrechterhalten werden kann.“
„Thema verfehlt“
Weniger freundlich äußerten sich dagegen die Vertreter der Pharmaindustrie. Laut der Geschäftsführerin des Fachverbandes der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), Sylvia Hofinger, dient die Studie „in erster Linie der Beschönigung der bisherigen Gesundheitspolitik. Statt einer dringend notwendigen Reform verordnen sich die kranken Kassen mit dieser Studie nur ein wirkungsloses Placebo.“ Die Autoren hätten ihr Thema verfehlt, „da laut Regierungsvorhaben ganz konkret Kostendämpfungs- und Einsparungsmöglichkeiten in den Bereichen Verwaltung und Beschaffung erhoben werden sollten. Während mehrere Studien, etwa der Wirtschaftskammer oder der Industriellenvereinigung, den von der Pharmaindustrie wiederholt aufgezeigten, dringenden Handlungsbedarf bei den Sozialversicherungen bestätigen, wird die Studie unter dem Motto „Evolution statt Revolution“ nun zur Rechtfertigung für das Festhalten an den bestehenden Ineffizienzen verwendet.“
Hofinger hegt den „Verdacht, dass die Studienautoren blind den Zahlenspielereien des Hauptverbandes Glauben geschenkt haben, der besonders bei den Kosten des Verwaltungsapparates so manchen Posten auslässt und ihn unter „sonstige betriebliche Aufwendungen“ verbucht. Mit derartigen intransparenten Kalkulationen wird dem österreichischen System in internationalen Vergleichen fälschlicherweise ein gutes Zeugnis ausgestellt, obwohl die tatsächlichen Verwaltungskosten laut Gesundheitsökonomen deutlich höher liegen“.
Heftige Kritik kam auch vom Sozialsprecher der NEOS, Gerald Loacker. Ihm zufolge ist der Nutzen der dem Vernehmen nach 630.000 Euro teuren Studie „gleich null. Alles, was diese aufzeigt, war schon vorher bekannt. Die Vielzahl an Lösungsvarianten ohne klare Handlungsanleitung machen die Studie nur zu weiterer Munition für sozialpartnerschaftliche Grabenkämpfe in Rot und Schwarz.“ Bekanntlich wolle die SPÖ „die Unfallversicherung einsparen und die ÖVP möchte die Sonderträger für Selbstständige, Bauern und Beamte absichern. Verlierer sind schlussendlich immer die Versicherten selbst“. Überhaupt nicht befasst habe sich die LSE mit den 15 Krankenfürsorgeanstalten der Länder und Gemeinden. Nach Ansicht der NEOS handelt es sich dabei um „Privilegienstadel“, die „sofort aufgelöst“ gehören.
August 23rd
Lenzing mit „Rekordergebnis“
23.08.17
von
Klaus Fischer
Der Faserkonzern steigerte sein Periodenergebnis im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 um fast 60 Prozent.
„Es ist ein Rekordergebnis an allen Fronten.“ So kommentiert Stefan Doboczky, der Vorstandsvorsitzende der Lenzing AG, die Bilanz seines Unternehmens im ersten Halbjahr 2017. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 um 11,0 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro. Das EBITDA erhöhte sich um 38,8 Prozent auf 270,7 Millionen, das EBIT sogar um 57,4 Prozent auf 204,2 Millionen Euro. Mit 150,3 Millionen Euro lag schließlich das Periodenergebnis um 58,9 Prozent über jenem des ersten Halbjahrs 2016. Laut Doboczky gibt es dafür im Wesentlichen zwei Gründe: höhere Preise und einen weiter verbesserten Produktmix.
