Archive - Mai 22, 2008

Morbus-Crohn: Langzeitergebnisse bestätigen Humira

Die Ergebnisse einer offenen Erweiterungsstudie der beiden zulassungsentscheidenden CHARM- und GAIN-Studien von <a href=http://www.abbott.com>Abbott</a> zeigen, das erwachsene, mit <a href=http://www.humira.com>Humira</a> (Adalimumab) behandelte Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Morbus Crohn eine klinische Langzeit-Remission bzw. klinisches Ansprechen erreichen. <% image name="Abbott_Logo" %><p> <table> <td width="120"></td><td><small> Patienten der CHARM- und GAIN-Studien wurden in eine nicht placebokontrollierte, derzeit noch laufende offene Erweiterungsstudie übernommen. Die Patienten der CHARM-Studie wurden insgesamt 2 Jahre lang und die Patienten der 4-wöchigen GAIN-Studie insgesamt über 1 Jahr hinweg beobachtet. </small></td> </table> Die Folgeergebnisse der CHARM-Studie zeigten, dass 3 von 4 Patienten (77 %), die Humira erhielten und sich am Ende der einjährigen Studie in Remission befanden, auch nach einem weiteren Jahr die klinische Remission aufrecht hielten. Die GAIN-Ergbnisse zeigten, dass von den nach 4 Wochen klinisch ansprechenden Patienten rund 65 % sich auch nach 1 Jahr in klinischer Remission befanden. Das Ansprechen wurde anhand der Veränderung des CDAI-Indexes (Krankheitsaktivitätsindex bei Morbus Crohn) gemessen, der aus 8 gewichteten klinischen Werten besteht. Dazu gehört die Zahl der täglichen flüssigen bzw. sehr weichen Stuhlgänge, der Schweregrad der Bauchschmerzen, das Niveau des Allgemeinbefindens sowie weitere Maßzahlen. Klinische Remission wurde bei einem Wert von unter 150 festgelegt und klinisches Ansprechen als Rückgang um wenigstens 70 Punkte seit Studienbeginn. An CHARM nahmen 854, sowohl mit anti-TNF vorbehandelte als auch nicht vorbehandelte Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Morbus Crohn teil, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Humira zur Aufrechterhaltung einer klinischen Remission über einen Zeitraum von bis zu 56 Wochen zu untersuchen. Bei einem signifikant höheren Prozentsatz der mit Humira behandelten Patienten dauerte die klinische Remission nach 1 Jahr im Vergleich zu Placebo an. In GAIN, einer vierwöchigen Einstiegsstudie mit 325 Patienten, die auf Infliximab nicht mehr ansprachen bzw. dieses nicht vertrugen, erreichten im Vergleich zu Placebo 3 x soviel Patienten, die Humira erhielten, eine klinische Remission (21 vs 7 %). <small> <b>Humira</b> ist in den USA bei Morbus Crohn, akuter rheumatoider Arthritis, juveniler idiopathischer Arthritis, akuter sowie psoratrischer Arthritis, akuter ankylosierender Spondylitis sowie chronischer Psoriasis vulgaris indiziert. Der Wirkstoff blockiert TNF-alpha, ein Entzündungsprotein, das eine zentrale Rolle für die entzündliche Antwort bei Autoimmunkrankheiten spielt. Derzeit laufen klinische Tests, die die potenzielle Wirksamkeit von Humira bei anderen Autoimmunkrankheiten untersuchen. </small> Morbus-Crohn: Langzeitergebnisse bestätigen Humira

