Archive - 2019

July 3rd

Nationalrat beschließt Glyphosatverbot

Die SPÖ hält diesen Schritt für notwendig im Sinne des Schutzes von Gesundheit und Umwelt. Die ÖVP dagegen spricht von einer Einschränkung der Entscheidungsfreiheit der Landwirte.

 

Mit den Stimmen von SPÖ, FPÖ, NEOS und JETZT beschloss der Nationalrat am 2. Juli das vollständige Verbot der Anwendung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat in Österreich. Dies erfolgte durch eine entsprechende Änderung des Pflanzenschutzmittelgesetzes. Um Rechtskraft zu erlangen, muss diese seitens der EU-Kommission genehmigt werden. Sollte die Kommission die Regelung zurückweisen, wäre ein neuerlicher, abgeänderter, Beschluss des Nationalrates notwendig.

 

In ihrem Antrag berief sich die SPÖ auf die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Glyphosat im März 2015 als „wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen“ einstufte. Überdies konstatierten die Sozialdemokraten, die Europäische Chemikalienagentur ECHA habe das Mittel als „augenreizend und giftig für Wasserorganismen mit langfristigen Auswirkungen“ eingestuft. Es stelle „somit jedenfalls eine Gefahr für die Umwelt dar. Der Expertenstreit über die mögliche krebserregende Wirkung von Glyphosat dauert an. Die starken Zweifel an der Ungefährlichkeit des Wirkstoffes für den Menschen konnten bisher nicht ausgeräumt werden“. Der Tiroler Nationalratsabgeordnete Max Unterrainer sieht in dem Beschluss eine „Stärkung der Biolandwirtschaft“. Agrarsprecher Erwin Preiner zufolge ist die SPÖ „dem Vorsorgeprinzip verpflichtet. Glyphosat ist eine Gefahr für Mensch und Tier“.

Karin Doppelbauer von den (NEOS) sprach unter Hinweis auf den möglichen Widerspruch des Verbots zum EU-Recht von einer „Bauchwehentscheidung“. Auch dürfe die neue Bestimmung nicht zu Wettbewerbsnachteilen für die österreichische Landwirtschaft führen.

Sahra Wiener, Abgeordnete der Grünen zum EU-Parlament, zeigte sich „begeistert“ von dem Verbot. Ihr zufolge betonte die EU-Kommission nach dem Beschluss der Zulassungsverlängerung für Glyphosat im Jahr 2017, „dass die Mitgliedsstaaten nationale Verbote beschließen können, das haben wir schwarz auf weiß. Falls es da Probleme gibt, werden wir EU-Abgeordneten alles in Bewegung setzen, damit die Kommission ihrem Versprechen nachkommt“.

 

Die ÖVP lehnte das generelle Verbot der Anwendung von Glyphosat als europarechtswidrig ab. Sie beantragte statt dessen Einschränkungen, die über die bisher geltenden hinausgehen. Verboten sein sollte ihr zufolge die Nutzung des Mittels „in öffentlichen Parks oder Gärten, Friedhöfen, Sport- und Freizeitplätzen, Schwimmbädern, Schulgeländen oder auf Kinderspielplätzen oder in unmittelbarer Nähe von Gesundheitseinrichtungen oder zur Anwendung durch den nicht beruflichen Verwender fur den Haus- und Kleingartenbereich“. Landwirte sollten Glyphosat dagegen weiter verwenden dürfen.

Johannes Schmuckenschlager, VP-Nationalratsabrgeordneter und Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Niederösterreich, kritisierte, das Verbot „führt zur Einschränkung der Entscheidungsfreiheit der österreichischen Bauern in ihrer täglichen Arbeit und zu einer immensen Benachteiligung der heimischen Produktion. Schließlich wird auch die Versorgung der Konsumenten mit heimischen Lebensmitteln gefährdet. Dieser Beschluss entbehrt jeglicher fachlichen und sachlichen Grundlage“. Er verwies auf die am 1. Juli veröffentlichte „Nationale Machbarkeitsstudie zum Glyphosatausstieg“ der AGES und der Universität für Bodenkultur. Dieser zufolge ist ein vollständiges Verbot von Glyphosat nicht mit dem EU-Recht vereinbar.

