Archive - 2020

EMA: Corona-Impfstoff frühestens Mitte 2021 verfügbar

Die europäische Arzneimittelagentur warnt vor übertriebenen Erwartungen. Ermutigend ist ihr zufolge indessen die zunehmende Anzahl umfangreicher klinischer Studien.

 

Frühestens in etwa einem Jahr wird ein Impfstoff gegen die Corona-Krankheit COVID-19 in ausreichenden Menge für einen großflächigen Einsatz zur Verfügung stehen. Das meldet die European Medicines Agency (EMA) nach einer Nachfrage bei einem Dutzend potenzieller Hersteller. Zwei Impfstoff-Kandidaten befinden sich zurzeit in der Phase 1 klinischer Studien.

 

Überdies arbeitet die Pharmaindustrie nach Angaben der EMA an rund 40 Medikamenten zur Behandlung der Atemwegserkrankung. Klinische Studien laufen unter anderem zu Lopinavir/Ritonavir, einem Medikament gegen HIV, Chloroquin und Hydroxylchloroquin, die zurzeit gegen Malaria sowie gegen Autioimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis eingesetzt werden, Interferon Beta, das gegen Multiple Sklerose zum Einsatz gelangt, sowie zu einer Reihe monoklonaler Antikörper, mit denen Komponenten des Immunsystems behandelt werden.

 

Bisher zeigte allerdings noch kein Mittel Wirksamkeit bei der Behandlung von COVID-19, bedauert die EMA. Als ermutigend betrachtet die EMA die zunehmende Anzahl umfassender klinischer Studien. Diese sind ihr zufolge notwendig, um die Datenbasis für die Zulassung der jeweiligen Arzneimittel sowie für deren Einsatz in der klinischen Praxis zu schaffen.

 

Unterdessen hat die Europäische Kommission im Rahmen des EU-Forschungsrahmenprogramms Horizont 2020 rund 47,5 Millionen Euro für 17 Projekte im Zusammenhang mit COVID-19 bereitgestellt. An den Vorhaben sind 136 Forschungsteams aus der EU sowie aus weiteren Ländern beteiligt. Bei den Arbeiten geht es um die Verbesserung der Abwehrbereitschaft und Reaktionsfähigkeit auf Ausbrüche durch Entwicklung besserer Überwachungssysteme zur Prävention und Eindämmung der Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus, um Schnelltests mit rascheren und genaueren Diagnosen, neue Therapien und neue Impfstoffe.

 

 

March 31st

Corona: Sanofi testet Antikörper

Kevzara könnte möglicherweise die überschießende Immunantwort auf das Virus eindämmen.

 

Auch der französische Pharmakonzern Sanofi arbeitet an einem Medikament zur Behandlung von COVID-19. Vor einigen Tagen wurde der erste Patient außerhalb der USA im Rahmen einer klinischen Studie mit Kevzara behandelt. Dieses Mittel soll die überschießende Immunantwort auf das Coronavirus SARS-CoV-2 in den Lungen verhindern. Sanofi zufolge handelt es sich um eine Phase-2/3-Studie, die mit rund 300 schwer an COVID-19 erkrankten Patienten in Italien, Spanien, Deutschland, Frankreich, Kanada, der Russländischen Föderation und den USA durchgeführt wird. In den USA lief die Studie bereits vor mehreren Wochen an.

 

Sanofi beschreibt Kevzara als menschlichen monoklonalen Antikörper, der den IL-6-Rezeptor blockiert. Dieser Rezeptor könnte möglicherweise eine Rolle bei der überschießenden Immunantwort spielen. Darauf deuten dem Pharmakonzern zufolge Untersuchungen in China hin. Dort wurde eine 21 Personen umfassende Kohorte mit einem anderen Antikörper zum IL-6-Rezeptor behandelt. Dabei gelang es, das Fieber der Patienten zu senken und bei 75 Prozent der Behandelten den Bedarf an zusätzlichem Sauerstoff zu verringern.

 

Ausdrücklich betont Sanofi, die Behandlung von COVID-19-Patienten mit Kevzara diene der Medikamentenentwicklung und sei von keiner Gesundheitsbehörde evaluiert worden. In der Phase 2 werden die Patienten im Verhältnis 2:2:1 in Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe erhält Kevzara in erhöhter Dosis, die zweite in abgeschwächter Dosis, die dritte bekommt ein Placebo. Nach der Verabreichung des Mittels werden die Patienten 60 Tage lang oder bis zu ihrer Entlassung aus der Klinik bzw. bis zu ihrem Tod beobachtet. Die Ergebnisse dieser Phase dienen dazu, die Ziele, die Anzahl der Patienten und die zu verabreichenden Dosen für die Phase 3 zu bestimmen.