Psoriasis: Topisches Cyclosporin zeigt Wirkung

Eine Studie des <a href=http://www.isdin.com>ISDIN</a> im Bioskin Institut in Hamburg an 25 Psoriasis-Patienten zeigte vielversprechende Ergebnisse mit der topischen Formulierung von Cyclosporin, die auf der Dermosom-Technologie (DT) des spanischen Biotechs <a href=http://www.advancell.net>Advancell</a> beruht. <% image name="Advancell_Logo" %><p> Die topische Cyclosporin-Formulierung wurde in der Studie 28 Tage lang direkt auf die Plaques aufgetragen. Die Ergebnisse bestätigen den Effekt des Produktes. Topisches Cyclosporin ist das erste klinische Projekt im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen ISDIN und Advancell, um innovative Therapien gegen Hautkrankheiten zu entwickeln. Die neue dabei eingesetzte Technologie - DT- erlaubt die topische Cyclosporin-Durchdringung, was eine unmittelbare Wirkung auf die Effizienz der Psoriasis-Behandlung haben könnte. <% image name="ISDIN_Logo" %><p> Das neue Medikament eröffnet zudem den Weg zu alternativen Psoriasis-Behandlungen via topischer Anwendungen, was künftig die schädlichen systemischen Effekte der oralen Therapie vermeiden könnten. <small> <b>Cyclosporin</b> wird vielfach bei Transplantations-Patienten eingesetzt, um die Aktivität des Immunsystems zu vermindern und so das Risiko einer Abstoßung zu reduzieren. Es wird darüber hinaus zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis und rheumatoider Arthritis verwendet. </small> Psoriasis: Topisches Cyclosporin zeigt Wirkung

<small> Recycling in der Zelle: Forscher entdecken<br>Erkennungs-Mechanismus beim Protein-Abbau </small>

Das zentrale Werkzeug zum Abbau nicht mehr benötigter Proteine ist das Proteasom. Forscher der TU München identifizierten mit internationalen Kollegen einen lang gesuchten Rezeptor am Proteasom, der zum Abbau vorgesehene Eiweiß-Moleküle erkennt. <% image name="Rpn13_Ubiquitin" %><p> <small> Rpn13-Rezeptor mit angelagertem Ubiquitin: Im Eingangsbereich des zellulären "Müllschredders", dem Proteasom, wacht der Rezeptor Rpn13 (rotes Bändermodell) darüber, dass nur Eiweiße geschreddert werden, die tatsächlich nicht mehr gebraucht werden. Er erkennt die Ubiquitin-Einheiten (blaues Oberflächenmodell), mit denen die Zelle zu entsorgende Proteine markiert. &copy; Michael Groll </small> <table> <td width="120"></td><td> Um Proteine nach getaner Arbeit zügig abbauen zu können, verfügt die Zelle über ein ausgeklügeltes Recycling-System: Nicht mehr benötigte Eiweiße werden mit dem kleinen Protein Ubiquitin markiert. Derart markierte Bausteine werden dann im Proteasom in kurze Stücke zerhackt. </td> </table> Das Proteasom ist ein aus 28 Untereinheiten aufgebauter, stabiler Zylinder. Eine Art Deckel verhindert, dass Proteine zufällig hinein geraten und zerstört werden. Ein Schleusensystem im Deckel erkennt als Abfall markierte Bausteine. Es spaltet die