Archive - Jun 5, 2020

Begrüßenswerte Ansätze

Der Pharmaindustrieverband Pharmig kann der geplanten EU-Pharmastrategie viel Positives abgewinnen. Unterdessen verstärken das Gesundheits- und das Umweltministerium ihre Zusammenarbeit, um das Gesundheitssystem an künftige Herausforderungen anzupassen.

 

Der österreichische Pharmaindustrieverband Pharmig zeigt sich erfreut über die Ankündigung von EU-Gesundheitskomissarin Stella Kyriakides, bis Jahresende einen Entwurf für eine europäische Pharmastrategie vorzulegen. Generalsekretär Alexander Herzog verlautete in einer Aussendung, alle Menschen in der EU hätten „das Recht auf einen gleichberechtigten Zugang zu sicheren und hochmodernen sowie neuen und etablierten Therapien. In Verbindung mit der europäischen Industriestrategie, die die globale Wettbewerbsfähigkeit der EU in der Wertschöpfungskette der Arzneimittelherstellung stärkt und die Autonomie der EU in diesem Bereich sichert, stellt die zu erarbeitende Pharmastrategie das Fundament für eine patientenorientierte Versorgung mit Arzneimitteln dar“.

 

Ihm zufolge zeigt die COVID-19-Pandemie die Bedeutung von Innovationen im Pharmabereich. Dem müsse auch die kommende Strategie Rechnung tragen, nicht zuletzt mit einem weiterhin starken Patentschutz. Dessen Aufrechterhaltung würde laut Herzog wirtschaftliche Anreize für Forschungsaktivitäten bieten. Überdies müssten die „regulatorischen Bedingungen besser mit digitalen Innovationen und einer stärker auf Real-World-Daten aufbauenden Gesundheitsforschung mithalten können“. Generell müsse die Umsetzung der Strategie den Standort Europa attraktiver machen, damit die Industrie „mit entsprechenden Investitionen in Forschung und Entwicklung, an den nächsten Generationen von Impfstoffen und Therapien arbeiten“ könne.

 

 

Gesundheitssystem adaptieren

 

 

Klar ist der von Herzog angesprochene Zusammenhang zwischen Gesundheits- und Wirtschaftspolitik nach Ansicht Gesundheitsminister Rudolf Anschobers und Klimaministerin Leonore Gewesslers. Und die beiden Regierungsmitglieder betonen auch die Verbindung dieser beiden Bereiche mit der Umweltpolitik. Wie sie bei einer Pressekonferenz mit dem Umweltmediziner Hans-Peter Hutter erläuterten, gilt es, das Gesundheitssystem an die kommenden Herausforderungen anzupassen. Die Klimakrise etwa verursache schon derzeit Gesundheitsschäden mit einem materiellen Gegenwert von rund 270 Millionen bis 2,3 Milliarden Euro pro Jahr. Ab der Jahrhundertmitte könnte diese Summe auf 520 Millionen bis 5,7 Milliarden Euro ansteigen. Und „aufgrund komplexer Wirkungszusammenhänge ist mit Kosten von bis zu 10 Milliarden Euro jährlich zu rechnen“, konstatierte Gewessler.

 

Hutter zufolge muss in verstärktem Maße mit dem Auftreten von Tropenkrankheiten wie dem Dengue-Fieber und von tropischen Krankheitserregern wie dem West-Nil-Virus gerechnet werden. Das sei für ein hochentwickeltes Gesundheitsssystem wie das österreichische kein unbewältigbares Problem: „Aber wir müssen uns vorbereiten. Und das kostet etwas.“ Die COVID-19-Pandemie sei nicht zuletzt auch durch Luftschadstoffe verschärft worden, die die Übertragung des SARS-CoV-2-Virus erleichtern könnten. Die von Gewessler und Anschober geplante verstärkte Zusammenarbeit des Gesundheits- und des Klimaressorts sei daher zu begrüßen. Denn Klima- und Umweltschutz dienten auch dem Schutz der Gesundheit.