Wie Vertriebschef Robert van de Kerkhof erläuterte, lagen die Baumwollpreise im zweiten Quartal 2017 um rund 21,8 Prozent über jenen im zweiten Quartal 2016. Der Verbrauch liegt unverändert bei 24 Millionen Tonnen pro Jahr und ist damit höher als die Produktion von etwa 23 Millionen Tonnen. Auch die Lagerbestände gehen weiter zurück. Belaufen sie sich derzeit auf etwa 17,3 Millionen Tonnen, werden es kommendes Jahr nur mehr knapp 17 Millionen Tonnen sein. Was Spezialfasern anlangt, haben diese am Umsatz der Lenzing mittlerweile einen Anteil von etwa 41,9 Prozent. Seit rund drei Jahren verzeichnet die Lenzing auch ein stark steigendes Interesse ihrer Abnehmer am Thema Nachhaltigkeit. Dem trägt das Unternehmen mit den Produkten Ecovero und Refibra Rechnung. Ecovero ist eine Viskosefaser, die aus zertifiziertem Holz und mittels eines ebenfalls als „nachhaltig“ bestätigten Produktionsprozesses erzeugt wird. Laut Van de Kerkhof ist die „Nachfrage unglaublich stark“. Für Refibra-Fasern wiederum nutzt die Lenzing Baumwoll-Zuschnittabfälle, die sie mit einem neuartigen Recyclingverfahren verarbeitet. Van de Kerkhof zufolge entwickeln derzeit bereits 25 „führende, einflussreiche Marken“ Kollektionen für die kommenden Jahre, bei denen sie Refibra nutzen. Weitere 30 Marken führen Tests mit der Recyclingfaser durch.
Hohe Investitionen
Im Frühjahr begonnen hat die Lenzing mit dem Bau einer neuen Lyocellfabrik in Mobile im US-Bundesstaat Alabama, die pro Jahr rund 90.000 Tonnen Fasern erzeugen kann. Sie soll 2019 in Betrieb gehen. Die Kosten beziffert die Lenzing mit rund 293 Millionen US-Dollar.
Für das erste Quartal 2018 ist die endgültige Investitionsentscheidung für den Bau einer weiteren Lyocellfabrik in Prachinburi in Thailand geplant. Die Kosten liegen laut Doboczky in einer ähnlichen Größenordnung wie jene in Mobile. Auf Anfrage des Chemiereport sagte Doboczky, die Professionalität der thailändischen Behörden hinsichtlich der Behandlung ausländischer Investoren „sucht ihresgleichen“.
Bereits laufende Projekte mit einem Volumen von 200 Millionen Euro, davon rund 100 Millionen in Heiligenkreuz im Südburgenland, eingerechnet, investiert die Lenzing damit in den kommenden Jahren etwa 800 Millionen Euro in neue Anlagen und Anlagenerweiterungen. Für die Bauvorhaben verantwortlich zeichnet der eigens bestellte „Chief Technology Officer“ Heiko Arnold.
Gute Aussichten
Die Aussichten für das Gesamtjahr 2017 sind laut Doboczky sehr gut: „Unter der Voraussetzung, dass die Fasermarktverhältnisse und Währungsrelationen unverändert bleiben, erwartet Lenzing für das Geschäftsjahr 2017 eine deutliche Verbesserung gegenüber 2016.“ Klar sei allerdings auch: „Wir sind uns bewusst, dass es nicht immer weiter nach oben gehen kann.“ Im Jahr 2018 kämen neue Erzeugungskapazitäten auf den Markt, was Auswirkungen auf die Preise haben könnte. Doch die Lenzing sei gut positioniert, um auch in einem veränderten Umfeld ordentlich zu bilanzieren. So betrachtet, könnte sich Doboczky unter Bezugnahme auf den Neubau in den USA an Konteradmiral David G. Farragut orientieren, dem Befehlshaber der Unionsflotte im Seegefecht in der Mobile Bay im August 1864, das als eine der wichtigsten maritimen Auseinandersetzungen im US-amerikanischen Bürgerkrieg gilt. Als Farragut die Meldung erhielt, dass Torpedos auf sein Flaggschiff abgefeuert wurden, rief er der Überlieferung nach: „Zum Teufel mit den Torpedos! Volle Kraft voraus!“ Und der Konteradmiral siegte.
August 22nd
Bayer-Monsanto: EU-Kommission prüft „eingehend“
22.08.17
von
Klaus Fischer
Die Entscheidung in der Übernahme-Causa muss bis 8. Jänner kommenden Jahres fallen.