Ubiquitin-Markierung ab, faltet die verschlungene Eiweißkette auf und befördert sie in den Schredder. Nun ist es gelungen, die 3D-Struktur von Rpn13 zu bestimmen, einer Schlüsselkomponente des Schleusensystems. Fälschlicherweise markierte Proteine tragen meist nur 1 oder 2 Ubiquitin-Markierungen. Eiweiße, die definitiv nicht mehr benötigt werden, tragen eine Kette mit mehreren Ubiquitin-Einheiten. Markierte Proteine docken nun mit dem Ubiquitin-Rest an Rpn13 an. Das Besondere an diesem Rezeptor: Auf einer Seitenkette sitzt ein Enzym, das Ubiquitin-Einheiten abschneidet. Trägt das an den Rezeptor andockende Protein nun nur wenige Ubiquitin-Moleküle, so werden diese abgeschnitten und das Protein kommt wieder frei. Besitzt das Protein eine längere Ubiquitinkette, reicht das Abschneiden der Ubiquitin-Einheiten nicht aus. Es bleibt am Rezeptor hängen und wandert in den Schredder. Als die Wissenschaftler Proteasome von Säugetieren und Hefezellen verglichen, stellten sie fest, dass die Hefezellen den beschriebenen Mechanismus nicht besitzen. "Dieser Kontroll-Mechanismus scheint sich erst bei höheren Lebensformen heraus gebildet zu haben", sagt Michael Groll von der TU München. Überraschender Weise zeigten Hefezellen, denen Rpn13 fehlte, keine nennenswerten Unterschiede zu gesunden Zellen. Die Forscher schließen daraus, dass es noch weitere Ubiquitin-Erkennungssysteme geben muss, die die Funktion von Rpn13 ausgleichen können. Denn für einen Organismus wäre es fatal, wenn er nur einen Ubiquitin-Rezeptor besäße. Krankheitserreger könnten diesen umgehen und der Organismus wäre dann hilflos ausgeliefert. "Trotz weltweitem Interesse ist über die verschiedenen Kontrollmechanismen des Proteasoms bisher nur wenig bekannt. Und dies, obwohl das Protein-Recycling einer der wichtigsten zellulären Prozesse überhaupt ist", so Groll. So spielt die unwiederbringliche Zerstörung beim Wachstum benötigter Proteine wahrscheinlich eine zentrale Rolle für die Entwicklung von der embryonalen Stammzelle zur Herzmuskel- oder Nervenzelle. Bei Alzheimer oder Prionen-Infektionen entstehen Protein-Verklumpungen. Auch hier könnte die gezielte Beeinflussung der Abbaumechanismen neue Strategien gegen die Krankheiten ermöglichen. <table> <td width="120"></td><td> Ein vom Proteasom gesteuerter Prozess wird bereits bei der Krebstherapie genutzt: Krebszellen sind darauf angewiesen, schneller zu wachsen als die sie umgebenden normalen Zellen. Bremst man die Aktivität des Proteasoms mit einem Medikament, so werden alle Zellprozesse verlangsamt. Bestrahlt man nun die Zellen, so werden die auf schnelles Wachstum angewiesenen Krebszellen stärker geschädigt als die gesunden daneben. </small></td> </table> <small> Die Forschungsarbeit wurde in <i>Nature</i> veröffentlicht. </small> <small> Recycling in der Zelle: Forscher entdecken<br>Erkennungs-Mechanismus beim Protein-Abbau </small>