 

Heftige Kritik kam auch von der von der Industriegruppe Pflanzenschutz (IPG). Sie sprach vom „freien Spiel der Unvernunft“ und von „Populismus auf dem Rücken der heimischen Landwirte“. Etwa 3.300 Studien mit insgesamt 90.000 Seiten hätten bewiesen, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung keine Gefahr für Gesundheit und Umwelt darstelle. Ferner erhöhe das Mittel die Ernteerträge je Hektar um 30 bis 60 Prozent. Dürfe es nicht mehr eingesetzt werden, seien die Anbauflächen zwangsläufig zu erweitern: „Das ist aus Sicht der IGP nicht nachhaltig.“

July 2nd

Lackindustrie: Teure Rohstoffe, kostbare Fachkräfte

Die österreichische Lackindustrie hat mit einem schwierigen Rohstoffmarkt zu kämpfen und setzt sich für eine Profilierung der Ausbildung auf verschiedenen Ebenen ein.

Der Umsatz der heimischen Lack- und Anstrichmittelbetriebe hat sich 2018 mit einem Plus von rund zwei Prozent auf ca. 454 Millionen Euro nur mäßig entwickelt. Nach einem vielversprechenden ersten Halbjahr habe sich die Entwicklung nach dem Sommer viel schwächer fortgesetzt, wie Hubert Culik, Obmann der Berufsgruppe und CEO von Kansai Helios Coatings, im Rahmen einer Pressekonferenz mitteilte. Zu schaffen gemacht haben der Branchen vor allem Rohstoffpreise und -verfügbarkeit. Gerade in der starkem Druck ausgesetzten Automobilbranche konnte man Preiserhöhungen nicht an die Kunden weitergeben, wie Culiks Stellvertreter Ernst Gruber, Geschäftsführer von Axalta Coating Systems Austria, ergänzte.

Zu Wehr setzen sich die Industrievertreter derzeit gegen eine Reihe angekündigter regulatorischer Maßnahmen. So drohen laut Andrea Berghofer, stellvertretende Obfrau der Berufsgruppe und Geschäftsführerin der Adler-Werk Lackfabrik, ausgeweitete Biozid-Beschränkungen die Produktion von Wasserlacken zu gefährden. Besonders schwerwiegend wäre auch die von Frankreich geforderte Einstufung des wichtigen Weißpigments Titandioxid als „krebserregend Kategorie 2“ (Verdacht auf karzinogene Wirkung beim Menschen). Zahlreiche Experten halten diese Einstufung für nicht nachvollziehbar, da die Tierversuche, auf denen diese beruht, bereits in den 1980er-Jahren und mit lungengängigen Stäuben durchgeführt wurden, deren onkologische Bedrohung unabhängig vom jeweiligen Stoff ist. Bei der Anwendung eines Titandioxid enthaltenden Beschichtungs-, Sonnenschutz- oder Lebensmittels ist dagegen keine Exposition gegenüber Stäuben zu erwarten. Noch ist im Europäischen Rat keine Einigung auf eine solche Einstufung erzielt worden, Österreich hat sich der Stimme enthalten.

 

Akademischer Lehrgang „Surface Technology“ ab Sommer 2020 in Krems

Selbst in die Hand genommen hat die Lackindustrie unterdessen die Verbesserung der Ausbildungssituation für dringend benötigte Fachkräfte. Derzeit sei man in Verhandlung mit den Bundesländern, das neu geschaffene Modul des Lack- und Anstrichmitteltechnikers im Rahmen des Lehrberufs Labortechnik zentral an der Berufsschule St. Pölten abzuhalten.

In Bezug auf den Vertiefungsschwerpunkt „Surface Technology“ im Rahmen des Bachelor-Studiums „Applied Chemistry“ an der IMC FH Krems wollte man nun nicht länger auf eine handlungsfähige Regierung warten, sondern hat bereits für den Sommer 2020 einen außercurricular angebotenen akademischen Lehrgang zu oberflächenchemischen Themen konzipiert. Geplant sind 140 Lehreinheiten zu je 45 Minuten, was einem Ausbildungsumfang von zehn Semesterwochenstunden oder 13 ECTS-Punkten entspricht. Der Lehrgang ist auf 24 Teilnehmer beschränkt, steht aber nicht nur Studenten des Bachelor-Studiums sondern auch Externen mit entsprechender Qualifikation zur Verfügung. Die Firma Adler-Werk engagiert sich auf ähnlichem Gebiet in Westösterreich und finanziert eine Stiftungsprofessur für Chemieingenieurwesen und Materialprozesstechnik an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.

 

 

 

July 1st

Amgen Österreich: Lindgren führt Geschäfte

Mit dem Wechsel Martin Muntes in die Schweiz werden auch beim Pharmaverband Pharmig Änderungen fällig.

