Archive - 2020

April 30th

Remdesivir: Wirkung weiter umstritten

Laut einer US-amerikanischen Studie zeigt das Mittel einen „klaren“ Effekt bei der Behandlung von COVID-19, laut einer chinesischen Untersuchung dagegen nicht. Der Hersteller Gilead gibt sich zurückhaltend.

 

Die Wirkung des antiviralen Medikaments Remdesivir gegen den COVID-19-Virus SARS-CoV-2 ist weiter umstritten. Laut einer Aussendung des US-amerikanischen National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) ergaben sich bei einer Studie unter 1.063 Personen Anzeichen dafür, dass sich COVID-19-Patienten bei der Verabreichung von Remdesivir binnen elf Tagen erholten. Bei der Gabe eines Placebos waren dem es gegenüber 15 Tage. Die Mortalität der mit Remdesivir Behandelten soll sich auf etwa 8,0 Prozent belaufen haben, jene der mit einem Placebo Behandelten dagegen auf rund 11,6 Prozent. NIAID-Direktor Anthony S. Fauci, der US-Präsident Donald Trump hinsichtlich der COVID-19-Pandemie berät, verlautete, das Medikament habe einen „klaren“ Effekt bei der Behandlung der Krankheit gezeigt.

 

Hingegen publizierte die Zeitschrift The Lancet einen Artikel einer Reihe chinesischer Forscher. Diese konstatierten, in einer von ihnen durchgeführten Studie unter 237 Patienten „keinen statistisch signifikaten Nutzen“ durch durch die Gabe von Remdesivir festgestellt zu haben.

 

Der Hersteller des Arzneimittels, das US-amerikanische Pharmaunternehmen Gilead, ließ wiederum wissen, die fünf Tage währende Gabe von Remdesivir habe genauso gut gewirkt wie die zehntägige Verarbreichung. Das könne dazu beitragen, mehr Patienten in kürzerer Zeit zu behandeln. Ausdrücklich betonte Gilead jedoch, Remdesivir sei noch nirgendwo auf der Welt zugelassen und habe seine Wirksamkeit bzw. Sicherheit bei der Behandlung von COVID-19 nicht erwiesen.

 

 

BASF: Gewinn sinkt um ein Viertel

Im ersten Quartal lief das Geschäft des deutschen Chemiekonzerns nicht eben überrragend. Laut Vorstandschef Martin Brudermüller stellt die Corona-Pandemie „die Welt auf den Kopf“.

 

Auf 881 Millionen Euro belief sich das Ergebnis aus dem fortgeführten Geschäft des deutschen Chemiekonzerns BASF im ersten Quartal 2020. Es lag somit um 24 Prozent unter dem Ergebnis des ersten Quartals 2019. Zwar stieg der Umsatz aufgrund um vier Prozent höherer Verkaufsmengen um sieben Prozent auf 16,75 Milliarden Euro. Doch das EBITDA sank um zwei Prozent auf 2,58 Milliarden Euro, das EBIT um 18 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Zur Begründung verweist BASF auf „die deutlich geringeren Beiträge der Segmente Chemicals und Materials sowie von Sonstige“. Ferner schlugen negative Sondereffekte von 184 Millionen Euro zu Buche, die sich aus dem Ankauf des Polyamidgeschäfts von Solvay ergaben. Besonders betroffen war und ist BASF von den Rückgängen in der Transport- sowie Autoindustrie als wichtigstem Kunden.