 

John Reed, der Forschungschef von Sanofi, dankte den Gesundheitsbehörden für die Möglichkeit, klinische Studien „in dieser beispiellosen Zeit so rasch durchzuführen“. Sein Unternehmen arbeite weiterhin auch an einem Impfstoff gegen das SARS-CoV-2-Virus.

 

 

 

March 27th

„Wer, wenn nicht wir?“

Die Pharmaindustrie arbeitet mit Hochdruck an Mitteln gegen die Corona-Pandemie, hieß es bei einem Online-Pressebriefing des Branchenverbandes Pharmig.

 

Weltweit arbeitet die Pharmaindustrie mit Hochdruck an Medikamenten zur Bekämpfung des Coronavirus SARS-CoV-2, betonte der Generalsekretär des österreichischen Branchenverbandes Pharmig, Alexander Herzog, bei einem Online-Pressebriefing am 27. März. Ihm zufolge ist die Zusammenarbeit innerhalb der Industrie, aber auch mit den Gesundheitsbehörden, schlicht „beeindruckend“. Binnen kürzester Zeit sei es gelungen, das Genom des Virus zu sequenzieren. Dieses gleiche zu etwa 70 Prozent dem seinerzeitigen SARS-Virus.

 

Schlechterdings „unzählige“ Unternehmen seien an den Anstrengungen zu seiner Eindämmung beteiligt, darunter auch etliche Mitglieder der Pharmig, wie AbbVie, Amgen, AstraZeneca, Bayer, Boehringer Ingelheim, CSL Behring, Eli Lilly, Gilead, Janssen, Marinomed, Medice, Merck, Merck Sharp & Dohme, Novartis, Pfizer, PharmaMar und Takeda. Zwei Kandidaten für Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 befinden sich Herzog zufolge weltweit in klinischer Prüfung, weitere 48 in präklinischer. Insgesamt laufen 158 Studien im Zusammenhang mit der Corona-Erkrankung COVID-19. Der Großteil davon befasst sich direkt mit der Bekämpfung des SARS-CoV-2-Virus, manche haben auch die Behandlung von Depressionen sowie andere Themen zum Inhalt.


Sehr zu begrüßen ist laut Herzog der Emergency-Call der FFG zur Erforschung von COVID-19 im Zuge des Ausbruchs von SARS-CoV-2. Für diesen stellen das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) sowie das Bundesministerium für Klima, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) kurzfristig 23 Millionen Euro bereit. Ferner hat die European Medicines Agency (EMA) „die EU-Forschungsgemeinschaft dringend aufgefordert, großen randomisierten kontrollierten Studien Vorrang einzuräumen. Sie liefern höchstwahrscheinlich schlüssige Beweise für eine rasche Entwicklung und Zulassung potenzieller Behandlungen von COVID-19“.

 

Zügig, aber sicher

 

Stefan Kähler, der Vorsitzende Standing Committee Klinische Forschung der Pharmig, ergänzte, auch in einer Lage wie der derzeitigen müssten bei der Entwicklung neuer Arzneimittel ethische Grundsätze beachtet werden. Sicherheit habe nun einmal Vorrang, und klinische Forschung sei per se ein „zeitaufwändiger Prozess“. Inklusive Grundlagenforschung müsse für die Entwicklung eines neuen Medikaments rund 13 Jahre veranschlagt werden.

 

Schneller könne diese erfolgen, wenn bereits zugelassene Mittel auf eine neue Indikation wie eben COVID-19 angewandt würden. In diesem Fall könne die klinische Forschung bereits mit der Phase III beginnen, in der die Wirkungsbestätigung sowie die Bestätigung der Überlegenheit der neu angewandten Therapie im Zentrum stehen. Beispiele sind laut Kähler die Bekämpfung von SARS-CoV-2 mit Lopinavir-Ritonavir sowie Chloroquin, die bisher allerdings keine überzeugenden Erfolge erbrachten. Bei der Impfstoffentwicklung setzt die Pharmaindustrie laut Kähler auf mehrere Strategien, darunter vektorvirenbasierte sowie mRNA-basierte Substanzen. Das erhöhe die Wahrscheinlichkeit, ein taugliches Mittel zu finden.

