Archive - Nov 15, 2005

Datum

Die Ökobilanz der Kunststoffe

Das Wiener Forschungsinstitut <a href=http://www.gua.at>GUA</a> (Gesellschaft für umfassende Analysen) hat im Auftrag vom europäischen Kunststoffverband PlasticsEurope untersucht, wie sich der Einsatz von Kunststoffen auf den Energieverbrauch und die CO<small>2</small>-Emissionen auswirken. <% image name="Kunststoff" %><p> Dazu wurden die Kunststoffe zu 32 Produktgruppen zusammengefasst und nach jeweils sinnvollen Materialalternativen gefragt. Laut Studienleiter Harald Pilz sind dabei rund 20 % der Kunststoffanwendungen realistisch nicht mehr zu ersetzen bzw. durch Kunststoff überhaupt erst möglich gemacht. Der Rest findet sich hauptsächlich in Verpackungen, am Bau, in Autos und Elektrogeräten sowie in Haushaltswaren und in der Medizin. Als Alternativen würden sich etwa Metalle, Holz, Stein, Glas, Leder, Gummi oder Wellpappe eignen. Bei der Untersuchung wurde nicht nur der Energieaufwand für die Herstellung und Entsorgung der unterschiedlichen Produkte, sondern die Folgen des Warengebrauchs im gesamten Lebenszyklus eines Produktes herangezogen. Für Westeuropa ergibt sich dadurch folgendes Bild: Würde man Kunststoffe im maximal möglichen Ausmaß durch alternative Stoffe ersetzen, stiege der Energieaufwand um 26 %. Der jährliche Mehrverbrauch an Energie würde 1,02 Mrd GJ betragen - ein Energieäquivalent von 22 Mio t Rohöl. Damit einhergehend würde auch der CO<small>2</small>-Ausstoß um 56 % zunehmen - fast 1/3 jenes Beitrages zu den Kyoto-Zielen, zu dem sich Westeuropa verpflichtet hat. In der Herstellung selbst sind die Kunststoffe nicht immer die energieeffizientesten Materialien. Punkten können sie vor allem während ihres Einsatzes und durch gute Wiederverwertung. Das lässt sich etwa an Kühlschränken demonstrieren. Diese werden heute mit Polyurethan isoliert, als Alternative käme Mineralwolle in Frage. Letztere würde in der Herstellung zwar etwas weniger an Energie benötigen, um seine Funktion jedoch später auch gleichwertig erfüllen zu können, hätte ein Kühlschrank mit Mineralwolle in zehn Jahren Gebrauch etwa 1.000 kWh mehr Strom verbraucht und rund 500 kg CO<small>2</small> mehr emittiert. Ein typischer PKW mit 165 kg Kunststoffteilen verbrauchte übrigens über seine durchschnittliche Lebensdauer und Fahrleistung insgesamt 190 l Treibstoff mehr, würden jene Kunststoffteile, die theoretisch substituiert werden könnten (75 kg), aus Stahl, Glas, Aluminium oder anderem produziert. Dieser Ersatz würde das Auto um 36 kg schwerer machen. Die Ökobilanz der Kunststoffe