 

Der gebürtige Finne Lauri Lindgren übernahm per 1. Juli die Geschäftsführung von Amgen Österreich. Er folgte Martin Munte, der nun in der Europazentrale des US-amerikanischen Biotechnologiekonzerns tätig ist. Diese befindet sich in Rotkreuz in der Schweiz, etwa 25 Kilometer südwestlich von Zürich. Lindgren arbeitet seit 2009 bei Amgen. Unter anderem war er interimistischer Geschäftsführer des Unternehmens in Finnland und Strategic Planning and Operations Director in der Europazentrale von Amgen. Bis 1. Juli führte er die Geschäfte von Amgen in Schweden und war Vorstandsmitglied des schwedischen Pharmaindustrieverbands.

 

Mit dem Wechsel kommen auch auf den österreichischen Pharmaverband Pharmig Veränderungen zu. Munte ist derzeit dessen Präsident und wurde erst bei der Generalversammlung am 26. April für eine zweite Funktionsperiode gewählt. Nun muss eine außerordentliche Generalversammlung im September über seine Nachfolge entscheiden. In einem Zuge werden das gesamte Präsidium und der Vorstand neu gewählt. Auf Anfrage des Chemiereports hieß es, bei der Wahl Muntes im April sei dessen Wechsel nach Rotkreuz bereits bekannt gewesen. Aus statutarischen Gründen habe es allerdings keine Möglichkeit mehr gegeben, bereits zu diesem Zeitpunkt einen Nachfolger zu bestimmen.

 

June 25th

CEFIC: Aufruf zur Zusammenarbeit

In einem 64-Seiten-Papier formulierte der europäische Chemieindustrieverband seine Visionen für die künftige Entwicklung der Branche.

 

Seine Vision für die Chemieindustrie der Zukunft veröffentlichte der europäische Branchenverband CEFIC. In einem 64 Seiten langen Papier mit dem Titel „Molecule Managers“ konstatiert der Verband, die „Chemielandschaft“ des Jahres 2050 werde sich erheblich von der heutigen unterscheiden. Die Europäische Union könne bei den erforderlichen Veränderungen eine führende Rolle spielen und Nachhaltigkeitsstandards mit fairem Wettbewerb auf der ganzen Welt verbinden. Notwendig dafür sind laut CEFIC acht Maßnahmen, die der Verband in ebensovielen „Aufrufen“ zum Handeln zusammenfasst.

Erstens müsse die EU die Chemiewirtschaft nutzen, um sich selbst ökonomisch wie auch diplomatisch zu stärken. Dies läuft darauf hinaus, verstärkt zu zeigen, wie die Branche zum wirtschaftlichen Wohlstand beiträgt, ebenso aber zum Erreichen der Entwicklungs(hilfe)-Ziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs). Um diesbezügliche Fortschritte zu messen, bedürfe es Indikatoren, die breiter ausgerichtet sind als das Bruttosozialprodukt (GDP).

Zweitens fordert die CEFIC seitens der Politik, Innovationen im Sinne nachhaltiger Lösungen zu unterstützen. Dabei geht es insbesondere um Technologien für eine weitgehend klimaneutrale Kreislaufwirtschaft mit umfassendem Recycling.

Drittens verlangt der Verband das Eintreten für „marktbasierte Rahmenbedingungen“. Dies wird mit der Formulierung auf den Punkt gebracht, die Chemieindustrie sei „der Katalysator der Kreislaufwirtschaft“.

Viertens soll Europa, genauer, die EU, zum „Weltführer in der Kreislaufwirtschaft“ werden. Zu diesem Zweck werde die Chemiebranche in Recyclingtechnologien investieren, nicht zuletzt im Kunststoffsektor.

Fünftens fordert die CEFIC globale Standards für eine klimaneutrale Wirtschaft. Unter anderem läuft dies auf eine EU-interne CO2-Bilanzierung hinaus, wobei die Industrie aktiv für eine Bepreisung sämtlicher Treibhausgase eintreten soll.

Sechstens fordert die CEFIC seitens der europäischen Politik, ihre Forschungsprogramme verstärkt auf technologische Innovationen auszurichten. In diesem Zusammenhang soll auch das Bewusstsein für die Notwendigkeit solcher Innovationen verstärkt werden. Ein Teil dieser Forderung ist weiters, den Import von Chemikalien aus Drittstaaten zu unterbinden, die weniger strenge chemikalienrechtliche Regeln aufweisen als die EU.

Siebtens bekennt sich die CEFIC zur Digitalisierung der Chemiebranche und zur „4. Industriellen Revolution“, die insbesondere durch künstliche Intelligenz vorangetrieben werden soll.