E&Y Biotech-Report 2007: Branche im Umbruch

Der jährliche Biotech-Report von <a href=http://www.ey.com/austria>Ernst & Young</a> zeigt anhaltende Investitions- und Transaktionstätigkeiten in der Biotech-Branche sowie Trends, die den Sektor grundlegend verändern. Weltweit verzeichnete der Sektor 2007 Rekordwerte bei Finanzierungen und Geschäftstransaktionen. E&Y Biotech-Report 2007: Branche im Umbruch <table> <td><% image name="ErnstYoung_Lehner_Erich" %></td> <td align="right"> Erich Lehner, Partner bei Ernst & Young Österreich, sieht als weltweite Top-Trends die Strukturänderungsprozesse bei den großen Pharmariesen, der Anstieg der Nachfrage nach individuell angepassten Arzneimitteln sowie die fortschreitende Globalisierung. "Die größten Hürden für die Zukunft sind die Abkühlung auf den Aktienmärkten, verschärfte regulatorische Kontrollen sowie größere Hürden bei der Produktzulassung und Rückvergütung. Sie lassen sich aber mit einer disziplinierten Finanzpolitik sowie der branchentypischen Kreativität und Innovationskraft überwinden." </td> </table> <b>Europas Biotech-Branche</b> verzeichnete 2007 durch das Ausscheiden des börsenkotierten Pharmariesen Serono - er wurde von Merck KGaA übernommen - einen Umsatzrückgang. Ohne diese Akquisition hätte das Umsatzwachstum börsenkotierter Biotechs 20 % betragen. Nach Jahren verhaltenen Wachstums zeichnet sich der europäische Sektor durch eine robuste finanzielle Performance aus. • Die Branche verzeichnete einen Gesamtkapitalzufluss von 5,5 Mrd €, was einer Zunahme von 18 % entspricht. • Die Anzahl der Produkte in der Pipeline – einschließlich jener Produkte, die sich in der präklinischen und klinischen Entwicklung befinden – stieg um 9 % auf 1.712. "Europas Biotech-Branche ist bedeutend stärker als vor einigen Jahren, da es den Unternehmen dank ihrer ausgereiften Pipelines und eines Anstiegs bei den Produktzulassungen nunmehr gelingt, strategische Käufer in Massen anzulocken und signifikantes Wachstum in Geschäftswerten zu generieren", meint Lehner. <b>Biotechs in Österreich.</b> Nachdem österreichische Biotechs zuletzt vielfach ihre internationalen Kooperationen ausgebaut hatten, setzte 2007 eine Phase der Konsolidierung ein. Allerdings konnten die Flaggschiffe der österreichischen Biotech-Szene ihr globales Netzwerk auch weiterhin ausbauen und Produkte zur Marktreife bringen. "In Österreich wurde ein fruchtbarer Boden für Start-ups geschaffen. Nach der Unternehmensgründung werden die Unternehmen aber häufig auf eine finanzielle Durststrecke geschickt. Damit bleibt die Grundfrage der Finanzierung in Österreich weiterhin aufrecht", so Lehner. Die wichtigsten Global-Ergebnisse des E&Y Biotech Reports: • <u>Erfolgreiche Finanzierungstätigkeit:</u> Unternehmen in Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Europa nahmen mehr als 29,9 Mrd $ Kapital auf – mit Ausnahme des Boomjahres 2000 ist dies ein neuer Rekordwert. • <u>Rekordjahr für VC-Finanzierung:</u> Mit 5,5 Mrd $ in den USA und einem Wachstum von 72 % in Kanada erreichte die Venture-Capital-Finanzierung mit rund 7,5 Mrd $ einen neuerlichen Höchststand. • <u>Steigende Umsätze:</u> Die Umsätze börsenkotierter Biotechs stiegen um 8 % und überschritten somit erstmals die Schwelle von 80 Mrd $. Ohne die Akquisition mehrerer Biotechs mit durch Pharmakonzerne wäre der Umsatz der Branche um rund 17 % gestiegen. • <u>Sinkende Verluste:</u> Der Reinverlust der Branche sank von 7,4 auf 2,7 Mrd $. Vor allem in den USA gelang es dem Sektor, die Rentabilität zu erhöhen. • <u>Transaktionshöchststand:</u> In den USA betrug der potenzielle Gesamtwert von Transaktionen, die während des Jahres verlautbart wurden – einschließlich Fusionen, Akquisitionen und strategischer Partnerschaften – fast 60 Mrd $ und übertraf somit die vorhergehenden Jahre bei Weitem. In Europa klettert dieser Wert sprunghaft auf rund 34 Mrd $. <b>3 Entwicklungen</b> werden sich auf die Biotech- und Pharmaunternehmen besonders auswirken: 1. <u>Die Neudefinition von Pharmariesen:</u> Da die Patente der Pharmaunternehmen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß ablaufen, versuchen die Firmen durch Kosteneinsparungen und Transaktionen ihre Gewinne zu maximieren. Das führt aber nur zu einem kurzfristigen Zeitgewinn - langfristig müssen die Pharmaunternehmen jedoch ihre Strukturen und Anreize neu definieren, um die Produktivität ihrer Innovationsleistung zu verbessern. Biotechs haben die Chance, mit Pharmakonzernen zusammenzuarbeiten, indem sie kreative Geschäftsmodelle nutzen. 2. <u>Individuelle Arzneimittel:</u> Die Einführung personalisierter Medizin wird durch Preisdruck und Sicherheitsbedenken beschleunigt. Die personalisierte Medizin wird nicht nur die Verhandlungsmacht kleiner und großer Pharmaunternehmen verändern, sondern diese auch dazu zwingen, traditionelle Ursachen für Wettbewerbsvorteile neu zu bewerten. 3. <u>Globalisierung:</u> Gemäß der Studie führt die ursprüngliche Zielsetzung, die Kosten für die Entwicklung von Arzneimitteln zu senken, nur kurzfristig zu finanziellen Gewinnen. Die große Chance für westliche Unternehmen liegt darin, mit Partnern in Schwellenländern zusammenzuarbeiten, um Produkte zu entwickeln, die auf lokale Marktbedingungen abgestimmt sind.

