Archive - Jul 7, 2014

Novartis: „Innovation als Grundprinzip“

Der Pharmakonzern Novartis löst in Österreich jährlich Wertschöpfungseffekte von rund 1,2 Milliarden Euro aus. Das sagte der Wirtschaftswissenschaftler Gottfried Haber von der Donau-Universität Krems bei einem Pressegespräch der Novartis in Wien. Ihm zufolge entfallen davon 650 Millionen Euro auf direkte sowie 340 Millionen Euro auf indirekte Effekte. Mit weitere 230 Millionen Euro lässt sich das Stimulieren der Kaufkraft beziffern. Novartis trage damit rund 0,4 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. „Das Unternehmen hat mehr Wertschöpfung als die gesamte österreichische Textilindustrie. Ich habe noch nie einen einzelnen Player mit solcher Dimension erlebt“, konstatierte Haber. Mit rund 4.600 Mitarbeitern, davon 800 im Bereich Forschung und Entwicklung, gilt Novartis als größter Pharmakonzern in Österreich.

Allerdings ist das wirtschaftspolitische Umfeld hierzulande nicht gerade einfach, betonte Wolfgang Bonitz, Medical Direktor von Novartis Pharma in Österreich. So werde die Forschungsquote heuer weiter sinken. Auch werde im Jahr 2016 ein Wettbewerbsvorteil Österreichs verloren gehen – wenn auch nicht ausschließlich durch eigenes Verschulden: Zurzeit weise Österreich die kürzesten Fristen für die Genehmigung klinischer Studien auf. Mit der Clinical Trials Regulation der Europäischen Union gingen die diesbezüglichen Spielräume der Mitgliedsstaaten nun verloren. Österreich sei gut beraten, diese sich abzeichnende Verschlechterung durch Maßnahmen in anderen Bereichen zu kompensieren. Bonitz zufolge ist „Innovation das Grundprinzip der Novartis.“ Das Unternehmen habe eine Forschungsquote von rund 22 Prozent und liege weit damit über dem Durchschnitt der Pharmabranche von 14 Prozent. Und auch das sei keineswegs ein schlechter Wert, stellte Bonitz klar. So komme der US-amerikanische IT-Konzern Apple, der immer wieder als Paradebeispiel für Innovationskraft dargestellt werde, auf eine Forschungsquote von gerade einmal sechs Prozent.

 

Teure Heimat

Kein Mangel besteht an Möglichkeiten, die Standortqualität Österreichs weiter zu verbessern, betonte Novartis Austria-Country President Ernst Meijnders. Zwar weise Österreich beispielsweise eine „sehr gute und sichere Energieversorgung“ auf, was für eine moderne industrielle Produktion unverzichtbar sei. Aber gerade in der Energie- und Umweltpolitik bestehe auch eine gewisse Tendenz, bei EU-Vorgaben den Musterschüler zu spielen. Überdies müsse Österreich leider als „teures Land“ bezeichnet werden. Eine Steuerreform empfehle sich daher nicht zuletzt, um die Arbeitnehmer zu entlasten und damit die Arbeitsbedingungen für Hochqualifizierte attraktiver zu machen.

Meijnders zufolge sollte auch die Zulassung von Medikamenten im Rahmen des Erstattungskodex erleichtert werden: „Es ist ja der Wirkstoff, der funktioniert, und nicht das Krankenhausbett.“ Die Medikamentenkosten machten gerade einmal zwölf Prozent der Gesundheitskosten aus. Wollten die Gesundheitspolitiker Einsparungen erzielen, müssten sie daher wohl eher in anderen Bereichen ansetzen.

Trotz dieser Herausforderungen stellte Meijnders klar„Wir bekennen uns als starkes österreichisches Unternehmen klar zum Wachstum und zum Standort Österreich. Wir gehen davon aus, dass die österreichische Pharmaindustrie ihre Produktivität steigern wird, Arbeitsplätze geschaffen werden und die österreichischen Produktionsstandorte daher sicher sind." 

 

In Ausbildung investieren

Der Geschäftsführer Finanzen der Novartis, Hubert Hirzinger, ergänzte, Österreich müsse „den Ausbildungsbereich als Investitionsbereich sehen und die schulische Ausbildung wieder an die internationale Wettbewerbsfähigkeit heranführen.“ Gegenüber dem Chemiereport erläuterte Hirzinger, es gelte, „bei der Innovation und damit eben bei der Ausbildung zu punkten. Andernfalls werden wir uns im internationalen Wettbewerb künftig schwer tun.“ Notwendig sei auch die weitere Flexibilisierung der Arbeitszeitregelungen, etwa im Sinne längerer Durchrechnungszeiträume. Das in Verhandlung befindliche Energieeffizienzpaket sieht Hirzinger gelassen. Selbstverständlich seien die Energiekosten für ein produzierendes Unternehmen wie die Novartis ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Seit langem verfüge das Unternehmen daher bereits über ein Energiemanagementsystem: „Wir loten die möglichen Effizienzmaßnahmen immer wieder aufs Neue aus und hatten damit bisher gute Erfolge.“ So konnte die Novartis etwa ihren Stromverbrauch seit 2007 um rund 15 Prozent vermindern.