Archive - 2016
July 21st
CO2-Ziel: Kritik von der Wirtschaft
21.07.16
von
Klaus Fischer
„Gelinde gesagt sportlich“ nennt Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung, das neue CO2-Reduktionsziel für Österreich, das die EU-Kommission am 20. Juli vorschlug. Ihr zufolge sollen die Emissionen außerhalb der Emissionshandelssektoren (Energiewirtschaft und energieintensive Industrie) im Zeitraum 2021 bis 2030 gegenüber den Werten von 2005 um 36 Prozent sinken.
Laut Koren besteht die Herausforderung einerseits im Bevölkerungswachstum und andererseits darin, „dass viele Maßnahmen bereits gesetzt wurden“. Überdies würden die ökonomisch stärksten und meist auch „energie-und klimaeffizientesten Volkswirtschaften“ der EU übermäßig belastet. Für Staaten mit „großen Verbesserungspotenzialen“, aber schwächerer Wirtschaft sehe die Kommission dagegen erheblich weniger ambitionierte Reduktionsziele vor. Bewältigen könne Österreich die künftigen klimapolitischen Herausforderungen nur mit „einer umfassend verstandenen Innovation, die technologische wie auch soziale Entwicklungen umfasst“, betont Koren.
Ähnlich argumentiert Stephan Schwarzer, der Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik der Wirtschaftskammer (WKÖ). Für ihn „trifft Österreich eine überzogene Reduktionsverpflichtung. Zudem ist die Spannweite zwischen den Mitgliedstaaten zu groß, die innereuropäische Lastenteilung spiegelt nicht die tatsächlichen Emissionsreduktionspotenziale wider“. Die EU-Kommission habe für die Festsetzung der Ziele „nicht die richtigen Kriterien gewählt“. Statt im Wesentlichen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Mitgliedsstaaten abzustellen, sollte die EU-Kommission die Reduktionsziele nach dem Emissionen pro Einheit des Brutto-Inlandsprodukts (BIP) festlegen. Laut Schwarzer würde dies „die Gesamtkosten senken und gleichmäßiger verteilen“.
Seitens des Umweltministeriums hieß es, die Verhandlungen über das Reduktionsziel würden in den kommenden Monaten geführt. Mit einer endgültigen Entscheidung sei „im Lauf des Jahres 2017“ zu rechnen.
July 20th
Shire führt Leukämie-Medikament in Österreich ein
Das von Baxalta entwickelte Präparat „Oncaspar“ wurde Anfang Jänner europaweit als Teil einer Kombinationstherapie bei akuter lymphatischer Leukämie (ALL) zugelassen. Nach der Übernahme des Unternehmens durch Shire erfolgt nun die Markteinführung in Österreich.
Oncaspar wurde von Baxalta zugekauft, nachdem das Unternehmen durch Abspaltung des Baxter-Bereichs „Bioscience“ entstanden war, um ein onkologisches Standbein zu eröffnen. Anfang des Jahres konnte man die Zulassung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA als Bestandteil einer antineoplastischen Kombinationstherapie bei ALL erreichen. Diese Erkrankung geht von bösartig veränderten Vorläuferzellen der Lymphocyten aus, die zu einer rasch fortschreitenden Knochenmarkinsuffizienz führen.
Leukämie-Zellen können im Unterschied zu gesunden Zellen die Aminosäure L-Asparagin nicht herstellen und müssen ihren Vorrat aus dem Blut decken. Die Gabe einer L-Asparaginase führt zur Spaltung von Asparagin im Blutserum, sodass dieses nicht mehr zur Verfügung steht. Oncaspar ist eine pegylierte (also an Polyethylenglykol gebundene) Asparaginase, die vom Körper langsamer abgebaut wird und daher eine längere antileukämische Wirkung hervorrufen kann.
Nach der im Juni abgeschlossenen Fusion von Baxalta mit Shire wird Oncaspar nun auf dem österreichischen Markt eingeführt.
July 18th
BOKU trauert um Vizerektor Georg Haberhauer
Georg Haberhauer, Vizerektor für Personal und Organisationsentwicklung der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), ist im Alter von 46 Jahren einer kurzen, aber schweren Erkrankung unterlegen. Die BOKU trauert um den Menschen, Wissenschaftler und Universitätsmanager.
