Archive - 2016

April 22nd

Phoenix Contact beteiligt sich an Grazer Start-up-Unternehmen

Phoenix Contact Innovation Ventures, eine Investment-Tochter des Elektrotechnik-Unternehmens <a href=https://www.phoenixcontact.com target=“_blank“>Phoenix Contact</a> beteiligt sich mit einem sechsstelligen Euro-Betrag an der Eologix Sensor Technology GmbH. Das Grazer Start-up-Unternehmen hat ein Sensorsystem zur Detektion von Eis auf Oberflächen entwickelt.

 

Das insbesondere bei Windkraftanlagen zum Einsatz kommende System besteht aus flexiblen, drahtlosen Sensoren, die auf die Rotorblätter aufgeklebt werden und eine etwaige Eisbildung erkennen. Die erfassten Messdaten werden per Funk an die Steuerung übertragen, die dann Maßnahmen zur Enteisung einleiten kann. Auf diese Weise können vereisungsbedingte Stillstandszeiten bei Windkraftanlagen minimiert werden.

Die drei Gründer von Eologix konnten bereits einige Kunden gewinnen, für die Finanzierung des weiteren Wachstums war man auf Investorensuche. Gemeinsam mit Phoenix Contact, das neben dem Investment auch sein Vertriebsnetzwerk zu Verfügung stellt, sollen nun die nächsten strategischen Schritte erfolgen.

 

 

 

 

April 21st

MySugr kooperiert mit Roche im Diabetes-Management

Das Wiener Unternehmen MySugr entwickelt Smartphone-Apps, die Diabetikern den Alltag erleichtern. Nun hat man in Kooperation mit Roche Diabetes Care eine automatische Schnittstelle zu einem Blutzuckermessgerät geschaffen.

 

MySugr wurde von Diabetikern gegründet mit dem Ziel, die täglichen Mühen des Lebens mit dieser Erkrankung auf spielerische Weises zu erleichtern. So entstand beispielsweise eine Tagebuch-App für das Smartphone, die das täglche Eintragen von Blutzuckerwerten, Mahlzeiten und Insulinmengen mit einem Handy-Spiel verbindet.

Nun hat man einen weiteren Schritt der Erleichterung ermöglicht: Das Blutzuckermessgerät „Accu Chek Aviva Connect“ von Roche übermittelt Messwerte über eine Bluetooth-Schnittstelle automatisch in die Tagebuch-App von MySugr und spart den Betroffenen dadurch manuelles Eintragen. Auf diese Weise stehen Arzt und Patienten wichtige Gesundheitsdaten lückenlos zur Verfügung, während die ansonsten zur Datenbeschaffung verbrauchte Zeit frei wird.

 

 

 

 

„Wir brauchen Rechtssicherheit“

CR: Wie lief das Jahr 2015 für die österreichische Pflanzenschutzmittelindustrie?

Stockmar: Unser Geschäft ist ziemlich konstant, abhängig natürlich von den Wetterbedingungen und von der Lage der Landwirtschaft im Allgemeinen. Auch 2015 war relativ stabil. Der Jahresumsatz lag wieder bei etwa 125 bis 130 Millionen Euro. Die Landwirtschaft ist im Moment in einer etwas schwierigen Situation. Darum ist auch die Bereitschaft, Pflanzenschutzmittel einzusetzen, abwartend. Das ist aber auch in unserem Sinn. Wir vertreten den Ansatz des integrierten Pflanzenschutzes: Unsere Mittel sollen nur dann eingesetzt werden, wenn das notwendig ist.

 


CR: Im Juni endet die Zulassung von Glyphosat in der EU. Daher muss die EU-Kommission in den kommenden Wochen über die Neuzulassung entscheiden. Was geschieht, wenn das Mittel nicht neu zugelassen wird?

