Archive - 2016

June 7th

Fresenius gründet Tochter auf dem Gebiet der regenerativen Medizin

Fresenius Medical Care hat das Tochterunternehmen Unicyte gegründet, um Entwicklungen auf dem Gebiete der regenerativen Medizin voranzutreiben. Grundlage dafür sind vielversprechende Ergebnisse in der Stammzellenforschung, die im Rahmen einer Forschungskooperation mit der  Universität Turin erarbeitet wurden.

 

Bereits seit 2003 arbeitet Fresenius Medical Care mit Giovanni Camussi von der Universität Turin zusammen. Im Zuge des Projekts gelang die Isolierung und Charakterisierung von Leberstammzellen, die leicht vermehrt und in andere Zelltypen übergeführt werden können. Zudem wurden funktionelle Pankreasinseln,  die die Funktion der Bauchspeicheldrüse nachbilden können sowie extrazelluläre Vesikel zur Behandlung von Nieren- und Lebererkrankungen entdeckt. Auf der Basis dieser Forschungsergebnisse sollen nun neue Therapieansätze zur Wiederherstellung von funktionsgestörtem Gewebe bei Nieren- und Lebererkrankungen, Diabetes und Krebs entwickelt werden. Unicyte wird die Forschungskooperation fortführen und gleichzeitig wird Entwicklungsprojekte bis zur klinischen Studien vorantreiben

 

 

ARA: „Wir bestehen im Wettbewerb“

Es war kein Spaziergang, sondern beinharte Knochenarbeit, die sich gelohnt hat“. So resümierte der Vorstand der Austria Recycling AG (ARA), Werner Knausz, das Geschäftsjahr 2015. In diesem hatte sich der Ex-Monopolist bei der Verpackungssammlung erstmals dem Wettbewerb im Bereich des bei Haushalten anfallenden Verpackungsabfalls zu stellen. Der Marktanteil der ARA in diesem Bereich liegt mittlerweile bei „etwas über 80 Prozent. Das heißt, wir bestehen im Wettbewerb“, konstatierte Knausz. Laut Geschäftsbericht sammelte die ARA im Haushalts- und im Gewerbebereich 2015 rund 760.857 Tonnen Glas-, Papier-, Metall- und Leichtverpackungen, von denen etwa 731.616 Tonnen verwertet wurden. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 hatte die ARA noch 844.948 Tonnen gesammelt, die Verwertungsmenge belief sich auf 805.142 Tonnen. Für heuer erwartet Knausz einen „positiven Geschäftsverlauf“. Sorgen bereiten ihm allerdings die in den vergangenen Monaten niedrigen Erlöse aus dem Verkauf von Altstoffen. Im Jahr 2015 erzielte die ARA Lizenz- und Entpflichtungseinnahmen von 145,9 Millionen Euro, gegenüber 2014 ein Minus von 5,5 Millionen bzw. 3,6 Prozent. Die Altstofferlöse und sonstigen Erlöse beziffert die ARA mit 41,8 Millionen Euro, was einer Verminderung um 2,1 Millionen Euro oder 4,8 Prozent entspricht. 

 

Wie Knausz' Vorstandskollege Christoph Scharff erläuterte, liegt Österreich bei der Verpackungssammlung EU-weit an dritter Stelle nach Deutschland und Belgien. Ihm zufolge beläuft sich die Sammelquote in Deutschland auf 97,7 Prozent, in Belgien auf 96,6 und in Österreich auf 96,1 Prozent. Der EU-weite Durchschnitt liegt mit 79,3 Prozent weit unter diesen Werten. Auf Anfrage des Chemiereport sagte Scharff, das Problem in Deutschland „war nie, dass zu wenig gesammelt wurde, sondern dass zu wenig lizensiert wurde“. Mittlerweile gehe aber die Anzahl der Trittbrettfahrer, die die Sammelsysteme nutzen, ohne für deren Leistungen zu bezahlen, infolge der verschärften Rechtslage zurück. Die ARA sei jedenfalls bestrebt, zur Aufrechterhaltung der Spitzenposition Österreichs in der EU weiterhin beizutragen. Recycling werde zunehmend zum Bestandteil der Rohstoffpolitik der EU und damit auch der Standortpolitik.