 

Vorstandschef Martin Brudermüller konstatierte, „das erste Quartal 2020 war kein normales Quartal. Das wird auch für das zweite Quartal gelten und wohl für das gesamte Jahr“. Die Corona-Pandemie „stellt die Welt auf den Kopf“. Zuverlässige Planungen seien derzeit nicht möglich. Aus diesem Grund zieht BASF seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2020 zurück. Brudermüller hatte bei der Präsentation der Jahresbilanz 2019 für 2020 einen Umsatz von 60 bis 63 Milliarden angekündigt, was einem Plus von rund 1,2 bis 6,2 Prozent entsprochen hätte. Das EBIT hätte zwischen 4,2 und 4,8 Milliarden Euro liegen sollen, verglichen mit 4,05 Milliarden Euro im Jahr 2019. Nun erwartet der Konzern für das zweite Quartal einen „deutlichen Absatzrückgang“ und für das dritte sowie vierte Quartal lediglich eine „langsame Erholung. Allerdings ist die Entwicklung zum jetzigen Zeitpunkt äußerst unsicher und nicht planbar“. Grundsätzlich sei BASF indessen gut aufgestellt, betonte Brudermüller: „Das diversifizierte Portfolio von BASF bietet Vorteile, besonders in schwierigen Zeiten.“

 

 

April 28th

Hydroxychloroquin: EMA rät zur Vorsicht

Das Mittel sollte zur Behandlung von COVID-19 nur im Rahmen klinischer Studien und unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden, mahnt die oberste europäische Arzneimittelbehörde.

 

Nicht nur für US-Präsident Donald Trump gilt das Malariamittel Hydroxychloroquin bekanntlich als Hoffnungsträger im Kampf gegen das Coronavirus SARS-CoV-2. Und einige Hersteller, darunter Novartis und Sanofi, erklärten sich bereit, größere Mengen des Arzneimittels für einschlägige klinische Studien sowie Tests zur Verfügung zu stellen. Novartis führt selbst eine Phase-III-Studie mit dem Mittel durch. Getestet wird dessen Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 „allein und in Kombination mit Azithromycin“, die Probanden werden stationär behandelt. Sanofi wies anlässlich der Spende von 100 Millionen Dosen Hydroxychloroquin an 50 Staaten allerdings darauf hin, dass das Medikament keineswegs nur positive Seiten aufweist: „Hydroxychloroquin hat eine Reihe schwerer bekannter Nebenwirkungen und sollte mit mit Vorsicht verwendet werden. Nicht jedermann kann dieses Arzneimittel einnehmen.“

 

Bestätigt wird diese Warnung nun einmal mehr von der European Medicines Agency (EMA). Sie konstatiert, dass Chloroquin und Hydroxychloroquin neuen Studien zufolge speziell in hohen Dosen und in Kombination mit antibiotischem Azithromycin Herzrhythmusstörungen auslösen können - bisweilen sogar mit tödlichem Ausgang. Bekannt ist laut EMA ferner, dass die beiden Mittel Leber- und Nierenprobleme verursachen können. Ebenso sind sie in der Lage, Nervenzellen zu schädigen und damit unter anderem zu Unterzuckerung (Hypoglykämie) zu führen.

 

Bis jetzt gibt es nach Angaben der EMA nur wenige klinische Daten über die Wirkung von Chloroquin und Hydroxychloroquin auf SARS-CoV-2. Und was vorliegt, ergibt bis dato kein eindeutiges Bild. Jedenfalls seien positive Wirkungen bei der Behandlung von COVID-19 nicht nachgewiesen.

 

Deshalb empfiehlt die EMA, COVID-19-Patienten bei der Behandlung mit den Mitteln rigoros zu überwachen. Vor allem sollen die Ärzte darauf achten, ob die Patienten an Herzkrankheiten leiden und daher anfälliger für Herzrhythmusstörungen sein können. Speziell bei der Anwendung höherer Dosen von Chloroquin und Hydroxychloroquin ist der Behörde zufolge Vorsicht am Platze. Jedenfalls sollten die Mittel zur Behandlung von COVID-19 ausschließlich im Rahmen klinischer Studien verwendet werden. Ohne Verschreibung und ohne Aufsicht durch einen Arzt dürften sie keinesfalls zum Einsatz kommen.

 

 

Marinomed testet Mittel gegen SARS-CoV-2

Die FFG fördert bis zu 45 Prozent des Projektvolumens von über vier Millionen Euro. Geprüft wird eine Inhalationslösung gegen Lungenentzündung auf Basis des Rotalgen-Wirkstoffs Carragelose.

