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Chemiereport_2016-4

6 AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.5 MÄRKTE & MANAGEMENT Bild: iStockphoto.com/Enis Aksoy CO2 -Ziel Kritik von der Wirtschaft „Gelinde gesagt, sportlich“ nennt Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Indus- triellenvereinigung, das neue CO2 -Reduk- tionsziel für Österreich, das die EU-Kom- mission am 20. Juli vorschlug. Ihr zufolge sollen die Emissionen außerhalb der Emissionshandelssektoren (Energiewirt- schaft und energieintensive Industrie) im Zeitraum 2021 bis 2030 gegenüber den Werten von 2005 um 36 Prozent sinken. Koren zufolge besteht die Herausforde- rung einerseits im Bevölkerungswachs- tum und andererseits darin, „dass viele Maßnahmen bereits gesetzt wurden“. Überdies würden die ökonomisch stärks- ten und meist auch „energie- und kli- maeffizientesten Volkswirtschaften“ der EU übermäßig belastet. Für Staaten mit „großen Verbesserungspotenzialen“, aber schwächerer Wirtschaft sehe die Kom- mission dagegen erheblich weni- ger ambitionierte Redukti- onsziele vor. Bewältigen könne Österreich die künftigen klimapoliti- schen Herausforde- rungen nur mit „einer umfassend verstan- denen Innovation, die technologische wie auch soziale Ent- wicklungen umfasst“, betont Koren. Ähnlich argumentier t Stephan Schwarzer, der Leiter der Abteilung für Umwelt- und Ener- giepolitik der Wirtschaftskammer (WKÖ). Für ihn „trifft Österreich eine überzogene Reduktionsverpflichtung. Zudem ist die Spannweite zwischen den Mitgliedsstaa- ten zu groß, die innereuropäische Lasten- teilung spiegelt nicht die tatsächlichen Emissionsreduktionspotenziale wider“. Die EU-Kommission habe für die Festset- zung der Ziele „nicht die richtigen Krite- rien gewählt“. Statt im Wesentlichen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Mitgliedsstaaten abzustellen, sollte die EU-Kommission die Reduktionsziele nach den Emissionen pro Einheit des Brut- to-Inlandsprodukts (BIP) festlegen. Laut Schwarzer würde dies „die Gesamtkosten senken und gleichmäßiger verteilen“. Seitens des Umweltministeriums hieß es, die Verhandlungen über das Reduktions- ziel würden in den kommenden Monaten geführt. Mit einer endgültigen Entschei- dung sei „im Lauf des Jahres 2017“ zu rechnen. Kosten verdoppelt: Laut dem Cumulative Cost Assessment bezahlt die Chemieindustrie jährlich rund zehn Milliarden Euro für die Umsetzung regulatorischer Vorgaben. D ie regulatorischen Kosten für Euro- pas Chemieindustrie belaufen sich auf rund 9,5 Milliarden Euro pro Jahr, was rund zwei Prozent ihres Umsat- zes, zwölf Prozent ihrer Wertschöpfung und rund 30 Prozent ihrer Gewinne ent- spricht. Zu dieser Einschätzung kommt das britische Politikberatungsunterneh- men Technopolis Group in einem aktuel- len Bericht (Cumulative Cost Assessment, CCA) für die EU-Kommission. Technopolis holte dazu detaillierte Daten von 31 Unter- nehmen ein, validierte diese mittels einer Online-Umfrage unter weiteren 90 Fir- men und rechnete die so erzielten Resul- tate anschließend auf die gesamte Bran- che hoch. Zu diesem Zweck wurde der Gesamtumsatz des jeweiligen Subsektors der Chemieindustrie mit den gewichteten regulatorischen Kosten pro Umsatzein- heit, die bei den typischen Unternehmen des jeweiligen Subsektors anfallen, mul- tipliziert. Wie Technopolis einräumt, ist dieses Verfahren weniger exakt als statis- tische Methoden, lässt sich aber leichter durchführen und liefert eine zumindest einigermaßen tragfähige Grobeinschät- zung. Laut dem Bericht entfallen rund 33 Prozent der regulatorischen Kosten auf Vorschriften bezüglich Emissionen und industrieller Prozesse, weitere 29 Pro- zent auf spezielle Regelungen für die Chemieindustrie sowie 24 Prozent auf Arbeitssicherheit. Energiepolitische Vor- gaben fallen dagegen mit neun Prozent deutlich weniger ins Gewicht, ebenso Normen im Verkehrsbereich (drei Pro- zent) sowie produktspezifische Bestim- mungen (ein Prozent). Für die kommen- den Jahre rechnet die Technopolis Group zumindest mit einer gewissen Entlas- tung. Diese sollte sich daraus ergeben, dass Mitte 2018 die Umsetzung des Che- mikalienmanagementsystems REACH ihren Abschluss erreicht. Kosten verdoppelt Seitens des Branchenverbandes CEFIC verlautete, die regulatorischen Kosten hätten sich im Zeitraum 2004 bis 2014 nahezu verdoppelt. CEFIC-Generaldirek- tor Marco Mensink sprach von einem „klaren Bild: Europa muss sich auf seine Wettbewerbsfähigkeit konzentrieren. Die regulatorischen Kosten sind dabei ein wichtiger Faktor“. Von einer Entlas- tung in den kommenden Jahren kann ihm zufolge keine Rede sein. Im Gegen- teil dürfte sich die Lage der Branche durch die neuen klimapolitischen Ziele sowie die verstärkten Anstrengungen der EU-Kommission im Bereich Energieeffizi- enz weiter verschärfen. (kf) Die Studie ist verfügbar unter: ogy.de/CCA-EU-Chemical-Industry Bürokratie Regulierung kostet 36% sollen die CO2 Emissionen gegenüber dem Jahr 2005 sinken.

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