Bayer schreibt tiefrote Zahlen
Der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern erlitt 2020 einen operativen Verlust von 16,17 Milliarden Euro. Schuld waren laut dem Management vor allem die COVID-19-Pandemie und Rückstellungen für Prozesse in den USA.
So sieht für den deutschen Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer eine „robuste Performance trotz Pandemie“ aus: Er meldet für 2020 einen operativen Verlust (EBIT) von 16,17 Milliarden Euro, nachdem er 2019 einen operativen Gewinn von 4,16 Milliarden Euro ausgewiesen hatte. Der Umsatz sank um 4,9 Prozent auf 41,40 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis war ein Verlust von 10,49 Milliarden Euro, verglichen mit einem Gewinn von 4,09 Milliarden Euro im Jahr 2019. Der Free Cash Flow, der zum Zurückzahlen von Schulden zur Verfügung steht, fiel von 4,21 auf 1,34 Milliarden Euro, somit nur mehr rund ein Drittel. Als Grund für die Verluste nennt Bayer „Rückstellungen für Rechtskomplexe und Wertminderungen“ von rund 23,26 Milliarden Euro.
Die „Rechtskomplexe“ betreffen die Prozesse in Übersee, insbesondere in den USA, um die Pflanzenschutzmittel Glyphosat und Dicamba, das Verhütungsmittel Essure sowie um Gewässerverschmutzungen durch PCB. Bei den 125.000 Klagen wegen angeblicher Schädigungen durch Glyphosat geht es um bis zu 9,6 Milliarden US-Dollar für die Streitbeilegung, für die bei den Dicamba-Fällen etwa 400 Millionen US-Dollar vorgesehen sind. Für die Beilegung der etwa 40.000 Klagen um Schädigungen durch Essure sind 1,6 Milliarden US-Dollar budgetiert, für die Bereinigung der 2.500 Fälle um PCB um 650 Millionen US-Dollar. Zwar meldete Bayer Anfang Feber eine teilweise Einigung hinsichtlich der Glyphosat-Prozesse. Fix ist aber noch nichts. Und schon einmal hatte der zuständige Richter Vince Chhabria eine Vereinbarung zu Glyphosat abgewiesen.
Positiv ist immerhin: Die Nettofinanzverschuldung sank um rund 11,8 Prozent von 34,07 auf 30,04 Milliarden Euro. Und Vorstandschef Werner Baumann gab sich bei der Präsentation der Bilanz optimistisch. Das Bayer-Management habe „das vergangene Jahr genutzt, um die Weichen für künftiges Wachstum zu stellen. Wir haben die Transformation unseres Unternehmens weiter vorangetrieben, unsere Produktpipelines weiterentwickelt und über alle Geschäftsfelder hinweg in neue Technologien investiert“. So übernahm der Konzern um 1,66 Milliarden Euro die US-amerikanische Asklepios BioPharmaceutical (AskBio) und finalisierte weitere 24 Akquisitionen sowie Kooperationen.
Für heuer erwarten Baumann und seine Kollegen einen Umsatz von rund 41 Milliarden Euro. Allerdings soll der Free Cash Flow bei „minus 3 Milliarden bis minus 4 Milliarden Euro“ zu liegen kommen. Und die Nettofinanzverschuldung wird nach Einschätzung der Konzernführung wieder steigen – auf etwa 35 Milliarden bis 36 Milliarden Euro.