Achtens schließlich verlangt der Verband die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Es gelte, das obsolet gewordene Denken in „Silos“ zu verwerfen. Moderne Politik müsse sich um Wertschöpfungsketten kümmern, nicht um einzelne Branchen oder Sektoren. Dazu gehöre auch, das Problem des Fachkräftemangels zu bewältigen, inklusive der Anwerbung entsprechend ausgebildeter Personen aus Drittstaaten.

 

Erarbeitet wurde „Molecule Managers“ seit 2017 mit Unterstützung einer Reihe von Beratungsunternehmen. Ferner ließ die CEFIC eine Delphi-Studie zur Zukunft der eigenen Branche erstellen, deren Ergebnisse ebenfalls in die Forderungen einflossen. Im Vorwort zu „Molecule Managers“ konstatieren CEFIC-Präsident Daniele Ferrari und Generaldirektor Marco Mensink: „Wir glauben, die Chemieindustrie kann florieren, wenn wir die EU dabei unterstützen, klimaneutral zu werden, den Anfall von Kunststoffabfällen zu vermindern und in Richtung Kreislaufwirtschaft zu gehen, aber auch, indem wir berechtigte Sorgen bezüglich Gesundheit und Chemikaliensicherheit behandeln. Wir glauben nicht, alle Antworten zu haben. Und wir sind uns bewusst, dass wir mit der Politik und der Gesellschaft kooperieren müssen, wenn unsere Arbeit Früchte tragen soll.“

 

Der Bericht „Molecule Managers“ samt Begleitdokumenten ist verfügbar unter https://cefic.org/thought-leadership/mid-century-vision.

 

June 24th

Garrett leitet Axalta-Board

Der ehemalige Borealis-Chef soll den US-amerikanischen Beschichtungskonzern möglichst gewinnträchtig an den Mann bringen.

 

Mark Garrett wird neuer Vorsitzender des Board of Directors des US-amerikanischen Beschichtungskonzerns Axalta. Laut einer Aussendung folgt der ehemalige Vorstandschef des Kunststoff- und Düngerkonzerns Borealis auf Charlie Shaver, der seine Funktion per Ende Juni zurücklegt. Shaver stand dem Board sechs Jahre lang vor. Gründe für seinen Abgang nannte Axalta nicht. Garrett wird den Konzern gemeinsam mit CEO Robert W. Bryant leiten. Er dankte Shaver für seine Tätigkeit. Dieser habe eine maßgebliche Rolle dabei gespielt, Axaltas Position auf dem Beschichtungsmarkt zu festigen und die Grundlagen für weiteres Wachstum zu schaffen. Seine eigene Rolle werde es nun sein, nach strategischen Alternativen für den Konzern zu suchen, um den Wert für die Aktionäre zu maximieren, erläuterte Garrett.

 

Diese Suche ist allerdings bereits seit längerer Zeit im Gang. Im November 2017 lösten sich gleich zwei Möglichkeiten in Luft auf: So scheiterten die Gespräche mit der japanischen Nippon Paint bezüglich einer Übernahme des US-Unternehmens. Nahezu gleichzeitig platzten die Verhandlungen mit der niederländischen AkzoNobel über einen „Merger of Equals“.

 

Anfang Juni wurde nun ein Komitee installiert, um die weitere Vorgangsweise zu klären. Bereits diesem gehörte neben CEO Bryant und dem Unternehmensberater Samuel Smolik auch Garrett an. Axalta war bis 2013 Teil des US-amerikanischen Chemieriesen DuPont. Das Unternehmen ist in rund 130 Staaten vertreten und hat etwa 14.000 Mitarbeiter.

 

 

June 18th

Förderzuschlag für drei „Digital Innovation Hubs“

Im Rahmen der ersten Ausschreibung von „Digital Innovation Hubs“ durch die Forschungsförderungsgesellschaft FFG konnten Projekte aus Niederösterreich und Tirol reüssieren.

Mit der vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) ins Leben gerufenen Förderschiene sollen Innovations- und Forschungsnetzwerke unterstützt werden, die Klein- und Mittelunternehmen bei Vorhaben der digitalen Transformation unterstützen, beispielsweise indem neue Technologien die bisherige Arbeitsweise verändern und neuartige Geschäftsmodelle ermöglichen. In den Netzwerken soll die Kompetenz von Universitäten, Fachhochschulen, außeruniversitären Einrichtungen, Kompetenzzentren, Unternehmen und Non-Profit-Organisationen regional gebündelt werden, um Weiterbildungsformat aufzubauen und Innovationsprozesse in Gang zu setzen.