Haberhauer wurde 1969 in Klagenfurt geboren und studierte Technische Chemie an der TU Wien. Er dissertierte bei Christian Noe in pharmazeutischer Chemie und wechselte danach in das Fachgebiet Bodenchemie am damaligen Forschungszentrum Seibersdorf, das er methodisch stark weiterentwickeln konnte. Nach einem kurzen Abstecher zu Baxter wurde er 2009 Leiter des Departments „Umwelt und Gesundheit“ in Seibersdorf und brachte dieses als Department „Health & Environment“ in das umfirmierte Austrian Institute of Technology (AIT) ein. 2010 wurde er als Vizerektor für Personal und Organisationsentwicklung an die BOKU berufen.
Wissenschaftler und Universitätsmanager
Als Wissenschaftler hat er – in häufiger Zusammenarbeit mit dem heutigen BOKU-Rektor Martin Gerzabek – den Einsatz der Isotopenanalytik und quantenchemischer Modellrechnungen in der Bodenchemie vorangetrieben. Er veröffentlichte 86 Arbeiten in Journalen mit Peer-Review und war auch noch neben seiner Tätigkeit als Vizerektor als Mitarbeiter und Berater in einer Reihe von wissenschaftlichen Projekten aktiv.
Als Universitätsmanager war er ab 2010 für die Personalmanagement-Agenden der BOKU verantwortlich und gestaltete Kollektivverträge und Betriebsvereinbarungen aktiv mit. Auch förderte er neue Karrieremodelle für Jungwissenschaftler. Ebenso war er für das Beteiligungsmanagement der BOKU zuständig und wirkte wesentlich an der Umsetzung des neuen Wasserbaulabors mit.
BOKU, AIT und TU Wien (an der Haberhauer noch im Mai eine Professur angetreten hatte) drückten ihre tiefe Betroffenheit über den großen Verlust und ihr Mitgefühl für Haberhauers Familie aus.
Regulierung kostet Chemieindustrie zehn Milliarden Euro
18.07.16
von
Klaus Fischer
Die regulatorischen Kosten für Europas Chemieindustrie belaufen sich auf rund 9,5 Milliarden Euro pro Jahr, was rund zwei Prozent ihres Umsatzes, zwölf Prozent ihrer Wertschöpfung und rund 30 Prozent ihrer Gewinne entspricht. Zu dieser Einschätzung kommt das britische Politikberatungsunternehmen Technopolis Group in einem aktuellen Bericht (Cumulative Cost Assessment, CCA) für die EU-Kommission. Technopolis holte dazu detaillierte Daten von 31 Unternehmen ein, validierte diese mittels einer Online-Umfrage unter weiteren 90 Firmen und rechnete die so erzielten Resultate anschließend auf die gesamte Branche hoch. Zu diesem Zweck wurde der Gesamtumsatz des jeweiligen Subsektors der Chemieindustrie mit den gewichteten regulatorischen Kosten pro Umsatzeinheit, die bei den typischen Unternehmen des jeweiligen Subsektors anfallen, multipliziert. Wie Technopolis einräumt, ist dieses Verfahren weniger exakt als statistische Methoden, lässt sich aber leichter durchführen und liefert eine zumindest einigermaßen tragfähige Grobeinschätzung.
Laut dem Bericht entfallen rund 33 Prozent der regulatorischen Kosten auf Vorschriften bezüglich Emissionen und industrieller Prozesse, weitere 29 Prozent auf spezielle Regelungen für die Chemieindustrie sowie 24 Prozent auf Arbeitssicherheit. Energiepolitische Vorgaben fallen dagegen mit neun Prozent deutlich weniger ins Gewicht, ebenso Normen im Verkehrsbereich (drei Prozent) sowie produktspezifische Bestimmungen (ein Prozent). Für die kommenden Jahre rechnet die Technopolis Group zumindest mit einer gewissen Entlastung. Diese sollte sich daraus ergeben, dass Mitte 2018 die Umsetzung des Chemikalienmanagementsystems REACH ihren Abschluss erreicht.
Seitens des Branchenverbandes CEFIC verlautete, die regulatorischen Kosten hätten sich im Zeitraum 2004 bis 2014 nahezu verdoppelt. CEFIC-Generaldirektor Marco Mensink sprach von einem „klaren Bild: Europa muss sich auf seine Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren. Die regulatorischen Kosten sind dabei ein wichtiger Faktor“. Von einer Entlastung in den kommenden Jahren kann ihm zufolge keine Rede sein. Im Gegenteil dürfte sich die Lage der Branche durch die neuen klimapolitischen Ziele sowie die verstärkten Anstrengungen der EU-Kommission im Bereich Energieeffizienz weiter verschärfen.
Die Studie ist unter http://ec.europa.eu/DocsRoom/documents/17784/attachments/1/translations/ verfügbar.