 

 

 

June 6th

Glyphosat: Wieder keine Entscheidung

Die EU-Mitgliedsstaaten verweigerten heute die Zustimmung zu einem neuen Vorschlag der EU-Kommission hinsichtlich der zeitlich begrenzten Wiederzulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat. Das teilte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) mit. Sie vertritt Österreich im Ständigen Ausschuss der EU zu Pflanzen, Tieren sowie Nahrungs- und Futtermitteln, in dem das Thema erneut behandelt wurde. In einer Aussendung wiederholte die AGES ihre bekannte Position: Sie betrachtet den Stoff zwar „als sicher für Menschen und somit den Anwender- und Konsumentenschutz in den wesentlichen Punkten gewährleistet“. Jedoch müssen ihrer Ansicht nach „mögliche Umwelt-Auswirkungen minimiert werden“. Die EU-Kommission habe in ihrem heutigen Vorschlag zur Wiederzulassung die „österreichischen Forderungen zum Schutz der Umwelt und Vielfalt nicht ausreichend berücksichtigt“. Insbesondere seien „rechtliche Details in Bezug auf mögliche Einschränkungen ungeklärt geblieben“. Laut AGES wird nun „ein Berufungsausschuss der EU-Kommission“ mit der Entscheidung über die Wiederzulassung betraut.

 

Wie berichtet, kündigte die EU-Kommission am 1. Juni an, den Mitgliedsstaaten heute folgenden Vorschlag zu unterbreiten: Die europäische Chemikalienagentur ECHA solle prüfen, ob Glyphosat krebserregend ist. Bis zum Vorliegen ihres Berichts bleibe die Zulassung aufrecht. Überdies sei der Glyphosat-Einsatz durch drei Maßnahmen einzuschränken: erstens ein Verbot von POE-Tallowaminen auf Basis Glyphosat-hältiger Pestiziden, zweitens die Minimierung des Einsatzes von Glyphosat in öffentlichen Parkanlagen, auf Spielplätzen und in Gärten und drittens die Einschränkung der Verwendung des Mittels kurz vor der Ernte.

 

Unnötiges Verschleppen

 

Christian Stockmar, der Obmann der Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP), bezeichnete das Ergebnis der heutigen Abstimmung als „schwer nachvollziehbar“. Mehr als 1.000 Studien zeigten die Unbedenklichkeit von Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung. Weltweit hätten viele Behörden das Mittel zugelassen: „Angesichts dieser fundierten Faktenbasis und der umfangreichen wissenschaftlichen Daten verursacht die zaudernde Haltung der Mitgliedsstaaten eine unnötige Verschleppung der Zulassungsverlängerung“. Stockmar erwartet, dass die Kommission die Zulassung nun um etwa zwölf bis 18 Monate verlängern wird. In dieser Zeit werde die ECHA eine Einstufung des Mittels auf Basis des EU-Chemikalienrechts durchführen. In einer ersten Bewertung habe die Agentur „bereits klargestellt, dass eine Gefahreneinstufung von Glyphosat als krebserregend nicht gerechtfertigt ist“, betonte Stockmar. Neben der seit vergangene Woche laufenden öffentlichen Konsultation werde auch eine „Begutachtung durch den Ausschuss für Risikobeurteilung der ECHA“ stattfinden.

 

 

 

Erfolg für „Zero-Pellet-Loss“-Pakt

Die Bilanz des ersten Jahres seit Inkraftttreten des „Zero-Pellet-Loss“-Pakts zwischen dem Umweltministerium und der österreichischen Kunststoffindustrie liegt vor. Ihr zufolge verminderte die Industrie den Eintrag von Plastikgranulat (Pellets) in die Gewässer von 4,9 Kilogramm pro Tag auf weniger als ein Kilogramm. Dies entspricht einer Reduktion um etwa 80 Prozent. Zum Vergleich: Die Gesamtproduktion der Branche beläuft sich auf rund zwei Millionen Tonnen Plastik pro Jahr, also etwa 5.500 Tonnen pro Tag.

 

Einen maßgeblichen Beitrag zur Verminderung leistete die Borealis, hieß es bei einem Unternehmensbesuch von EU-Umweltkommissar Karmenu Vella und Umweltminister Andrä Rupprechter am vergangenen Freitag in Schwechat. Laut Aussendung des Umweltministeriums ist das dortige Borealis-Werk „so gut wie pellet-dicht“. Dies sei auf den „Einbau von besseren Filtern in den Abwasseranlagen, die Festlegung genauerer Reinigungsrichtlinien und die Schulung der Mitarbeiter“ zurückzuführen. Das Unternehmen arbeite an weiteren Verbesserungen, deren Wirkung das Umweltbundesamt (UBA) kontrolliere. In Ergänzung zu den bestehenden Pellets-Abscheideanlagen werde ein „hochmodernes Filtrationssystem“ installiert. Alfred Stern, Vorstandsmitglied der Borealis, verlautete, diese arbeite daran, „neue Maßstäbe im Gewässerschutz setzen zu können. Mit dem Einsatz von ‚bestverfügbaren Technologien‘ streben wir eine Vorreiterrolle in Europa an“.

