Archive - 2017

November 9th

FCIO Innovation Day zeigte Erfindungskraft der Kunststoffbranche

Im Rahmen des „Innovation Day Kunststoff“ wurden nicht nur zahlreiche innovative Produkte der heimischen Kunststoffindustrie vorgestellt. Auch die Verschiedenartigkeit der Prozesse und Unternehmenskulturen, die diese möglich machen, kam ans Licht.

Der Wendung „Schuster bleib‘ bei deinem Leisten“ konnten die wenigsten Teilnehmer zustimmen: Als im Rahmen des „Innovation Day Kunststoff“, den der Fachverband der chemischen Industrie (FCIO) am 8. November veranstaltete, das Auditorium via  Smartphone und „Audience Interaction Tool“ Slido Fragen zu Faktoren einer erfolgreichen Innovationskultur gestellt wurden, waren die meisten der Ansicht, dass man Kernkompetenzen zwar pflegen müsse, davon ausgehend immer wieder neue Märkte erschlossen werden können.

Beim Polystyrol-Hersteller Sunpor ist diese Kernkompetenz die Herstellung von Schäumen, die es ermöglicht hat, einen „ausentwickelt“ geglaubten Dämmstoff (etwa durch Beimengung von Infrarotabsorbern) noch einmal in seinen Eigenschaften zu verbessern. Bei Borealis ist es der Umgang mit dem Variantenreichtum von Polyethylen und Polypropylen, der es dem Konzern ermöglicht, in immer neue Märkte einzudringen: Vom Dialysebeutel bis zur Kabelummantelung für Hochspannungsleitungen. Der Vorarlberger Familienbetrieb hat seine Erfahrungen mit Spülkörben für gewerbliche Geschirrspüler auf den gänzlich anders gearteten Markt der industriellen Teilereinigung angewandt.

 

Freiräume mit Rahmenbedingungen

Es bedarf aber auch entsprechenden Maßnahmen des Managements, um einen in der Unternehmenskultur verankerten Innovationsgeist zu erzeugen. Die Greiner-Gruppe hat das mit der Einrichtung einer eigenen Innovationseinheit „Greiner Technology & Innovation“ getan, die aus den Zwängen der Effizienzsteigerung im Tagesgeschäft befreit ist. Bei Sunpor setzt man auf eine Kultur das Vertrauens und der Fehlerfreundlichkeit, ohne die  ein Ausprobieren unausgetretener Wege nicht möglich ist. Beim Rohrextrusions-Spezialisten Poloplast ist man überzeugt, dass das Schaffen von Freiräumen und die Begeisterung für Innovation im gesamten Wertschöpfungsnetzwerk die wesentlichen Faktoren sind – wenn das Management diesen mit Marktnähe und thematischer Fokussierung einen entsprechenden Rahmen setzt.

Nuno Maulide, Professor für Organische Chemie an der Universität Wien, begeisterte die Teilnehmer des Innovation Day mit seinem Dreifachtalent als Chemiker, Pianist und Didaktiker und zeigte so manche Parallele zwischen Kunst und Wissenschaft auf.

November 8th

Eppendorf prämiert Jungforscher

Die Bewerbung um den „Eppendorf Award for Young European Investigators“ ist noch bis 15. Jänner kommenden Jahres möglich.

 

Noch bis zum 15. Jänner 2018 können sich promovierte Jungforscher im Alter bis zu 35 Jahren um den „Eppendorf Award for Young European Investigators“ bewerben. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden „auf molekularbiologischen Methoden beruhende herausragende Leistungen auf dem Gebiet der biomedizinischen Forschung“. Über die Vergabe entscheidet eine unabhängige Jury unter Reinhard Jahn vom Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen. Die Verleihung erfolgt am 21. Juni 2018 am EMBL Advanced Training Centre in Heidelberg.

 

Neben dem Preisgeld bekommt der Gewinner eine Einladung zur Eppendorf AG nach Hamburg sowie eine Veröffentlichung in der Zeitschrift „Nature“ und in einem „Nature“-Podcast. Die Bewerbung ist ausschließlich online möglich und hat in englischer Sprache zu erfolgen. Die Adresse des betreffenden Portals ist www.eppendorf.com/award/application.

 

Neben seinem Lebenslauf hat der Bewerber sein Forschungsthema zu beschreiben und seine bisherige Forschungstätigkeit einem höchstens 2.000 Zeichen langen Artikel zusammenzufassen. Beizufügen sind eine Publikationsliste sowie drei bis maximal fünf PdFs veröffentlichter Arbeiten. Weitere Informationen gibt es unter www.eppendorf.com/award.