Stockmar: Es handelt sich um ein normales Neuzulassungsverfahren, das alle zehn Jahre durchzuführen ist. Einen Ersatz für Glyphosat gibt es nicht. Speziell in Europa und damit auch in Österreich erfolgt die Anwendung im Zuge der reduzierten Bodenbearbeitung: Man bildet für den Winter auf den Ackerflächen eine Begrünung. In diesen Mulch wird möglichst bodenschonend die neue Saat eingebracht. Das schützt vor Erosionen, ist klima- sowie umweltfreundlich, fördert den Humusaufbau und aktiviert den Boden wieder. Ohne Glyphosat gehen die Vorteile der energiesparenden und bodenschonenden Minimalbodenbearbeitung verloren. Damit gehen wir in der pflanzenbaulichen Entwicklung wieder 15 bis 20 Jahre zurück.

Grundsätzlich ist der Pflanzenschutzmittelindustrie Rechtssicherheit wichtig. Pflanzenschutzmittel sind die am besten untersuchten Substanzen überhaupt, besser sogar noch als Medikamente. Für die Zulassung eines einzigen Wirkstoffes müssen wir Studien mit etwa 50.000 Seiten Umfang einreichen, unter anderem über Toxikologie, Chemie sowie die Auswirkungen auf Wasser, Boden und Luft, wobei auch die Abbauprodukte berücksichtigt werden.


 

CR: Wie lange dauert es, einen neuen Wirkstoff zu entwickeln?

Stockmar: Etwa zehn bis 14 Jahre. Die Kosten belaufen sich auf rund 250 Millionen Euro. Wenn nun ein Stoff, der mit solchem Aufwand auf den Markt gebracht wird, von einem Tag auf den anderen wegen politischer Zurufe verboten wird, ist das problematisch. In den 1990er-Jahren tätigte unsere Branche noch ein Drittel der weltweiten Forschungsausgaben in Europa. Heute sind es nur mehr sieben Prozent. Ein Grund dafür ist sicher das politische Umfeld und die Rechtsunsicherheit. Und nun sind wir genau beim Thema. Wir sagen: Bitte lasst die Zulassungsbehörden aufgrund der Gesetze entscheiden. Politische Zurufe sind nicht sinnvoll.

 

 

CR: Was hieße ein Glyphosatverbot für die Pflanzenschutzmittelindustrie?

Stockmar: Vom Umsatz her ist das für uns nicht bedeutend. Im Jahr 2014 wurden in Österreich rund 340 Tonnen Glyphosat ausgebracht. Das sind umgerechnet nur knapp zwei Prozent des Gesamtumsatzes der Pflanzenschutzmittelindustrie in Österreich. Wichtig ist das Thema für die moderne Landwirtschaft und für die Ökologisierung der Landwirtschaft. Da würde ein wesentlicher Baustein fehlen. Drei Wissenschaftler der Universität Gießen vertreten die Auffassung, dass man umweltschonende Methoden im Sinne der Minimalbodenbearbeitung in der Landwirtschaft ohne Glyphosat nicht mehr sinnvoll einsetzen kann.

 

 

CR: Laut EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis soll die Industrie die Studien zu den Gesundheitsfragen bezüglich Glyphosat veröffentlichen. Die Glyphosat Task Force (GTF) lehnt das ab, bietet aber an, die Studien in einer Art „Lesesaal“ zur Verfügung zu stellen. Warum?

Stockmar: Die Task Force sagt: Wir halten uns an die Gesetze und erwarten uns, dass das alle tun. Laut den Gesetzen unterliegen die Studien der Geheimhaltung, um Plagiate zu verhindern und sicherzustellen, dass den Unternehmen die Forschungsinvestitionen vergütet werden. Daher hat die Task Force angeboten, die Studien in einem Lesesaal zugänglich zu machen, wie das bei anderen Themen ja auch der Fall ist. Die Zulassungsbehörden haben ohnehin alle Daten. Es ginge nun darum, dass Politiker und Umweltaktivisten Einsicht haben wollen. Aber das kann nur zur Verunsicherung führen. Es hat keinen Sinn, Details hochwissenschaftlicher Publikationen mit der Bevölkerung zu diskutieren, die natürlich nicht den vollen Wissensstand hat.

 

 

CR: Wie geht es mit den Neonicotinoiden weiter? Das Verbot in Österreich gilt ja noch bis Herbst.