Die EU-Kommission erweitert ihre Prüfung der geplanten Übernahme des US-Agrarkonzerns Monsanto durch den deutschen Bayer-Konzern. Laut einer Aussendung ist sie „besorgt darüber, dass der Zusammenschluss den Wettbewerb in Bereichen wie Pestiziden, Saatgut und agronomischen Merkmalen beeinträchtigen könnte“. Ob dies zutrifft, wird nun im Rahmen einer sogenannten „eingehenden Prüfung“ geklärt.
Bei der Kommission angemeldet haben Bayer und Monsanto die geplante Transaktion am 30. Juni des heurigen Jahres. Nachdem die Kommission ihre vorläufigen Bedenken formuliert hatte, präsentierten die beiden Konzerne am 31. Juli Vorschläge, um diese auszuräumen. Sie gehen jedoch nicht weit genug, betonte Wettbewerbskommissarin Margrete Vestager: „Saatgut und Pestizide sind für Landwirte und letztlich auch für die Verbraucher von entscheidender Bedeutung. Wir müssen auf diesen Märkten einen wirksamen Wettbewerb sicherstellen, sodass Landwirte Zugang zu innovativen Produkten und einer besseren Qualität haben und Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen kaufen. Gleichzeitig müssen wir ein Umfeld wahren, in dem Unternehmen innovativ tätig sind und in verbesserte Produkte investieren.“
In der Causa entscheiden muss die EU-Kommission binnen 90 Arbeitstagen, also bis zum 8. Jänner 2018. Ausdrücklich betonte die Kommission: „Die Einleitung einer eingehenden Prüfung lässt keine Schlüsse auf deren Ergebnis zu.“
Bayer „von den Vorteilen überzeugt“
Bayer sieht laut einer Aussendung „einer Fortsetzung der konstruktiven Zusammenarbeit mit der EU-Kommission entgegen mit dem Ziel, die Genehmigung der Kommission für die Transaktion bis Ende 2017 zu erhalten“. Der Konzern betonte, er sei „von den Vorteilen des geplanten Zusammenschlusses für die Landwirte und Kunden überzeugt und wird die EU-Kommission bei der Untersuchung wie bisher eng und konstruktiv unterstützen“.
Das österreichische Lackunternehmen Rembrandtin feiert sein 80-jähriges Bestehen. Die Firma gehört zu den führenden europäischen Herstellern mehrerer innovativer Produktgruppen.
Insbesondere in den Bereichen hochhitzefeste Systeme, Korrosionsschutz, Zinklamellenbeschichtung, Straßenmarkierungs-Materialien, Elektroblech- und Schienenfahrzeuglacke hat sich das Traditionsunternehmen mit Sitz in Wien auch international einen Namen gemacht. In der hauseigenen Forschungs- und Entwicklungsarbeit kommen wasserverdünnbare und UV-härtende Lacksysteme ebenso zum Einsatz wie High-Solid-Beschichtungen und Nanopartikel. Das Unternehmen legt großen Wert auf Qualität, Umweltschutz und Arbeitssicherheit und hat diese Aspekte in einem integrierten Managementsystem zusammengeführt.
Unter der Ägide von Hubert Culik, heute CEO der Helios-Gruppe und Obmann des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs, wurden in den vergangenen Jahrzehnten Modernisierung und Internationalisierung vorangetrieben. Heute ist Rembrandtin ein wichtiger Player innerhalb der Helios-Gruppe, die zu den zehn größten europäischen Lackherstellern zählt. Mit dem im Dezember des Vorjahres unterzeichneten Aktienkaufvertrag mit Kansai Paint Co. Ltd. wurde Helios in einen global agierenden Lack-Konzern eingegliedert und wird dessen europäische Zentrale für Forschung und Entwicklung, Innovation und Unternehmensentwicklung sein.
August 21st
Watschentanz im Alpbachtal
21.08.17
von
Klaus Fischer
Zwischen dem Europäischen Forum Alpbach und der Pharmaindustrie fliegen die Fetzen.