Aus den acht im Rahmen der ersten Ausschreibung beantragten Projekten erhielten nun drei den Zuschlag. Das „Digital Innovation Hub Ostösterreich“ (DIH Ost) wurde von der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur Ecoplus beantragt, neben dem Land Niederösterreich sind auch das Burgenland sowie die Wirtschaftskammern Wien, Niederösterreich, , Burgenland und Oberösterreich am Projekt beteiligt. Inhaltlich will man sich auf die thematischen Schwerpunkte 3D-Druck, Blockchain & IT Security sowie Internet der Dinge, Sensorik & Konnektivität fokussieren und hat sich dafür die Expertise von FH St. Pölten, IMC FH Krems, Fotec, ABC Austrian Blockchain Center und Forschung Burgenland an Bord geholt.

Im „Digital Innovation Hub Westösterreich“ (DIH West), das von der Universität Innsbruck organisiert wird, sind 16 Partner aus Tirol, Vorarlberg und Salzburg miteinander vernetzt. Antragsteller für das Digital Makers Hub (DiMaHub) ist die FH St. Pölten. Gemeinsam mit Industry meets Makers, der Zukunftsakademie Mostviertel und der Tabakfabrik Linz sollen nach den Worten von Hannes Raffaseder, dem Prokuristen der Fachhochschule, „möglichst viele Changemaker“ österreichweit zur Etablierung einer „Digital Culture“ beitragen und mit „innovativen Formaten für Co-Ideation und Co-Creation“ Klein- und Mittelbetreibe bei Innovationsaufgaben unterstützen.

Die Förderquote durch das BMDW beträgt maximal 50 Prozent, insgesamt stehen im Rahmen der ersten Ausschreibung drei Millionen Euro zur Verfügung.

 


 

June 14th

PROPAK setzt auf Nachhaltigkeit

Die österreichischen Hersteller von Produkten aus Papier und Karton wollen mit Innovationen punkten. Plastik ist allerdings auch ihnen zufolge im Verpackungsbereich unverzichtbar.

 

Rund 2,4 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten die österreichischen Hersteller von Produkten aus Papier und Karton im Jahr 2018. Gegenüber 2017 ist das eine Steigerung um 3,6 Prozent, berichtete Georg Dieter Fischer, der Obmann des Fachverbands PROPAK der Wirtschaftskammer (WKÖ), bei einer Pressekonferenz in Wien. Heuer dürfte das Ergebnis ihm zufolge nicht ganz so gut ausfallen: Das Umsatzwachstum werde in der Höhe der Steigerung der österreichischen BIP liegen. Unter Zugrundelegung der Prognose des WIFO wäre somit mit einem Zuwachs um etwa 1,7 Prozent oder einer Steigerung um rund 40 Millionen Euro zu rechnen. Mit einer Exportquote von etwa 74 bis 75 Prozent sind die rund 90 PROPAK-Mitglieder laut Fischer stark vom Auslandsgeschäft abhängig: „Wir könnten als Branche nicht existieren, wenn wir ausschließlich vom Heimmarkt leben müssten.“ Die wichtigsten Exportmärkte waren und blieben auch 2018 Deutschland, Italien sowie osteuropäische EU-Mitglieder, aber auch die Russländische Föderation. Im Gespräch mit dem Chemiereport ergänzte der Spartenobmann, ähnlich wie der vormalige WKÖ-Präsident Christoph Leitl trete auch er für ein „Aufweichen“ der Sanktionen gegenüber „Russland“ ein: „Ich bin ein Freund des liberalen Handels.“ Keine Sorgen bereitet Fischer der Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit), egal, wie dieser nun abläuft. Die Ausfuhren der PROPAK-Mitglieder machen ihm zufolge weniger als ein Prozent des Branchenumsatzes aus. Auch der Protektionismus Donald Trumps sei für die PROPAK-Firmen unerheblich: Die Exporte erfolgten nahezu ausschließlich in einem Radius von etwa 500 Kilometern: „Damit sind wir gut innerhalb Europas.“

 

Strategisch betrachtet, ist die Branche laut Fischer derzeit vor allem mit drei Themen beschäftigt: der Nachhaltigkeit, der Digitalisierung und dem Fachkräftemangel. Nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit den Debatten um die EU-Kreislaufwirtschaftsstrategie hat die PROPAK eine eigene Nachhaltigkeitscharta erarbeitet. Fischer betonte, er und die von ihm vertretenen Unternehmen hätten „nichts gegen Plastik“. Dieses habe im Verpackungsbereich durchaus Sinn. Die Hersteller der einzelnen Packmaterialien seien gut beraten, gemeinsam Innovationen voranzutreiben. Zweifel meldeten Fischer und PROPAK-Geschäftsführer Martin Widermann am geplanten Plastiksackerl-Verbot an. Widermann konstatierte, in Österreich fielen alljährlich Kunststoffverpackungen mit einem Gesamtgewicht von etwa einer Million Tonnen an. Die Plastiksackerln kämen gerade einmal auf 5.000 bis 6.000 Tonnen.

