Archive - Sep 30, 2013
Endress + Hauser plant Übernahme von Analytik Jena
Nach der Aufstockung der Anteile an <a href=http://www.analytik-jena.de>Analytik Jena</a> strebt <a href=http://www.at.endress.com>Endress + Hauser</a> nun nach der Übernahme des Laborgeräte-Anbieters. Der im Rahmen eines Pflichtangebots gebotene Preis soll den übrigen Aktionären einen Verkauf schmackhaft machen.
Das Schweizer Prozessmesstechnik-Unternehmen Endress + Hauser hat seinen Anteil an Analytik Jena auf 47,33 Prozent aufgestockt und damit die Kontrolle an dem in Thüringen beheimateten Anbieter von Laborgeräten übernommen (nach dem deutschen Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz ist „Kontrolle“ mit 30 Prozent der Stimmrechte legaldefiniert). Möglich wurde dies, nachdem der Erwerb der Anteile der niederländischen Verder-Gruppe sowie jener Aktien, die im Rahmen einer Kapitalerhöhung des Zielunternehmens nicht bezogen worden waren, vom deutschen Bundeskartellamt genehmigt wurde.
Standbein in der Labormesstechnik
Den gesetzlichen Vorschriften entsprechend hat Endress + Hauser nun eine Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre von Analytik Jena gestellt, das mit 13,75 Euro pro Aktie über den Preisen liegt, die Endress + Hauser zuletzt selbst für seine Anteile bezahlt hat. Damit wollen die Schweizer die Grundlagen einer Übernahme schaffen und sich so ein Standbein in Laboranalytik und molekularer Diagnostik aufbauen. Zudem sieht man nach Aussage von Firmenchef Klaus Endress die Möglichkeit, dass Technologien aus der Labormesstechnik auch in der Prozessmesstechnik zum Einsatz kommen können und umgekehrt.
Das Land Thüringen, das derzeit 17,79 Prozent an Analytik Jena hält und Unternehmensgründer Klaus Berka, der noch im Besitz von 9,93 Prozent der Anteile ist, begrüßen die Aufstockung durch Endress, wollen aber erst zu einem späteren Zeitpunkt in Verhandlungen zum Verkauf ihrer Pakete eintreten. Berka hat Endress darüber hinaus zugesagt, seine Position als Vorstandsvorsitzender auch nach einer Übernahme zu behalten. Das Schweizer Familienunternehmen will Analytik Jena als eigenständiges Unternehmen innerhalb der Gruppe weiterführen und den Standort Jena erhalten.
EU-Verfahren: ARA gibt sich optimistisch
30.09.13
von
Klaus Fischer
Noch bis 18. Oktober hat die Altstoff Recycling Austria (ARA) Zeit, zu den Vorwürfen der EU-Kommission bezüglich angeblicher Wettbewerbsverletzungen Stellung zu nehmen. Eine Verhandlungsrunde mit der Generaldirektion Wettbewerb sowie Rechtsexperten der Kommission findet in der letzten Novemberwoche statt, sagte ARA-Vorstand Werner Knausz heute am Rande einer Pressekonferenz aus Anlass des 20. Jahrestages des Inkraftretens der Verpackungsverordnung (VVO) am 1. Oktober 1993. Die VVO war der Anlass für die Gründung der ARA durch die österreichische Wirtschaft.
Im heurigen Sommer hatte die Kommission formell ein Verfahren gegen die ARA eröffnet, nachdem bereits seit 2010 Vorerhebungen stattgefunden hatten. Die Kommission wirft der ARA vor, potenziellen Konkurrenten den Zutritt zur Sammlung und Verwertung in Haushalten anfallender Verpackungsabfälle verwehrt zu haben. Außerdem soll sie den Markt für die Sammlung und Verwertung von Gewerbeverpackungen gegen Wettbewerber abgeschottet haben. Letzteres sei erfolgt, indem Verpackungsabfall aus Krankenhäusern in den Haushaltsbereich einbezogen wurde, in dem die ARA faktisch ein Monopol besitzt.