Stockmar: Das Verbot war politisch motiviert. Ich gehe davon aus, dass es nicht verlängert wird. Es geht darum, den Beizmittelstaub nicht mit den Bienen oder anderen Insekten in Berührung zu bringen. Dafür gibt es technische Lösungen.

 

 

CR: Es heißt verschiedentlich, auf Pf lanzenschutzmittel könne vollständig verzichtet werden. Stattdessen müsse die „biologische Landwirtschaft“ zum Standard werden.

Stockmar: Jeder Landwirt soll selbst entscheiden, welche Form der Bewirtschaftung er wählt. Global betrachtet, sind wir mit einer steigenden Weltbevölkerung und abnehmenden Bodenressourcen konfrontiert. Dazu kommt der Klimawandel. Daher müssen die verfügbaren Flächen ganzheitlich optimal genutzt werden, um hohe und qualitativ hochwertige Erträge zu erzielen. Da geht es um Pflanzenschutz, aber auch um pflanzenbauliche Maßnahmen sowie um den gezielten Einsatz von Betriebsmitteln. Die Pflanzenschutzmittel sind bestens getestet. Man versucht, mit Warndiensten Behandlungen erst dann zu setzen, wenn Krankheiten auftreten. Mithilfe von Drohnen können Dünger und Pflanzenschutzmittel in Zukunft gezielt dort ausgebracht werden, wo das notwendig ist. Die biologische Landwirtschaft wird immer mehr Ertragsverluste haben. Wenn Österreich diesen Weg gehen will, werden immer mehr Importe nötig sein, aus Ländern, deren Qualitätsstandards wir nicht kennen.

 

 

CR: Hat die Politik ausreichend Verständnis für Ihre Anliegen?

Stockmar: In der Landwirtschaft den modernen Pflanzenschutz als Bestandteil moderner pflanzenbaulicher Konzepte zu sehen, ist weitgehend konsensuell. Sehr zu begrüßen ist das Projekt „Zukunft Pflanzenbau“ von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, das alle Aspekte des modernen Pflanzenbaus berücksichtigt.

 

 

CR: Wird die Diskussion über Pf lanzenschutzmittel in anderen Ländern sachlicher geführt als in Österreich?

Stockmar: Bezüglich Glyphosat spielen sich die Debatten in den meisten Ländern auf einer ähnlichen Ebene ab wie hier. Das Thema wird auch mit einem großen Hersteller in Verbindung gebracht. Aber die Verwendung von Glyphosat in Europa ist nicht mit jener in den Ländern zu vergleichen, in denen gentechnisch verändertes Soja angebaut wird. Da geht es um ganz andere Tonnagen und einen völlig anderen Einsatz.

 

 

Dipl.-Ing. Dr. Christian Stockmar ist Vorstand der Industriegruppe Pflanzenschutz. Seit 2005 leitet er die Zweigniederlassung der Syngenta Agro GmbH. Stockmar hat über 20 Jahre Erfahrung in der Pflanzenschutzindustrie. 

 

Sanofi: Ausbau in Belgien

Sanofi baut seinen belgischen Biotechnologie-Standort Geel um 300 Millionen Euro aus. Bestehende Produktionsanlagen werden modernisiert, weitere mit einer Fläche von rund 8.000 Quadratmetern geschaffen. Sie dienen einerseits der Ausweitung und andererseits der Diversifizierung der Erzeugung, teilte der Pharmakonzern mit. Überdies werden Labors zur Qualitätskontrolle eingerichtet. Im Zusammenhang mit der Investition soll eine nicht genannte Anzahl neuer Arbeitsplätze für hochqualifizierte Spezialisten entstehen.

 

In Geel haben Sanofi und die Tochterfirma Sanofi Genzyme seit 2001 rund 600 Millionen Euro investiert. Zurzeit wird dort unter anderem ein Protein gegen die Pompe-Krankheit hergestellt, eine seltene genetisch bedingte Muskelerkrankung, die oft tödlich verläuft.

