Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Chemiereport_2016-4

Interview „Interdisziplinarität zählt“ Wolfgang Kern, Leiter des Lehrstuhls für Chemie der Kunststoffe an der Montanuniversität Leoben und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Polymer Competence Centers Leoben (PCCL), im Gespräch mit Karl Zojer CR: 1970 wurde in Leoben die Studien- richtung Kunststofftechnik gegründet. Seither hat sich auf diesem Gebiet sehr viel getan. Kunststoffe haben sich in den letzten Jahrzehnten zu HIghtech-Materialien entwickelt, und vor allem die Integra- tion von spezifischen Funktionen ist ein spannendes und zukunftsträchtiges For- schungsfeld. Hierzu zählen beispielsweise Polymere mit elektrischer Leitfähigkeit oder Sensoreigenschaften, Kunststoffe, die unter dem Einfluss externer Stimuli wie Licht oder Wärme ihre Eigenschaften gezielt verändern, und auch Kunststoffe mit der Fähigkeit zur Selbstheilung von Rissen und Beschädigungen. Ebenso span- nend ist der Einsatz von neuen Polymer- werkstoffen im Bereich der Energiege- winnung und Energiespeicherung sowie im Bereich der Elektronik. Hier tragen Kunststoffe zur Lösung von wichtigen Fragen bei, z. B. Photovoltaik und Elek- tromobilität. Eine besondere Rolle spie- len Kunststoffe auch im Bereich Leicht- bau, und mit Carbonfaser-Compositen lassen sich im Flugzeug- und Fahrzeug- bau bedeutende Gewichtseinsparungen erzielen. Die moderne Werkstoffmecha- nik ermöglicht es, die mechanischen Eigenschaften von Kunststoffen und Com- positen zu simulieren und Bauteile funkti- onsgerecht zu optimieren, zudem können Vorhersagen für das Langzeitverhalten und die Lebensdauer von Kunststoffen unter extremen Belastungen gemacht werden. Auch im Bereich der Kunststoff- verarbeitung hat sich viel getan, hier möchte ich als Beispiel die generativen Fertigungstechniken („additive manufac- turing“) erwähnen. Eine wichtige Frage ist auch, inwieweit sich biobasierende Kunststoffe in den kommenden Jahren gegenüber den etablierten, auf petroche- mischen Ausgangsstoffen basierenden Kunststoffen durchsetzen können. CR: Die laufende Erweiterung der Kunststofftechnik in Lehre und For- schung ist in Fluss. Wie sehen Sie die Entwicklung? Mit insgesamt sechs Lehrstühlen im Department Kunststofftechnik der Mon- tanuniversität sind wir sehr breit aufge- stellt und können Forschung und Lehre durchgängig entlang der Wertschöpfungs- kette von Kunststoffprodukten durch- führen. Dies beginnt bei der Chemie der Kunststoffe, geht über die Verarbeitung von Thermoplast-Kunststoffen z.B. durch Spritzgießen, die Konstruktion und die Verarbeitung von Verbundwerkstoffen wie Carbonfaser-verstärkten Kunststof- fen, über die Werkstoffkunde und Physik von Polymeren bis zu den Anwendun- gen in der industriellen Praxis. Selbst- verständlich nehmen wir laufend neue Themen in das Ausbildungs- und For- schungsprogramm auf, um internationale Entwicklungstrends zu berücksichtigen und unseren Absolventen die bestmögli- che Ausbildung zu garantieren. Ein wich- tiger Aspekt ist die zunehmende Interna- tionalisierung, die sowohl die Ausbildung der Studierenden als auch die Forschung betrifft. Hier sind Forschungsprogramme mit internationalen Partnern ein zen- trales Element. Dadurch wird auch die Mobilität der Studierenden gefördert, und zahlreiche Masterarbeiten und Dissertationen werden mittlerweile in Kooperation mit ausländischen For- Zur Person Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kern, geboren 1963 in Linz, leitet seit 2008 den Lehrstuhl für Chemie der Kunststoffe an der Montanuni- versität Leoben und ist wissenschaftlicher Geschäftsführer des Polymer Competence Centers Leoben (PCCL). Kern ist Autor sowie Koautor von über 130 wissenschaftlichen Journal-Publikationen und hält mehrere Patente. Seine bevorzugten Forschungsge- biete sind die Photochemie von Polymeren und die Funktionalisierung von Oberflächen und Grenzflächen in der Polymertechnologie. 34 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.5 MÄRKTE & MANAGEMENT Bilder: Montanuniversität Leoben, iStockphoto.com/raeva High-Tech-Material: Kunststoff ist aus der modernen Industriegesellschaft nicht wegzudenken.

Seitenübersicht