Archive - Apr 24, 2017

Neuer EMA-Standort: rasch entscheiden

Der Europäische Rat soll in der Angelegenheit möglichst noch im Juni beschließen, fordert der Pharmaindustrieverband EFPIA.

 

Eine rasche Entscheidung über den künftigen Standort der European Medicines Agency (EMA) fordert der europäische Pharmaindustrieverband EFPIA. In einem offenen Brief heißt es, der Europäische Rat solle seinen diesbezüglichen Beschluss „so früh wie möglich fassen, vorzugsweise bei seinem Treffen im Juni“, das am 22. und 23. Juni stattfindet. Die EMA hat ihren Sitz derzeit in London, was nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU nicht mehr zulässig ist. Warnend wird in dem Schreiben der EFPIA auf ein denkbares Scheitern der Austrittsverhandlungen zwischen der EU und Großbritannen oder auf deren nicht auszuschließende bewusste Obstruktion hingewiesen. In diesem Fall sei die reibungslose Arbeit der EMA in Frage gestellt: „Europa hat keine Backup-Option.“

 

Eine Empfehlung für den neuen Standort macht die EFPIA nicht. Sie betont jedoch, es müsse sich um eine Örtlichheit mit „world class connectivity“ handeln. Schließlich gehe es um das Abwickeln von etwa 36.000 Expertentreffen pro Jahr. Ferner finde auch eine Reihe von regelmäßigen Zusammenkünften mit der Pharmaindustrie statt. Folglich müssten die internationalen, nationalen und regionalen Verkehrsverbindungen ausgezeichnet sein. Auch werde als Sitz ein Gebäude von angemessenen Dimensionen benötigt. Darüber hinaus sei auch die Verfügbarkeit „einer großen Zahl von Hotels“ erforderlich. Überdies müsse der Standort auch eine attraiktive Lebensqualität für die Beschäftigten der EMA und deren Familien bieten.

 

Zu sorgen ist laut EFPIA nicht zuletzt auch dafür, dass die Übersiedlung der EMA reibungslos vonstatten geht. Das Funktionieren dieser „bestens geölten Maschine“ müsse auch in der Übergangszeit gewährleistet sein.

 

Als neuer Standort ins Spiel gebracht hat sich unter anderem auch Wien. Gerüchteweise heißt es, von der Qualität her seien die Chancen durchaus gegeben. Allerdings habe sich Österreich bei manchen osteuropäischen Nachbarländern nicht eben beliebt gemacht - Stichwort etwa Flüchtlingspolitik.

 

CEFIC: Schwacher Auftakt

Der Chemieindustrieverband nennt den Start ins Jahr 2017 „gut“. Er veröffentlicht jedoch Zahlen, die dies in Frage stellen.

 

Von einem „guten Start ins Jahr 2017“ schreibt der europäische Chemieindustrieverband CEFIC in seinem am 24. April erschienenen Chemical Trends Report (CTR). Die darin enthaltenen Zahlen zeigen indessen ein differenzierteres Bild. So wuchs zwar die Produktion in den ersten beiden Monaten des heurigen Jahres verglichen mit Jänner und Feber 2016 um 1,6 Prozent. Steigerungen gab es insbesondere bei Industriegasen (plus 8,6 Prozent), Kunststoffen (plus 4,7 Prozent) und Farbstoffen sowie Pigmenten (plus 1,6 Prozent). Allerdings fielen die Preise um 3,6 Prozent und in der Folge die Umsätze um 2,1 Prozent. Auch erhöhte sich die Produktion keineswegs in allen Segmenten. Bei synthetischem Gummi etwa war ein Minus von 3,5 Prozent zu verzeichnen. Die Düngererzeugung verminderte sich um 2,3 Prozent, die Erzeugung von Petrochemikalien um 1,5 Prozent.

 

Ferner konstatiert die CEFIC, dass das Produktionswachstum der Chemiebranche in den Jahren 2012 bis 2016 weniger als ein Prozent pro Jahr betrug. „Das bedeutet, die europäische Chemieindustrie muss neue Wege beschreiten, um langfristig starkes Wachstum zu erzielen“, hieß es in einer Aussendung zum CTR. Zu schaffen machen der Branche weiterhin vor allem die im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen hohen Energie- und Rohstoffkosten.

 

Was schließlich den Außenhandel betrifft, wurde 2016 zwar ein Überschuss von 47,6 Milliarden Euro erwirtschaftet, um 3,3 Milliarden mehr als 2015. Wie die CEFIC indessen einräumt, kam dies dadurch zustande, dass die Importe noch stärker zurückgingen als die Exporte. Sie fielen um 3,4 Milliarden Euro, wohingegen die Exporte nur um 133 Millionen Euro sanken.