Themis Bioscience entwickelt Zika-Impfstoff
Das Wiener Impfstoff-Unternehmen <a href=http://www.themisbio.com target=“_blank“>Themis Bioscience</a> hat eine bestehende Lizenzvereinbarung mit dem Institut Pasteur in Paris erweitert. Der Zugang zu einer Vektor-Technologie auf der Basis eines Masernimpfstoffs soll nun auch für die Entwicklung eines Vakzins gegen das Zika-Virus verwendet werden.
Die Kooperationspartner nutzten die Vektor-Plattform bereits zur Entwicklung eines Impfstoffs gegen Chikungunya-Fieber, dessen Sicherheit und Verträglichkeit erfolgreich in einer klinischen Phase-I-Studie gezeigt werden konnte. Während der Chikungunya-Impfstoff noch heuer in Phase II eintreten soll, wird die Technologie nun auch für die Entwicklung eines Zika-Vakzins genutzt. Die durch Stechmücken übertragene Erkrankung hatte zuletzt durch ihre rasche Verbreitung in Südamerika Besorgnis hervorgerufen. Nach Aussage von Themis-CEO Erich Tauber ist geplant, bereits in den kommenden zwölf Monaten mit klinischen Studien zum Zika-Impfstoff zu beginnen.
July 14th
Reinraumproduktion in der Kunststofftechnik
Das oberösterreichische Kunststoffverarbeitungsunternehmen <a href=http://www.agru.at target=“_blank“>Agru</a> hat an seinem Hauptsitz in Bad Hall 15 Millionen Euro in ein neues Werk für Reinstmedien-Rohrsysteme investiert. In der neuen Produktionsstätte werden Rohrleitungskomponenten aus Polyvinylidenfluorid (PVDF) für High-end-Anwendungen hergestellt.
Der von Agru verwendete Werkstoff PVDF-UHP („ultra high purity“) zeichnet sich durch besondere Reinheit aus und enthält keine Stabilisatoren, Weichmacher, Gleitmittel oder flammhemmenden Zusätze. Die daraus gefertigten Reinstmedien-Rohrsysteme der Marke „Purad“ werden für Anwendungen in der Halbleiter-, Life Sciences-, Lebensmittel-, Erdöl- und Photovoltaikindustrie eingesetzt. Das häufigste Einsatzgebiet ist der Transport von Reinstwasser in der Halbleiterindustrie.
Die Fertigung wurde als Reinraum der Klasse 5 nach der Norm ISO 14644-1 realisiert. Schwebstofffilter, Schutzkleidung und ein konstanter Überdruck im Raum verhindern, dass Partikel von außen in den Reinraum eingebracht werden oder dort entstehen. Die Anzahl luftgetragener Teilchen wird zudem durch eine turbulenzarme Luftströmung (“laminar flow“) gewährleistet. Der Zutritt ist ausschließlich über Personal- und Materialschleusen mit angelegtem Schutzanzug möglich.
Über Agru
Agru wurde 1948 gegründet und erzeugt Rohrleitungssysteme aus Polyethylen und Polypropylen, Halbzeuge (unter anderem aus Fluorpolymeren) sowie Betonschutz und Dichtungsbahnen. Firmensitz und nunmehr fünf Produktionsstätten befinden sich in Bad Hall, darüber hinaus betreibt Agru auch Werke in Amerika und Asien. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 900 Mitarbeiter.
July 12th
Biomarker-Kompetenzzentrum eröffnet Labor an der Wiener Medizin-Uni
Das Center for Biomarker Research in Medicine (CBmed) hat ein neues „Core Lab“ auf dem Gebiet der Proteomik an der medizinischen Universität Wien eröffnet.
In seinen „Core Labs“ untersucht das K1-Kompetenzzentrum CBmed neue Methoden, die die Grundlagen für eine personalisierte, also auf den jeweiligen Patienten besser zugeschnittene Therapie bilden sollen. Das nunmehr sechste Core Lab wurde nun an der Medizinischen Universität Wien eröffnet und widmet sich der Proteomik, die sich mit der gesamtheitlichen Erfassung aller Proteine eines lebenden Systems befasst.
Insbesondere sollen unter Federführung von Lukas Kenner und Rudolf Oehler jene Proteine identifiziert werden, die die Charakterisierung einer bestimmten Tumorart gestatten, damit künftig die invasive Entnahme von Gewebeproben vermieden werden kann. Unter den Methoden, die dabei zur Anwendung kommen sind unter anderem die Positronen-Emissionstomographie (PET) und die Matrix-unterstützte Laser-Desorption-Ionisation (MALDI). Neu ist, dass zur Analyse des Proteoms in Paraffin eingebettete Gewebeproben herangezogen werden können sollen. Das Wiener Unternehmen Tissue Gnostics steuert die Software zur Proteomanalyse bei.