 

Die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt das Wiener Biotechnologieunternehmen Marinomed bei der Entwicklung eines Medikaments gegen COVID-19. Dies erfolgt im Zuge des „Emergency-Call zur Erforschung von COVID-19 im Zuge des Ausbruchs von SARS-CoV-2“ der FFG. Nach Angaben des Unternehmens macht die Förderung bis zu 45 Prozent der Projektkosten aus, die mit „über vier Millionen Euro“ beziffert werden. Somit würde die Marinomed rund 1,8 Millionen Euro lukrieren können. Zustande bringen will sie eine Inhalationslösung gegen Lungenentzündungen, die vom „Coronavirus“ SARS-CoV-2 sowie anderen Viren ausgelöst werden, die Atemwegserkrankungen hervorrufen.

 

Das Unternehmen stützt sich dabei auf seinen aus Rotalgen gewonnenen Wirkstoff Carragelose. Dieser habe sich bereits 2014 als effektiv gegen Coronaviren erwiesen und die Erkrankungsdauer von Patienten „um mehr als drei Tage“ verkürzt, hieß es in einer Aussendung. In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Wien (MedUni Wien) werde nun eine Carragelose-Inhalationslösung an gesunden Personen sowie an Lungenentzündungungs-Patienten getestet. Überdies überprüfe die MedUni in In-vitro-Tests die Sicherheit des Mittels. Ergebnisse hinsichtlich seiner Wirksamkeit und Verträglichkeit erwartet die Marinomed innerhalb eines Jahres.

 

Die wissenschaftliche Leiterin des Unternehmens, Eva Prieschl-Grassauer, verwies auf die Wirksamkeit von Carragelose gegen andere Coronaviren als SARS-CoV-2. Sie gab sich „zuversichtlich, auch beim aktuellen Coronavirus gute Ergebnisse erzielen zu können“. Prieschl-Grassauer zufolge kann eine „kausale Therapie direkt in der Lunge für Patienten, die an einer viralen Lungenentzündung leiden, die Dauer der Krankheit und damit der Hospitalisierung verkürzen, die Anzahl der Patienten in intensivmedizinischer Versorgung reduzieren und damit für Patienten und das Gesundheitssystem enorme Vorteile bringen“.

 

 

 

April 27th

Bayer „gut gestartet“

Das Management des deutschen Chemiekonzerns gibt sich zufrieden mit dem ersten Quartal 2020. An der Ergebnisprognose für das Gesamtjahr hält es vorläufig fest.

 

Zufrieden mit dem ersten Quartal 2020 gibt sich das Management des deutschen Chemiekonzerns Bayer. Dessen Umsatz wuchs gegenüber dem ersten Quartal 2019 um 4,8 Prozent auf 12,84 Milliarden Euro. Das EBITDA erhöhte sich um 28,5 Prozent auf 3,77 Milliarden Euro, das EBIT um 40,4 Prozent auf 2,49 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis beziffert Bayer mit 1,49 Milliarden Euro, was einem Anstieg um rund 20 Prozent entspricht. Zu dem Zuwachs trugen sämtliche Geschäftsbereiche bei. Im Bereich Crop Sciences meldet Bayer einen Umsatzanstieg um 5,7 Prozent auf 6,83 Milliarden Euro sowie eine Erhöhung des EBTDA um 13,5 Prozent auf 2,61 Milliarden Euro. Begründet wird dies insbesondere mit dem verstärkten Verkauf von Insektiziden und Fungiziden. Teilweise schlugen dabei auch vorgezogene Käufe infolge der COVID-19-Pandemie zu Buche.