 

Um Medikamente den Patienten schneller zur Verfügung stellen zu können, besteht laut Kähler die Möglichkeit eines „conditional approval“, also einer bedingten Zulassung. Diese gilt üblicherweise für ein Jahr. Innerhalb dieser Zeitspanne muss der Hersteller „Belege nachliefern, die letztlich zu einer regulären Zulassung führen sollen“.

 

Befreiung von der „Geißel“

 

Pharmig-Generalsekretär Herzog zufolge sieht die Branche in der gegenwärtigen Lage einmal mehr den Beweis für die Wichtigkeit pharmazeutischer Forschung und Entwicklung. Gerade Österreich sei gut beraten, seine Forschungskapazitäten weiter zu stärken und ein „Forschungshotspot“ zu werden. „Wer, wenn nicht wir, sollte in der Lage sein, die Menschheit von der Geißel SARS-CoV-2 zu befreien?“, schloss Herzog.

 

 

 

Mit passiver Immunisierung gegen COVID-19

Am Wiener Standort von Takeda wird an einer COVID-19-Therapie gearbeitet, die Blutplasma von Personen zum Einsatz bringt, die infiziert waren und von der Krankheit genesen sind.

Es ist das alte Prinzip der passiven Immunisierung, das die Grundlage eines therapeutischen Ansatzes gegen COVID-19 darstellt, den Takeda aktuell verfolgt: Personen, die akut von einer Infektion betroffen sind, werden (passiv) Antikörper verabreicht, weil deren aktive Ausbildung nach einer Impfung zu lange dauern würde. Im Unterschied zu monoklonalen Antikörpern, die entwickelt wurden, um gezielt ein bestimmtes Target zu adressieren, handelt es sich dabei um polyklonale Antikörper, die die gesamte humorale Immunantwort eines Organismus beinhalten und sich gegen verschiedene Antigene eines Erregers richtet.

Antikörper oder Immunglobuline sind eine Klasse von Proteinen, die stets im menschlichen Blutplasma zu finden ist, und im Zuge der Plasmafraktionierung für die medizinische Anwendung gewonnen wird. So auch am Takeda-Standort Wien: „Die Gewinnung von Immunglobulinen ist eine bewährte Plattformtechnologie, die für gewöhnlich dafür eingesetzt wird, Präparate für Patienten mit geschwächtem Immunsystem oder für die Immunmodulation herzustellen“, sagt dazu Thomas Kreil, Leiter der Globalen Pathogensicherheit bei Takeda. Um auf der Basis dieser Plattform eine sogenannte Hyperimmunglobulin-Therapie gegen die derzeit grassierende Epidemie zu entwickeln, müsse lediglich Plasma von Spendern benützt werden, die mit dem Erreger SARS-CoV-2 infiziert waren und wieder genesen sind.

 

Verkürzter Entwicklungsprozess

Das bedeutet, dass die Entwicklung einer solchen Therapie wesentlich schneller vor sich gehen kann, als wenn man ganz von vorn startet. Da es sich um einen eingespielten Prozess handle, müsse die Sicherheit des so gewonnenen Produkts nicht eigens getestet werden, man könne in der Entwicklung gleich zu Wirksamkeitsstudien übergehen, wie Kreil betont. Mit einer Dauer von neun bis 18 Monaten müsse für eine derartige Entwicklung dennoch gerechnet werden. Für das derzeitige Ausbruchsszenario kommt daher auch diese Therapieform wohl nicht in der Anfangsphase zum Einsatz. „Es ist aber damit zu rechnen, dass das Virus nicht so schnell aus der menschlichen Population verschwinden wird.“, meint Kreil.

Als Zielgruppe hat man vor allem Patienten im Auge, bei denen es zu besonders schweren Verlaufsformen der Infektion kommt. Es könnte aber auch daran gedacht werden, Personen damit zu schützen, die mit einer hohen Zahl von Infizierten in Kontakt kommen, also vor allem Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen (man spricht von einer sogenannten „Präexpositionsprophylaxe“).