 

Vella lobte den „Zero-Pellet-Loss“-Pakt. Dieser sei ein gelungenes Beispiel für einen Schritt in Richtung der Kreislaufwirtschaft, die die EU-Kommission anstrebe. Rupprechter ergänzte, der Pakt trage dazu bei, den Austritt von Kunststoffgranulat in die Umwelt zu vermeiden. Es gelte, „europaweite Lösungen für eine plastikfreie Umwelt“ zu finden. Mit dem Pakt habe Österreich dabei eine „Vorreiterrolle“ übernommen. Dies bestätigte der stellvertretende Geschäftsführer des UBA, Karl Kienzl. Ihm zufolge arbeitet das UBA „im Netzwerk der Europäischen Umweltagenturen an einheitlichen Messmethoden, an europaweit vergleichbaren Daten und an der Identifizierung der wirksamsten Hebel, um die Plastikverschmutzung der Umwelt zu eliminieren“.

 

 

June 3rd

ECHA: Konsultation zur Glyphosat-Einstufung

Die europäische Chemikalienagentur ECHA hat eine öffentliche Konsultation über das Pflanzenschutzmittel Glyphosat eingeleitet. Sie schlägt vor, dessen Gefahrenklassifizierung auszuweiten. Derzeit wird Glyphosat als schwer augenschädigend (H318 gemäß dem Global Harmonisierten System zur Einstufung und Kennzeichung von Chemikalien, GHS) und giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung (H411 gemäß GHS) eingestuft. Künftig soll es auch als organschädigend bei längerer oder wiederholter Exposition (STOT RE 2, H373) gelten. Stellungnahmen sind bis zum 18. Juli über die Website der ECHA möglich.

 

Wie gemeldet, plant die EU-Kommission, die ECHA zu beauftragen, festzustellen, ob Glyphosat krebserregend ist. Darauf aufbauend soll über die Neuzulassung des Mittels entschieden werden. In monatelangen Verhandlungen konnten sich die EU-Mitgliedsstaaten bisher nicht auf eine gemeinsame Position verständigen. Darum schlug EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis nun die Einschaltung der ECHA vor. Die Entscheidung über diesen Schritt wurde für kommenden Montag, den 6. Juni, angekündigt.

 

 

 

June 2nd

Die Produktion wird digital

Wie „Industrie 4.0“ bereits heute funktioniert und wie sich die Perspektiven darstellen, war Thema der Tagung „Digitalisierung in der Prozessindustrie“ im Wiener Siemens-Forum am 1. und 2. Juni. Laut Eckard Eberle, CEO von Siemens Process Automation, ist die Industrie vor allem mit zwei Herausforderungen konfrontiert: Erstens wird die Zeit zwischen der Entwicklung und der Vermarktung eines Produkts („time-to-market“) ständig kürzer. Zweitens spielen die Flexibilisierung der Produktion und die Individualisierung der Produkte eine zunehmende Rolle für den Unternehmenserfolg.

 

Damit gewinnen laut Eberle Virtualisierung und Simulation immer größere Bedeutung. Unter den Begriffen „Integrated Engineering“ und „Integrated Operations“ gehe es letztlich darum, den gesamten Prozess von der Produktidee bis zur Produktionsanlage mit Hilfe von Digitaltechnik zu konzipieren und umzusetzen sowie in der Folge die Anlage optimal zu betreiben. Fast schon Standard sind ihm zufolge mittlerweile 3-D-Visualisierungen von Produktionssträngen bis zu kompletten Fabriken. Als nächsten Schritt entwickle Siemens einen Helm, der die Verbindung zwischen der virtuellen und der realen Welt herstellt, kündigte Eberle an. In das Visier des Geräts können sämtliche Daten eingespielt werden, die die Arbeiter gerade benötigen, etwa, um Wartungstätigkeiten durchzuführen.