 

Evotec hat gut verdient

In den ersten drei Quartalen des Jahres 2017 wuchsen Umsatz, bereinigtes EBITDA und operatives Ergebnis kräftig.

 

Das Hamburger Wirkstoffforschungs- und -entwicklungsunternehmen Evotec hat in den ersten drei Quartalen 2017 gut verdient. So war der Konzernumsatz mit 170,9 Millionen Euro um 42 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das bereinigte EBITDA wuchs um 28 Prozent auf 39,3 Millionen Euro. Das operative Ergebnis beziffert Evotec mit 25,9 Millionen Euro, was einem Plus um 21,3 Prozent entspricht.

 

Evotec nennt dafür hauptsächlich drei Gründe: „die sehr gute Performance des Basisgeschäfts, die Beiträge der akquirierten Unternehmen Cyprotex (17,9 Millionnen) und Aptuit (15,0 Millionen Euro) sowie höhere Meilensteinzahlungen“. So wuchsen die Umsätze aus Meilenstein- und Abschlagszahlungen sowie Lizenzen um rund 26,0 Prozent auf 21,1 Millionen Euro.

 

Aufgrund dessen bestätigt das Evotec-Management um den Österreicher Werner Lanthaler die Prognose für das Gesamtjahr. Dieser zufolge sollte der Konzernumsatz gegenüber jenem von 2016 um mehr als 40 Prozent wachsen. Er müsste daher bei mindestens 230,3 Millionen Euro liegen. Für das bereinigte EBITDA wird ein Anstieg um mindestens 50 Prozent erwartet. Dieses würde sich somit auf wenigstens 54,3 Millionen Euro belaufen.

November 2nd

Deutsche Chemieindustrie gut unterwegs

Die Branche steigerte ihren Umsatz im dritten Quartal 2017 gegenüber 2016 um sechs Prozent. Auch die Aussichten für das Gesamtjahr sind laut dem Interessenverband VCI erfreulich.

 

Schlecht ging es der deutschen Chemieindustrie im dritten Quartal 2017 nicht. Der Branchenumsatz lag bei 46,5 Milliarden Euro und war damit um sechs Prozent höher als im dritten Quartal 2016. Die Produktion wuchs im Jahresvergleich um 2,9 Prozent, die Preise für Chemikalien stiegen im selben Ausmaß. Für das Gesamtjahr rechnet der Branchenverband VCI mit einem Umsatzzuwachs um 5,0 Prozent auf etwa 194 Milliarden Euro. Die Produktion dürfte um rund 2,0 Prozent zulegen. Die Zahl der Beschäftigen war mit 449.300 um 0,5 Prozent höher als vor einem Jahr.


Laut VCI ist sind diese Resultate auf die allgemein gute Wirtschaftslage zurückzuführen. Dadurch bedingt, war die deutsche Inlandsnachfrage nach Chemikalien um 5,8 Prozent höher als im dritten Quartal 2016. Bei der Nachfrage aus dem Ausland verzeichnete die Chemieindustrie ein Plus von 6,3 Prozent.

 

VCI-Präsident und BASF-Chef Kurt Bock ließ wissen, 2017 könne „ein gutes Jahr für die chemische Industrie in Deutschland werden“. Spielen dürfe sich die künftige deutsche Bundesregierung aber nicht. Er erwarte sich „einen verlässlichen industriepolitischen Kurs für Wachstum, Investitionen, bezahlbare Energie und stärkeren Rückenwind bei Forschung und Innovation. Das sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft“.

 

 

Eppendorf vergibt Wissenschaftspreis

Der italienische Wissenschaftler Flavio Donato wird für seine Forschung zur Reifung von neuronalen Schaltkreisen, die an der Verarbeitung von räumlicher Information beteiligt sind, mit dem  „Eppendorf & Science Prize for Neurobiology“ ausgezeichnet.

 

Donato arbeitet im Labor der norwegischen Nobelpreisträger May-Britt und  Edvard Moser in Trondheim. In seinen Untersuchungen konnte er zeigen, dass Sternzellen im medialen entorhinalen Cortex während der Entwicklung des Gehirns ein aktivitätsabhängiges Signal entsenden, das zur Reifung jener Nervenzellen führt, die uns ein Gefühl dafür geben, wo wir uns befinden. Diese Entdeckung beweist die Existenz von autonomen, intrinsischen Impulsgebern, die die Reifung von weiten Regionen des Cortex steuern.