Müllentsorgung in der Zelle: Ein Molekül räumt auf

Wissenschaftler am Wiener Institut für Molekulare Pathologie (<a href=http://www.imp.ac.at>IMP</a>) untersuchen ein Aufräumkommando der Zelle, das nach dem Motto "fold-or-die" arbeitet. Es eröffnet neue Therapiekonzepte bei Parkinson oder Alzheimer sowie die Entwicklung neuartiger Antibiotika. Müllentsorgung in der Zelle: Ein Molekül räumt auf <% image name="IMP_degp24" %><p> <small> DegP als "molekularer Käfig". Im Inneren der geöffnet dargestellten Struktur ist das eingefangene Protein OmpC erkennbar. Die atomare Struktur des Komplexes wurde mittels Proteinkristallographie ermittelt. &copy; IMP </small> <table> <td width="120"></td><td><small> <b>Proteine</b> vermitteln alle lebenswichtigen Prozesse. Deshalb betreibt die Zelle einen erheblichen Aufwand, um sie in der richtigen Form, zum richtigen Zeitpunkt und in der geforderten Menge zu produzieren. Auch Proteine, die bereits im Einsatz sind, müssen ständig auf Ihre Funktionsfähigkeit hin überwacht werden. Defekte Proteine können eine tödliche Gefahr für die Zelle und den ganzen Organismus darstellen und beim Menschen zu Parkinson, BSE oder Alzheimer führen. </small></td> </table> Die IMP-Forscher haben nun einen Faktor untersucht, der bei Bakterien an der Durchführung der Qualitätskontrolle der Proteine wesentlich beteiligt ist. Sie haben dabei die erstaunlichen Fähigkeiten des Moleküls DegP entdeckt - es erkennt defekte Proteine und repariert oder vernichtet diese innerhalb seines Reaktionszentrums. Die Entscheidung über Leben oder Tod der eingefangenen und arbeitsuntüchtigen Proteine folgt der Aschenputtel-Strategie: Die "Guten" ins Töpfchen und die "Schlechten" ins Kröpfchen. Sobald ein funktionsuntüchtiges Protein erkannt wird, bildet der DegP-Apparat eine Proteinhülle um das eingefangene Protein, eine Art molekularen Käfig. In diesem wird geprüft, ob das Substrat richtig gefaltet ist und wie groß ein möglicher Schaden ist. <b>Verdauungsmaschinerie.</b> Bei Proteinen mit hoffnungslosen Schäden wird innerhalb kurzer Zeit eine Verdauungsmaschinerie in der Reaktionskammer des Molekülkomplexes angeworfen und das eingefangene Eiweiß in seine Bestandteile zerlegt. Bei nur leichten Defekten dient der DegP-Apparat hingegen als Reparaturwerkstatt. Nach der Behebung des Schadens werden die intakten Moleküle an ihren Zielort transportiert, wo sie ihre Aufgabe erfüllen können. "Es ist erstaunlich, wie diese beiden gegensätzlichen Funktionen von nur einem Molekül ausgeführt werden können", so IMP-Gruppenleiter Tim Clausen. Das DegP-Molekül kann zudem die eigene Größe und Aktivität an seine Kunden, die Proteine, anpassen. Es lagern sich ganz einfach mehrere DegP Moleküle aneinander, bis ein Zielprotein vollständig im DegP-Käfig eingekapselt ist. Je größer der entstehende Komplex, desto höher ist auch dessen Wirksamkeit. Die neuen Einblicke in die Arbeitsweise von DegP, die in atomarer Auflösung gewonnen wurden, sollen helfen, bakterielle Infektionen besser zu bekämpfen. Werden etwa durch eine heftige Immunantwort viele Proteine in der Zellhülle des Bakteriums geschädigt, so müssen diese möglichst rasch ersetzt werden. Diese erhöhte Nachfrage lässt den DegP-Betrieb des Bakteriums innerhalb kürzester Zeit auf Hochtouren laufen. "Durch einen hohen DegP-Betrieb sind krankheitserregende Bakterien in der Lage, den Immunattacken des menschlichen Körpers immer wieder zu trotzen", so Clausen. "Wir untersuchen nun, wie wir die Funktion dieser Entsorgungsanlage bei Bakterien durch die Entwicklung neuer Wirkstoffe unterbinden können. Wenn DegP nicht mehr funktioniert, können die Bakterien nicht mehr im Wirt überleben." <b>Neue Therapiekonzepte.</b> Neben der Entwicklung neuartiger Antibiotika-Konzepte ist der DegP-Müllbeseitigungsmechanismus für viele neurodegenerative Krankheiten relevant. Auch beim Menschen sind verwandte Proteine von DegP an der Beseitigung fehlgefalteter und funktionsuntüchtiger Eiweiße beteiligt. Die menschlichen DegP-Verwandten werden mit Alzheimer und Parkinson in Zusammenhang gebracht, wo fehlerhafte und nicht rechtzeitig entfernte Proteine verklumpen und Nervenzellen absterben lassen. Da die menschlichen Homologen dem DegP Protein in Aussehen, Funktion und Regulation ähneln, wenden sie vermutlich einen entsprechenden Aufräummechanismus an. <small> Krojer et al.: "Structural basis for the regulated protease and chaperone function of DegP", Nature (DOI 10.1038/nature07004). </small>

