Freie Bahn dem Güterverkehr
20.03.20
von
Klaus Fischer
In einem Schreiben an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen warnt der Chemieindustrieverband CEFIC vor Versorgungsproblemen, wenn die Grenzen für den Warentransport nicht offenbleiben.
Ungeachtet der Corona-Pandemie sollen die Mitgliedsstaaten der EU ihre Grenzen für den Warenverkehr offenhalten, um die Versorgung der Wirtschaft und ihrer Kunden sicherzustellen. Das ist die wichtigste Botschaft in einem Brief des Chemieindustrieverbands CEFIC an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen. In seinem Begleitschreiben betont CEFIC-Generaldirektor Marco Mensink, die Branche liefere ihre Waren üblicherweise „just in time“. Größere Lagerbestände halte sie dagegen nicht: „Unsere Lager befinden sich auf Rädern oder Schienen“. Um die Versorgung der Chemiefabriken und in der Folge ihrer Abnehmer zu gewährleisten, müsse der Warenverkehr daher unbedingt aufrecht erhalten werden.
In dem Brief selbst fomuliert CEFIC eine Reihe von Empfehlungen und Forderungen. So sollten beispielsweise die Verfahren für die Abfertigung der LKWs an den Verladestellen und das Screening der Fahrer auf europäischer Ebene vereinheitlicht werden. Gebraucht würden ferner schnellere Corona-Tests. An den Staatsgrenzen müsse die Entstehung von Staus vermieden werden. Außerdem sollten die EU-Mitgliedsstaaten dort Einrichtungen für die Versorgung der Fahrer mit Nahrung und Trinkwasser bereitstellen, aber auch Waschräume inklusive Toiletten.
Ferner empfiehlt CEFIC, eine zentrale Online-Plattform mit Informationen über die Corona-Pandemie einzurichten. Die Plattform sollte mit einem Ampelsystem die Lage an den Grenzübergängen ersichtlich machen. Darüber hinaus fordert der Verband die Einrichtung von Vorrangspuren für den Güterverkehr sowie die Aufhebung von Fahrverboten an Wochenenden und Feiertagen.
Als notwendig erachtet CEFIC auch Verbesserungen im Eisenbahngüterverkehr. Der Zugang zu Rangierbahnhöfen (shunting yards) und intermodalen Terminals müsse uneingeschränkt gewährleistet werden. Schienenkapazität, die durch die Einschränkungen im Personenverkehr infolge der Pandemie frei werde, sollte laut CEFIC dem Güterverkehr zur Verfügung stehen.
Impfstoff-Strategien gegen das Coronavirus
Die Bemühungen zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 laufen weltweit auf Hochtouren. Zur Bekämpfung des derzeitigen Ausbruchs der Erkrankung wird man davon freilich noch nicht Gebrauch gemacht werden können.
41 Impfstoff-Kandidaten gegen SARS-CoV-2, das Virus, das die COVID-19-Epidemie ausgelöst hat, sind auf einer von der WHO zusammengetragen Liste angeführt. Erst ein einziger davon befindet sich mit Stand 13. März in Phase I der klinischen Prüfung. Dabei handelt es sich um ein Vakzin auf Basis von mRNA, die in ein Lipid-Nanopartikel verpackt wurde. Das Projekt wird vom US-Unternehmen Moderna Therapeutics in Kooperation mit dem National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) vorangetrieben.
Alle anderen Kandidaten werden derzeit noch präklinischen Entwicklungsschritten unterzogen. Bereits geplant ist die klinische Prüfung eines Impfstoff-Kandidaten, der unter dem Dach des deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) von der Forschungsgruppe von Gerd Sutter an der LMU München entwickelt wird. Die Wissenschaftler verwenden dazu ein Modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) als Vehikel dafür, eine Gensequenz des Coronavirus in den Organismus zu transportieren (ein sogenannten Vektor-Ansatz). Diese Sequenz codiert für eines der zehn im Genom von SARS-CoV-2 „gespeicherten“ Proteine, das den Namen „Spikes“ oder „Spike-Protein“ erhalten hat und eine entscheidende Rolle für das Eindringen des Virus in menschliche Zellen spielt. Die klinischen Studien dazu sollen von Marylyn Addo vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf geleitet werden.
MVA und Masern als Vektoren
Eine zweite am DZIF benützte Plattform, an der Michael Mühlebach vom Paul-Ehrlich-Institut forscht, basiert auf dem gängigen lebend-attenuierten Masernimpfstoff. Dieser wurde mit genetischem Material von SARS-CoV-2 rekombiniert, der entstandene „Impfvirus“ wird derzeit charakterisiert. Die Entwicklung eines Impfstoffs auf dieser Basis könnte nach Einschätzung von Mühlebach in einem halben Jahr beginnen. Die beiden DZIF-Projekte sind auf der Liste der WHO noch gar nicht aufgeführt.
In den Medien präsent war (weil sich der damalige Vorstandsvorsitzende Anfang März mit US-Präsident Donald Trump getroffen hatte) auch das in Tübingen angesiedelte Unternehmen CureVac. Hier wird ein Impfstoff entwickelt, bei dem die genetische Information zum Spike-Protein in Form von mRNA in menschliche Zellen gebracht werden soll.