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Chemiereport_2016-4

Forderten risikobasierten Ansatz bei Rohstoffbeschränkungen (v. l. n. r.): Klaus Schaubmayr (Geschäftsführer), Hubert Culik (Obmann) und Albert Keiler (Obmann-Stellvertreter) der Berufs- gruppe Lackindustrie im FCIO 2 015 konnten die 28 Betriebe der österreichischen Lack- und Anstrichmittelindustrie ein bescheidenes Umsatzwachstum von 1,4 Prozent erzielen und halten nun bei 421 Millionen Euro. Die traditionell exportorientierte Branche musste starke Einbrüche der Ausfuhrmengen nach Rumänien und Bulgarien und ein nach wie vor niedriges Niveau der Exporte nach Russ- land, die Ukraine und Weißrussland hinnehmen. Die Export nach Tschechien (+ 15 Prozent), Polen (+ 7 Prozent) und Deutsch- land (+ 3,5 Prozent) entwickelten sich dagegen erfreulich. Sorge bereitet den heimischen Lackherstellern ein Antrag Frankreichs bei der europäischen Chemikalienbehörde ECHA, das Weißpigment Titandioxid als kanzerogen einzustufen (siehe Kasten). Berufsgruppen- und FCIO-Obmann Hubert Culik strich die weitreichenden Konsequenzen hervor, die eine solche Ein- stufung mit sich brächte: „Es gibt zu Titanoxid keine Alternative. Uns würde das Weiß ausgehen.“ Ohnehin sei die Rohstoffbasis in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Regularien stark ein- geschränkt worden. Die Berufsgruppe Lack fordere demgegen- über einen Ansatz bei Verboten und Beschränkungen, der das tatsächlich bestehende Risiko ins Kalkül ziehe. Lehrberuf Lacktechniker erfolgreich etabliert Erfreuliches konnte Berufsgruppen-Geschäftsführer Klaus Schaubmayr zum Thema Ausbildung verkünden: Im Herbst 2015 startete der neue modulare Lehrberuf zum Lack- und Anstrichmitteltechniker. Dieser sei, so die Branchenvertreter, nicht nur für die chemische Industrie selbst, sondern auch für alle Branchen, in denen Beschichtungsprozesse eine Rolle spie- len, interessant. Nun gehe es darum, den neuen Lehrberuf unter Jugendlichen und Betrieben bekannt zu machen. Darüber hin- aus bemüht sich der Fachverband gemeinsam mit der FH Tech- nikum Wien um die Etablierung eines Bachelor-Studiengangs auf dem Gebiet der Oberflächentechnik. Österreichische Lackindustrie Sorge um wichtigstes Weißpigment Im Rahmen ihrer Jahrespressekonferenz berichteten Vertreter der heimischen Lackindustrie von den Herausforderungen, die die zunehmende regulatorische Beschränkung der Rohstoffbasis mit sich bringt. 26 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.5 MÄRKTE & MANAGEMENT Bild: Sarah-Maria Kölbl Titandioxid (TiO2 ) in der Kristallmodifikation des Rutils besitzt einen der höchsten Brechungsindices, den man in der Natur findet. Dispergiert man ein Pulver der Substanz in einem Lösungsmit- tel oder Trägermaterial, wird Licht daher effektiv zurückgestreut, sodass man eine gut deckende weiße Färbung erhält. Aus diesem Grund ist TiO2 das weitaus wichtigste Weißpigment für Lacke und Anstrichmittel, aber auch für die Einfärbung von Kunststoffen und bei der Herstellung von Papier. Am stärksten ist der Effekt bei einer Korngröße von 200 bis 300 Nanometer, in der Regel werden funktionalisierte Partikel verwendet, um unerwünschter Effekte durch Photokatalyse zu vermeiden. TiO2 wird gemeinhin als ungiftig angesehen. Bei Versuchen an Ratten, die hohen Konzentrationen an feinem TiO2 -Staub ausge- setzt waren, traten jedoch Krebserkrankungen des respiratori- schen Systems auf. Die französische Lebensmittel- und Umwelt- behörde ANSES hat daher jüngst vorgeschlagen, das Pigment als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ einzustufen. Im Rahmen einer öffentlichen Konsultation durch die Europäische Chemikalienbehörde ECHA wurde von mehreren Seiten darauf hin- gewiesen, dass in vielen Jahrzehnten des sicheren Gebrauchs von TiO2 keinerlei Berufskrankheiten bei exponierten Arbeitskräften aufgetreten seien. Zudem würden Ratten bei Experimenten, bei denen die Selbstreinigungskraft der Lunge getestet wird, beson- ders sensibel reagieren und die Ergebnisse daher schwer auf andere Spezies übertragbar sein. Warum Titandioxid so bedeutsam ist

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