„Konflikt und Kooperation“ ist der Titel der heurigen Gesundheitsgespräche beim Europäischen Forum Alpbach (EFA). Und zumindest für den Konflikt zwischen den Veranstaltern und der Pharmaindustrie dürfte gesorgt sein. Der Grund: EFA-Vizepräsidentin Ursula Schmidt-Erfurth schoss sich bei der Eröffnung der Gesundheitsgespräche am Abend des 20. August auf die Branche ein. Deren Geschäftsmodell sei „außer Kontrolle“ geraten, wie der Fall einer bis zu 96.000 Euro teuren Hepatitis-C-Behandlung zeige. Der Hersteller des Mittels habe nach eigenen Angaben rund zwölf Milliarden US-Dollar für dessen Entwicklung sowie die einschlägigen Rechte ausgegeben, denen bis jetzt Einnahmen von etwa 35 Milliarden US-Dollar gegenüberstünden. Für die kommenden Jahre erwarte das Unternehmen Einnahmen durch das Arzneimittel von etwa 20 Milliarden US-Dollar - pro Jahr, wohlgemerkt. „Patente und Lizenzvereinbarungen sind die Basis des derzeitigen Modells, und die Unternehmen können grundsätzlich jeden Preis verlangen, den sie wollen“, kritisierte Schmidt-Erfurth. In mehreren Fällen hätten Pharmaunternehmen Medikamente aus Österreich abgezogen, weil ihnen die erzielbaren Gewinne nicht attraktiv genug erschienen: „Aber so, wie Gesundheit ein Menschenrecht ist, sind Medikamente lebenswichtige Werkzeuge und nicht einfach kommerzielle Waren.“
Nicht auf sich sitzen lassen wollte das erwartungsgemäß der Pharmaindustrieverband Pharmig. Von einem „außer Kontrolle geratenen“ Geschäftsmodell könne keine Rede sein, betonte Generalsekretär Jan Oliver Huber. Er verwies auf eine 2016 publizierte Studie, der zufolge es bis zu 2,8 Milliarden US-Dollar kostet, „um ein Arzneimittel zur Marktreife zu bringen“. Vom Zeitrahmen her gesehen, seien „durchschnittlich zehn Jahre“ zu veranschlagen. Auch würden „laufend neue Arzneimittel zugelassen. Allein 2016 waren es europaweit 82, von denen 27 einen neuen Wirkstoff enthalten haben. Diese Neuzulassungen dienen unter anderem der Behandlung von Krebs, Diabetes, Infektions- und Herz-Kreislauferkrankungen. Gerade in Österreich liegen wir im Spitzenfeld, was die Überlebensraten bei Lungen- oder Prostatakrebs und Nierenzellenkarzinom betrifft“.
Dass die Pharmig heuer nicht bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen vertreten ist, erläuterte Huber so: „Wir haben über viele Jahre eine Partnerschaft gepflegt, im Laufe derer die Gesundheitsgespräche zu einer international bedeutenden Plattform wurden. Aufgrund bereits länger bestehender, mitunter öffentlich gemachter Aversionen gegen die pharmazeutische Industrie als Teil dieser Partnerschaft haben wir uns zurückgezogen.“ Nachsatz in Richtung Schmidt-Erfurth: „Mit Blick auf das heurige Motto der Gesundheitsgespräche muss ich leider den Schluss ziehen, dass einzelne im Beirat des Europäischen Forums die Herausforderung zwischen Konflikt und Kooperation nicht oder nur bedingt zu meistern verstehen.“
Novartis testet neues Malaria-Mittel
21.08.17
von
Klaus Fischer
Gemeinsam mit dem Medicines for Malaria Venture wird der Wirkstoff KAF156 erprobt. Er gilt als potenzieller „Game-Changer“ im Kampf gegen die Fieberkrankheit.