Unilever vergab Hygiene-Preis

Der von <a href=http://www.unilever.at>Unilever</a> gestiftete Hygiene-Preis ging an Ingeborg Hein für die Entwicklung einer rascheren Methode zur Keimzahlbestimmung eines Bakteriums sowie an Alexander Kirschner für eine neue Strategie zur Beurteilung fäkaler Kontaminationen in Gewässern. <% image name="Unilever_Logo" %><p> <table> <td width="110"></td><td> Das Bakterium S. aureus spielt als Erreger von Entzündungen der Milchdrüse von Rindern, Schafen und Ziegen eine Rolle. Die Überprüfung der Grenzwerte für das Vorhandensein dieser Bakterien in Lebensmitteln wie Milchprodukten erfordert die Zählung der Bakterien. Traditionelle Verfahren sind äußerst zeitaufwändig. </td> </table> Gemeinsam mit Forschern in Oslo hat <b>Ingeborg Hein</b> von der Veterinärmedizinuni Wien nun eine Alternativmethode basierend auf der Real-Time PCR angewendet. Hier werden die Keime direkt über ihre Erbinformation, die in Form der DNS vorliegt, aufgespürt und gezählt. Spezifische Abschnitte der DNS der Keime können im Reaktionsgefäß durch einen Anstieg der Fluoreszenz in der Probe sichtbar gemacht werden, der dann auf die Menge der Keime in der Probe schließen lässt. Im Vergleich zur traditionellen Methode wurden so sowohl mehr positive Proben identifiziert als auch höhere Keimzahlen festgestellt. <b>Alexander Kirschner</b> von der Medizinuni Wien stellte eine neue integrative Strategie vor, um die Aussagekraft von mikrobiologischen Fäkalindikatoren in von Vögeln beeinflussten Binnengewässern zu beurteilen. Anhand von Untersuchungen an Gewässern des Neusiedler Sees weist die Arbeit den Einfluss von Umweltfaktoren auf die Konzentration mikrobiologischer Fäkalindikatoren (E.coli, Enterokokken, Fäkalcoliforme). <table> <td width="110"></td><td> So wurden signifikante Zusammenhänge zwischen den Vogelzahlen, deren Kotproduktion und der Konzentration an Enterokokken gefunden, während die Konzentrationen an E.coli und Fäkalcoliformen keine verlässliche Aussage über die fäkale Kontamination zuließen. Die Aussagekraft der Fäkalindikatoren war dabei von einer Reihe zusätzlicher Umweltfaktoren wie Salinität, Trübe und Produktivität der Gewässer sowie vom Niederschlag abhängig. </td> </table> Unilever vergab Hygiene-Preis

Neue Ära in der Therapie der rheumatoiden Arthritis

Neue Studie: Der monoklonale Antikörper MabThera (Rituximab) von <a href=http://www.roche.com>Roche</a> erzielte bei bisher schwer behandelbaren Patienten mit rheumatoider Arthritis umfassende klinische Erfolge. Neue Ära in der Therapie der rheumatoiden Arthritis <% image name="MabThera" %><p> Die Daten belegen, dass MabThera - das bisher nur in der Onkologie zum Einsatz kam - schon nach einem einzigen Behandlungszyklus mit nur zwei Infusionen zu einer sechs Monate anhaltenden Verbesserung der Symptome führt. MabThera brachte beinahe dreimal so vielen Patienten Linderung wie die Verabreichung von Placebo. Derzeit gibt es für diese schwer behandelbaren Patienten, die rund 30 % aller mit der heute gängigen biologischen Therapie behandelten Fälle ausmachen, kaum andere therapeutische Optionen. Mit diesen Phase III-Ergebnissen eröffnet sich eine völlig neue Therapiemöglichkeit der rheumatoiden Arthritis, an der weltweit über 21 Mio Menschen leiden. Bisher konzentrierte sich die biologische Therapie darauf, die Wirkung von TNF - eines Moleküls des Immunsystems - zu blockieren. MabThera hingegen zielt als erstes Medikament auf spezifische Immunzellen ab - die so genannten B-Zellen. Diese spielen eine zentrale Rolle bei Entzündungsreaktionen, die zu den für die rheumatoide Arthritis typischen Schäden an den Knochen und Knorpeln der Gelenke führen. MabThera wird bereits zur Behandlung des Non-Hodgkin-Lymphoms, einer Form von Lymphdrüsenkrebs, eingesetzt und wurde in diesem Bereich in den letzten acht Jahren an über 730.000 Patienten weltweit verabreicht.