Evonik erweitert Kapazität für Laurinlactam in Marl

<a href=http://www.evonik.de>Evonik Industries</a> wird die Laurinlactam-Produktionskapazität am Standort Marl deutlich erweitern und investiert dazu einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Die erweiterte Anlage wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2009 in Betrieb gehen. Planungen zu einem weiteren Kapazitätsausbau sind bereits angelaufen. Evonik erweitert Kapazität für Laurinlactam in Marl <% image name="Evonik_Chemie" %><p> <small> Laurinlactam ist das Ausgangsmaterial für den Kunststoff Polyamid 12, der sich in neuen Märkten ständig wachsender Nachfrage erfreut. </small> Evonik vermarktet Polyamid 12 als Konstruktionswerkstoff unter dem Markennamen "Vestamid" sowie als Pulver unter dem Namen "Vestosint". Der Bedarf an beiden Produkten ist in den vergangenen Jahren ständig gestiegen. "Vor 45 Jahren haben wir die Erfolgsgeschichte von Vestamid gestartet, haben das Produkt seither ständig weiter entwickelt und die Produktionskapazität vergrößert", blickt der Business Line Leiter Joachim Leluschko zurück. "Nachdem wir mit unseren Polyamid-Leitungssystemen in Automobilen Weltmarktführer sind, dehnen wir nun unser Geschäft auf großvolumige Rohre aus." So ist Vestamid das erste Polyamid 12, dem Lloyd’s Register die Zulassung zur Herstellung flexibler Leitungen zum Transport von Produktions- und Injektionsflüssigkeiten in der Offshore-Rohölförderung erteilt hat. Erfolgreiche Langzeitversuche an Gasrohren aus Vestamid eröffnen die Möglichkeit, die Vorteile von Kunststoff nun bis zu einem Druckbereich von 20 bar in der Gasverteilung zu nutzen und Stahlrohre zu ersetzen. Auch der Relining-Sektor zur Rohrsanierung eröffnet ein hohes Marktpotenzial.