 

Fischers Stellvertreter Andreas Blaschke, seines Zeichens Vorstand der Mayr-Melnhof Packaging Austria, erläuterte, was unter einer nachhaltigen bzw. ökologisch einwandfreien Verpackung zu verstehen ist, sei keineswegs klar. Eine Verpackung aus Verbundstoff könne beispielsweise 25 Gramm wiegen, aber schwer recyclierbar sein. Dieselbe Verpackung aus einem Monomaterial wiederum würde hingegen 200 Gramm wiegen: „Also was ist da letzten Endes ökologischer?“

 

Martina Hörmer, die Geschäftsführerin der REWE-Marke „Ja! Natürlich“ ergänzte, ihr Unternehmen versuche, weitgehend auf Plastikverpackungen zu verzichten. Immer und überall funktioniere das aber nicht: „Verpackungen haben ja viele unterschiedliche Funktionen, etwa den Schutz des Produkts, die Erhöhung seiner Lagerfähigkeit, aber auch das Anbieten von Informationen für den Kunden. Hier gilt es, eine vernünftige Balance zu finden.“ Papierverpackungen seien gerade auch im Zusammenhang mit Produktlinien wie „Ja! Natürlich“ von Vorteil: „Sie steigern aus Sicht des Kunden die Wertigkeit der Ware.“ Manchmal sei es deshalb möglich, diese zu einem höheren Preis zu verkaufen, konstatierte Hörmer auf Nachfrage des Chemiereports.

 

Ähnlich argumentierte Marko Schuster, Managing Director von Mondi Technical Films: „Ganz ohne Kunststoff geht es im Verpackungssektor nicht. Das hängt unter anderem mit dem Fett- und dem Feuchtigkeitsgehalt verpackter Lebensmittel zusammen. Minimieren lässt sich der Kunststoffeinsatz aber.“ Wichtig ist laut Schuster, die Endkunden bei der richtigen Behandlung gebrauchter Verpackungen zu unterstützen und damit deren Wiederverwertung zu optimieren.

 

June 13th

Glyphosat: Entscheidung Anfang Juli

SPÖ und FPÖ wollen das Mittel in Österreich komplett verbieten. Die ÖVP will lediglich seine Verwendung weiter einschränken.

 

Voraussichtlich Anfang Juli entscheidet der Nationalrat, wie es in Österreich mit dem umstrittenen Pflanzenschutzmittel Glyphosat weitergeht. Bis 1. Juli hat der Landwirtschaftsausschuss diesbezügliche Anträge der SPÖ und der ÖVP zur Änderung des Pflanzenschutzmittelgesetzes zu behandeln. Anschließend könnte die Beschlussfassung im Plenum des Hohen Hauses erfolgen.

 

Der von der FPÖ grundsätzlich unterstützte Antrag der Sozialdemokraten sieht ein vollständiges Verbot des „Inverkehrbringen(s) von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Glyphosat ist im Sinne des Vorsorgeprinzips“ vor. Begründet wird dies damit, dass die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat im März 2015 als „wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen“ einstufte. Ferner verweist die SPÖ auf die Glyphosat-Bewertung durch die Europäische Chemikalienagentur ECHA vom März 2017. Die ECHA beurteilte das Mittel zwar nicht als krebserregend, fruchtbarkeitsschädigend und erbgutverändernd. Sie bezeichnet es allerdings als „augenreizend und giftig für Wasserorganismen mit langfristigen Auswirkungen“. Der SPÖ zufolge stellt Glyphosat „somit jedenfalls eine Gefahr für die Umwelt dar. Der Expertenstreit über die mögliche krebserregende Wirkung von Glyphosat dauert an. Die starken Zweifel an der Ungefährlichkeit des Wirkstoffes für den Menschen konnten bisher nicht ausgeräumt werden“.
Seitens der FPÖ hieß es dazu, es gebe „genügend Studien, in denen die Gefahr, die Glyphosat für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen hat, ausreichend belegt werden. Es ist daher ein Zeichen für verantwortungsvolle Umweltpolitik, dieses Verbot auf Schiene zu bringen“.