Der „Eppendorf & Science Prize for Neurobiology“ ist mit 25.000 US-Dollar dotiert und wird jährlich vergeben. Er wendet sich an Forscher, die nicht älter als 35 Jahre sind und herausragende Beiträge in der neurobiologischen Forschung mit Methoden der Molekular- und Zellbiologie geleistet haben.

October 31st

Clariant steigert Umsatz und EBITDA

CEO Hariolf Kottmann sieht den Schweizer Spezialchemikalienkonzern auf gutem Weg. Nach der verhinderten Fusion mit Huntsman laufen Gespräche mit White Tale sowie allen anderen Aktionären.

 

Angesichts der Turbulenzen um die geplatzte Fusion mit Huntsman kommen dem Schweizer Spezialchemikalienkonzern Clariant die aktuellen Bilanzzahlen wohl nicht ungelegen. Das Unternehmen hat in den abgelaufenen drei Quartalen des Geschäftsjahres 2017 ordentlich verdient. Der Umsatz stieg um neun Prozent auf 4,69 Milliarden Schweizer Franken (4,04 Milliarden Euro), das EBITDA wuchs um zehn Prozent auf 717 Millionen CHF (618 Millionen Euro).

 

Im Bereich Care Chemicals verzeichnete Clariant ein Umsatzplus von sieben Prozent auf 1,16 Milliarden CHF (999 Millionen Euro). Das EBITDA blieb mit 210 Millionen CHF (181 Millionen Euro) nahezu stabil (208 Millionen CHF bzw. 179 Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2016). In Asien, dem Mittleren Osten sowie Afrika erzielte das Unternehmen „zweistellige Wachstumsraten“ und legte auch in Nordamerika zu. Für den Geschäftsbereich Catalysis meldet Clariant ein Umsatzwachstum von 20 Prozent auf 529 Millionen CHF (456 Millionen Euro) sowie ein EBITDA-Wachstum um 46 Prozent auf 130 Millionen CHF (112 Millionen Euro). Hauptverantwortlich dafür war zwar die „Vollkonsolidierung des Süd-Chemie-India-Pvt-Ltd-Joint Ventures“. Doch auch organisch sei der Umsatz „gut“ gewachsen, betonte Clariant.

 

Ähnlich liegen die Dinge im Geschäftsbereich Natural Resources. Der Anstieg des Umsatzes um 18 Prozent auf 993 Millionen CHF (855 Millionen Euro) war weitgehend durch die Übernahme von Kel-Tech und X-Chem bedingt. Das EBITDA erhöhte sich um zwei Prozent auf 141 Millionen CHF (121 Millionen Euro). Bei Plastics & Coatings schließlich erwirtschaftete Clariant einen Umsatz von 2,01 Milliarden CHF (1,73 Milliarden Euro), was einem Plus von vier Prozent entspricht. Das EBITDA lag mit 316 Millionen CHF (272 Millionen Euro) um fünf Prozent über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

 

CEO Hariolf Kottmann sprach von einem „exzellenten Umsatz- und Profitabilitätswachstum. Clariant setzt seine Strategie weiter konsequent und erfolgreich um“. Das Unternehmensziel bleibe, „eine Position in der Spitzengruppe der Spezialchemie-Branche zu erreichen“. Für das Geschäftsjahr 2017 rechnet Kottmann mit einer „positiven Entwicklung bei der Profitabilität und der Generierung von operativem Cashflow“. Allerdings bleibe das Umfeld nach wie vor schwierig und geprägt von „einer hohen Volatilität der Rohstoffpreise, starken Währungsschwankungen und politischen Unwägbarkeiten“.

 

Unterdessen hat Clariant Gespräche mit den Vertretern des US-amerikanischen Investmentvehikels White Tale aufgenommen, die die Fusion mit Huntsman verhindert hatten. Einer Aussendung zufolge ist Clariant bereit, White Tale „die bestehende Wachstumsstrategie zu präsentieren, die Pläne von White Tale anzuhören und angemessene konkrete nächste Schritte zu diskutieren. Dies beinhaltet auch den Wunsch von White Tale nach Sitzen im Verwaltungsrat“. Einigkeit bestehe über die Perspektiven des Schweizer Konzerns „als führendes Spezialchemieunternehmen zur langfristigen Wertsteigerung für alle Anteilseigner“. Geredet werde über dieses Thema nicht nur mit White Tale, sondern „mit allen Aktionären“.