Mikro-Rapid-Prototyping in Wien

Österreichs höchstauflösender 3D-Drucker wurde von der TU Wien und der FH Wiener Neustadt in den Institutslaborräumen in der Wiener Favoritenstraße installiert und ist seit Oktober betriebsbereit. <% image name="3DDrucker_Zahnrad" %><p> Das hochpräzise System eröffnet der Forschungslandschaft und der Industrie neue Möglichkeiten zur Herstellung komplexer 3D-Minibauteile. Das Unikat wurde für 200.000 € in Deutschland gefertigt - es eignet sich zur Produktion günstiger Prototypen oder Kleinserien bis hin zu komplexen Bauteilen, die mit den gängigen Fertigungstechnologien nicht mehr realisierbar sind. Ein CAD-Modell wird dabei in Schichten zerlegt und aus diesen werden direkt die Daten zur flexiblen Prozesssteuerung ermittelt. Diese Daten steuern einen ultravioletten Laserstrahl in Bahnen über die Oberfläche eines flüssigen Polymers. Durch eine lokale Aushärtung können in einer Schicht beliebige Geometrien erzeugt werden. Durch die Vernetzung der einzelnen Schichten entsteht das Bauteil 1:1 als physisches Abbild des CAD-Modells. Bei einem Bauraum von 40x40x40mm kann das Gerät beliebige Geometrien mit einer Auflösung in der x-y-Ebene von bis zu 5 Mikrometer, was 5000 dpi entspricht, und 10 Mikrometer in der z-Ebene strukturieren. Das Gerät ist mit diesen Spezifikationen somit das höchstauflösende Stereolithographiegerät in Österreich. Derzeit laufen bereits drei aktuelle Projekte, die sich diese neuen Möglichkeiten zunutze machen. Während sich die FH Wiener Neustadt auf Anwendungen in Werkzeugbau und industrienahe Dienstleistungen konzentriert, nutzt die TU Wien die Anlage zur Entwicklung neuer Photopolymere mit gezielt einstellbaren optischen und biofunktionellen Eigenschaften. So sollen etwa gezielt optische Leiterbahnen in Platinen zur Versorgung optoelektronischer Bauelemente eingeschrieben werden. Für Anwendungen in der Zellbiologie besteht die Möglichkeit der Herstellung dreidimensional strukturierter Gerüste zur Untersuchung und Kultivierung von Zellkulturen. Mikro-Rapid-Prototyping in Wien

GEA Wiegand baut in der Slowakei

Die deutsche <a href=http://www.gea-wiegand.de>GEA Wiegand</a>, ein Unternehmen der GEA Group, wird bis Mitte 2007 eine schlüsselfertige Bioethanolanlage in der Slowakei errichten. Bei der Anlage handelt es sich um die Bioethanolanlage von Enviral in Leopoldov bei Bratislava. GEA Wiegand baut in der Slowakei <% image name="Bioethanolanlage_Suedzucker" %><p> Enviral, das eine Monopolstellung auf dem inländischen Markt anstrebt, engagiert sich seit Februar in Leopoldov. Das Unternehmen erhielt den Zuschlag für einen Sechs-Jahres-Vertrag mit dem ungarischen Slovnaft-Mutterkonzern MOL. Slovnaft wird das von Enviral produzierte Bioethanol vor allem zur Herstellung von ETBE (Ethyltertiärbutylether) verwenden. In der Anlage sollen täglich rund 300.000 l Bioethanol erzeugt werden, was einer Kapazität von 100.000 t/Jahr entspricht. Alleiniger Abnehmer des Bioethanols wird Slovnaft sein. Der Auftrag in der Höhe von 37 Mio € ist der größte in der Unternehmensgeschichte der GEA Wiegand.