 

Nach wie vor nicht ausgestanden sind die Querelen um das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat. Mitte April lagen Bayer in den USA in diesem Zusammenhang rund 52.500 Klagen vor. Mit weiteren Klagen wird gerechnet. Der Konzern arbeitet nach eigenen Angaben an einer Lösung auf dem Verhandlungswege. Vorstandschef Werner Baumann zufolge wurden dabei „Fortschritte erzielt, bis der Ausbruch von COVID-19 und die globale Pandemie das Mediationsverfahren erheblich verlangsamt haben. Das Unternehmen wird weiterhin eine Lösung nur dann in Betracht ziehen, wenn sie wirtschaftlich sinnvoll und so strukturiert ist, dass zukünftige Fälle effizient zu einem Abschluss gebracht werden“. Laut Baumann gilt dies „mehr denn je vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Rezession und teils erheblichen Liquiditätsherausforderungen“.

 

Beim Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten stieg der Umsatz um 3,9 Prozent auf 4,55 Milliarden Euro, das EBITDA um 7,3 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro. Als eine der „Cash-cows“ erwies sich einmal mehr der Gerinnungshemmer Xarelto, bei dem ein Umsatzplus von 18,8 Prozent zu verzeichnen war. Kein Wunder ist daher, dass sich Bayer mit Zähnen und Klauen gegen den Versuch des US-amerikanischen Pharmaunternehmens Unichem sträubt, noch vor Ablauf des Xarelto-Patents im Jahr 2024 ein Generikum auf den Markt zu bringen. „Bayer ist überzeugt, gute Argumente zu haben, und beabsichtigt, sich entschieden zur Wehr zu setzen“, heißt es in der Quartalsmitteilung.

 

Um rund 13,5 Prozent auf 1,39 Milliarden Euro schließlich wuchs der Umsatz mit rezeptfreien Medikamente, das EBITDA in diesem Bereich erhöhte sich um 3,8 Prozent auf 301 Millionen Euro. Bayer begründet dies nicht zuletzt mit einem „erheblichen Anstieg der Nachfrage aufgrund der COVID-19-Pandemie zurückzuführen – unter anderem auch zur Bevorratung“.

 

Prognose bleibt aufrecht 

 

Noch nicht abschätzen lässt sich dem Konzern zufolge, wie sich die COVID-19-Pandemie auf das Ergebnis des Gesamtjahres auswirken wird. Weiterhin aufrecht bleibt bis auf Weiteres die Prognose vom Februar des heurigen Jahres. Dieser zufolge rechnet Bayer mit einem Umsatz von 44 Milliarden bis 45 Milliarden Euro. Gegenüber 2019 wäre das ein Plus von rund 3 bis 4 Prozent. Das EBITDA vor Sondereinflüssen möchte Bayer auf 12,3 Milliarden bis 12,6 Milliarden Euro steigern, 2019 waren es etwa 11,50 Milliarden Euro gewesen.

 

 

April 22nd

SARS-CoV-2 und seine nächsten Verwandten

Durch Genomanalyse von SARS-CoV-2 und seiner Verwandten in anderen Säugetierarten zeichnen Wissenschaftler die Evolution des Virus nach.

In der Virologie lässt sich Evolutionstheorie im Kleinen betreiben. Vom Virus SARS-CoV-2 wird vermutet, dass es durch Mutation aus Betacoronaviren entstand, die Fledermäuse befallen. Auch wenn der tatsächliche Ursprung der gegenwärtigen Epidemie noch nicht rekonstruiert werden konnte und gegenwärtig allerlei Versionen dazu im Umlauf sind: Eine Reihe von erhobenen Indizien machen einen bestimmte Hergang plausibel. Mehrere wissenschaftliche Teams haben mittlerweile phylogenetische Stammbäume von SARS-CoV-2 veröffentlich und so seine Verwandtschaft mit Viren in anderen Säugetierarten gezeigt. Eine am 26. März in der Fachzeitschrift Nature erschienene Arbeit, die der australische Virologe Edward Holmes gemeinsam mit chinesischen Forschern verfasst hat, wies beispielsweise nach, dass unter der im Süden Chinas wildlebenden Population malaiischer Schuppentiere ein Coronavirus mit sehr ähnlichem Genom vorkommt. Vor allem diejenigen Sequenzen, die für die Proteindomäne zum Andocken an die Wirtszelle codieren, zeigen große Übereinstimmungen.