2007: Gutes Jahr für Österreichs Zementindustrie

Österreichs <a href=http://www.zement.at>Zementindustrie</a> konnte 2007 die Produktion um 7 % auf 5,9 Mio t steigern. Die Exporte legten von 247.000 auf 346.700 t zu, die Importe sanken dagegen von 738.000 auf 690.000 t. Steigender Zementbedarf als Folge des Ausbaus der österreichischen Infrastruktur und wachsender Bevölkerungszahlen kennzeichnen die Situation für 2007 und 2008. <% image name="Baukran" %><p> Getragen wurde die Entwicklung von einer stabilen Expansion im Tiefbau, stetiger Erholung im Wohnbau und wachsendem Industriebau. Bis 2010 wird die europäische Bauwirtschaft jedoch langsamer wachsen als bisher. In Westeuropa lässt die Baunachfrage nach, während sie in Osteuropa zulegt. In Österreich wird ein Wachstum der Bauproduktion real um rund 2,5 % pro Jahr erwartet. Die stärksten Wachstumsimpulse werden von den Infrastrukturinvestitionen im Tiefbau kommen. Für den Wohnungsneubau prognostiziert das WIFO eine kontinuierliche Expansion bis 2010. Einer der Treiber der Entwicklung ist das verstärkte Bevölkerungswachstum, das die Einwohnerzahl Österreichs bis 2020 von derzeit 8,3 auf 8,7 Mio Menschen anwachsen lassen wird. "Eine Aufstockung der Wohnbaurate ist daher zur Vermeidung von Marktverzerrungen dringend erforderlich. Bis 2010 werden pro Jahr rund 49.000 Wohneinheiten gebaut, gebraucht werden allerdings etwa 55.000 Einheiten jährlich. 2007 sind nach Schätzungen österreichweit 44.000 Einheiten errichtet worden. Darüber hinaus steigt der Bedarf an größeren Wohnungen, der ebenso die Entwicklung beleben wird", so Rudolf Zrost, Vorsitzender der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie. Die gestiegene Nachfrage nach Zement hat 2007 dazu geführt, dass die österreichische Zementindustrie eine Unterdeckung von mehr als 400.000 t bei den Emissionszertifikaten ausgleichen musste. "Das ist durch technische Maßnahmen nicht auszugleichen und führt über den notwendigen Zukauf von Zertifikaten direkt zu Preissteigerungen ohne nennenswerte Effekte für die Umwelt", so Zrost. "Wir liegen bei einem CO<small>2</small>-Ausstoß von 642 kg/t Zement (China: 830, USA: 925). Wenn Zertifikate zugekauft werden müssen, führt das nur zu einer radikalen Steigerung der Zementpreise und bringt der Umwelt wenig", so Zrost. "Wenn unsere Branche die Emissionsrechte, wie von der EU-Kommission geplant, ersteigern muss, dann sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig - zumindest solange es kein Abkommen mit ähnlichen Vorgaben für chinesische, amerikanische oder indische Werke gibt." 2007: Gutes Jahr für Österreichs Zementindustrie