 

October 30th

Diskussion um Fusion

AkzoNobel und Axalta wollen zusammengehen. Die Spezialchemikaliensparte des niederländischen Konzerns ist davon nicht betroffen.

 

Der niederländische Farben-, Beschichtungs- und Spezialchemikalienkonzern AkzoNobel und der US-amerikanische Beschichtungskonzern Axalta Coating Systems (Axalta) verhandeln über eine Fusion. Das bestätigten sie in separaten Aussendungen. Laut AkzoNobel ist der Spezialchemikalienbereich nicht Gegenstand der Gespräche. Er werde wie geplant im April 2018 abgespalten.

 

Axalta verlautete, die Transaktion werde nur erfolgen, wenn die Unternehmensführung die Meinung vertrete, dass dies im besten Interesse des Konzerns sei. Eine Garantie für das Zustandekommen gebe es nicht. AkzoNobel erwirtschaftete 2016 mit rund 46.000 Beschäftigen einen Jahresumsatz von 14,2 Milliarden Euro. Das EBITDA belief sich auf rund 2,1 Milliarden Euro. Axalta beziffert seinen Umsatz für 2016 mit rund 4,1 Milliarden US-Dollar (3,5 Milliarden Euro), das bereinigte EBITDA wird mit 907 Millionen US-Dollar (781 Millionen Euro) angegeben.

 

Im Frühjahr hatte AkzoNobel einen Übernahmeversuch durch den US-amerikanischen Chemiekonzern PPG abgewehrt. Gerüchten zufolge soll PPG durch den Finanzspekulanten Paul Singer und dessen Firma Elliott Advisors unterstützt worden sein. PPG wies derartige Vermutungen allerdings zurück.

Kreislauf zum Wachsen

Wie die Chemieindustrie weiter wachsen kann, wurde bei der Chemicals Convention in Wien diskutiert. Eine Möglichkeit ist die vielzitierte Kreislaufwirtschaft, die die EU anstrebt.

 

Wachstumsmöglichkeiten für die Chemieindustrie waren einer der Schwerpunkte der Chemicals Convention des europäischen Branchenverbandes CEFIC Ende Oktober in Wien. Bei einer Podiumsdiskussion am 27. Oktober warnte Rachael Bartels, die Leiterin der weltweiten Chemieabteilung des Beratungsunternehmens Accenture: Die Branche werde durch „disruptive Kräfte“ von außen bedroht. Vor allem in Europa fehle es an Investitionen. Weitere Herausforderungen bestünden darin, die Unternehmensfinanzierung neu zu auszurichten, die Firmen umstrukturieren und die Kosten zu senken. Daher werde es zwangsläufig zu Konsolidierungen und Unternehmenszusammenschlüssen kommen: „Aber das allein löst die Probleme nicht. Die Chemieindustrie muss sich fragen, wer die besten Unternehmen hinsichtlich der Kreislaufwirtschaft sind. Da draußen auf dem Markt gibt es Leute mit massivem Veränderungswillen. Für die Chemiebranche stellt sich die Frage, wie sie damit umgehen soll.“ Noch habe sie ihren Platz in der Wertschöpfungskette der Kreislaufwirtschaft nicht gefunden, „obwohl diese eigentlich ein Geschenk für die Chemieindustrie ist. Sie kann helfen, diese Wirklichkeit werden zu lassen. Aber dazu braucht sie Ideen und Visionen“. Zweifellos könne die Branche die gegenwärtigen Herausforderungen meistern. Denn sie verfüge über die „wichtigste Ressource dazu, nämlich Hirnschmalz. Außerdem hat sie das nötige Geld, um sich neu aufzustellen. Orientieren Sie sich nicht nur an bestehenden Märkten, sondern schaffen Sie sich selber neue Märkte.“

 

Gegen Bartels´ Vorwurf mangelnder Innovationen verwahrte sich Heinz Haller, der Vizepräsident von CEFIC und Präsident von Dow Europe, MEA and India: „Schauen wir uns Dow an: Wir allein bringen jährlich rund 5.000 neue Produkte auf den Markt.“ Freilich gewännen chinesische Unternehmen Marktanteile: „Aber China hat seine Chemieindustrie ja primär für den eigenen Markt entwickelt.“ Europa wiederum sei alles andere als industriefreundlich, vor allem hinsichtlich seiner Regulierungen: „Genau wegen der Regulierung haben wir Marktanteile verloren. Wir haben höhere regulatorische Kosten als die Industrie in der übrigen Welt. In gewisser Weise bringt uns die Regulierung um.“ Das gehöre geändert, denn ohne Chemieindustrie komme Europa nicht aus. Die Branche biete Lösungen für etliche globale Probleme. „Wir haben Technologien für die Lebensmittel- und Wasserversorgung. Die nötige Reduktion des Kraftstoffverbrauchs von Fahrzeugen funktioniert nur mit neuen Wertstoffen, die wir produzieren. Zweifellos waren wir in der Vergangenheit ein Teil vieler Umweltprobleme. Daher müssen wir jetzt ein Teil ihrer Lösung sein“, betonte Haller.

