Archive - Jan 24, 2008

Neuer Biomarker für die Alzheimer-Diagnose

Forscher des Klinikums der Uni München haben ein neues Verfahren getestet, das bei Patienten mit leichten kognitiven Störungen die Erkrankungswahrscheinlichkeit für die häufigste Altersdemenz vorhersagt. Neuer Biomarker für die Alzheimer-Diagnose <% image name="Genchip" %><p> <table> <td width="120"> <td><small> Erst das Gedächtnis verlieren, später die komplette Identität: So verläuft die Alzheimersche Demenz. 12-15 % der Menschen mit leichten kognitiven Störungen (LKS) erkranken jährlich daran. Wenn in einem Gedächtnistest leichte kognitive Defizite nachweisbar sind, lässt sich durch einen biologischen Test vorhersagen, wen die Demenz höchstwahrscheinlich trifft? </small></td> </table> Tatsächlich haben Mediziner ein Protein im Nervenwasser identifiziert, das eine verlässliche Prognose erlaubt. Das könnte, zusammen mit neuen Therapien, faszinierende Perspektiven eröffnen, um den Alzheimer-Verlauf und den Verfall des Gedächtnisses zumindest zu verlangsamen. Die europäische multizentrische Studie wurde unter der Leitung von Harald Hampel, jetzt Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie am Trinity College Dublin und weiterhin Forschungsleiter des Alzheimer Gedächtniszentrums der Uni München, durchgeführt. "Unser Ansatz basiert auf der Messung des abnorm veränderten <b>tau-Proteins</b> im Rahmen von neurofibrillären Gehirnveränderungen, eines der hauptsächlichen pathologischen Merkmale, die mit dem Verlust von Nervenzellen bei der Alzheimer-Demenz in Verbindung stehen" erklärt Michael Ewers, Forscher in Hampels Team. Das tau-Protein ist ein Molekül, das das Zytoskelett unserer Körperzellen stabilisiert. Doch vor allem im Alter verändert sich tau bei vielen Menschen in den Neuronen des Gehirns. "Es wird an verschiedenen Stellen mit Phosphat-Molekülen beladen", erklärt Katharina Bürger von der Alzheimer-Sprechstunde des Klinikums der Uni München. Bei LKS-Patienten ist eine bestimmte Form veränderter tau-Proteine - p-tau 231 - in erhöhten Konzentrationen schon in frühen Phasen im Nervenwasser zu finden. Das ahnten die Münchner Mediziner schon seit 10 Jahren, in denen Sie unter Leitung von Hampel konsequent die Bedeutung des tau-Proteins als Biomarker der Alzheimer-Erkrankung erforschten. Aber ob sich p-tau 231 wirklich als biologisches Orakel für einen drohenden Untergang der Nervenzellen bei Alzheimer eignen würde, war unklar. Um Gewissheit zu bekommen, rekrutierten Ärzte aus 4 europäischen Alzheimer-Forschungszentren 88 LKS-Patienten und verfolgten deren Schicksal mit wiederholten Hirnleistungstests 1,5 Jahre lang. Zu Beginn wurde ihnen Nervenwasser aus dem Wirbelkanal entnommen - eine Untersuchung, bei der das Rückenmark nicht geschädigt werden kann. Ergebnis: Oberhalb eines bestimmten Schwellenwertes von p-tau 231 entwickeln LKS-Patienten mit 80%iger Wahrscheinlichkeit eine Alzheimersche Demenz. So entwickelten die Forscher erstmals ein Standardkriterium, mit dem die prognostische Genauigkeit an verschiedenen Kliniken relativ konsistent bestätigt wurde und somit für die klinische Routineuntersuchung relevant ist. Derlei Biomarker sind nötig, denn gegenwärtig entwickelt die Forschung weltweit neue therapeutische Strategien gegen Alzheimer. Das Spektrum reicht von Impfungen über Medikamente bis hin zu ergotherapeutischen Ansätzen. Sollten sie sich als wirksam erweisen, ist es sinnvoll, sie so früh wie möglich einzusetzen, um das Fortschreiten des Leidens zu verzögern. Allerdings dauert es noch mindestens 10 Jahre, bis diese neuen Therapien getestet sein werden. Bis dahin "arbeiten wir weiter intensiv an der Diagnose des frühen Krankheitsstadiums", so die Demenz-Spezialistin. Eines der Ziele: weitere verlässliche Biomarker wie p-tau 231 zu finden, und zwar im Blut. Das würde die Untersuchung nochmals erheblich erleichtern und die Prognose nochmals genauer machen. <small> Original: Neurology 2007;69:2205-2212. </small>

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