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis und das Medicines for Malaria Venture (MMV) haben eine klinische Studie bezüglich des Wirkstoffs KAF156 gestartet. In einer Aussendung beschrieben sie diesen als potenziellen „Game-Changer“ im Kampf gegen die Fieberkrankheit. Er könne diese heilen, gegen bisher verfügbare Mittel resistente Erreger ausschalten und deren Übertragung verhindern. Der Start der Studie erfolgte in einem Malariabekämpfungszentrum in Mali (Nordwestafrika). Sie wird in den kommenden Monaten auf weitere 16 solche Zentren in neun Ländern in Afrika und Asien ausgeweitet.
Laut Novartis und dem MMV ist KAF156 die erste Substanz einer neuen Klasse von Wirkstoffen, die als Imidazolopiperazine bezeichnet werden. In einer Vorstudie habe sich gezeigt, dass das Mittel rasch wirkt und die Malariaparasiten Plasmodium falciparum sowie Plasmodium vivax während ihrer gesamten Lebendauer bekämpft. Getestet werden nun unterschiedliche Dosierungen und Verabreichungszeitpläne bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern. Gerade Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern sind besonders durch Malaria gefährdet.
Wie Novartis und MMV betonten, ist die Entwicklung neuer Anti-Malaria-Mittel dringend erforderlich. Der Grund ist, dass die Resistenz der Parasiten gegen die verfügbaren Arzneien, darunter Artemisinin, zunimmt. Laut Vas Narasimhan, Global Head of Drug Development und Chief Medical Officer bei Novartis, unterliegt etwa die Hälfte der Weltbevölkerung dem Risiko, an Malaria zu erkranken.
Das MMV besteht seit 1999. In ihn arbeiten Behörden, wissenschaftliche Einrichtungen und Unternehmen zusammen, um neue Medikamente gegen Malaria zu entwickeln. Zurzeit gehören dem Netzwerk rund 400 Institutionen in 55 Ländern an.
August 11th
Lanxess: Akquisitionen drücken Konzernergebnis
11.08.17
von
Klaus Fischer
Nicht zuletzt infolge der Chemtura-Übernahme wuchs der Umsatz um fast 30 Prozent. Um Sondereffekte bereinigt, stagnierte das EBITDA.
Der deutsche Spezialchemikalienkonzern Lanxess meldet für das abgelaufene Halbjahr einen Umsatz von 4,92 Milliarden Euro und somit gegenüber dem ersten Halbjahr 2016 ein Plus von 27,4 Prozent. Das EBITDA vor Sondereinflüssen beziffert Lanxess mit 695 Millionen Euro. Jedoch beliefen sich die EBITDA-wirksamen Sondereinflüsse saldiert auf -152 Millionen Euro. Somit beträgt das EBITDA nach Sondereinflüssen rund 543 Millionen Euro und liegt um nur 0,2 Prozent über jenem des Vorjahres-Vergleichszeitraums (542 Millionen Euro).
Für den Umsatzzuwachs sorgten nicht nur höhere Verkaufsmengen, sondern auch Akquisitionen. So übernahm Lanxess am 21. April den US-Chemikalienkonzern Chemtura, die bisher größte derartige Transaktion der Unternehmensgeschichte. Nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Kosten sank das Konzernergebnis um 36,7 Prozent auf 81 Millionen Euro.
Ferner stiegen die Vertriebskosten von 385 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2016 auf nunmehr 456 Millionen Euro. Dies wird mit „Portfolioeffekten sowie höheren Frachtraten“ begründet. Um 22 Millionen Euro auf 167 Millionen Euro gestiegen sind weiters die allgemeinen Verwaltungskosten. Hier wirkte sich laut dem Halbjahresbericht „die Integration der Chemtura-Geschäfte“ aus. Die Forschungs- und Entwicklungskosten schließlich wuchsen um zehn Millionen Euro auf 72 Millionen Euro.
Lanxess-Vorstandsvorsitzender Matthias Zachert konstatierte, „unsere Wachstumsstrategie zahlt sich aus. Unsere operative Stärke und die profitablen Zukäufe sind die Basis für die starken Ergebnisse des zweiten Quartals“. Ihm zufolge ist für das gesamte Geschäftsjahr ein „Rekordergebnis“ zu erwarten. Das EBITDA vor Sondereinflüssen soll zwischen 1,225 und 1,3 Milliarden Euro liegen. Im Jahr 2016 hatte es rund 995 Millionen Euro betragen.