Forscher klären neuen Weg zur CO<small>2</small>-Speicherung auf

Einen neuen Weg zur Speicherung von CO<small>2</small> entdeckten Forscher der TU München: Die Meeres-Mikrobe Ignicoccus hospitalis baut aus CO<small>2</small> höhere organische Moleküle auf. Hoch temperaturfeste Enzyme helfen dem Einzeller, selbst bei absoluter Dunkelheit und Wassertemperaturen von über 90 °C zu überleben. Forscher klären neuen Weg zur CO<small>2</small>-Speicherung auf <% image name="CO2_Fixierungsweg" %><p> <small> Vereinfachtes Schema des neuen CO2 Fixierungsweges von Ignicoccus hospitalis; Maßstab der Abbildung: 1 µm. &copy; Uni Regensburg </small> Am Boden der Tiefsee leben in vulkanischen Schloten Einzeller wie Ignicoccus hospitalis. Ohne Licht und Sauerstoff, bei hohem Druck und 90 °C Wassertemperatur baut dieser Organismus die für sein Leben benötigten organischen Moleküle aus CO<small>2</small> auf. Er benutzt dazu Wasserstoff als Energiequelle. Seine Enzyme und Zellmembranen sind an die mörderischen Umgebungsbedingungen angepasst. Könnte man diese Organismen oder ihre Enzyme für industrielle Prozesse nutzen, wäre dies ein Weg zu neuen, Energie sparenden Verfahren. <b>Modifizierter Zitrat-Zyklus.</b> Bewegt der Mensch einen Muskel, so baut eine Kette von Enzymen im Zitrat-Zyklus energiereiche Moleküle wie Zucker oder Fettsäuren ab. Als Zwischenprodukt entsteht dabei Acetyl-CoA, das im Organismus zur Erzeugung biochemisch verfügbarer Energie gebraucht wird, sowie CO<small>2</small>, das er ausatmet. Ignicoccus hospitalis macht es genau umgekehrt: Er nutzt einen modifizierten Zitrat-Zyklus, bei dem er CO<small>2</small> aufnimmt und daraus energiereiche Verbindungen herstellt. Wieder ist Acetyl-CoA der zentrale Vermittler. Das CO<small>2</small> wird im ersten Schritt direkt an das Acetyl-CoA gebunden und damit in den Zyklus eingeschleust. An einer zweiten Stelle kommt ein weiteres C-Atom dazu, das ebenfalls aus aufgenommenem CO<small>2</small> stammt. Am Ende des Reaktionszyklus hat das Archaeum aus dem ursprünglich zweiatomigen Acetyl-Rest eine Verbindung mit 4 C-Atomen aufgebaut, die in 2 Acetyl-CoA-Einheiten gespalten wird. Eine davon geht in den Kreislauf zurück, die zweite steht nun als energiereicher Baustein zum Aufbau von Zuckern und Aminosäuren zur Verfügung. <% image name="Wolfgang_Eisenreich" %><p> <small> Wolfgang Eisenreich beim Einsetzen einer Probe mit 13C-markierten Zwischenprodukten des neuen Kohlendioxid-Fixierungsweges in das 500 MHz Magnetresonanz-Spektroskop am Bayerischen NMR-Zentrum in Garching. &copy; TU München </small> Erste Hinweise auf mögliche Teilreaktionen im Stoffwechsel von Ignicoccus hospitalis lieferten Untersuchungen der Enzyme durch die Uni Freiburg. Um nun heraus zu bekommen, welche Änderung die Enzyme an welchem Atom der Ausgangsverbindung vorgenommen hatten, fütterten Kollegen der Uni Regensburg Kulturen des Archaeums mit Stoffwechselbausteinen, bei denen ein C-Atom markiert war. Normalerweise hat Kohlenstoff in seinem Kern 6 Protonen und 6 Neutronen und damit die Atommasse 12. Die Wissenschaftler ließen in Zwischenprodukte des Zitrat-Zyklus gezielt C-Atome mit der Kernmasse 13 einbauen. An den Proben aus der Uni Regensburg konnten sie damit genau verfolgen, wie die markierten Atome im Stoffwechsel des Einzellers von einem Zwischenprodukt zum nächsten wanderten. Eine große Hilfe war dabei die Magnetresonanz-Spektroskopie. So gelang es, den gesamten Reaktionszyklus mit allen Zwischenschritten aufzuklären. Nun ist die anwendungsorientierte Wissenschaft gefragt, daraus neue Verfahren abzuleiten. <table> <td width="120"></td><td><small> Die Wissenschaft sieht in Archaeen die Urform des Lebens auf der Erde. Sie widerstehen stark alkalischen oder stark sauren Bedingungen, hohen Salzkonzentrationen und Temperaturen bis zu 120 °C, tödlich für alle anderen Lebewesen. Das untersuchte Ignicoccus hospitalis (die gastliche Feuerkugel) ist Wirt für ein weiteres Archaeum, das viel kleinere Nanoarchaeum equitans (reitender Urzwerg). Beide bilden eine enge Lebensgemeinschaft. Entdeckt wurden sie in einem Unterwasservulkan bei Island. </small></td> </table> <small> A dicarboxylate/4-hydroxybutyrate autotrophic carbon assimilation cycle in the hyperthermophilic Archaeum Ignicoccus hospitalis, Harald Huber, Martin Gallenberger, Ulrike Jahn, Eva Eylert, Ivan A. Berg, Daniel Kockelkorn, Wolfgang Eisenreich, and Georg Fuchs, PNAS (2008) </small>

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