 

Plasma wird knapp

Die Herausforderung, die sich nun stellt, ist, ausreichend Plasma von rekonvaleszenten Spendern zu erhalten. Es ist aber sowohl in Österreich als auch in den USA bereits zu ersten Abnahmen gekommen. Insgesamt gehen angesichts der derzeitigen Maßnahmen aber auch die Plasmaspenden von gesunden Spendern stark zurück. „Viele Patienten sind auf Plasmaspenden und die daraus gewonnenen Produkte angewiesen“, gibt Kreil zu bedenken. Noch habe man genug Plasma auf Lager, aber um die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten, sei eine kontinuierlich hohe Anzahl an Plasmaspenden von kritischer Bedeutung.

 

 

 

Auch OMV verschiebt Hauptversammlung

Der Öl- und Gaskonzern bezeichnet das als „Beitrag, um der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus entgegenzuwirken“

 

Auch die OMV verschiebt wegen der Corona-Pandemie ihre Hauptversammlung. Diese findet am 29. September statt, bisher war sie für 19. Mai geplant gewesen. In einer Aussendung hieß es, „aufgrund der aktuell geltenden Sondervorschriften und behördlichen Anordnungen ist die professionelle Organisation und Abhaltung einer Hauptversammlung in absehbarer Zukunft nicht möglich“. Mit der Verschiebung leiste die OMV „einen Beitrag, um der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus entgegenzuwirken und gleichzeitig den Schutz ihrer Eigentümer und Stakeholder sicherzustellen“.

 

In der Aussendung ersuchte die OMV die Aktionäre um Verständnis für die verspätete Auszahlung der Dividende. Deren Höhe muss bekanntlich von der HV beschlossen werden. Trotz eines um drei Prozent auf 3,54 Milliarden Euro gesunkenen operativen Ergebnisses vor Sondereffekten plant der Vorstand, die Dividende gegenüber jener für 2018 um 14 Prozent auf 2,00 Euro je Aktie zu erhöhen. Der freie Cashflow nach Dividenden würde dadurch auf -1,44 Millarden Euro sinken. Den freien Cashflow vor Dividenden beziffert die OMV mit -583 Millionen Euro.

 

 

March 26th

Corona stoppt Hannover Messe

Die Industriemesse wurde infolge der Pandemie abgesagt und findet erst wieder im April 2021 statt. Schon bald soll es aber eine Informations- und Netzwerkplattform zu der Veranstaltung geben.

 

 

Wegen der Corona-Pandemie sowie einer Untersagungsverfügung der Region Hannover findet die Hannover Messe heuer nicht statt, meldete der Vorstandschef der Deutschen Messe AG, Jochen Köckler, am 26. März. Ihm zufolge ist dies die erste Absage in der 73-jährigen Geschichte der Veranstaltung. Zum nächsten Mal ausgerichtet wird diese vom 12. bis 16. April kommenden Jahres. Köckler versicherte, die Aussteller und Partner sowie das gesamte Team hätte für die Durchführung der Messe im heurigen Jahr „gekämpft. Heute müssen wir aber einsehen, dass die Ausrichtung der weltweit wichtigsten Industriemesse in diesem Jahr nicht möglich sein wird“.

 

Allerdings arbeite sein Team an einer Informations- und Netzwerkplattform der Hannover Messe, die bereits bald zur Verfügung stehen werde. Aussteller und Besucher könnten sich über die aktuellen wirtschaftspolitischen Entwicklungen austauschen. Ferner würden Live-Streams mit interaktiven Experteninterviews, Podiumsdiskussionen und Best-Case-Präsentationen angeboten. Überdies werde die digitale Aussteller- und Produktsuche erweitert: „Unter anderem können Besucher und Aussteller direkt in Kontakt treten.“

 

 

 

March 25th

Corona-Bekämpfung „erst am Beginn“

Der Chef des deutschen Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, warnt vor übertriebenem Optimismus. Einen „massiven Lock-down“ wie in China hält er zumindest vorerst für nicht erforderlich.

 

„Wir haben gerade erst begonnen, Corona zu bekämpfen.“ Das betonte der Leiter des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, bei einem Online-Pressebriefing am 25. März. Wann es zu einer Lockerung der in Deutschland geltenden Einschränkungen im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben kommen könne, lasse sich daher nicht sagen. Es gelte, die Wirkung der bestehenden Maßnahmen abzuwarten. Notwendig ist laut Wieler, Personen gezielt zu testen, vulnerable Menschengruppen zu schützen und die Kapazitäten im Gesundheitssystem zu erhöhen. Dies betreffe sowohl die Testkapazitäten als auch die Behandlungskapazitäten. Alle Menschen könnten zur Bekämpfung der Pandemie betragen, „indem man Abstand hält und zuhaus bleibt, wenn man krank ist“.