 

Eberle fügte hinzu, künftig würden manche Produktionsprozesse „so komplex sein, dass ein Mensch sie nicht mehr durchschauen kann.“ In solche Fällen müssten die menschlichen Akteure „zulassen, dass die Technik selber handelt“. Erforderlich sei letzten Endes „Vertrauen in die Maschine“. Die Entwicklung gehe in Richtung selbststeuernder Anlagen. Bis es so weit sei, gelte es allerdings, „die stabile Steuerung“ bestehender Anlagen sicherzustellen. An Arbeitsplätzen in der Industrie werde es auch in Zukunft nicht mangeln, ergänzte Eberle. In der „Digitalen Fabrik“ von Siemens in Amberg, etwa 60 Kilometer östlich von Nürnberg, seien derzeit rund 1.000 Personen beschäftigt - ebensoviele wie vor 20 Jahren.

 

Qualität durch Design - jetzt aber wirklich

 

Was die Digitalisierung im Bereich der Pharmaindustrie mit sich bringen könnte, skizzierte Christoph Herwig vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Prozessanalyse der Technischen Universität Wien (TU Wien). Wie er erläuterte, dauert die Entwicklung eines neuen Arzneimittels zurzeit durchschnittlich rund acht bis zwölf Jahre und ist mit Investitionen von etwa 1,4 Milliarden Euro verbunden. Von etwa 10.000 Wirkstoffkandidaten erweist sich nur einer als medikamententauglich. In zunehmendem Maß fordern die Arzneimittel-Zulassungsbehörden wie etwa die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) den Nachweis, dass die Herstellungsprozesse für Arzneimittel korrekt entwickelt wurden. Überdies wird die kontinuierliche Überwachung dieser Prozesse verlangt, um die Qualität der Produkte sicherzustellen. Schon seit etwa zehn Jahren gilt ferner das Motto „Quality by Design“. Gebracht habe dies alles bisher jedoch wenig, kritisierte Herwig.

 

Bei der Änderung dieses unleidlichen Zustandes kann die Digitalisierung seiner Ansicht nach von großem Nutzen sein. Denn robuste Prozesse ergäben sich letztlich nur durch kontinuierliche Messung und Kontrolle aller Qualitätsparameter sowie die zielgerichtete Analyse der gewonnenen Daten, um allenfalls notwendige Verbesserungen erzielen zu können. „Ich nehme das Wort Big Data bewusst nicht in den Mund. Aber wir müssen aus den Daten nutzbringende Informationen gewinnen“, erläuterte Herwig. Nur so ließen sich Prozesse letzten Endes charakterisieren und optimieren. Dabei könne sich auch die Entwicklung möglichst gut verständlicher virtueller Modelle der Prozesse als hilfreich erweisen.

 

Schwankungen vermindern

 

Auch für die Lebensmittelindustrie ist die Digitalisierung ein immer bedeutenderes Thema, berichtete Johann Eisenschenk, Betriebsleiter der Bioethanol- und Weizenstärkefabrik der Agrana in Pischelsdorf 40 Kilometer westlich von Wien. Dort verarbeitet das Unternehmen etwa 2.000 Tonnen pflanzlicher Rohstoffe pro Tag, darunter etwa 900 Tonnen Weizen. Prozessenergie liefert die Müllverbrennungsanlage (MVA) der EVN in Dürnrohr. Wichtig ist laut Eisenschenk der kontinuierliche Datenaustausch mit der MVA, „denn der Dampf darf uns nicht ausgehen“. Pischelsdorf ist hoch automatisiert und wird im Wesentlichen von der vor Ort befindlichen Leitwarte aus gesteuert.

 

Um die Effizienz zu steigern sowie Schwankungen in der Produktqualität weiter zu vermindern und dauerhaft auf einem möglichst hohen Niveau zu halten, setzt die Agrana auf verstärkte Digitalisierung. Laut Eisenschenk handelt es sich nicht zuletzt darum, das Know-how der besten Mitarbeiter in die Anlagensteuerung zu integrieren und diese jederzeit so zu fahren, „wie es der beste menschliche Operator machen würde“. Etwa zwei Drittel der Produktionskosten der Agrana entfallen auf die Rohstoffe. Aus diesem Grund ist eine möglichst hohe Rohstoffausbeute und ein Vermindern der „Offspec“-Mengen, die infolge schlechterer Qualität zu niedrigeren Preisen abgegeben werden müssen, von höchster Wichtigkeit. Vollständig auf die Digitalisierung verlassen werde sich die Agrana aber auch künftig nicht, betonte Eisenschenk. Die Mitarbeiter müssten in der Lage sein, die Anlagen auch dann zu fahren, wenn die schöne neue Technik einmal nicht funktioniere.