 

Philippe Luscan, Vizepräsident von Sanofi für globale Aktivitäten und Chef von Sanofi Frankreich, sagte, sein Unternehmen verfüge über eine „solide Pipeline für die Entwicklung neuer biologischer Moleküle, darunter auch monoklonale Antikörper.“ Die Investition in Geel verstärke die Position von Sanofi bei Schlüsseltherapien gegen kardiovaskuläre Erkrankungen, rheumatische Polyarthritis und atopische Dermatitis. Ausdrücklich dankte Luscan den Behörden der Region Flandern für ihre Unterstützung bei dem Projekt.

 

 

April 20th

Wechselkursverluste mindern Ertrag

Einen Tag nach dem Gesamtkonzern veröffentlichte nun auch das Boehringer Ingelheim Regional Center Vienna (RCV) seine Jahresbilanz 2015. Die Umsatzerlöse wurden mit 760,2 Millionen Euro beziffert. Um Währungseffekte bereinigt, waren sie somit rund um 1,4 Prozent niedriger als 2014 (771,3 Millionen Euro). Im Bereich verschreibungspflichtige Medikamente war ein Plus von 1,1 Prozent auf 585,4 Millionen Euro zu verzeichnen. Im Bereich Tierarzneimittel wuchsen die Erlöse um 9,7 Prozent auf 47,3 Millionen Euro. Dem gegenüber ging das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten um 14,7 Prozent auf 127,4 Millionen Euro zurück. Philipp von Lattorff, Generaldirektor des Boehringer Ingelheim RCV, sprach von einem „guten Jahr, das leider durch Wechselkursverluste getrübt wird. Für die kommenden Jahre bleibt die Entwicklung in der Ostukraine und in Russland nach wie vor ein Unsicherheitsfaktor.“

 

Wie berichtet, baut Boehringer Ingelheim die biopharmazeutische Produktion in Wien um rund 500 Millionen Euro aus, wodurch über 400 neue Arbeitsplätze entstehen sollen. „Die genauen Investitions- und Beschäftigungszahlen werden im Rahmen der Detailplanungen erarbeitet“, verlautete seitens des Unternehmens. Im Herbst vergangenen Jahres eröffnete das Boehringer Ingelheim RCV ein neues Forschungsgebäude für Immunonkologie in Wien-Meidling. Noch heuer soll das Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in sein neues Gebäude im 3. Wiener Gemeindebezirk übersiedeln. Dort wurden rund 50 Millionen Euro investiert. Insgesamt gibt Boehringer Ingelheim in Österreich pro Jahr etwa 200 Millionen Euro für Forschung aus und gehört damit nach eigenen Angaben „zu den forschungsintensivsten Unternehmen“ des Landes.

 

 

April 19th

Papierindustrie: „Gutes Jahr 2015“

Österreichs Papierindustrie erzeugte 2015 rund fünf Millionen Tonnen Papier, um 2,0 Prozent mehr als 2014. Der Umsatz erhöhte sich um 0,8 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Das verlauteten der Präsident des Branchenverbandes Austropapier, Alfred Heinzel, sowie seine Vizepräsidenten Christian Skilich und Max Oberhuber, bei der Jahresbilanzpressekonferenz in Wien. Heinzel sprach von einem „guten Jahr. Wir sind eine gesunde, erfolgreiche Branche. Das ist nicht selbstverständlich.“ Rund 210 Millionen Euro investierte die Papierindustrie 2015 in die Modernisierung ihrer Anlagen. Laut Heinzel sind auch für heuer mehrere Projekte in ähnlicher Größenordnung geplant: „Wir haben aus dem operativen Cashflow genug Geld dafür.“ Zwar gingen die Erlöse pro Tonne Papier um zehn Euro auf 680 Euro zurück. Im Gegenzug sanken allerdings die Rohstoff- und Energiekosten, sodass sich die Gewinnmarge erhöhte.