Seither ist das Schuppentier, das, obwohl geschützt, in Ostasien als Delikatesse gilt, als „Zwischenwirt“ der Übertragung auf den Menschen im Gespräch. Der Virus könnte also zunächst von Fledermäusen auf Schuppentiere und von diesen dann auf den Menschen übertragen worden sein. Ein Großmarkt in Wuhan, auf dem derartige Wildtiere gehandelt werden, ist zunächst als möglicher Übertragungsgort identifiziert worden, weil viele der ersten in Spitälern der Millionenstadt behandelten Patienten Kontakt zu diesem Markt hatten. Ein am 26. März im Magazin Cell veröffentlichter Artikel wies zudem darauf hin, dass Viren aus Umweltproben von diesem Markt eine hohe phylogenetische Übereinstimmung mit den ersten aus Patienten in Wuhan isolierten SARS-CoV-2-Exemplaren aufweisen. Auf solchen Wildtiermärkten, wie sie in Asien recht häufig sind, würden jedenfalls zahlreiche Tierarten aufeinandertreffen, die sonst keinen direkten Kontakt hätten, so die Experten, was eine Übertragung begünstige.

Andere Forscher weisen auf wesentliche Unterschiede im Genom der bisher bekannten nächsten Verwandten des humanen Virus in Fledermäusen und Schuppentieren hin, sodass beide nicht als direkte Überträger in Frage kämen. Zuletzt hat eine am 14. April in der Zeitschrift „Molecular Biology and Evolution“ von Forschern der University of Ottawa publiziert Arbeit Indizien dafür gesammelt, dass der Verdauungstrakt streunender Hunde als Ursprung des aktuellen Ausbruchs in Frage kommt

April 20th

ARDS-Wirkstoff für COVID-19-Patienten

Das Wiener Biotechnologie-Unternehmen Apeptico hat eine Fördervereinbarung mit der Europäischen Union geschlossen, um seinen in klinischer Entwicklung befindlichen Arzneimittelkandidaten Solnatide schneller für COVID-19-Patienten verfügbar zu machen.

Das Projekt war zuvor im Rahmen des Horizon-2020-Programms „Advancing knowledge for the clinical and public health response to the 2019-nCoV epidemic” unter die besten Bewerbungen gereiht und das Konsortium darauf hin eingeladen worden, seinen Kapazitäten in Richtung COVID-19 zu orientieren. Solnatide ist ein Peptid-basiertes Produkt, das gegen verschiedene lebendbedrohliche Zustände der Lunge entwickelt wird. Zwei abgeschlossene Phase-II-Studien zeigten die Wirksamkeit gegen akutes Lungenversagen (ARDS) und Lungenödeme nach einer Lungentransplantationen („primary graft dysfunction“).

Die bisher gesammelten klinischen Daten zeigen, dass es bei 20 Prozent der in Spitälern behandelten COVID-19-Patienten zu akutem Lungenversagen kommt, die eine der Hauptursachen für die hohe Sterblichkeit sein dürfte. Aus diesem Grund hat das österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) das Präparat auch für den „Compassionate Use“ (die „Anwendung aus Mitgefühl“ von nicht zugelassenen Arzneimitteln in besonders schweren Krankheitsfällen) für COVID-19-Patienten mit schwerer Lungendysfunktion zugelassen.

April 16th

Marinomed meldet „Rekordumsatz“

Mit 6,1 Millionen Euro verzeichnete das Wiener Biotechnologieunternehmen ein Umsatzplus von 30 Prozent. Wegen hoher Investitionen in Forschung und Entwicklung schreibt es vorerst weiter Verluste, erwartet aber für heuer eine gute Entwicklung. 

