Archive - Mai 12, 2006

20 Jahre Zuckerforschung Tulln

Die Zuckerforschung Tulln (<a href=http://www.zuckerforschung.at>ZFT</a>) feierte ihr 20-jähriges Bestehen. Die heutige Forschungs-Company der <a href=http://www.agrana.at>Agrana</a> sorgt für Innovationen aus Kartoffeln, Mais, Weizen und Zuckerrüben. Den 55 Mitarbeitern steht ein jährliches F&E-Budget von 4,2 Mio € zur Verfügung. 20 Jahre Zuckerforschung Tulln <% image name="Agrana_Marihart" %><p> <small> Johann Marihart: „Wissen statt Weizen? Nein: Mehr Wissen für mehr Weizen!“ </small> Die Laudatio von Agrana-Boss Johann Marihart passt nicht zu einem trockenen Landwirtschaftsriesen. Und das soll so sein: „Man rechnet uns der ,Old Economy’ zu, obwohl unsere Anlagen voll mit High-Tech sind. Und man spricht bereits vom Austausch der Produktionsgesellschaft durch die Wissensgesellschaft, spricht von ,Wissen statt Weizen’.“ Landwirtschaft und agrarische Veredelung haben aber nichts im entwicklungspolitischen Eck verloren: „Insbesondere wenn ich an Biotreibstoffe denke, braucht es vor allem mehr Wissen für mehr Weizen. Das Motto: ,Wir produzieren Wissen und Entwicklungsländer die Agrarprodukte’ ist dabei fehl am Platz.“ Prägnante Phrasen wie <i>stable to table</i> oder <i>feed to fork</i> würden neben „schweren Globalisierungs-Visionen“ mindestens ebenso viel Gewicht haben. <b>Veredelung zu Bioethanol:</b> Die smarte Verwertung agrarischer Überschüsse war vor 20 Jahren denn auch die erste Mission der Zuckerforschung Tulln (ZFT), damals noch als Raiffeisen Bioforschung. Im Mai 1986 wurde das „Austroprot“-Projekt zur Vergärung und Verspritung von Weizen und Körnerleguminosen ausgerufen – ein Unterfangen, das erst heute mit dem Bau der Bioethanolanlage in Pischelsdorf die großtechnische Umsetzung erfährt. <% image name="Pischelsdorf" %> <p> <small> Agranas Bioethanol-Produktion soll in Pischelsdorf Ende 2007 anlaufen. </small> Und nicht nur das: Heute arbeiten die Tullner Forscher auch auf Hochtouren daran, das Feintuning der Bioethanol-Rohstoffe voranzutreiben. ZFT-Mann Herbert Eigner untersucht dazu gemeinsam mit Franziska Löschenberger von Saatzucht Donau den Stärke- und Eiweißgehalt sowie die Alkoholkinetik und das Ausmaß an vergärbaren Kohlehydraten bei verschiedensten Weizensorten und Triticalen in unterschiedlichsten Anbauregionen. Spätestens im Herbst werden sie den Bauern ihre entsprechende Saatgut-Empfehlung abgeben. Bereits jetzt weiß man, dass sich vor allem die Anbaugebiete westlich von Wien gut für die Bioethanol-Erzeugung eignen. Eigner rechnet in den nächsten Jahren damit, durch gezielte Forschung den Verwertungs-Ertrag noch um etwa 5 % steigern zu können. Der Agrana-Außendienst hat jedenfalls alle Hände voll zu tun, die Bauern zu überzeugen, rund ein Viertel der heimischen Anbaufläche ab der nächsten Saison den Energiepflanzen für Pischelsdorf zu widmen. <% image name="Zuckerfabrik_Tulln" %><p> <small> Agrana-Zuckerfabrik in Tulln. </small> <b>Einzigartiges Technikum.</b> Die Tullner Zuckerforschung bekam in den 1990er Jahren ihre zentrale Struktur mit den vier Forschungsbereichen Landwirtschaft, Biotechnologie, Zuckertechnologie und Stärketechnologie. Seit 2001 steht den Tullner mit den beiden 1:1000-Modellen der Produktionsanlagen Gmünd (NÖ) und Aschach (OÖ) auch ein „einzigartiges Forschungs-Instrumentarium“ zur Verfügung. Der Bündelung der Forschungskompetenzen folgten eine Reihe an bahnbrechenden Innovationen. ZFT-Leiter Marnik Wastyn schildert den Durchbruch mit der ,Hopfen-Story’: „Durch den freiwilligen Verzicht auf Formalin bei der Zuckerproduktion entstand eine akute Gefahr mikrobiologischer Infektionen im Extraktionsturm. Unsere Forscher haben sich dann erinnert, dass der Hopfen im Bier ursprünglich kein Geschmacksbestandteil war, sondern nur die Lagerfähigkeit erhöhte – dank seiner ,bakteriostatischen Kraft’. Eben diese machten wir sodann für die Zuckerproduktion salonfähig.