Archive - Feb 17, 2021

FWF reduziert Förderprogramme

Wegen des Wegfalls von 25 Millionen Euro seitens der Nationalstiftung muss der Fonds drei Förderschienen bis auf Weiteres aussetzen und zwei kürzen.

 

So dürfte sich der designierte Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Christof Gattringer, seinen Einstand wohl eher nicht gewünscht haben: Aus Geldmangel setzt der FWF drei Förderschienen bis auf Weiteres aus, konkret die Programme „Zukunftskollegs“, „doc.funds“ und „#ConnectingMinds“. Heuer finden keine Ausschreibungen statt. Wie es 2022 weitergeht, steht in den Sternen. Überdies finden die Ausschreibungen im Rahmen zweier weiterer Programme, der Forschungsgruppen und Spezialforschungsbereiche, 2021 nur reduziert statt, hieß es in einer Aussendung. Der Hintergrund ist der Wegfall der Mittel der Nationalstiftung zum „Fonds Zukunft Österreich“, die bisher mit rund 25 Millionen Euro pro Jahr etwa zehn Prozent der Gelder des FWF ausmachten.

 

Laut dem FWF ist damit „das positive Signal der FTI-Strategie 2030, die für Forschende im Bereich der Grundlagenforschung mehr Förderungsmittel vorsieht, stark getrübt“. Vom Aussetzen von „doc.funds“ seien vor allem Doktoranden betroffen, also eine „für die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Forschungslandschaft besonders relevante Gruppe“. Mit dem Aussetzen von #ConnectingMinds wiederum versäume Österreich die „Chance, transdisziplinäre Forschung und damit den integrativen Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in Österreich auszubauen“.

 

Begrenzte Reaktionen

 

Zwar liegt dem Nationalrat seit 10. November vergangenen Jahres eine Petition mit dem Titel „Rasche Umsetzung und Dotierung des ‚Fonds Zukunft Österreich‘“ vor. Unterzeichnet wurde sie von Vertretern des Austria Wirtschaftsservice, der Christian-Doppler-Forschungsgesellschaft, der Fachhochschulkonferenz, des FWF selbst, des Institute of Science and Technology Austria, der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft, der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft, der Österreichischen Universitätenkonferenz, des Österreichischen Wissenschaftsrats sowie von der bekannten Wissenschaftlerin Helga Nowotny.

 

Doch die Reaktionen seitens der Politik hielten sich bisher in Grenzen. Wissenschaftsminister Heinz Faßmann beschied, er unterstütze die Petition. „Federführend zuständig“ seien aber Wirtschafts- und Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck sowie Finanzminister Gernot Blümel. Auf deren Hauptverantwortung verwies auch Klima- und Energieministerin Leonore Gewessler, deren umfangreiches Ressort ebenfalls Forschungsagenden betreut. Und sie fügte hinzu: Zwar bemühe sich ihr Haus „seit längerem“, mit dem Wissenschafts-, dem Wirtschafts- und dem Finanzressort „zu einer Lösung im Sinn des Regierungsprogramms zu finden. Dabei muss jedoch auch auf die enormen budgetären Herausforderungen aufgrund der Corona-Krise Bedacht genommen werden“.

 

Schramböck schließlich ließ wissen, es würden „aktuell Gespräche geführt, um die weitere Finanzierung von exzellenten Projekten und Initiativen im Bereich der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung aus Mitteln des Fonds sicherzustellen“. Zur Lösung des Problems bedürfe es allerdings „eines umfassenden ressortübergreifenden Diskussions- und Abstimmungsprozesses, der bereits gestartet, aber auch in Folge der COVID-19-Krise noch nicht abgeschlossen werden konnte“. Seitens des Finanzministeriums liegt bis dato keine Stellungnahme vor.

 

 

 

EU-Kommission: Einkauf bei Moderna

Bei dem US-Pharmakonzern werden weitere bis zu 300 Millionen Dosen des Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 beschafft. Außerdem präsentierte die Kommission einen umfassenden Plan zur Verbesserung der Versorgung mit solchen Pharmazeutika.

 

Die EU-Kommission will vom US-amerikanischen Pharmakonzern Moderna weitere bis zu 300 Millionen Dosen seines SARS-CoV-2-Impfstoffs kaufen, davon 150 Millionen heuer und die übrigen 150 Millionen im kommenden Jahr. Ein diesbezüglicher Vertrag wurde am 17. Feber gebilligt, berichtete die Kommission. Schon früher hatte die Kommission einen Vertrag über den Erwerb von 160 Millionen Dosen des Moderna-Impfstoffs geschlossen. In der Europäischen Union zugelassen ist dieser seit 6. Jänner.

 

Insgesamt verfügt die EU damit über Rechte zum Erwerb von 2,6 Milliarden Dosen. Berücksichtigt sind dabei allerdings 300 Millionen Dosen des Vakzins des französischen Pharmakonzerns Sanofi, das erst in Entwicklung ist. Weitere 400 Millionen Dosen entfallen auf den Impfstoff des schwedisch-britischen Pharmakonzerns Astrazeneca, der in manchen EU-Mitgliedsländern, darunter Österreich, nur an Personen im Alter von weniger als 65 Jahren verabreicht werden darf.

 

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides konstatierte, der neue Vertrag mit Moderna sei nicht nur für die kurzfristige Versorgung wichtig, sondern auch, um künftig die Verbreitung neuer Varianten des SARS-CoV-2-Virus einzudämmen.

 

„HERA Incubator“ gestartet

 

Um die Versorgung der EU mit Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 weiter zu verbessern, entwickelte die EU-Kommission überdies einen Plan mit der Bezeichnung „HERA Incubator“, den sie am 17. Feber vorstellte. Im Rahmen dieses Plans sollen neue Varianten des Virus ausfindig gemacht, analysiert und bewertet werden. Ferner wird ein Netzwerk für die Durchführung klinischer Studien mit Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 aufgebaut. An dem Netzwerk mit der Bezeichnung „Vaccelerate COVID-19“ sind Institutionen aus 16 Mitgliedsstaaten der EU sowie aus fünf weiteren Staaten beteiligt, etwa aus der Schweiz und aus Israel. Die EU stellt für die Entwicklung von Tests, die neue Mutationen identifizieren können, 75 Millionen Euro bereit. Weitere 150 Millionen Euro stehen für die Erforschung solcher Mutationen sowie für den damit verbundenen Datenaustausch zur Verfügung.

 

Ferner möchte die EU-Kommission mithilfe des „HERA Incubator“ auch die Zulassung von Impfstoff-Varianten gegen die Mutationen durch die European Medicines Agency (EMA) beschleunigen. Zu diesem Zweck sollen für die Zulassung der Varianten weniger Daten erforderlich sein als bisher. Überdies wird überlegt, eine neue Notfallzulassung für Impfstoffe einzuführen.

 

Vorgesehen ist auch, die Produktion von Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 und seine Mutationen in der EU zu verstärken. Dazu soll ein „detaillierter und glaubwürdiger Plan“ entwickelt werden.

 

Der „HERA Incubator“ ist nach Angaben der Kommission der erste konkrete Schritt zur Einrichtung der European Health Emergency Preparedness and Response Authority (HERA). Sie soll unter anderem für das Modellieren gesundheitlicher Risiken, die Überwachung der weltweiten Lage und der Lieferketten für Impfstoffe sowie sonstige Arzneimittel, einschlägige Forschung und Entwicklung, den Technologietransfer sowie für die Verfügbarkeit ausreichender Produktionskapazitäten verantwortlich sein.