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Chemiereport_2016-4

72 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.5 WISSENSCHAFT & FORSCHUNG Bild: Ille Gebeshuber F ür Ille Gebeshuber ist eine Gelse ein miniaturisiertes Wun- derwerk der Natur: Sie kann schmecken, riechen, hören, flie- gen, Blut pumpen und Töne produzieren – und das alles bei einer Größe von kaum zehn Millimetern. „Wenn wir mit unseren Technologien ein solches System bauen wollten, wäre es nicht so klein, würde aus ganz anderen Materialien bestehen und wäre viel teurer.“ Gebeshuber nimmt sich die Bauprinzipien der Bio- logie gerne zum Vorbild, um technische Ideen zu entwickeln – ein Ansatz, der heute unter dem Begriff „Bionik“ bekannt ist. Die Phy- sikerin leitet das Center of Excellence in Biomimetics an der TU Wien und war lange Zeit für das Tribologie-Kompetenzzentrum AC²T in Wiener Neustadt tätig. Am 14. Juni war sie zu einem Gast- vortrag an die dortige Fachhochschule eingeladen, um vor Stu- denten der Fachrichtung Mechatronik über bionische Ansätze zu referieren. Eine Fülle von Anregungen erhielt Gebeshuber bei einem sie- benjährigen Forschungsaufenthalt an der University Kebangsaan Malaysia in Kuala Lumpur. Das Klima dort ist tropisch, die Vegeta- tion üppig, auch wenn schon viel Regenwald der Abholzung zum Opfer gefallen ist. „Im Dschungel kommen Farne vor, die je nach Blickwinkel zwischen blauer und grüner Farbe wechseln“, erzählt Gebeshuber. Dabei handelt es sich um sogenannte irisierende Far- ben, die nicht von Pigmenten, sondern durch Strukturen im Nano- meterbereich verursacht werden. „Die Farne besitzen an ihrer Oberfläche 80 Nanometer dünne, durchsichtige Strukturen. Diese Strukturen bewirken Interferenzen, die verhindern, dass blaues Licht in die Pflanze vordringt“, so Gebeshuber. Dieses Phänomen hat einen handfesten biologischen Sinn: Die Farne leben im dich- ten Unterholz des Regenwalds, in das nur wenig Licht kommt. Sie haben daher sehr sensitve Photosynthese-Mechanismen entwi- Ille Gebeshuber holt sich Anregungen aus der Natur – im Bild eine Rafflesie mit Riesenblüte. Biologisches Wissen ermöglicht neue Technologien Wunderwerke aus Natur und Technik In immer stärkerem Ausmaß orientiert sich die technische Entwicklung an Vorbildern aus der Biologie, wie die Physikerin Ille Gebeshuber im Rahmen eines Vortrags an der FH Wiener Neustadt darlegte. Von Georg Sachs

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