July 8th
Pariser Klimaabkommen: Nationalrat beschließt Ratifizierung
08.07.16
von
Klaus Fischer
Der Nationalrat beschloss am heutigen 8. Juli die Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens vom 12. Dezember 2015. Mit Ausnahme der FPÖ stimmten alle Fraktionen dem Antrag zu. Somit ist der Beschluss im Bundesrat am 14. Juli gesichert. Umweltminister Andrä Rupprechter kritisierte die FPÖ ungewöhnlich scharf: „Sie stimmen heute gegen dieses Abkommen. Das heißt, Sie stimmen gegen die Zukunft Ihrer Kinder, Sie stimmen gegen die saubere Umwelt, Sie stimmen gegen das Klima, Sie stimmen gegen unser Land. Nehmen Sie das zur Kenntnis! Sie stimmen gegen unser lebenswertes Österreich!“
Christiane Brunner, die Umwelt- und Energiesprecherin der Grünen, bezeichnete das Pariser Abkommen als „große Herausforderung, aber noch viel größere Chance“. Dies gelte insbesondere auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Wer in zehn Jahren noch wirtschaftlich erfolgreich sein wolle, müsse das Abkommen ernst nehmen.
Das Pariser Klimaabkommen tritt in Kraft, sobald es 55 der 178 Unterzeichnerstaaten ratifiziert haben, die 55 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen repräsentieren. Zurzeit ist Österreich außer Norwegen der einzige Industriestaat, der die Ratifizierung beschlossen hat. Unter den übrigen 18 Staaten, seitens derer entsprechende Beschlüsse vorliegen, sind Somalia, eine Reihe von Mitgliedern der „Alliance of Small Island States“ (AOSIS) sowie der „State of Palestine“, der Beobachterstatus bei der UNO hat, aber von Israel nicht anerkannt wird.
Besonnenheit gefragt
Seitens der Industriellenvereinigung (IV) sagte Vize-Generalsekretär Peter Koren, diese „ stellt sich als konstruktiver, wenn auch besonnener, Partner hinter diese Entscheidung des Nationalrats. Gemeinsam mit ihren Mitgliedsunternehmen wird die IV weiter dafür arbeiten, dass der Umbau des Energiesystems gelingt, ohne den Wohlstand und die Arbeitsplätze in unserem Land zu gefährden“. Koren warnte indessen vor „maßlosen Wunschvorstellungen“. Dem Pariser Abkommen zufolge müsse die vollständige Dekarbonisierung der Wirtschaft nicht bis zur Mitte des Jahrhunderts, sondern erst nach der Mitte des Jahrhunderts erfolgen. Auch bestehe keine Notwendigkeit, neue klima- und energiepolitische Ziele festzulegen. Denn im Hinblick auf Paris hätten die EU-Mitglieder im Herbst 2014 Ziele festgelegt. Diese sehen vor, die CO2-Emissionen gegenüber dem Niveau von 1990 um 40 Prozent zu senken, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Bedarfdeckung auf 27 Prozent zu erhöhen und die Energieeffizienz gegenüber dem erwarteten Bedarf um 27 Prozent zu steigern.
Koren fügte hinzu, aus Sicht der Industrie sei „eine umfassend verstandene Innovation, die technische wie auch soziale Entwicklungen umfasst, der Schlüssel zu einem zukunftsfähigen Energiesystem. Mit diesem Leitgedanken wird sich die IV in die Diskussion der Energie- und Klimastrategie einbringen“.
Niederösterreich startet Spin-off-Initiative
Das Land Niederösterreich startet eine Spin-off-Initiative, die Ausgründungen von universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen motivieren und unterstützen soll. Träger des Programms sind die landeseigene VC-Gesellschaft Tecnet Equity und das Accent Gründerservice.
Unter dem Motto „ideenreich, zukunftsreich, chancenreich – erfolgreich“ stellte die niederösterreichische Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav am 8. Juli eine neue Spin-off-Initiative des Landes Niederösterreich vor. Man habe in einem Prozess gemeinsam Start-ups, eingesessenen Unternehmen und Business Angels erarbeitet, welche Unterstützung Gründer am meisten benötigen. Auf der Grundlage dieser Bestandsaufnahme sei ein dreistufiges Konzept entwickelt worden.