 

Gefragt, ob er Maßnahmen wie in China für notwendig halte, konstatierte Wieler: „In China gab es einen massiven Lock-down mit großen sozialen Verwerfungen. Ich möchte die Lage dort nicht mit der in Deutschland vergleichen.“ Zu Gerüchten, dass in Italien infizierte Personen von ihren Familien getrennt und unter Quarantäne gestellt werden sollen, sagte Wieler: „Ich weiß nicht, ob das in Italien so kommen soll.“ Grundsätzlich sei es auch im Familienverband möglich, den Sicherheitsabstand von 1,5 bis zwei Metern einzuhalten.

 

Jedenfalls aber handle es sich bei Corona um eine „Epidemie sehr großen Ausmaßes. Niemand kann darauf optimal vorbereitet sein“.

 

Zu der auch seitens der österreichischen Bundesregierung ventilierten Überlegung, Schnelltests einzusetzen, äußerte sich Wieler zurückhaltend: „Im Moment ist die Qualität dieser Tests meiner Ansicht nach noch nicht ausreichend.“ Es sei ohne Zweifel notwendig, die Zahl der Tests zu erhöhen. Doch „das Schlimmste“ wäre es Wieler zufolge, qualitativ schlechte Tests zu verwenden und dadurch ein falsches Bild der Situation zu erhalten. In Deutschland würden schon demnächst repräsentative Stichproben der Bevölkerung auf Corona getestet. Das werde die Einschätzung der Lage verbessern.

 

Nach Angaben des RKI waren in Deutschland mit Stand vom Morgen des 25. März 31.545 Personen am Coronavirus SARS-CoV-2 erkrankt. Dies entspricht gegenüber dem 24. März einer Steigerung um 4.118 Fälle.

 

March 24th

„Bestellen Sie keine Eintrittskarten“

Weitere Chemie- und Pharmakonzerne verschieben wegen der Corona-Pandemie ihre Hauptversammlungen oder halten diese mittels Videokonferenzprogrammen ab. Aktionärsvertreter sind darüber nicht uneingeschränkt erfreut. 

 

Angesichts der Corona-Pandemie haben weitere Chemie- und Pharmakonzerne angekündigt, ihre Hauptversammlungen zu verschieben. Der Vorstand des Spezialchemieunternehmens Lanxess fasste seinen diesbezüglichen Beschluss am 23. März. Statt am 13. Mai findet seine HV zu einem „späteren Zeitpunkt“ statt, der noch festgelegt werden muss. Die Münchner Wacker Chemie hat ihre für den 20. Mai 2020 geplante HV auf den 4. August verschoben.

 

Unterdessen fordert der Dachverband der Kritischen Aktionäre, die Hauptversammlungen nach Möglichkeit zu verschieben, anstatt sie mittels Video- bzw. Telekonferenzprogrammen quasi „virtuell“ abzuhalten. Die Frist, innerhalb derer eine HV stattfinden muss, soll laut der geplanten Novelle des deutschen Aktiengesetzes von acht auf zwölf Monate nach Abschluss des Geschäftsjahres verlängert werden. Dies begrüßt der Verband. Hingegen wehrt er sich vehement gegen eine Bestimmung, der zufolge Unternehmensvorstände in Zukunft „nach freiem Ermessen“ darüber entscheiden können, welche Fragen sie wie beantworten. Barbara Happe, Vorstandsmitglied im Dachverband, konstatierte, das Fragerecht der Aktionäre dürfe „nicht durch den Vorstand willkürlich begrenzt werden. Es muss weiterhin gelten, dass alle Fragen sachgerecht beantwortet werden. Ansonsten ist keine umfassende Beurteilung der Geschäftstätigkeit eines Konzerns möglich, was die Basis für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat ist“.

 

Planmäßig am 28. April veranstaltet dagegen der Schweizer Pharma- und Spezialchemiekonzern Lonza seine HV bzw. Generalversammlung. Sie erfolgt allerdings „ausschließlich durch Stimmabgabe mittels dem unabhängigen Stimmrechtsvertreter und ohne physische Anwesenheit der Aktionäre“. In einem Schreiben an die Aktionäre betonte Albert M. Baehny, der Präsident des Verwaltungsrates von Lonza, durch die Vollmachtserteilung an den unabhängigen Stimmrechtsvertreter „sind Ihre Stimmrechte vollumfänglich gewährleistet, ohne dass Sie physisch an der Generalversammlung teilnehmen müssen. Bitte bestellen Sie keine Eintrittskarten“. Als unabhängiger Stimmrechtsvertreter soll die Basler Anwaltskanzlei ThomannFischer, Anwälte und Notare bestellt werden.