 

 

Glyphosat: ECHA soll entscheiden

Die europäische Chemikalienagentur ECHA soll prüfen, ob das Pflanzenschutzmittel Glyphosat krebserregend ist. Bis das Ergebnis ihrer Untersuchungen vorliegt, bliebe die geltende Zulassung des Mittels aufrecht. Das schlug EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis am 1. Juni vor. Andriukaitis hat für kommenden Montag den Ständigen Ausschuss der EU zu Planzen, Tieren sowie Nahrungs- und Futtermitteln einberufen, um über seine Vorschläge zu entscheiden. Wie er betonte, würde eine Neuzulassung des Mittels durch die EU-Kommission nicht automatisch bedeuten, dass dieses in allen Mitgliedsstaaten uneingeschränkt verwendet werden darf. Vielmehr haben diese das Recht, seinen Einsatz zu limitieren: „Sie brauchen sich nicht hinter der Entscheidung der Kommission zu verstecken.“

 

Andriukaitis fügte hinzu, die Kommission selbst empfehle jedenfalls Einschränkungen in dreierlei Hinsicht. Erstens sollten POE-Tallowamine auf Basis von Glyphosat-hältigen Pestiziden nicht mehr verwendet werden. Zweitens gelte es, den Einsatz von Glyphosat in öffentlichen Parkanlagen, auf Spielplätzen und in Gärten zu minimieren. Überdies empfiehlt die Kommission, die Verwendung des Mittels kurz vor der Ernte einzuschränken.

 

Der Ball liege nun bei den Mitgliedsstaaten, stellte Andriukaitis klar. Die EU-Kommission habe ihr Möglichstes getan, um eine Lösung auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnis zu finden.

 

Logischer Schritt“

 

Laut dem Obmann der Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP) Christian Stockmar, „ist das Vorgehen der EU-Kommission ein logischer Schritt“. Die Regularien der EU sehen ihm zufolge eine „wissenschafts-basierte Entscheidung“ vor. Stockmar zufolge könnte die Entscheidung der ECHA binnen zwölf bis 18 Monaten vorliegen. Einmal mehr fügte Stockmar hinzu: „Die aktuellen wissenschaftlichen Daten und über 1.000 Studien allein für die Neuzulassung belegen, dass der Wirkstoff bei sachgemäßem Einsatz für Mensch, Tier und Umwelt unbedenklich ist“. Dies werde auch von einer Reihe von Behörden bestätigt, etwa dem Deutschen Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR), der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), der US-amerikanischen Environment Protection Agency (EPA), der kanadischen Bewertungsbehörde Pest Management Regulatory Agency (PMRA), der australischen Australian Pesticides and Veterinary Medicines Authority (APVMA) sowie dem Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR) der Welternährungsorganisation FAO und der Weltgesundheitsorganisation WHO.

 

Politikerinnen für Totalverbot

 

Ihre Forderung nach einem „gänzlichen Verbot“ von Glyphosat wiederholte die österreichische EU-Parlamentarierin Karin Kadenbach (SPÖ). Sie verlangte „auch in der Landwirtschaft ein glaubwürdiges Ausstiegsszenario“. Die grüne EU-Parlamentarierin Ulrike Lunacek kritisierte den nunmehrigen Vorschlag der EU-Kommission als „halbherzig“. Auch sie tritt für ein vollständiges Verbot des Pflanzenschutzmittels ein.

 

 

 

Kremsmüller: Großreparatur beim Turnaround

Zum erfolgreichen Turnaround in der Raffinerie Schwechat trug auch das oberösterreichische Familienunternehmen Kremsmüller bei. Zusätzlich zu den beauftragten Tätigkeiten ergab sich eine unvorhergesehene Herausforderung: Vier Rohrplatten in einem Prozessofen, einem der Kernstücke der Rohöldestillationsanlage, waren irreparabel beschädigt und mussten ersetzt werden. Kremsmüller gelang es, diese Großreparatur innerhalb von 19 Tagen abzuschließen - zwei Tage vor dem zugesagten Termin. Möglich machte dies nicht zuletzt die gute Vernetzung mit Lieferanten und Kunden. Es galt, kurzfristig einen speziell auf das Material der Platten abgestimmten Schweißzusatz zu beschaffen, der zunächst in ganz Europa nicht verfügbar zu sein schien. Darüber hinaus wurde ein Glühofen benötigt, der erstens die erforderliche Größe für die verschweißten Rohrplatten aufwies und zweitens genau auf 960 Grad wärmebehandeln konnte. „Mit einem ausgeklügelten Fertigungs- und Logistikkonzept wurden zum einen wertvolle Stunden bei der Reparatur eingespart. Zum anderen war es nur so möglich, parallel dazu innerhalb von 23 Tagen rund 900 Sicherheitsventile zu warten und servicieren“, erläutert Projektleiter Thomas Buchta.