 

Zu einer gewissen Gelassenheit riet Carsten Brzeski, der Chefökonom der ING-DiBa. Disruption bedeute nicht, „dass es kein Wachstum in den traditionellen Geschäftszweigen mehr gibt. Es heißt ja immer, Tesla sei die große Bedrohung der Autoindustrie. Aber wie viel Geld hat Tesla bisher verdient? Nach großer Bedrohung sieht das eher nicht aus“. Es sei durchaus erfreulich, wenn immer wieder neue Unternehmen in den Markt einträten: „Aber wie viele davon werden überleben?“

Und was Hallers Klagen über die Regulierung betrifft, wollte Brzeski diese nicht überbewerten: „Natürlich muss er das sagen. Das ist sein Job als CEFIC-Vizepräsident.“ Auch die chinesische Wirtschaft dürfe nicht überschätzt werden: „Die Chinesen versuchen, Hightech-Unternehmen zu akquirieren. Aber zumindest derzeit fehlt ihnen noch die Innovationskraft, die wir in Europa haben.“

 

Unterstützung von der Kommission

 

Zur europäischen Chemieindustrie und deren Stärkung bekannten sich Jos Delbeke, der Leiter der Generaldirektion Climate Action der EU-Kommission, und Kestutis Sadauskas von der Generaldirektion Umwelt der Kommission. Delbeke erklärte, er betrachte „die Industrie insgesamt und vor allem die Chemieindustrie als Verbündeten. Für uns ist das keine „schmutzige“ Industrie“. Die klimapolitisch erwünschten Windkraftwerke gebe es ohne die Chemiebranche ebensowenig wie Batterien. „Wir haben in Europa die beste Chemieindustrie der Welt. Sie muss ihre Chancen nur wahrnehmen und nutzen“, betonte Delbeke.

Sadauskas ergänzte, ohne Chemieindustrie werde es keine Kreislaufwirtschaft geben. Zu deren Verwirklichung würden neue Produktionsmethoden ebenso benötigt wie neue Materialien. Auf Plastik könne die Menschheit auch weiterhin nicht verzichten: „Die Frage ist allerdings, wie wir Kunststoffe herstellen und nutzen. Es gilt, sie mit besseren Verfahren zu erzeugen und zu höheren Preisen zu vermarkten als bisher.“ Nicht zuletzt dem diene die „Plastikstrategie“, die die EU-Kommission innerhalb der nächsten zwei Monate vorlegen werde.

 

 

 

October 27th

Fusion geplatzt

Wegen des Widerstands von White Tale geben Clariant und Huntsman ihren geplanten Zusammenschluss einvernehmlich auf.

 

Die geplante Fusion zwischen Clariant und Huntsman ist geplatzt. Das berichteten die beiden Unternehmen in einer gemeinsamen Aussendung. Schuld an dem Scheitern ist ihnen zufolge der „anhaltende Aktienzukauf des aktivistischen Investors White Tale Holdings“, der die Fusion ablehnt. White Tale werde „mittlerweile von weiteren Aktionären“ unterstützt. Damit sei es „zu unsicher“, ob die nach Schweizer Recht nötige Zustimmung von mindestens zwei Dritteln der Clariant-Aktionäre zu der Fusion zustande kommt. Daher hätten sich Clariant und Huntsman einvernehmlich auf den Abbruch der geplanten Transaktion verständigt. Infolgedessen erspare sich Clariant „sowohl die Abbruchzahlung von 210 Millionen US-Dollar als auch die Strafzahlung von 60 Millionen US-Dollar bei Nichtzustimmung durch die Außerordentliche Generalversammlung, wie es im Fusionsvertrag ursprünglich vereinbart worden war“.