 

 

 

Labor-Logistikketten in Zeiten von Corona

Die einen Labors arbeiten auf Hochtouren, die anderen schließen. Anbieter und Händler von Labor-Equipment und persönlicher Schutzausrüstung haben sich auf diese ungewöhnliche Situation eingestellt, wie ein Rundruf des Chemiereport ergab.

Die Aufgaben vieler Labors werden, vor allem wenn sie im Bereich der Life Sciences tätig sind, auch in Zeiten wie diesen nicht weniger. Aber kann sich ein Labor angesichts des eingeschränkten Betriebs vieler Wirtschaftszweige derzeit ausreichend mit benötigten Reagenzien und Equipment versorgen?

Ein Rundruf bei österreichischen Laborhändlern zeigt ein klares Bild: Alle Unternehmen arbeiten mit voller Kraft und versorgen ihre Kunden mit hochwertigem Equipment. Bei manchen Produktgruppen gibt es aber langsam Engpässe: „Ethanol, Isopropanol und Wasserstoffperoxid, die zur Desinfektion eingesetzt werden, sind in Österreich immer schwieriger zu bekommen“, sagt dazu Fritz Bartelt, Geschäftsführer des Laborausstatter gleichen Namens. „Auch Equipment für die Mikrobiologie könnte in den nächsten Wochen knapp werden“, ergänzt Nicolas Zeller, der das familieneigene Laborhandelsunternehmen leitet.

 

Hoher Bedarf an persönlicher Schutzausrüstung

Besonders schwierig ist die Situation bei persönlicher Schutzausrüstung, die zeitweilig verhängte Ausfuhrbeschränkung in Deutschland macht hier zu schaffen. Viele Händler versuchen über ihre Kontakte, zusätzlich Kontingente zu erhalten. Die Firma Dräger ist ein Anbieter in diesem Produkt-Segment. „Zurzeit werden Atemschutzmasken und Schutzanzüge extrem stark nachgefragt. Der Bedarf ist deutlich höher als die Kapazitäten der Hersteller“, heißt es dazu von der Presseabteilung der Firmenzentrale in Lübeck. Die Produktion von Atemschutzmasken (die bei Dräger in Schweden und Südafrika angesiedelt ist) sei voll ausgelastet und bis in die zweite Jahreshälfte ausverkauft. Doch das müsse man relativieren: „Unser Anteil an der weltweiten Produktionskapazität ist allerdings sehr klein, wie auch der Anteil dieses Geschäfts an unserem Umsatz.“ Obwohl man am österreichischen Standort zum Großteil dazu übergegangen sei, von zu Haus zu arbeiten, bleibe der Betrieb aufrecht, Anfragen würden in gewohnter Weise bearbeitet. „Es gibt lediglich Einschränkungen im persönlichen Kontakt, z. B. werden Produktvorführungen nach Möglichkeit vermieden“, heißt es von Seiten Drägers.

Abgesehen von diesen Produktgruppen funktionieren die Lieferketten nach übereinstimmender Aussage der Händler aber ohne Unterbrechung. „Wir können derzeit alles liefern, die Branche kann gut mit Labor-Equipment versorgt werden“, sagt dazu Franz Rieger, Inhaber der Rieger Industrievertretungen GmbH. Auch die Nachfrage sei nach wie vor gut. Das trifft vor allem auf Labors zu, die rund um Medizin, Pharmazie und Lebensmittelversorgung angesiedelt sind, wie Zeller bestätigt: „Die Telefone laufen heiß.“ In anderen, besonderes in industrienahen Bereichen, steht derzeit vieles. „Auch die Unis und Schulen haben geschlossen, das merken wir“, sagt Walter Posch, Geschäftsführer von Lactan. Solche Schließungen würden auch dazu führen, dass offene Bestellungen nicht ausgeliefert werden können und mehr Lagerplatz benötigt wird.