Beiersdorf wertet Wien als CEE-Standort auf

Die Wiener <a href=http://www.beiersdorf.at>Beiersdorf CEE Holding</a> bekommt Zuwachs: Ab 2006 steuert sie auch die Beiersdorf-Aktivitäten in Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Mit den bisher betreuten Ländern ist Beiersdorf CEE dann für einen Markt von knapp 100 Mio Menschen verantwortlich. Bereits bisher war die Holding für die Aktivitäten in Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Serbien-Montenegro, Rumänien, Bulgarien, Mazedonien, Albanien und Moldawien verantwortlich. Die CEE Holding steigt damit zur umsatzmäßig fünftgrößten Einheit im Beiersdorf-Konzern auf. <% image name="Nivea" %><p> Derzeit erzielt die Holding 45 % ihres Umsatzes in Österreich. Dieser Anteil soll in den nächsten Jahren zu Gunsten der CEE-Länder auf rund 30 % sinken. Die Zahl der Mitarbeiter in der Holding wird von 370 auf mehr als 500 steigen. 2005 wird die CEE Holding - noch ohne die neuen Länder Ungarn, Tschechien und Slowakei - einen Umsatz von rund 175 Mio € erzielen. Der Löwenanteil davon entfällt mit rund zwei Dritteln auf die Marke Nivea - und hier vor allem auf Gesichtspflege, Deo und Haarpflege. Im Bereich Körperpflege hält Beiersdorf einen Marktanteil von mehr als 20 %. Der Konzern vertreibt außer Nivea noch Marken wie Labello, Atrix, Basis PH und 8x4. In den Balkanländern spielen Basisprodukte wie Seife eine größere Rolle als in den EU-Ländern. Generell hätten in dieser Region derzeit langfristige Konsumgüter wie Autos, Geschirrspüler oder Elektronik Vorrang vor Körperpflege-Produkten. Beiersdorf wertet Wien als CEE-Standort auf