“ Optimiert wurde die Zuckerproduktion auch durch ein Kalkeinsparungs-Programm: Gebrannter Kalkstein ist mit jährlich bis zu 20.000 t der wichtigste Hilfsstoff in der heimischen Zuckerproduktion, der zur Klärung der Zuckersäfte verwendet wird. Anstelle einer manuellen verwendet die Agrana heute eine bedarfsabhängige Kalkmilchdosierung und reduziert so den Bedarf um mehr als die Hälfte. <b>Innovations-Bauchladen.</b> Aktuell entwickelt die ZFT weitere natürliche Biostabilisatoren für die Zuckerproduktion anstelle von chemischen Bioziden. Einer patentierten Anwendung für die Hopfenindustrie (BetaStab10A wird weltweit mit einem Joint-venture der Barth-Haas-Gruppe vermarktet) folgten Derivate von Harz (PineStab haben sich die Tullner beim Retsina-Genuss abgeschaut) und Ölpalme (PalmStab). Und Stärke ist noch mehr als Pudding oder Tapetenkleister: Das Biopolymer hat als nachwachsender Rohstoff noch ein enormes Potenzial für Lebensmittel und technische Anwendungen. So ist es der ZFT etwa gelungen, eine spezielle Stärke zu entwickeln, die beim Tunnelbau besondere Leistungen erbringt – deren Zusatz sorgt dafür, dass der Rückprall beim Auftragen des Spritzbetons um die Hälfte verringert und daher Beton als teurer Abfall vermieden wird. <% image name="Staerke" %><p> <small> Rohstoff Stärke: Breites Einsatzfeld steht noch bevor. </small> Ein weiteres weltweites ZFT-Patent ist die Verwendung spezieller Stärken aus Mais und Kartoffeln als Verdicker für Dispersionsfarben. Die umweltfreundliche Herstellung dieser Rheologiegeber erlaubt nicht nur eine günstige Herstellung von Bautenfarben, sondern ermöglicht auch die Produktion von Farben mit hoher Deckkraft, gutem Verlaufvermögen und geringem Tropfverhalten. Damit nicht genug: Spezifische Biostärken werden derzeit für Fruchtzubereitungen, Desserts und Mayonnaisen entwickelt. Für den US-Markt hat die ZFT die „Fire Safe Cigarette“ entwickelt – ein Stärkederivat für die Beschichtung von Zigarettenpapier. Schließlich ersetzt eine besondere Stärke auch das in Qualität und Preis stark schwankende Kasein bei der Flaschenetikettierung. <b>Stärke-Felder.</b> Und wie geht es weiter? Steht ein molekülgleicher Ersatz der Petrochemie in absehbarer Zeit durch die Anstrengungen der Zuckerforscher bald bevor? Südzucker-Vorstand Markwart Kunz sieht das in 50 bis 100 Jahren als „möglicherweise realistisch“ an, derzeit sei ein Mindestmaß an Erlös – mehr als 1 € je kg – die „natürliche Grenze von Energielösungen durch nachwachsende Rohstoffe“. In der Südzucker-Vision hat die stoffliche Modifikation von Kohlehydraten mit chemischen und biochemischen Katalysatoren dennoch breiten Raum. Und zwar insbesondere für Functional Food: „Wir machen im Konzern bereits 350 Mio € Umsatz damit. Neue Kohlehydrate – entstanden durch die Isomerisierung der Saccharose, durch hochmolekulare Polymerisation sowie als Neuzuckersynthese – ermöglicht zahnschonende Produkte, kalorisch niedrige Mahlzeiten, also glykämisch extrem niedrige Lebensmittel. Das geht soweit, dass wir bestimmte Wechselwirkungen mit Darm-Bakterien anregen können – also die Fütterung der ,guten’ Bakterien in uns.“