 

Wie Skilich erläuterte, sank die Holznachfrage der Branche wegen Reparatur- und Ausbaumaßnahmen an zwei steirischen Standorten erheblich. Hinzu kam ein erhöhtes Holzangebot im Inland, ausgelöst durch eine Borkenkäferplage infolge des heißen Sommers. Nur mehr 28 Prozent des Bedarfs mussten daher durch Importe gedeckt werden, verglichen mit rund 40 Prozent in den Jahren zuvor. Allerdings werde sich dies „bei normaler Auslastung“ heuer wieder ändern, warnte Skilich.

 

Ökostromförderung ändern

 

Einmal mehr schossen sich Heinzel und seine Stellvertreter auf das Ökostromgesetz ein. Laut Skilich belaufen sich die daraus resultierenden Kosten für einen durchschnittlichen Haushalt auf rund 150 Euro pro Jahr: „Das heißt, die letzte Steuerreform wird vom Ökostromgesetz aufgefressen.“ Mittlerweile würden rund zwei Drittel der pro Jahr frei verfügbaren 40 Millionen Festmeter Holz verstromt, nur ein Drittel dagegen werde stofflich und damit auch für die Papiererzeugung verwertet. „Die Ökostromförderung führt also zu dramatischen Verzerrungen auf dem Holzmarkt“, betonte Skilich. Daher werde die Branche massiv gegen die Förderung mittels Einspeisetarifen sowie gegen die geplanten Biomassekraftwerke in Klagenfurt auftreten.

 

Oberhumer erläuterte, die Ökostromförderung habe sich 2015 auf rund 544 Millionen Euro belaufen. Bis 2017 werde dieser Betrag voraussichtlich auf etwa eine Milliarde Euro ansteigen. Folglich sei es höchste Zeit, das Ökostromgesetz zu novellieren. Die Einspeisetarife müssten durch Investitionsförderungen ersetzt werden. Für geförderte Biomasseanlagen seien Effizienzkriterien einzuführen. Überdies sollte für die Energieerzeugung primär Holz verwendet werden, „das stofflich nicht verwertbar ist.“

Sorgen bereiten der Branche die klima- und energiepolitischen Ziele der Europäischen Union für die Jahre ab 2020, fügte Oberhumer hinzu. Die Senkung der CO2-Emissionen um 40 Prozent gegenüber den Werten von 1990 lasse sich nur mit „Durchbruchstechnologien“ erzielen, und ob diese rechtzeitig zur Verfügung stünden, sei offen.

 

Zielrichtung Bioraffinerie

 

Heinzel kündigte an, die Papierindustrie in Richtung „Bioraffinerie“ weiterentwickeln zu wollen. Dem werde auch die Neuausrichtung eines von der Branche (mit-)finanzierten Lehrstuhls an der Technischen Universität Graz dienen. Dieser werde künftig die Bezeichnung „Paper & Biorefinery“ tragen. Wesentliche Bestandteile von Holz seien Zellstoff und Zucker: „Daraus kann man sehr viel herstellen, von Ersatzprodukten für Kohlenwasserstoffe bis zu Fertigerzeugnissen und im Sinne kaskadischer Nutzung letzten Endes auch Energie.“ Näheres zur Neuausrichtung werde auf der Konferenz „Paper&Biorefinery“ in Graz am 11. und 12. Mai vorgestellt, kündigte Heinzel an.

 

Heftige Kritik übte der Austropapier-Präsident an der Bundesregierung sowie an den Landeshauptleuten: Es gebe „keine Energiepolitik“, und speziell in der Ökostromförderung hätten die Bundesländer ihre Interessen in aller Deutlichkeit geltend gemacht: „Es ist eine Schande, dass wir uns solche Verfehlungen leisten.“ Der „Kuhhandel“ müsse endlich aufhören. Für unsinnig hält Heinzel auch die Ausweisung weiterer Natura-2000-Schutzgebiete in Unterkärnten: „Ich frage mich, wo dann die Biomasse für die beiden Klagenfurter Kraftwerke herkommen soll.“

 

 

 

Boehringer Ingelheim meldet „erfolgreiches Geschäftsjahr“

Der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 14,8 Milliarden Euro. Um Währungseffekte bereinigt, ist dies gegenüber 2014 ein Plus von 4,1 Prozent, teilte das Unternehmen mit. Ebenfalls um Währungseffekte bereinigt, erhöhte sich das Betriebsergebnis (EBIT) um sechs Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Von 1,0 auf 1,5 Milliarden Euro gestiegen ist der Jahresüberschuss. 