Knausz sowie sein Vorstandskollege Christoph Scharff wiesen die Vorwürfe heute einmal mehr zurück. Scharff betonte, keiner der möglichen Mitbewerber der ARA habe einen Antrag auf Mitbenutzung des Sammel- und Verwertungssystems der ARA im Haushaltsbereich gestellt. Daher gehe der Vorwurf der Marktabschottung ins Leere. Hinsichtlich des Gewerbebereichs erläuterte Knausz, es gebe in Österreich 262 Krankenhäuser. Nur das Wiener AKH sei groß genug, um in das Sammel- und Verwertungssystem für das Gewerbe einbezogen zu werden: „Alle anderen werden über die Abfallsammlung der Kommunen betreut.“ Auch hätte jeder Mitbewerber der ARA mit jedem beliebigen Krankenhaus einen Vertrag über die Verpackungssammlung schließen können. „Der hätte im Wesentlichen nur sagen müssen: Bitte opfert einen Parkplatz, damit ich meinen Kübel aufstellen kann. Wenn das keiner getan hat, dann offenbar, weil es sich wirtschaftlich nicht auszahlt“, argumentierte Knausz.
„Alle Vorwürfe aufklären“
Der ARA-Manager fügte hinzu, nach dem Termin mit der EU-Kommission Ende November werde es voraussichtlich im Frühjahr 2014 ein weiteres Treffen geben. Dann müsse die Generaldirektion Wettbewerb „eine Strafe festsetzen oder auch nicht.“ Die ARA habe in diesem Fall zwar die Möglichkeit der Berufung beim Europäischen Gerichtshof, müsse aber jedenfalls die Strafe erlegen. Im Falle ihres Sieges im Rechtsstreit würde ihr der fragliche Betrag samt Zinsen zurückerstattet. Die Höhe der Strafe könnte sich auf maximal zehn Prozent des ARA-Umsatzes im untersuchten Zeitraum und damit auf höchstens 18 Millionen Euro belaufen. „Wir gehen allerdings davon aus, dass es wesentlich weniger sein wird, wenn wir überhaupt eine Strafe bekommen“, betonte Scharff. Er fügte hinzu, sein Unternehmen habe keine Rücklagen für diesen Fall gebildet: „Wir haben immer rechtskonform gehandelt und sind sicher, dass wir alle Vorwürfe aufklären können.“
Nicht im Zusammenhang mit dem EU-Verfahren steht ihm zufolge eine Umbuchung von Rücklagen im vergangenen Jahr. Mit dieser hatte die ARA Rücklagen für letzte Sammel- sowie Verwertungsaktionen für den Fall der Einstellung ihrer Tätigkeit von neun auf 29 Millionen Euro aufgestockt. Nach Angaben Scharffs sorgte die ARA damit lediglich für eine neue Bestimmung im Abfallwirtschaftsgesetz vor, der zufolge ein Sammel- und Verwertungssystem seinen Betrieb nur zum Ende eines Kalenderquartals beenden darf. Damit sei es erforderlich geworden, letzte Sammel- und Verwertungstätigkeiten bis zu zwei Monate lang finanzieren zu können.
Viel gesammelt
Knausz resümierte, die ARA sehe dem am 1. Jänner 2015 beginnenden Wettbewerb im Bereich der Sammlung und Verwertung in Haushalten anfallender Verpackungsabfälle gelassen entgegen: „Wir haben großen Resepekt vor der neuen Situation. Aber wir brauchen uns vor dem Wettbewerb nicht zu fürchten.“ Nach Angaben Scharffs sammelte die ARA seit ihrer Einrichtung im Jahr 1993 rund 14 Millionen Tonnen an Verpackungsabfällen. Der Bevölkerung stünden mittlerweile 1,5 Millionen Sammelcontainer zur Verfügung. Rund 92 Prozent der Bevölkerung beurteilten die getrennte Sammlung von Verpackungsabfällen als gut bzw. sehr gut. Im Jahr 1993 seien es nur etwa 67 Prozent gewesen.