Archive - Apr 3, 2020
Corona: VCDI will Hochdurchsatz-Tests entwickeln
03.04.20
von
Klaus Fischer
In der Initiative kooperieren 20 in Wien ansässige Forschungsinstitute. Sie arbeiten mit selbst entwickelten Testreagenzien und sind daher nicht von Importen abhängig.
Die Vienna COVID-19 Diagnostics Initiative (VCDI) haben 20 in Wien ansässige Forschungsinstitute gegründet. Sie wollen Hochdurchsatz-Tests entwickeln, die bei der Bekämpfung des Coronavirus SARS-CoV-2 helfen können. Laut einer Aussendung der Max-Perutz-Labs, die die VCDI koordinieren, haben sich binnen zweier Wochen 200 Wissenschaftler auf freiwilliger Basis zu der Initative zusammengefunden. Sie bauten „mit vorhandener Laborausstattung aus den beteiligten Einrichtungen in kürzester Zeit eine automatisierte Diagnose-Pipeline am Vienna BioCenter“ auf.
Der Vorteil der VCDI ist: Sie arbeitet mit selbst entwickelten Testreagenzien und ist daher nicht auf den Import von Materialien angewiesen, bei denen angesichts der Pandemie Lieferengpässe bestehen. Finanziell gefördert wird die Initiative vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF), Unterstützung kommt auch von der Bundesregierung.
Ausdrücklich wird betont, dass die VCDI ihr Know-how zum Aufbau von Test-Pipelines sowie ihre Forschungsergebnisse unentgeltlich zur Verfügung stellt. Das soll anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen helfen, selbst COVID-19-Testkapazitäten aufzubauen. Alwin Köhler, Wissenschaftlicher Direktor der Max-Perutz-Labs und Koordinator der Initiative, konstatiert: „In einer Situation, in der die meisten Labore geschlossen wurden und viele Forscher untätig zu Hause sitzen mussten, sind einige zurückgekehrt, um diese Test-Pipeline praktisch aus dem Nichts aufzubauen. Wir haben hier kein Flugzeug am Boden zusammengebaut. Es war eher eine Konstruktion in der Luft, während die Pläne noch in Ausarbeitung waren. Ich bin stolz auf die kreative Energie, den Einfallsreichtum und die Leidenschaft aller beteiligten Forscher.“
Eine Liste der teilnehmenden Einrichtungen findet sich unter www.maxperutzlabs.ac.at/vcdi/about-vcdi.
COVID-19: Mobile Testzentren entwickelt
Denios hat auf Basis bekannter Elemente der Gefahrstofflagerung ein mobiles Testzentrum für den kontaktreduzierten Test auf SARS-CoV-2 entwickelt.
Derzeit werden in vielen Städten Europas Testzentren eingerichtet, an denen in ausgelagerten Räumlichkeiten Personen auf den Corona-Virus SARS-CoV-2 getestet werden können. Denios, ein Hersteller von Produkten für die Gefahrstofflagerung, den betrieblichen Umweltschutz und die Sicherheit am Arbeitsplatz, hat für diesen Einsatzzeck ein mobiles Testzentrum für den kontaktreduzierten COVID-19 Abstrich bzw. die kontaktlose Assistenz beim Selbstabstrich entwickelt.
Die Funktionsweise ist dabei so konzipiert, dass die zu testende Person nach erfolgter Händedesinfektion den Patientenbereich durch eine verschließbare Tür betritt. Die räumliche Trennung zum Personalbereich erfolgt durch eine Trennwand mit Fensterschleuse und Kommunikationseinrichtung. Über diese Fensterschleuse, die nur über den Personalbereich bedient werden kann, wird dem Verdachtspatienten ein Abstrich per Stäbchen entnommen. Der im Patientenbereich herrschende Unterdruck wirkt während der kurzzeitigen Entnahme der möglichen Übertragung viraler Aerosole in den Personalbereich entgegen.