August 10th
OMV: „Altlast“ trübt Halbjahresbilanz
10.08.17
von
Klaus Fischer
Der Verkauf der türkischen Tochter Petrol Ofisi ist der Grund für einen Großteil der „negativen Sondereffekte“ im ersten Halbjahr. Doch nun ist die OMV „auf profitablem Wachstumskurs“, betont Generaldirektor Rainer Seele.
Es ist eine „Altlast“ aus den Zeiten Wolfgang Ruttenstorfers, die die Halbjahresbilanz 2017 der OMV trübt: Als Generaldirektor verantwortete Ruttenstorfer den Erwerb von 96 Prozent an der Petrol Ofisi im Jahr 2010. Die OMV verkaufte dieses Unternehmen im ersten Halbjahr 2017. In der Zeit zwischen dem Erwerb und dem Verkauf ergaben sich jedoch erhebliche Währungsverluste durch den Kursverfall der türkischen Lira gegenüber dem Euro. Und die mussten aus rechtlichen Gründen in der nun vorgelegten Halbjahresbilanz nochmals kumuliert ausgewiesen werden. Sie bildeten den größten Brocken der „negativen Sondereffekte“ von rund 1,2 Milliarden Euro, die die OMV hinzunehmen hatte. Das Ergebnis: Die OMV verzeichnete einen Verlust von 112 Millionen Euro - und das, obwohl das um Lagerhaltungseffekte bereinigte operative Ergebnis vor Sondereffekten („CCS-operatives Ergebnis vor Sondereffekten“) gegenüber dem ersten Halbjahr 2016 um rund 147 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro wuchs. „Das Engagement in der Türkei ist sicher nicht gewinnbringend gewesen“, kommentierte OMV-Generaldirektor Rainer Seele.
Ihm zufolge ist die OMV aber „auf profitablem Wachstumskurs. Wir haben die Trendwende definitiv erreicht.“ Dazu beigetragen haben im abgelaufenen Halbjahr höhere Öl- und Erdgaspreise, gestiegene Verkaufsmengen aus Libyen und Norwegen sowie höhere Raffinerie- und Petrochemiemargen. So lag etwa die Referenz-Raffineriemarge der OMV bei 5,7 US-Dollar pro Fass (USD/b), im ersten Halbjahr 2016 waren es 4,9 US-Dollar gewesen. Insgesamt verzeichnete der Konzern im Petrochemiegeschäft ein CCS-operatives Ergebnis vor Sondereffekten von rund 124 Millionen Euro, verglichen mit 110 Millionen im ersten Halbjahr 2016. Laut dem Halbjahresbericht wurde dieses Ergebnis „von allen Produkten unterstützt, wobei die Butadien-Margen besonders hoch waren“. Der Kunststoff- und Düngelmittel-Konzern Borealis wiederum, an dem die OMV mit 36 Prozent beteiligt ist, erzielte ein „stabiles Ergebnis von EUR 207 Millionen Euro“ (203 Millionen im ersten Halbjahr 2016).
Nicht abbringen lässt sich die OMV von dem Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2. Seele betonte, dieses werde weiter verfolgt, ungeachtet des US-amerikanischen Ernächtigungsgesetzes, das Präsident Donald Trump die Möglichkeit gibt, Sanktionen gegen Unternehmen zu verhängen, die das Vorhaben vorantreiben. Laut Seele dient das Gesetz dazu, „US-amerikanisches verflüssigtes Erdgas (LNG) auf den europäischen Markt zu verkaufen und den Import von russischem Gas nach Europa zu erschweren“. Gerade deshalb aber sei die Nord Stream 2 „faktisch unverzichtbar. Wegen der sinkenden Eigenproduktion muss Europa mehr Erdgas importieren. Letztlich wird der Markt zwischen teurem LNG und Pipelinegas entscheiden“.
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