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Chemiereport_2016-4

AustrianLifeSciences chemiereport.at 2016.5 EDITORIAL D as „Internationale Forum Alpbach“ begibt sich heuer auf die Suche nach einer „Neuen Aufklärung“. Geschichte, so heißt es in der Selbstbe- schreibung der diesjährigen Ausgabe der traditionsreichen Veranstaltung, wende sich nicht von selbst zum Besseren, es brauche neugierige und enthusiastische Menschen, die der Skepsis und dem Zwei- fel der Gegenwart mutige Ideen und Tat- kraft entgegensetzen. Aufklärung wird hier also nicht als distanziertes Reflek- tieren oder skeptisches Grübeln, als ein Sich-Verlieren in akademischen Metho- dendiskussionen verstanden, sondern als Ermutigung zur Gestaltung auf der Grundlage einer sachlichen Analyse. Eine solche Haltung würde man sich freilich öfter wünschen, wenn es darum geht, ge- genwärtigen Herausforderungen zu be- gegnen – und allzu oft vermissen wir sie gerade in politisch brisanten Fragen. Einem aufklärerischen Impetus sind Ende Juni 110 Nobelpreisträger gefolgt und haben das ganze Gewicht ihrer Kom- petenz und das ganze Renommee der ihnen verliehenen Auszeichnung in die Waagschale geworfen, um einem ihnen wichtigen Anliegen Nachdruck zu verlei- hen: Sie schrieben einen offenen Brief, in dem sie die Anti-Gentechnik-Kampagne von Greenpeace scharf kritisierten. Sie warfen der Umweltorganisation vor, wie- derholt Fakten geleugnet und Risiken und Nutzen der Pflanzenbiotechnologie fehl- interpretiert zu haben. Wissenschaft und Regulationsbehörden seien wiederholt und konsistent zum Schluss gekommen, dass gentechnisch veränderte Nutzpflan- zen und daraus gewonnene Lebensmittel mindestens ebenso sicher seien wie sol- che aus anderen Formen der Produktion. Es gebe keinen einzigen bestätigten Fall, in dem die Gesundheit eines Menschen durch den Konsum eines gentechnisch veränderten Produkts Schaden genom- men hätte. Insbesondere ist den Nobelpreisträ- gern die Kampagne gegen den sogenann- ten „Goldenen Reis“ ein Dorn im Auge. Diese Reissorte wurde gentechnisch so verändert, dass sie größere Mengen an Beta-Carotin enthält, aus dem der menschliche Körper Vitamin A erzeu- gen kann. Nach Schätzungen der WHO leiden weltweit rund 250 Millionen, vor allem aus ärmeren Regionen stammende Menschen an Vitamin-A-Mangel, jährlich seien zwischen zwischen einer Million und zwei Millionen Todesfälle zu bekla- gen. Vor diesem Hintergrund stellt das Schreiben die Frage, wie viele Menschen sterben müssten, bevor man eine Kam- pagne, die auf Emotionen und Dogma beruhe und den Fakten widerspreche, ein Verbrechen gegen die „Menschlichkeit“ nennt. Greenpeace und andere Umwelt- und Tierschutz-aktivistische Plattformen sind Teil einer Diskussionsatmosphäre gewor- den, die von Erregung und Empörung anstatt von nüchterner Analyse geprägt ist; einer Atmosphäre, die den technisch handelnden Menschen dem Generalver- dacht der rücksichtslosen Gemeingefähr- dung aussetzt; einer Atmosphäre , in der sich (auch politische) Akteure aus Furcht, an den Pranger gestellt zu werden, in Deckung begeben, statt klar abgewogene Standpunkte zu vertreten. Die Nobelpreisträger haben hier dagegen- gehalten. Wer ihnen folgen will, aber kein Nobelpreisträger ist, kann das unter ogy.de/precisionagriculture tun. Aufklärung statt Aufregung „110 Nobelpreisträger haben Greenpeace in einem offenen Brief aufgefordert, seine Anti-Gentechnik-Kampagne einzustellen.“ Bild: Chemiereport Einen „aufgeklärten“ Sommer wünscht Ihnen Georg Sachs Chefredakteur

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