 

Einen „Rekordumsatz“ von 6,1 Millionen Euro meldet das Wiener Biotechnologieunternehmen Marinomed für 2019. Gegenüber 2018 ist das ein Plus von rund 30 Prozent. Operativ schreibt Marinomed allerdings weiterhin Verluste. Das Betriebsergebnis belief sich auf -6,2 Millionen Euro, verglichen mit -5,1 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2019. Zurückzuführen dürfte das nicht zuletzt auf die Investitionen in Forschung und Entwicklung sein, die sich von 2,9 auf 4,8 Millionen Euro fast verdoppelten. Das Jahresergebnis war mit -7,2 Millionen Euro ebenfalls nach wie vor negativ, aber deutlich besser als 2018, als -12,1 Millionen Euro verzeichnet wurden.

 

Für heuer erwartet Marinomed „erneut eine gute Auftrags- und Umsatzentwicklung“, hieß es in einer Aussendung. Und als Hoffnungsträger erweist sich gerade die COVID-19-Pandemie: Die Carragelose-Produkte des Unternehmens zeigten in klinischen Studien im Jahr 2014 bei Patienten, die mit anderen Coronaviren als SARS-CoV-2 infiziert waren, positive Wirkung. Zu dem neuen Virus gibt es noch keine Daten. Allerdings ist Marinomed nach eigenen Angaben in diesbezügliche Forschungen involviert. „Sollten sich auch hier ähnlich positive Effekte zeigen, gehen wir von einer weiteren Nachfragesteigerung auf globaler Ebene aus“, konstatierte CEO Andreas Grassauer. Dennoch erwartet er für 2020 und die Folgejahre weiterhin Verluste. Der Grund sind die „anhaltend hohen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung“.

 

 

April 15th

COVID-19: Sanofi und GSK bündeln Kräfte

Mit Unterstützung des US-Gesundheitsministeriums wollen die beiden Pharmakonzerne bis Herbst 2021 einen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 entwickeln.

 

Die Pharmakonzerne Sanofi und GSK wollen gemeinsam einen Impfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 entwickeln. Sie nutzen dabei das S-Protein des Virus als Antigen, das sie mithilfe einer rekombinanten DNA-Technologie erzeugen, hieß es in einer Aussendung. Sie erstellen eine genau genetische Kopie von Proteinen, die sich auf der Oberfläche des Virus befinden. Diese Kopie bringen sie als DNA-Sequenz in eine Baculovirus-Expressionsplattform ein, die ihrerseits das Antigen produziert. Mit dieser Plattform stellt Sanofi schon derzeit einen Grippeimpfstoff her, der in den USA zugelassen ist. GSK wiederum steuert im Rahmen der Kooperation seine Pandemie-Adjuvans-Technologie bei. Ein Adjuvans kann ermöglichen, mit einer geringeren Wirkstoffmenge pro Impfstoffdosis auszukommen. Mit derselben Wirkstoffmenge könnten somit mehr Menschen geschützt werden. Mit der klinischen Erprobung des neuen Impfstoffs möchten Sanofi und GSK im zweiten Halbjahr 2020 beginnen. Vorbehaltlich der Zustimmung der Gesundheitsbehörden könnte dieser im zweiten Halbjahr 2021 zur Verfügung stehen.

 

Sanofi-CEO Paul Hudson konstatierte, angesichts der Corona-Pandemie könne „kein Unternehmen im Alleingang handeln. Aus diesem Grund ergänzt Sanofi weiterhin sein Fachwissen und seine Ressourcen mit Mitstreitern wie GSK, mit dem Ziel, ausreichende Mengen an Impfstoff herzustellen und zu liefern, die helfen, dieses Virus zu stoppen“. GSK-Chefin Emma Walmsley geht angesichts der Zusammenarbeit davon aus, „dass wir die weltweiten Anstrengungen, einen Impfstoff zu entwickeln, beschleunigen können, um so viele Menschen so schnell wie möglich vor COVID-19 zu schützen“.