 

Die ÖVP hingegen argumentiert, ein vollständiges Verbot von Glyphosat widerspreche dem EU-Recht. Daher schlägt sie vor, die bereits geltenden Einschränkungen für die Verwendung des Mittels zu erweitern. Gelten sollen die neuen Bestimmungen ab 1. Jänner 2020. Sie müssten nach Ansicht der Partei bei der EU-Kommission notifiziert werden. Verbieten möchte die ÖVP die Verwendung von Glyphosat „in öffentlichen Parks oder Gärten, Friedhöfen, Sport- und Freizeitplätzen, Schwimmbädern, Schulgeländen oder auf Kinderspielplätzen oder in unmittelbarer Nähe von Gesundheitseinrichtungen oder zur Anwendung durch den nicht beruflichen Verwender für den Haus- und Kleingartenbereich“. Der Einsatz in der Landwirtschaft wäre „vom Bundesamt für Ernährungssicherheit entsprechend anzupassen“, bliebe aber grundsätzlich weiter zulässig. In die Zuständigkeit der Länder zur Einführung von Verwendungsbeschränkungen möchte die ÖVP nicht eingreifen.

 

Abgelehnt wird das mögliche Totalverbot von der Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP). Deren Obmann Christian Stockmar betonte einmal mehr: „Glyphosat ist ein in der Landwirtschaft und vor allem bei bodenerhaltenden Anbauweisen nicht wegzudenkender Wirkstoff. Beim Pflügen etwa ist eine ähnliche Wirkungsäquivalenz zur Bekämpfung von Unkraut nur durch ein bis drei Bearbeitungsgänge zu erreichen, was unweigerlich zur Zunahme von Bodenerosion und zu einem rapiden Anstieg der CO2-Emissionen durch vermehrte Überfahrten führen würde.“ Außerdem würde das Verbot laut Stockmar zum Absinken der Ernteerträge führen und Österreich damit abhängiger von Lebens- sowie Futtermittelimporten machen.

Ferner wiederholte Stockmar seine Kritik am Hinweis auf die Einstufung von Glyphosat durch die IARC. Werde diese dem Verbot des Mittels zugrunde gelegt, „dann müssten Alkohol, Wurst und Fleisch verboten werden, die höher eingestuft wurden als Glyphosat“. Bei „sachgemäßem Einsatz“ sei das Mittel laut rund 3.300 Studien unbedenklich.

 

 

 

June 12th

Sanofi: Neue Therapien mit Nanobodies

Der französische Pharmakonzern arbeitet an neuen Medikamenten auf der Grundlage besonders kleiner monoklonaler Antikörper. Eines davon ist in Österreich bereits im Einsatz.

 

Besonders kleine monoklonale Antikörper (Nanobodies) will der französische Pharmakonzern Sanofi nutzen, um neue Therapien zu entwickeln. Das verlautete bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Sanofi-Tochterfirma Ablynx gewinnt die Nanobodies aus dem Blut von Lamas und Alpakas und vermehrt sie anschließend in Bioreaktoren. Laut Pascal Reisewitz von Ablynx sind die Nanobodies aus solchen Tieren (Kameloiden) menschlichen Antikörpern „recht ähnlich“. Das erleichtere ihre Verwendung. Grundsätzlich wäre auch die Gewinnung aus Haifischblut möglich. Aus naheliegenden Gründen gibt Ablynx jedoch den vergleichsweise friedfertigen Huftieren den Vorzug. Reisewitz zufolge erfolgt die Verabreichung der Wirkstoffe zurzeit noch ausschließlich per Injektion. Gearbeitet werde aber auch an Inhalationen, Augentropfen und Möglichkeiten zur oralen Darreichung.

 

Seit September vergangenen Jahres verfügt Sanofi über die erste EU-weite Zulassung eines Nanobody-Wirkstoffs. Ebenso zugelassen ist die Substanz in den USA. In Österreich ist diese seit Februar 2019 auf dem Markt. Verabreicht wird sie zurzeit in Kliniken, die damit eine seltene und lebensgefährliche Blutgerinnungsstörung behandeln, die thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP). Pro Million Personen treten im Durchschnitt jährlich rund zwei bis vier TTP-Fälle auf. Die Krankheit trifft vor allem Frauen im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Warum gerade diese Bevölkerungsgruppe besonders gefährdet ist, ist laut Reisewitz unbekannt: „Grundsätzlich können Personen ab der Pubertät bis ins hohe Alter an TTP erkranken.“ Dabei blockiert ein vom Körper selbst erzeugter Antikörper (Autoantikörper) ein Enzym, das die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombozyten) eindämmt. So kann es zu einer Reihe von Symptomen kommen, insbesondere Fieber, purpurfarbenen Blutergüssen, Blutplättchenmangel, Kopfschmerzen und Krampfanfällen, aber auch Störungen der Nierenfunktion. Gerade letztere sind bei TTP lebensbedrohlich. Durchschnittlich etwa 80 Prozent der Erkrankten sterben.