 

Umsatzwachstum erreichte Boehringer Ingelheim in allen Geschäftsbereichen. So stieg der Umsatz im weitaus wichtigsten Bereich, den verschreibungspflichtigen Medikamenten ohne Generika, währungsbereinigt um 4,1 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro. Dieser Bereich macht rund 72 Prozent des Gesamtumsatzes von Boehringer Ingelheim aus. Bei den freiverkäuflichen Arzneimitteln (Anteil am Gesamtumsatz zehn Prozent) war ein Zuwachs von 7,1 Prozent auf rund 1,5 Milliarden Euro zu verzeichnen. In der Tiermedizin (Umsatzanteil 10,5 Prozent) erwirtschaftete Boehringer Ingelheim knapp 1,4 Milliarden Euro, um 10,5 Prozent mehr als 2014. Den höchsten Umsatzanstieg erzielte das Unternehmen mit rund 15 Prozent im Biopharmageschäft (Umsatzanteil vier Prozent), in dem 576 Millionen Euro in die Kassen flossen.

 

Weichen gestellt 

 

Andreas Barner, der Vorsitzende der Unternehmensleitung, konstatierte, Boehringer Ingelheim habe 2015 „viele bedeutende medizinische Fortschritte erzielt. Gleichzeitig haben wir wichtige strategische Weichen für den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit und eine auch in Zukunft nachhaltige Geschäftsentwicklung gestellt.“ Anfang des heurigen Jahres verkaufte Boehringer Ingelheim seine US-amerikanische Tochter Roxane und stieg damit aus dem Generikageschäft aus. Noch heuer soll der Bereich Selbstmedikation/freiverkäufliche Arzneimittel an Sanofi verkauft werden. Im Gegenzug will Boehringer Ingelheim das Tiergesundheitsgeschäft von Sanofi übernehmen. Ein weiterer strategischer Schritt ist der Ausbau der Biopharma-Produktion in Wien, die Barner als „größte Einzelsachinvestition in der Geschichte des Unternehmensverbandes“ bezeichnete. Wie berichtet, soll der Bau der neuen Produktionsstätte Mitte 2016 beginnen. Rund 500 Millionen Euro werden investiert und damit 400 neue Arbeitsplätze geschaffen.

 

Für Barner war die heutige Bilanzpressekonferenz die letzte in dieser Funktion. Er wechselt mit Juli in den Gesellschafterausschuss von Boehringer Ingelheim. Sein Nachfolger wird der derzeitige Finanzchef des Unternehmens, Hubertus von Baumbach. Baumbach sagte, er übernehme seine neue Funktion „nicht ohne den nötigen Respekt“ und in hoher „Anerkennung vor dem Geleisteten.“

 

 

 

April 18th

Chemikalienleasing: Erleichterter Einstieg

Es gilt als internationale Erfolgsgeschichte: Chemikalienleasing, ein in Österreich seitens des Umweltministeriums entwickeltes Geschäftsmodell. Dieses unterstützt Chemieunternehmen auf dem Weg von Produktanbietern zu umfassend ausgerichteten Dienstleistern. Grob gesprochen, gelangt nicht mehr eine bestimmte Menge eines Produkts, etwa eines Reinigungsmittels, zum Verkauf, sondern die damit zu erbringende Leistung, also etwa die Reinigung eines Raumes oder einer Maschine. Dadurch haben sowohl der Hersteller des Mittels als auch sein Kunde einen Anreiz, das Mittel möglichst effizient einzusetzen. So lassen sich die Kosten für die Chemikalie wie auch die Umweltauswirkungen ihrer Anwendung verringern.