Mykotoxine: Gift im Weizen

Pilzbefall von Getreide und Mais stellt eine der größten Herausforderungen für die heimische Landwirtschaft dar. Gemeinsame Anstrengungen von Bauern, Wissenschaft und öffentlicher Einrichtungen sind gefordert. Mykotoxine: Gift im Weizen <% image name="Aehre" %><p> Am 1. Juli 2006 wird es ernst. Dann schreibt eine EU-Verordnung einheitliche Grenzwerte für die Mykotoxinbelastung von Nahrungsmittel in Europa vor. Für viele Länder, auch für Österreich, sind solche Grenzwerte neu. Bisher galten Richtwerte, die sich an Vorgaben verschiedener Körperschaften orientierten. Ganz rund ist die Vorgabe der EU allerdings noch nicht. Wenn der Ernstfall eintritt und die Belastung mit Pizgiften zu hoch ist, weiß man noch nicht, wie darauf zu reagieren ist. Mykotoxine sind ein Jahrzehnte altes Problem, dem man erst nach und nach habhaft wird: Sekundäre Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die ein ganzes Feld kontaminieren können. Die aktuelle EU-Verordnung 856 – ein Zusatz zur Verordnung 466, die auch Grenzwerte anderer bekannter Mykotoxine wie Aflatoxin oder Ochratoxin in Lebensmitteln regelt – beschäftigt sich nur mit Giften der Fusarien-Pilze. Diese sind vor allem auf Mais und Weizen ein Problem. Die freigesetzten Toxine dienen dem Pilz dabei als Virulenzfaktoren, um sich auf der Wirtspflanze ausbreiten zu können. Und das kann zu massiven Ernteausfällen führen. Problematisch ist das akuttoxische Deoxynivalenol (DON) des Pilzes Fusarium graminearum, zu einem geringeren Anteil auch dessen Zearalenon (ZON), eine östrogen-aktive Substanz, die vor allem in der Schweinezucht, aber auch beim Menschen zu Problemen führen kann. Publikationen berichten von frühzeitigem Eintreten der Pubertät bei Kindern in Puerto Rico oder Ungarn, die hohe Dosen des Toxins über die Nahrung aufgenommen haben. Die Pilzbelastung in der Ernte hängt neben den klimatischen Bedingungen vor allem mit der landwirtschaftlichen Praxis zusammen. Hier ließe sich einiges verhindern, meint Christian Krumphuber von der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer. Insbesondere bei der Fruchtfolge von Weizen auf Mais ist eine Infektionskette über die Ernterückstände gegeben. Arbeitet der Bauer die Stoppel schlecht in den Boden ein, kann das Pflanzenmaterial nicht vollständig verrotten. So bleiben genug Sporen und keimfähiges Pilzmaterial zurück, um die nächste Saat zu infizieren. Winterweizen, der schon kurz darauf am selben Feld angebaut wird, ist dann schon im Fruchtstadium infiziert. Abhilfe kann der Anbau von Sorten mit geringerer Fusarien-Anfälligkeit schaffen. Und spezifischere Düngung sowie chemischer Pflanzenschutz, wobei das auf Tebucanozole basierende Folicur noch am wirksamsten ist. Mykotoxine beschäftigen schon länger die Forscher an der Wienere Boku, der TU Wien und dem IFA Tulln. Im Analytikzentrum Tulln ist aus der Entwicklung von Screening-Methoden und neuen Tests 2001 die Firma Biopure entstanden. In den Wiener Labors von TU und BOKU versucht man Licht in die Interaktion zwischen Pathogen, Gift und Wirtspflanze zu bringen. Ebenso geht es darum, die Biosynthese der Toxine zu erforschen und Gene zu finden, die Wirtspflanzen resistent machen könnten. Auch bei den Bauern selbst, weiß Krumphuber, hat sich in den letzten Jahren viel getan. Man ist sich des Problems bewusst und setzt auf vorbeugende Maßnahmen, soweit es die Wirtschaftlichkeit zulässt. Letztlich bekommen die Landwirte den Schaden meist selbst zu spüren. 90 % der heimischen Getreide-Ernte wird als Futtermittel verwendet. Ist dieses kontaminiert, gewinnen die Tiere langsamer oder gar nicht mehr an Gewicht und können bei hoher Toxinbelastung auch sterben. Beziffern lässt sich der jährliche Schaden schwer. Für Österreich gibt es hier keine Zahlen, eine Studie aus Deutschland errechnete vor einigen Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in DM. <b>Schwierige Testbedingungen.</b> Für die seit wenigen Jahren laufende Evaluierung der Landwirtschaftskammer über die tatsächliche Toxinbelastung untersuchen die Analytiklabors der AGES die Getreideproben. Natürlich könne nicht alles überprüft werden – „das würde zu lange dauern und wäre zu kostspielig“, sagt AGES-Analytiker Richard Öhlinger. „Aufgrund der weiteren erhobenen Daten zu Fruchtfolge, Sorten und Anbaubedingungen lässt sich aber abschätzen, wo genauer nachgeprüft werden muss.“ Jährlich werden etwa 100 Proben Futtermittel untersucht. Aufträge für Untersuchungen an Lebensmittel kommen vor allem von den Ländern, die bisher ihre eigenen Standards festgelegt haben. Ein herkömmlicher Test bei der AGES kostet 100 Euro. Das ist nicht so viel, nur „es steht ja nicht an jeder Ecke ein Labor“, sagt Krumphuber. Er würde gerne einen gut funktionierenden Schnelltest sehen, um viel und rasch prüfen zu können. Solche wurden in den letzten Jahren entwickelt und sind seit kurzem auf dem Markt. Der DON-Schnelltest von r-biopharm sieht aus und funktioniert wie ein Schwangerschaftstest – er beruht auf einem ELISA-System: Kommt es zu einer DON-Antikörper-Reaktion am Teststreifen, färbt sich dieser blau. Das größte Problem dieser Schnelltests ist die Probenentnahme. Öhlinger hält hier entgegen, dass diese Systeme sehr hohe Anforderungen an die Beschaffenheit der Proben stellen und schwer validierbar sind. Deoxynivalenol kommt in Nestern in den Getreidechargen vor. Wer nicht weiß, wonach er sucht, kann tadellose Proben ziehen und trotzdem kontaminiertes Material freigeben. Noch dazu müssten entsprechend viele Proben analysiert werden. Im Lagerhaus entscheidet dann oft das erfahrene Auge. Die entscheidende Frage ist, was passiert, wenn es dann knapp wird und zuviel DON die Chargen verunreinigt, wie es im verregneten Sommer des letzten Jahres der Fall war. Roland Grossgut, der für die AGES an der Erstellung der EU-Grenzwerte mitgearbeitet hat, hält fest, dass die Richtwerte für Futtermittel noch ausstehen. In Arbeit ist eine Empfehlung an die Kommission, worin die Werte im Vergleich zu den Lebensmitteln für die einzelnen Tierkategorien wesentlich höher angesetzt seien. Das heißt: Kontaminierte Chargen könnten also auf Futtermittel umgewidmet werden. Sind die Testwerte auch dafür zu hoch, muss das kontaminierte Getreide vernichtet werden. Ein Verschneiden von unkontaminierten mit verseuchtem Material ist mit der EU-Verordnung ausdrücklich untersagt. Unklar ist, ob und wie Bauern für ihren Verlust entschädigt werden. Eher gar nicht, sagt Öhlinger, „denn die Bauern können selber sehr viel für die Eindämmung des Problems tun“. Trotzdem stehen Öhlinger und Grossgut den neuen Grenzwerten durchaus positiv gegenüber. Das EU-Papier sei ein gelungener Kompromiss zwischen wirtschaftlicher Machbarkeit und den Anforderungen der Gesundheitspolitik.

