Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Chemiereport_2016-4

19 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.5 MÄRKTE & MANAGEMENT Bild: BASF CR: Sie sind Anfang des Jahres zum neuen Leiter der Subre- gion Zentraleuropa berufen worden. Wie ist eine solche Sub- region bei BASF organisiert? Im Grunde stellt die BASF-Organisation eine dreidimensionale Matrix dar. Zum einen gibt es das jeweilige Geschäft, also z. B. jenes mit Autoreparaturlacken, so wie ich es verantwortet habe. Zweitens gibt es Funktionen wie Controlling, Produktion, Human Resources oder IT, die von der Konzernzentrale in Ludwigshafen aus gesteuert werden. Und drittens gibt es die regionale Organi- sation. Bei BASF wird die Region EMEA in vier Sub-Regionen ein- geteilt: West-, Süd-, Zentral und „Emerging“ Europa (zu der der gesamte Bogen von Russland über den Nahen Osten bis Afrika gehört). Die Subregion Zentraleuropa, die ich leite, umfasst 17 Länder zwischen Polen und Griechenland. Griechenland und Zypern haben wir erst vor kurzem dazubekommen. In diesem Raum beschäftigt BASF rund 1.800 Mitarbeiter. CR: Wo liegen die vertrieblichen und produktionstechnischen Schwerpunkte in den von Ihnen betreuten Ländern? Es gibt eine Reihe von Produktionsstätten. Neben den österrei- chischen Werken für Bauchemie in Krieglach und Papierchemi- kalien in Pischelsdorf betreiben wir Bauchemie-Produktionen in Rumänien, Polen und Tschechien. In der Slowakei unterhal- ten wir ein Systemhaus für Polyurethane. Die größte ist aber die Produktion von Katalysatoren für die Automobilindustrie in Polen, die wir 2015 in Betrieb genommen und dadurch vie- len Menschen Arbeit gegeben haben. Derzeit beschäftigen wir in der Fabrik rund 400 Mitarbeiter. Wir bekommen dort Rohlinge aus Keramik angeliefert und beschichten diese mit Edelmetallen. Dieses Produkt wird wiederum an sogenannte Canner ausgelie- fert, die es für den Einbau in das Kraftfahrzeug endkonfektio- nieren. Auch vertrieblich stellt das Katalysator-Geschäft einen starken Schwerpunkt dar, weil es in Tschechien, der Slowakei, in Polen, aber auch in Österreich viele diesbezügliche Zulieferbe- triebe der Automobilindustrie gibt. In vielen Gebieten der Region wird intensiv Landwirtschaft betrieben, hier ist das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln bedeutend, vor allem für den Anbau von Getreide, Obst, Wein, Sonnenblumen oder Raps. Im heuri- gen Jahr steht dieses Geschäft stark unter Druck, weil die Getrei- depreise niedrig sind und die Wetterprobleme in der Region – keine Schneedecke im Winter, ein später Wintereinbruch, dazu noch Überflutungen – Teile der Ernte zerstört haben. Ein dritter vertrieblicher Schwerpunkt liegt im Kunststoff-Be- reich. Auch hier sind die Automobilindustrie und ihre Zulieferer wichtige Abnehmer, etwa wenn es um Materialien für Autositze oder Armaturenbretter geht. Neben diesen drei umsatzträchtigs- ten Geschäften spielen auch die Bauchemie, das Lackgeschäft, diverse Basischemikalien sowie die Angebote für die Branchen Papier, Nahrungsmittel, Tiernahrung, Wasch- und Reinigungs- mittel sowie Kosmetik eine Rolle. CR: Worin besteht Ihr Verantwortungsbereich als Leiter der Region Zentraleuropa? Gibt es zwischen Geschäfts- und Regi- onalverantwortlichen eine gemeinsame Umsatzverantwor- tung? Die Hauptverantwortung für den Umsatz liegt sicherlich beim jeweiligen Geschäft. Nichtsdestotrotz habe auch ich Umsatz- und Kostenziele. Mein Schwerpunkt liegt darin, regionale Unterstüt- zung dafür zu