 

Um die bisherigen Erfahrungen mit Chemikalienleasing noch leichter zugänglich zu machen und Unternehmen sowie politischen Entscheidungsträgern den Zugang zu der Thematik zu erleichtern, ist seit wenigen Tagen eine neue Version des Chemical Leasing Toolkit online. Für beide Zielgruppen werden spezielle Informationsinhalte angeboten. Für die Unternehmen kann vor allem ein Leitfaden hilfreich sein, der den Einstieg ins Chemikalienleasing in drei Schritten erläutert, von der Vorbereitung über die Durchführung bis zur Überprüfung der Resultate. Ein Glossar sowie eine Linkliste runden das Angebot ab. Das Toolkit ist unter http://chemicalleasing-toolkit.org verfügbar.

 

Wie die UNIDO in ihrem kürzlich veröffentlichten „10 Years Chemical Leasing Report and Strategy Outlook“ berichtete, wurden bisher in 14 Ländern mehr als 50 Demonstrationsprojekte durchgeführt. Etwa 1.700 Unternehmen haben sich über Chemikalienleasing informiert. Über 450 Personen, insbesondere aus Entwicklungs- und Schwellenländern, absolvierten einschlägige Trainings. In Brasilien, Kolumbien, Serbien und Sri Lanka bestehen Nationale Arbeitsgruppen. Bereits drei Mal wurde für besonders gelungene Projekte der „Global Chemical Leasing Award“ vergeben, zuletzt 2014 in Wien. Auch für heuer ist die Vergabe der Auszeichnung wieder geplant.

 

 

 

FOPI: Arzneimittelmarkt könnte schrumpfen

Heuer könnte der Arzneimittelmarkt netto um rund fünf Prozent schrumpfen, warnte Ingo Raimon, der Präsident des Forums für forschende pharmazeutische Industrie in Österreich (FOPI), bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Seine Rechnung: Der neue Rahmen-Pharmavertrag verpflichtet die Pharmaindustrie, den Krankenkassen des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger (HV) heuer einen „Solidaritätsbeitrag“ von 125 Millionen Euro einzuräumen. Das entspricht rund sechs Prozent der 2,1 Milliarden Euro, die die Kassen jährlich für Medikamente ausgeben. Im ersten Quartal nun wuchs der Arzneimittelmarkt brutto um rund 1,2 Prozent. Bleibe dieser Wert im Jahresdurchschnitt stabil, errechne sich daraus das von ihm genannte Minus, argumentierte Reimon.

 

Der FOPI-Präsident fügte hinzu, dass die Arzneimittelkosten laut HV-Vorsitzender Ulrike Rabmer-Koller im vergangenen Jahr um rund 5,4 Prozent stiegen. Davon müssen seiner Ansicht nach jedoch zwei Prozentpunkte abgezogen werden. Die Gründe dafür sind der „alte“ Rahmen-Pharmavertrag, der die Kosten für die Kassen um 18 Millionen Euro verminderte, sowie individuelle Vereinbarungen der Pharmafirmen mit den Kassen (Preismodelle, PMs), die mit weiteren mindestens 21 Millionen Euro Kostenverminderung zu Buche schlugen. Reimons Fazit: „Damit sind wir für 2015 bei einem realen Wachstum der Arzneimittelkosten um 3,6 Prozent. Die Steigerung war damit niedriger als die der Krankenkassenbeiträge, die sich auf etwa 3,8 Prozent belief.“

 

Kosten senken

 

Nicht kommentieren wollte Reimon, dass der Rechnungshof in einem Ende März veröffentlichten Bericht mit den Krankenkassen hart ins Gericht ging. Dem Bericht zufolge hätte das Potenzial der Kassen zur Senkung der Arzneimittelkosten im Jahr 2014 rund 276 Millionen Euro betragen. Statt dessen wurden aber via Rahmen-Pharmavertrag nur 18 Millionen Euro realisiert. „Ich kenne die Berechnungen des Rechnungshofs nicht“, teilte Reimon dem Chemiereport mit. Tatsache sei aber jedenfalls, dass der neue Rahmen-Pharmavertrag die Pharmaunternehmen ihrerseits zwinge, ihre Kosten zu senken. Manche bauten Personal ab, andere wie seine Abbvie strichen Projekte, „die gut gewesen wären“. Zahlen hinsichtlich der Arbeitsplatzverluste wollte Reimon nicht nennen: „Wir sind dabei, die Werte zu aggregieren.“