Das Familienunternehmen Kremsmüller wurde 1961 gegründet und beschäftigt weltweit rund 2.300 Mitarbeiter. Das Portfolio erstreckt sich vom Behälter- und Apparatebau, über Rohrleitungsbau und Elektro-, Mess- und Regeltechnik bis hin zu Industriedienstleistungen. Bereits seit Gründung des Traditionsbetriebs zählt die Petrochemie zu einer der wichtigsten Zielbranchen von Kremsmüller.

June 1st

Neue Geschäftsführung bei Helios

Helios, slowenischer Lackkonzern mit österreichischem Eigentümer, hat eine neue Geschäftsführung. Hubert Culik und David Kubala übernehmen die Leitung der Gruppe und wollen den Fokus auf Innovation und Ausbau der internationalen Geschäftsbeziehungen legen.

Der Lackhersteller mit Sitz in Domžale nahe Ljubljana und Produktionsstandorten in mehreren europäischen Ländern, war 2014 mehrheitlich von der österreichischen Ring International Holding übernommen worden, die auch Eigentümer der Rembrandtin Lackgruppe ist. Seither hat man die Integration der beiden Unternehmen sowie die Optimierung von Prozessen und Service vorangetrieben. 2015 erwirtschaftete die Helios-Gruppe einen Umsatz von rund 400 Millionen Euro und gehört damit zu den Top 10 der europäischen Lackunternehmen.

Nun soll mit einen neuen Management-Team die nächste Entwicklungsphase eingeleitet werden, in der man Wachstum und technologische Weiterentwicklung anstrebt. Hubert Culik war schon bisher als Geschäftsführer von Rembrandtin und CTO der Helios-Gruppe federführend an der Integration in die Ring-Holding beteiligt. Seit vergangenem Jahr ist er zudem Obmann des Fachverbands der chemischen Industrie in Österreich. Kubala ist seit 2008 bei der Ring Holding und war seit 2014 Finanzvorstand der Helios-Gruppe.

 

 

 

Antikörper zur Brustkrebs-Prävention

Genetisch bedingter Brustkrebs kann durch die Blockade eines Knochengens weitgehend verhindert werden. Somit könnte ein bereits auf dem Markt befindliches Medikament zur Prävention gegen die Krankheit eingesetzt werden. Das entdeckte Verena Sigl vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien. Vor mittlerweile sechs Jahren hatte eine Forschungsgruppe um IMBA-Direktor Josef Penninger herausgefunden, dass Sexualhormone Brustkrebs auslösen können. Dies erfolgt mittels zweier Proteine des Knochenstoffwechsels, die als RANK und RANKL bezeichnet werden. Bei Versuchen an Mäusen erkannte Sigl, dass RANKL auch entscheidend für das Entstehen von erblichem Brustkrebs ist, der durch eine Mutation des Gens BRCA1 ausgelöst wird. Um zu überprüfen, ob dies auch bei Menschen der Fall ist, führten Wissenschaftler des IMBA gemeinsam Kollegen der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien) sowie aus Toronto (Kanada) Versuche an menschlichen Zellkulturen durch. Sie wiesen nach, dass die Brustgewebezellen weniger stark wuchsen, wenn RANK blockiert wurde.

 

Wichtig ist dies, weil auf dem Arzneimittelmarkt bereits der Antikörper Denosumab erhältlich ist. Dieser hemmt die Aktionsfähigkeit von RANKL, hat nur geringe Nebenwirkungen und könnte damit zur Prävention gegen genetisch bedingten Brustkrebs eingesetzt werden. Laut IMBA-Chef Penninger wären nun diesbezügliche klinische Studien sinnvoll. Diese könnten ihm zufolge rasch beginnen.

 

Brustkrebs ist mit einem Anteil von rund 30 Prozent an allen Krebsfällen die häufigste Art von Krebs bei Frauen. Laut Statistik Austria sind in Österreich derzeit insgesamt etwa 67.000 Frauen daran erkrankt. Die Zahl der Neuerkrankungen belief sich 2012 auf 5.521 Frauen, die Zahl der Todesfälle auf 1.528.

 

 

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