Fertige Raumausstattung für sofortige Inbetriebnahme
Das anschlussfertige Testzentrum basiert auf gut eingeführten Gefahrstofflagercontainern von Denios und kann auf einer ebenen, befestigten Fläche (z.B. Beton, Steinpflaster, Asphalt) aufgestellt werden. Bis Windlastzone 2 wird keine Bodenverankerung benötigt. Die Türen sind selbstschließend, absperrbar und können optional auch mit einem Türhaltesystem ausgerüstet werden. Eine Auffahrrampe bietet barrierefreien Zugang.
Apeiron: Rekombinantes Protein wird gegen COVID-19 getestet
Das Wiener Biotechnologie-Unternehmen Apeiron beginnt eine klinische Studie der Phase II in Österreich, Deutschland und Dänemark, bei dem das rekombinante Protein rhACE2 an 200 schwer erkrankten COVID-19-Patienten getestet werden soll.
rhACE2 (Projektname APN01) ist die rekombinante Variante des membrangebundenen Enzyms ACE2 (Angiotensin-konvertierendes Enzym 2), das eine wichtige Rolle bei der Regulation des Salz- und Wasserhaushalts des Körpers sowie des Blutdrucks spielt. Der Wirkstoff wurde, ausgehend von dieser Funktion, von Apeiron zur Behandlung schwerwiegender Lungenerkrankungen wie des akuten Atemnotsyndroms (ARDS) entwickelt, das als eine der Komplikationen bei COVID-19-Patienten auftritt. ACE2 dient aber auch als Rezeptor, an dem Coronaviren der Spezies SARS-CoV an die Wirtszelle andocken, deren Vertreter sowohl die SARS-Epidemie 2003 als auch den derzeitigen Ausbruch von COVID-19 verursacht haben. Bindet das Virus an die lösliche rekombinante Variante anstatt an den Zellrezeptor, wird verhindert, dass dieser die Zelle befällt.
Apeiron-Vorstandsvorsitzender Peter Llewellyn-Davies spricht daher von einem „einzigartigen dualen Wirkmechanismus“, durch den APN01 zum ersten Medikament werden könnte, das spezifisch gegen SARS-CoV-2 gerichtet ist. Die Aufsichtsbehörden in Österreich, Deutschland und Dänemark haben nun die Genehmigung zum Start einer klinischen Phase II-Studie erteilt, in deren Rahmen der Arzneimittelkandidat an 200 schwer an COVID-19 erkrankten Patienten getestet werden soll. Die Placebo-kontrollierte randomisierte Doppelblindstudie wird an zehn Standorten in Österreich, Dänemark und Deutschland durchgeführt. Primäres Ziel ist die Bewertung der klinischen Wirksamkeit sowie der Sicherheit und Verträglichkeit von APN01. Sekundäre Zieles sind die Evaluierung von Veränderungen messbarer biologischer Parameter nach der Verabreichung.
Am 26. Februar hatte Apeiron bekannt gegeben, eine klinische Pilotstudie mit APN01 in China beginnen zu wollen, die als Grundlage für die Durchführung einer klinischen Phase-IIB-Studie mit einer größeren Anzahl von Patienten dienen sollte. Eine Genehmigung des lokalen Ethikrates für diese Vorhaben lag vor. „Bevor die Studie jedoch starten konnte, hat die chinesische Regierung die Zulassungsregelungen verändert und lässt nur noch Studien mit Genehmigung der nationalen Behörden zu“, heißt es von Seiten Apeirons dazu. Ein Antrag für eine Phase-II-Studie in China sei in Arbeit, derzeit konzentriere man sich aber auf den aktuellen Hotspot Europa.
Über APN01
Die Forschungen zur Rolle von ACE2 von Apeiron-Gründer Josef Penninger waren einer der Ausgangspunkte für die Gründung des Unternehmens. 2010 wurden die Rechte an APN01 an Glaxo Smith Kline auslizenziert. Der Pharmakonzern führte von 2014 bis 2017 Studien zur Behandlung von Lungenerkrankungen durch. 2019 erhielt Apeiron die Lizenzen für die weitere klinische Entwicklung zurück, nachdem GSK sich strategisch auf die Onkologie konzentriert hatte.