WTO verurteilt Gentechnik-Moratorium der EU

Die EU hat mit ihrem 6 Jahre dauernden Moratorium für die Zulassung gentechnisch veränderter Lebensmittel gegen die internationalen Handelsregeln verstoßen, so das endgültige Urteil der WTO. WTO verurteilt Gentechnik-Moratorium der EU <% image name="Urteil" %><p> Beschwerden der USA, Argentinien und Brasilien wurden damit als berechtigt anerkannt. Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Luxemburg und Österreich wurden gesondert verurteilt, weil sie individuell weitere Hürden eingeführt haben. Die USA betonten, dass ihre Farmer durch das Moratorium 300 Mio $/Jahr verloren hätten. Die EU will das Urteil jedoch nicht zum Anlass nehmen, ihre Gentechnik-Politik zu ändern: Die Strategie, ausschließlich aufgrund wissenschaftlich fundierter Erkenntnisse Organismen und Produkte zuzulassen, bleibe unberührt, das Moratorium selbst sei ja mit der neuen Kennzeichnungsverordnung beendet worden. Österreich könnte indessen Probleme bekommen, wenn gentechnisch veränderte Organismen, die von der EU für sensible Gebiete zugelassen sind, weiterhin aussperrt.

Intercell forscht mit Merck an S. aureus-Antikörpern

<a href=http://www.intercell.com>Intercell</a> hat eine strategische Partnerschaft mit <a href=http://www.merck.com>Merck & Co</a> zur Entwicklung von monoklonalen Antikörpern gegen schwere Infektionen, die durch Staphylococcus aureus hervorgerufen werden, abgeschlossen. Intercell forscht mit Merck an S. aureus-Antikörpern <% image name="Labor" %><p> Im Zuge einer im Mai 2004 unterzeichneten Vereinbarung, hat Merck nun eine Option auf die weltweiten Rechte zur Entwicklung und Vermarktung von Antikörpern ausgeübt, die gegen Antigene gerichtet sind, die mit Intercells Antigen Identifikations-Programm entdeckt wurden. Merck ist dabei für die präklinische und klinische Entwicklung, Registrierung und Vermarktung des Produkts verantwortlich. Intercell hat dagegen Anspruch auf eine Options-Ausübungsgebühr sowie auf weitere Meilenstein-Zahlungen und Lizenzgebühren aus künftigen Produktverkäufen. Durch die Entwicklung von antibakteriellen Antikörpern entstehen vollkommen neue Behandlungsmöglichkeiten für bestimmte Infektionskrankheiten, besonders dann, wenn die Behandlung mit Antibiotika keine Wirkung zeigt. "Neben unserer kürzlich abgeschlossenen Partnerschaft mit Kirin setzen wir unsere Technologie nun zum zweiten Mal in diesem stark wachsenden und immer wichtigeren Gebiet der modernen Medizin ein", so Alexander von Gabain, wissenschaftlicher Direktor der Intercell AG. <small><b><u>S. aureus</u></b> ist der häufigste Verursacher von nosokomialen Infektionen. Zusätzlich zu Infektionen des Blutkreislaufes, wo die Wahrscheinlichkeit eines Todesfalles bis zu 35 % beträgt, führen auch Infektionen der Knochen, des Herzens und anderer innerer Organe zu schwerwiegenden Komplikationen bis hin zum Tod. Heute sind etwa 50 % der weltweit in Krankenhäusern isolierten S. aureus-Stämme gegen mehrere Antibiotika resistent, was die gezielte Behandlung von Erkrankungen durch Staphylokokken erschwert und die dadurch entstehende wirtschaftliche Belastung erhöht. </small>