 

Rudolf Wehrli, der Präsident des Clariant-Verwaltungsrats, sprach von einer „verpassten Chance zur Wertgenerierung“. Nun werde sich das Unternehmen „auf unsere bewährte Strategie konzentrieren, um unsere Marktposition also global führendes Spezialchemieunternehmen weiter auszubauen“. Clariant-CEO Hariolf Kottmann verlautete, zwar vertrete White Tale „bislang eine andere Haltung zur Fusion als wir“. Doch bestehe Einvernehmen darüber, „den Wert von Clariant zu steigern. Dies wollen wir durch die Fortsetzung unserer erfolgreich bestehenden langfristigen Wachstumsstrategie erreichen. In diesem Sinne werden wir den Dialog mit allen Anspruchsgruppen fortsetzen“.

 

 

 

October 25th

Glyphosat: Entscheidung vertagt

Die EU-Kommission fand neuerlich nicht die erforderliche Mehrheit für ihren Vorschlag zur Zulassungsverlängerung.

 

Erneut gescheitert ist die EU-Kommission mit ihrem Versuch, die Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat um weitere zehn Jahre zu verlängern. Im Standing Committee on Plants, Animals, Food and Feed (PAFF Committee) kam die notwendige „qualifizierte Mehrheit“ der Stimmen der EU-Mitgliedsstaaten auch am 25. Oktober nicht zustande, berichtete die Kommission. „Qualifizierte Mehrheit“ bzw. „doppelte Mehrheit“ bedeutet, dass einem Vorschlag mindestens 55 Prozent der Mitgliedsstaaten zustimmen müssen, die mindestens 65 Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union repräsentieren. Nicht überwinden konnte die Kommission die 65-Prozent-Hürde: Jene 16 Staaten, die ihr die Zustimmung erteilten, brachten diesen Bevölkerungsanteil nicht zustande. Zehn Staaten stimmten gegen den Vorschlag der Kommission (Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Luxemburg, Malta, Österreich, Schweden sowie Slowenien). Zwei, Deutschland und Portugal, enthielten sich der Stimme. Die EU-Kommission kündigte an, einen Vorschlag zur Zulassungsveränderung in den kommenden Wochen nochmals zur Abstimmung zu bringen. Die geltende Genehmigung für den Einsatz von Glyphosat läuft bis Jahresende. Wird sie nicht verlängert, dürfen Restbestände noch binnen anderthalb Jahren verbraucht werden, also bis Mitte 2019.

 

Ungehalten reagierte die Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP). „Wirkstoffe sind wichtige Substanzen für landwirtschaftliche Kulturen, um diese vor Krankheiten, Schädlingen sowie Unkraut zu schützen. Eine Entscheidung für oder einen Wirkstoff sollte daher keinesfalls emotional, sondern sachlich auf Basis von Fakten getroffen werden. Stattdessen wird jetzt bei Glyphosat die Angstmache gefördert, die das zutiefst verwerfliche Spiel mit der Angst vor Menschen vor Krebs für unlautere Ziele missbraucht“, verlautete Obmann Christian Stockmar. Er bezeichnete die Position der Staaten, die die Zulassungsverlängerung ablehnen, als „nicht nachvollziehbar. Dass politische Entscheidungsträger NGO-Kampagnen den Vorzug gegenüber wissenschaftlichen Fakten geben, ist ein maßgeblicher Faktor dafür, dass Europa als Forschungs-, Wissenschafts-, Landwirtschafts- und Wirtschaftsstandort weiter zurückfällt. Es fehlt schlichtweg die notwendige Planbarkeit, Rechtssicherheit sowie zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit für die heimische Landwirtschaft und Wirtschaft.“

 

Einmal mehr wiederholte Stockmar, dass Glyphosat bei „sachgemäßem Einsatz nicht krebserregend für Menschen“ sei. Dies werde durch „3.300 Studien mit insgesamt 90.000 Seiten“ bestätigt. Ferner seien auch alle Gesundheitsbehörden der Welt zu diesem Ergebnis gelangt, „die mit einer Bewertung von Glyphosat befasst waren und denen die Originaldaten vorlagen“. Darunter befinden sich laut Stockmar die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA, die US-amerikanische EPA, die kanadische Bewertungsbehörde Pest Management Regulatory Agency (PMRA), die Australian Pesticides and Veterinary Medicines Authority (APVMA), das Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie die Europäische Chemikalienagentur (ECHA).

 

Am 24. Oktober plädierte das EU-Parlament dafür, den Einsatz von Glyphosat in der Europäischen Union ab 2022 vollständig zu verbieten. Für den Beschluss hatten sich unter anderem die Grünen stark gemacht.

Seiten