 

Eingeschränkter Betrieb bei Boehringer Ingelheim

Ein wichtiger Player der Branche am Standort Wien ist Boehringer Ingelheim RCV: „Wir achten strengstens auf die Einhaltung aller Vorschriften sowie des vorgeschriebenen Sicherheitsabstands. Dienstreisen sind seit einigen Wochen nicht mehr erlaubt, Meetings finden nur mehr online statt“, beschreibt Generaldirektor Philipp von Lattorff die derzeitige Situation. Es würden sich nur mehr jene Menschen auf dem Firmengelände befinden, deren Arbeit vor Ort unbedingt gebraucht wird, etwa für die Herstellung lebensnotwendiger Arzneimittel zur Behandlung von Krebs oder für die Fertigstellung der neuen Produktionsanlagen. Auch die Aktivitäten in Forschung und Process Science wurden auf ein Minimum reduziert. „Doch wir sind zuversichtlich, wenn die Corona-Krise in einigen Monaten überstanden sein wird, mit allen Funktionen wieder voll durchstarten zu können“, so von Lattorff.

Auch alle befragten Handelsunternehmen betonen, dass sie für den Schutz von Mitarbeitern und Kunden vorgesorgt haben. „Wir haben uns im Betrieb so eingerichtet, dass die Mitarbeiter von hier aus arbeiten können. Kundenbesuche von Vertriebsmitarbeitern finden derzeit aber nicht statt“, so Zeller. Andere haben weitgehend auf Home-Office-Betrieb umgestellt. „Als wir gesehen haben, dass sich die Lage zuspitzt, hat unsere IT-Abteilung alle Prozesse so aufgesetzt, dass sie die Mitarbeiter von zuhause erledigen können“, sagt Bartelt. Daher benötige man im Unternehmen selbst nur eine Rumpfmannschaft.

Die Laborspezialisten haben sich so eingerichtet, dass dringende Service-Arbeiten durchgeführt werden können: „Der Kunde muss uns aber sein OK geben, dass wir kommen können und Zugang zu den Geräten bekommen“, betont Bartelt. Bei vielen Projekten bestehe derzeit daher auch ein höherer Koordinationsaufwand.

March 23rd

Branchenreport zu Continuous Processing

In einem neu erschienenen Branchenreport von Watson Marlow werden Chancen und Herausforderungen kontinuierlicher Zellkulturprozesse in der Biopharma-Industrie beleuchtet.

Biopharmaka haben in den vergangenen Jahrzehnten einen beachtlichen Siegeszug angetreten und werden bei einer Vielzahl von Indikationen, darunter vielen chronischen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Stoffwechsel- und neurodegenerativen Erkrankungen, angewandt. Dadurch steigt der Druck auf Pharmaproduzenten, die komplexen und in aufwendigen biotechnologischen Prozessen hergestellten Wirkstoffe kostengünstiger zu produzieren.

Die Branche hat sich daher schon seit Jahren mit Fragen der Prozessintensivierung beschäftigt. Eine Technologie, die sich dabei bewährt hat, ist die Perfusionszellkultur (auch kontinuierliche Upstream-Kultur genannt). Dabei wird einem Bioreaktor kontinuierlich Zellkulturflüssigkeit entnommen und gleichzeitig frisches Medium zugeführt. Ein derartiger Prozess erzeugt, Experten zufolge, im Vergleich zum Fed-Batch-Prozess und anderen Batch-Verfahren einen höheren Ertrag mit besserer Konsistenz. Mit Vorteilen wie diesen, aber auch mit den damit verbundenen Herausforderungen, was die Einhaltung der regulatorischen Standards und der geforderten Produktqualität betrifft, setzt sich der neu erschienene, von der Watson-Marlow Fluid Technology Group herausgegebene Branchenreport „The Quest for Efficiency – Moving Towards Continuous Processing” auseinander.

Die Autoren (John Milne, Training Director am National Institute for Bioprocessing Research and Training; Jim Marjeram, Technology Director bei O'Hara Technologies; Chris Palmer, Tubing Product Manager bei Watson Marlow) diskutieren dabei das Wachstum im Bereich kontinuierliche Verarbeitung und seine Auswirkungen auf die pharmazeutische Produktion. Dabei werden die wirtschaftlichen Vorteile ebenso beleuchtet wie die Herausforderungen bei der Implementierung, die Integration verschiedener Prozesssysteme und das Erfüllen der gesetzlichen Anforderungen.

Der Report kann unter https://www.wmftg.com/continuous-processing-de kostenlos heruntergeladen werden

 

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