Archive - Feb 4, 2021

Borealis verdient weniger

Der Nettogewinn des Kunststoff- und Düngerkonzerns fiel von 2019 auf 2020 um rund 32 Prozent. Nach der Übernahme der Mehrheit durch die OMV wird das Stickstoffgeschäft verkauft.

 

Der Kunststoff- und Düngemittelkonzern Borealis erwirtschaftete nach eigenen Angaben 2020 einen Nettogewinn von rund 589 Millionen Euro. Gegenüber 2019 ist dies ein Rückgang um 32,4 Prozent. Der Umsatz fiel um 15,8 Prozent auf 6,82 Milliarden Euro. Begründet wird dies mit den infolge der COVID-19-Pandemie gefallenen Ölpreisen sowie damit verbundenen Lagerhaltungseffekten, aber auch den gesunkenen Polyolefinpreisen. Die Nachfrage nach Polyolefinen sei „trotz der Pandemie stabil“ geblieben, teilte die Borealis mit. „Angesichts der äußerst schwierigen Marktbedingungen aufgrund der Pandemie und des fallenden Ölpreises, der zu einer negativen Preis- und Lagerwertentwicklung beigetragen hat, ist das ein starkes Finanzergebnis“, resümierte Vorstandschef Alfred Stern.

 

Die heute präsentierte Bilanz der Borealis ist die letzte, die Stern zu verantworten hat. Er wechselt per 1. April in den Vorstand der OMV, die vergangenes Jahr ihren Anteil an der Borealis auf 75 Prozent aufstockte. Bei der OMV ist Stern für den neuen Bereich „Chemicals & Materials“ zuständig, der durch die Aufspaltung der bisherigen Sparte „Refining & Petrochemical Operations“ entsteht. Ob der dafür verantwortliche OMV-Vorstand Thomas Gangl, wie verschiedentlich kolportiert, zur Borealis wechselt, ist unklar. OMV-Generaldirektor Rainer Seele beschied bei der heutigen Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens knapp, er äußere sich nicht zu „Personalspekulationen“.

 

Seele zufolge soll sich die Borealis künftig auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, nämlich auf den Kunststoffbereich, der in Richtung Kreislaufwirtschaft ausgebaut wird. Das Stickstoffgeschäft wird dagegen verkauft. Dazu gehören die Düngemittelerzeugung sowie die Herstellung von technischen Stickstoffprodukte und Melamin. Vorerst nicht zum Verkauf stehen die Beteiligungen an Düngerfabriken in den Niederlanden und Belgien („Rosier“). Ingesamt erzeugt die Borealis rund fünf Millionen Tonnen Kunstdünger pro Jahr und verkauft diesen über 60 Lager in ganz Europa.