 

Dennoch war es laut Reimon richtig, einen neuen Rahmen-Pharmavertrag abzuschließen, anstatt den Beitrag der Pharmaindustrie gesetzlich festzulegen. Zwar stünden voraussichtlich auch heuer wieder Debatten über die Entwicklung der Arzneimittelkosten und damit die Höhe des Solidarbeitrags ins Haus: „Trotzdem ist der Vertrag einem Gesetz vorzuziehen.“

 

Grundsätzlich äußerte der FOPI-Präsident Verständnis für die Position der Kassen, die Arzneimittel ausschließlich als Kostenfaktor zu betrachten: „Der ökonomische Nutzen kommt ja nicht bei ihnen an, sondern beim Sozialminister und bei den Gesundheitslandesräten.“ Aus diesem Grund empfehle sich eine „einheitliche Finanzierung“ des Gesundheitssystems, um Kosten und Nutzen miteinander abgleichen zu können. Dies habe auch HV-Chefin Rabmer-Koller vorgeschlagen. Wie eine diesbezügliche Lösung aussehen könnte, „kann ich leider nicht sagen“, so Reimon zum Chemiereport.

 

 

Standort erhalten

 

Positiv beurteilt er die Biotechnologie-Plattform, die der Pharmaindustrieverband Pharmig kürzlich präsentierte. Die Mitglieder der FOPI würden sich der Plattform anschließen. Diese könne sich als sehr wichtig für die Entwicklung neuer Medikamente in Österreich erweisen. Allerdings müsse dazu das Patentrecht verbessert werden. Lob zollte Reimon in diesem Zusammenhang Technologieminister Gerald Klug, der kürzlich einen Preis für neue Patente auslobte: „Das ist sehr gut, auch wenn Klug dabei eher nicht an Pharmaprodukte gedacht hat.“ Prinzipiell sei Österreich nach wie vor ein guter Standort für die Branche: „Wir sollten nur darauf achten, das auch weiterhin zu bleiben.“

 

 

April 14th

EU-Parlament für Glyphosat-Neuzulassung

Das EU-Parlament votierte gestern dafür, die Verwendung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat für weitere sieben Jahre zuzulassen. Erlaubt werden sollte jedoch ausschließlich die Anwendung durch professionelle Land- und Gartenbaubetriebe. Zu verbieten ist nach Ansicht des Parlaments dagegen der Einsatz des Mittels in öffentlich zugänglichen Parks und Gärten sowie Spielplätzen. Der nicht rechtsverbindliche Beschluss fiel mit 374 Ja-Stimmen gegen 225 Nein-Stimmen bei 102 Enthaltungen, teilte das Parlament in einer Aussendung mit.

 

Überdies forderten die Parlamentarier eine unabhängige Untersuchung hinsichtlich der Auswirkungen des Mittels sowie die Veröffentlichung des gesamten wissenschaftlichen Materials, das die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA bei ihrer Bewertung von Glyphosat herangezogen hatte. Die EFSA hatte sich dafür ausgesprochen, Glyphosat für weitere 15 Jahre zuzulassen. Seitens der Parlamentarier wurde auf Bedenken verwiesen, das Mittel könnte krebserregende sowie erbgutschädigende Eigenschaften aufweisen. Die Pflanzenschutzmittelindustrie hält dem entgegen, dass Glyphosat seit rund 40 Jahren verwendet wird und etwa 1.000 einschlägige Studien keine Gesundheits- oder Umweltschäden nachweisen konnten.

 

Die endgültige Entscheidung über die Neuzulassung liegt bei der EU-Kommission. Sie muss innerhalb der kommenden Wochen fallen, weil die Genehmigung für den Einsatz von Glyphosat mit Juni endet. Nach geltendem Recht muss die Zulassung alle zehn Jahre neu beantragt werden.

 

 

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