 

Der von Sanofi entwickelte Nanobody-Wirkstoff hemmt die Bildung des Autoantikörpers und dämmt damit die in Schüben auftretende TTP ein. Ist diese genetisch bedingt, lässt sie sich nicht vollständig heilen, aber immerhin unter Kontrolle halten. Zurzeit erfolgt die Behandlung mittels eines Blutplasmaausstauschs anlässlich eines TTP-Schubs. Dieser Austausch ist auch weiterhin notwendig, weil das Blut des Erkrankten bedrohliche Verklumpungen enthält. Allerdings verhindert die Gabe des Nanobody-Wirkstoffs nach dem Plasmaausstausch neuerliche Verklumpungen weitgehend. Dem Erkrankten wird der Wirkstoff rund fünf bis zehn Tage lang während des TTP-Schubs ein Mal pro Tag verabreicht sowie anschließend an den Plasmaaustausch weitere bis zu 30 Tage. Eine Dosis kommt auf rund 1.600 Euro, hieß es auf Nachfrage des Chemiereports. Zum Vergleich: Die bisherige Standardtherapie kostet etwa 7.000 Euro und muss alle 14 Tage angewandt werden. Hinzu kommt erforderlichen Falles eine Immunsuppression, die mit weiteren 15.000 Euro pro Behandlung zu Buche schlägt.

 

May 31st

Europäischer Erfinderpreis kommt nach Wien

Beim „Europäischen Erfinderpreis“ sind in diesem Jahr mit Pionieren auf den Gebieten Kunststoffrecycling und Elektronenmikroskopie auch zwei Nominierungen aus Österreich unter den Finalisten. Die Preisvergabe erfolgt am 20. Juni in Wien.

Manfred Hackl und Klaus Feichtinger sind Pioniere des Kunststoffrecyclings: In den von ihnen konzipierten  Anlagen werden Kunststoffabfälle über Förderbänder transportiert, geschnitten, gemischt, erhitzt, getrocknet und verdichtet, bevor sie im Extruder plastifiziert, homogenisiert und gereinigt werden.  Herzstück ist dabei die patentierte „Counter-Current“-Technologie, mit der das Material entgegengesetzt zum Durchfluss des Extruders bewegt werden kann. Damit wurde es möglich, in kürzerer Zeit mehr Kunststoff zu bewältigen und  bisher nicht verwertbaren Abfall wie stark bedruckte Kunststofffolien von Konsumgüterverpackungen zu nutzen. Die beiden Erfinder, die insgesamt 37 europäische Patente halten, gründeten zur Verwertung ihrer Erfindungen im Recyclingbereich das Unternehmen Erema, das bis heute 6.000 Maschinen in 108 Länder verkauft hat.

Der Experimentalphysiker Maximilian Haider wurde im oberösterreichischen Freistadt geboren und ist heute Professor für Elektronenoptik am Karlsruher Institut für Technologie. Sein in den 1990er-Jahren entwickeltes Korrektivsystem gleicht die inhärenten Verzerrungen der Elektronenmikroskopie aus und reduziert die Unschärfe der erzeugten Bilder. 1997 stand seine Technologie erstamls für die Anwendung im Transmissionselektronenmikroskop zur Verfügung und ermöglichte eine Rekordauflösung von 0,12 Nanometern. Im Jahr 2015 erreichte Haider die bisher unübertroffene Auflösung von 0,043 Nanometern. Das Unternehmen Ceos, das er 1996 mitgegründet hat, erzeugt Komponenten für 90 Prozent aller heute auf dem Markt befindlichen Transmissionselektronenmikroskope.

 

Über den Europäischen Erfinderpreis

Der Europäische Erfinderpreis wurde 2006 vom Europäischen Patentamt ins Leben gerufen und zeichnet alljährlich Erfinder aus, die Lösungen für drängende gesellschaftliche Probleme gefunden haben. Die Finalisten und Gewinner werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt, die die Vorschläge nach deren Beitrag zum technischen Fortschritt, zur gesellschaftlichen Entwicklung, zum wirtschaftlichen Wohlstand und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa bewerten. Die Preisträger in fünf Kategorien werden in diesem Jahr am 20. Juni im Rahmen einer Galaveranstaltung in Wien bekanntgegeben.

 

 

Seiten