leisten, dass die operativen Einheiten ein nach- haltig profitables Geschäft betreiben können. Dazu gehören drei Aufgaben: Erstens bringen wir regionale Kenntnisse zu Kunden- struktur und Gepflogenheiten ein. Zweitens kümmern wir uns um Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter, damit lokal, regional und überregional sichergestellt ist, dass es ausreichend Führungsnachwuchs gibt. Auch wenn es manchmal Führungs- kräfte aus der Zentrale braucht, um Unternehmenskultur und Fachkompetenz in eine Region zu übertragen, besteht eine lokale Organisation bei BASF dennoch hauptsächlich aus Menschen aus dem jeweiligen Land. Die dritte Aufgabe würde ich mit dem Begriff „Advocacy“ über- schreiben, das kann man schlecht ins Deutsche übersetzen. Es geht darum, auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und auf das Image der chemischen Industrie einzuwirken, damit wir unser Geschäft nachhaltig betreiben können. Auch das muss man lokal machen. Viele rechtliche Vorgaben kommen zwar von der EU, müssen aber meist in nationales Recht umgesetzt wer- den. Leider werden die Anliegen der chemischen Industrie dabei oft zu wenig berücksichtigt, was zu einem hohen Grad an Über- regulierung geführt hat. CR: Sie haben das öffentliche Image der Chemiebranche ange- sprochen – das ist ja nach wie vor verbesserungsfähig. Welche Maßnahmen müsste man dazu setzen? Die Chemie hat nicht den Stellenwert, den sie haben sollte. Vie- len Menschen ist gar nicht bewusst, wie viel in ihrer unmittel- baren Umgebung von den Leistungen der Chemie abhängig ist: Egal ob man auf unser Essen, unsere Bekleidung oder unsere Mobiltelefone blickt – ohne Chemie wäre unser Lebensstil gar nicht denkbar. Es ist unsere Aufgabe, das ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Am besten geht das mit einfachen Beispie- len: Dämmstoffe verhindern an Gebäudefassaden, dass Energie verloren geht; Betonzusatzmittel helfen mit, einen Tunnel zu stabilisieren; Autolacke sind für das ästhetische Äußere eines Fahrzeugs verantwortlich; Autoreparaturlacke stellen dieses wieder her; Pflanzenschutzmittel erhöhen den Ertrag der bebau- ten Ackerfläche; Wasch- und Reinigungsmittel sind wesentlich effektiver geworden, ohne dass dabei die Umweltverträglichkeit gelitten hätte. Mit solchen Beispielen kann man den Menschen die Angst vor der chemischen Industrie nehmen und ihnen die positiven Beiträge vor Augen führen. Zur Person Harald Pflanzl (50) wurde in der Steiermark geboren und studierte in Leoben Metallurgie (damals noch unter dem Namen „Hüttenwesen“). Nach einem Projekt in Australien, bei dem es um die Raffination von Kupfer ging, begann er 1994 seine berufliche Karriere als Vertriebsin- genieur beim Feuerfest-Konzern RHI in Südamerika, für den er spä- ter ein Tochterunternehmen in Südafrika aufbaute. Ende 1998 ver- ließ er das Unternehmen und absolvierte eine MBA-Ausbildung in der Schweiz. Danach wurde er Geschäftsführer des Produktionsstand- orts der damaligen MBT Bauchemie in Krieglach, die 2002 zunächst von Degussa, 2006 dann von BASF gekauft wurde. Im BASF-Konzern übernahm Pflanzl die Bauchemie-Verantwortung für ausgewählte Länder in Europa. 2010 wechselte er nach Münster, um von hier aus das Autoreparatur- lack-Geschäft der BASF für die Region Europa, den Nahen Osten und Afrika (EMEA) zu leiten. Anfang 2016 übernahm Pflanzl die Leitung der Subregion Zentraleuropa mit Sitz in Wien. Gleichzeitig ist er, wie auch schon seine Vorgänger, Geschäftsführer von BASF Österreich.

Seitenübersicht