 

Für die Entwicklung des Impfstoffs haben Sanofi und GSK eine „Joint Collaboration Task Force“ geschaffen. Geleitet wird diese von den Chefs der Impfstoffsparten der beiden Konzerne, David Loew von Sanofi und Roger Connor von GSK. Finanzielle Unterstützung kommt von der US-amerikanischen Biomedical Advanced Research and Development Authority (BARDA), die dem Gesundheitsministerium untersteht.

 

 

 

April 14th

CEFIC: Gemeinsam gegen COVID-19

In einem Schreiben an die Wirtschaftsminister der EU-Mitgliedsstaaten verwenden sich der Chemieindustrieverband und andere Wirtschaftsorganisationen für Freihandel statt Protektionismus.

 

Die Wirtschaftsminister der EU-Mitgliedsstaaten müssen alles tun, um den ungehinderten Güterverkehr innerhalb Europas sowie mit Drittstaaten zu gewährleisten. Das fordert der Chemieindustrieverband CEFIC gemeinsam mit dem Pharmaindustrieverband EFPIA und einer Reihe weiterer Branchenvertretungen. In einem Schreiben an die Minister heißt es, die Industrie arbeite rund um die Uhr, um die Produktion zu steigern und die Versorgung mit notwendigen Arzneimitteln sowie Schutzausrüstung wie Corona-Tests, Masken, Handschuhen und Anzügen, aber auch Beatmungsgeräten, sicherzustellen.

 

Verständlicherweise seien die Gesundheitssysteme unter Druck. Dennoch gehe es nicht an, dass einzelne Mitgliedsstaaten protektionistische Maßnahmen setzten, etwa Exportverbote. Dergleichen bringe mehr Schaden als Nutzen mit sich. Kurzfristig drohten Versorgungsengpässe sowie Unterbrechungen von Distributionskanälen. Ferner bestehe das Risiko, Vergeltungsmaßnahmen anderer Mitgliedsstaaten herauszufordern. All das führe zu Verzögerungen mit dem Nachschub der benötigten Güter sowie zu unnötigen Kosten, und das zu einer Zeit, wo die Unternehmen genug damit zu tun hätten, die weltweite Versorgung zu verbessern und nachhaltig wirksame Auswege aus der Krise zu finden. Mittelfristig würden Innovationen behindert und das Erzeugen von Arzneimitteln einschließlich Generika gefährdet.

 

Notwendig ist laut CEFIC und den anderen Industrieverbänden statt dessen die verstärkte Zusammenarbeit zwischen den Regierungen und den Unternehmen in der EU. Die Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, von Export- sowie Importbeschränkungen einschließlich Verpflichtungen zur Lagerhaltung Abstand zu nehmen. Selbiges müsse bei der Zusammenarbeit mit den Handelspartnern der Europäischen Union gelten, etwa den USA, Indien, China, Malaysia und der Russländischen Föderation. Zölle auf Arzneimittel und Schutzausrüstung seien abzuschaffen. Die Zollbehörden müssten angewiesen werden, elektronische Dokumente zu akzeptieren. Ferner sei die 1994 bestehende „Zero-for-Zero“-Initiative der Welthandelsorganisation WTO hinsichtlich der Verzollung von Chemikalien und Pharmazeutika „auf sämtliche Pharma- und Medizinprodukte“ auszuweiten. Und schließlich verlangen die Industrieverbände, die Investitionen in kritische Sektoren in Europa zu verstärken.

 

„Um der Pandemie Herr zu werden, brauchen wir weltweite Kooperation, die gemeinsame Nutzung von Ressourcen und erhebliche Investitionen“, betonen die Wirtschaftsvertreter. Die derzeitige Verstärkung nationalstaatlich orientierter Handelspolitiken führe dagegen zu einem Nullsummenspiel, das den Kampf gegen COVID-19 eher behindere als fördere.

 

 

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