Der erste Schritt muss nach den Ausführungen von Bohuslav bereits in den Ausbildungsstätten selbst gesetzt werden. Man plant daher, im Zuge von Workshops und Wettbewerben an Schulen, Fachhochschulen und Universitäten den Unternehmergeist junger Ideenbringer anzufachen. Im zweiten Schritt werden potenzielle Unternehmensgründer bei der Erstellung eines Business-Plans und mit einer Anschubfinanzierung für die Entwicklung von Prototypen unterstützt. Kommt es daraufhin zur Gründung eines akademischen Spin-offs, stellen das landeseigene Venture-Capital- und Technologietransfer-Unternehmen Tecnet Equity sowie das Accent Gründerservice Netzwerk und Infrastruktur zur Verfügung, auch kann Eigenkapital in Form einer Beteiligung aufgebracht werden. Darüber hinaus wurde ein Kofinanzierungsmodell erarbeitet, das es privaten Geldgebern (Business Angels) schmackhaft machen soll, in Spin-offs zu investieren.
Erfolgreich in der Raumfahrttechnik
Gastgeber der Pressekonferenz war das am TFZ Wiener Neustadt angesiedelte Forschungsunternehmen Aerospace & Advanced Composites GmbH (AAC), selbst das Produkt einer erfolgreichen Ausgründung aus dem Austrian Institute of Technology (AIT). Als 2010 die Ausrichtung der vormaligen AIT-Abteilung nicht mehr zur Strategie der Mutter passte, sah man sich nach einem neuen Eigentümer um. „Wir hatten uns bereits auf dem Gebiet der Material- und Komponententests für die Raumfahrt einen Namen gemacht und konnten auf eine gute Entwicklung des Dienstleistungsgeschäfts hoffen“, erzählte Geschäftsführer Norbert Gamsjäger im Rahmen des Pressegesprächs. Was folgte, waren dennoch „sehr herausfordernde Jahre“, in denen die Finanzierung des heute 24 Personen umfassenden Teams in Schwebe war. Mit dem Tribologie-Kompetenzzentrum ACT als neuem Haupteigentümer und finanzieller Unterstützung konnten diese Klippen aber erfolgreich umschifft werden. Heute kann sich die AAC auf Basis der eigenen Geschäftstätigkeit selbst tragen.
July 6th
Neue Steamcracking-Prozesse vereinfachen petrochemische Produktion
Zwei Steamcracking-Prozesse, die in den vergangenen Jahren von Exxon Mobil bzw. Saudi Aramco entwickelt wurden, erlauben, Olefine direkt aus Rohöl zu erzeugen. Nach Ansicht des Informations-Providers <a href=https://www.ihs.com>IHS</a> könnte das zu wesentlichen Einsparungen in der Petrochemie führen.
In einem aktuellen Report besprechen die IHS-Experten zwei Prozesse, die ohne Umwege über die Raffination von Rohöl und die Weiterverarbeitung der Naphtha-Fraktion auskommen, um Ethylen und andere Olefine als Rohstoffe für die chemische Industrie zu erzeugen. Exxon Mobil hat bereits eine Anlage in Singapur errichtet, die eine Millionen Tonnen Ethylen pro Jahr direkt aus Rohöl erzeugt. Der IHS-Bericht schätzt, dass gegenüber dem Naphtha-Cracking 100 bis 200 Dollar pro erzeugte Tonne eingespart werden können.
Die saudische Erdölgesellschaft Saudi Aramco arbeitet mit einem eigenen Prozess mit demselben Ziel. Im Juni wurde angekündigt, gemeinsam mit dem Chemiekonzern Sabic einen Anlagenkomplex in Saudi-Arabien zu errichten, der Chemikalien direkt aus Rohöl erzeugen soll. Obwohl die exakte Prozesskonfiguration des Werks nicht bekannt gegeben wurde, vermutet IHS, dass der besagte Prozess zur Erzeugung von Olefinen dabei eine Rolle spielen wird.
Technisch unterschiedliche Konzepte
Technisch beruhen die beiden Prozesse auf durchaus unterschiedlichen Konzepten: Exxon bringt Rohöl direkt in den Steamcracker ein, wo es vorgewärmt und mit Prozessdampf versetzt wird, wobei sich leichtere von schwereren Komponenten trennen. Der extrahierte Dampf wird in die Strahlungszone geleitet und auf herkömmliche Weise gecrackt. Im Aramco-Prozess wird Rohöl in eine Hydrocracking-Einheit eingebracht, wo Schwefel entfernt wird und leichtere Komponenten abgetrennt werden. Die flüchtigeren Anteile werden dann einem traditionellen Steamcracker zugeführt, die schwereren einer von Aramco entwickelten Anlage für katalytisches Cracken. Im Unterscheid zum Exxon-Prozess wurde Aramcos Verfahren bislang noch nicht in einer Anlage im Industriemaßstab eingesetzt.
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