Wiener IAM feiert 60-Jahr-Jubiläum

Die Geschichte des Instituts für Angewandte Mikrobiologie an der BOKU ist auch die Geschichte der Entwicklung moderner Biotechnologie in Österreich. Rückblick und Ausblick. Wiener IAM feiert 60-Jahr-Jubiläum <% image name="IAM4" %><p> <small> Hermann Katinger hält die Laudatio auf „sein“ Institut. </small> Ideen, Kooperationen, Netzwerke. Wenn das nicht funktioniert, dann eben noch einmal probieren. Und vor allem: Nicht jammern. So lauten die Ingredienzien für Erfolg, meint Hermann Katinger, der als Vorstand auf 60 Jahre Institut für angewandte Mikrobiologie (IAM) zurückblickt. Es ist "sein" Institut – eine der führenden Forschungseinrichtungen des Landes und Arbeitgeber von mehr als 100 Forschern. Das IAM: Gegründet in einer gemeinsamen Initiative von Wissenschaftlern und Industriellen in den Räumlichkeiten der Versuchsanstalt für das Gärungsgewerbe war von Anfang an "nie ein Elfenbeinturm". Es sollte den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg durch verwertbare Forschung unterstützen. Um 1960 spezialisierte man sich auf die Herstellung von Einzellerproteinen aus Erdöl, Parafin oder Molke. Am Beispiel der Enzymfermentation, holt Katinger aus, zeige sich der stete Versuch, "dem Mainstream davon zu laufen": Man entwickelte ein Verfahren, mit dem fermentativ eine Amylase als Backtriebmittel eingesetzt werden konnte. Es ging darum, die Melzereien als traditionelle Hersteller des Bäckerenzyms zu überholen. "1 m³ Fermenter lieferte soviel Ausbeute wie eine ganze Melzerei", erzählt Katinger. Verkauft hat sich die Idee nicht. Das IAM war seiner Zeit zu sehr voraus. Heute gibt es Melzereien schon lange nicht mehr: "Das Enzym können sie heute bei Novo Nordisk kaufen." Ein weiteres herausragendes Projekt führte 1975 zur ersten kontinuierlichen Zellkulturanlage für die Produktion von Interferon. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde es aus in Plastikflaschen gezogenen Zellkulturen gewonnen. Das neue Verfahren bedeutete einen Riesenschritt nach vorne und zeigte sich als wegweisend für die Produktion von Biopharmazeutika – auch wenn andere diesen Weg weiter beschritten haben. Das Modell der Pilotanlage steht heute in der Aula der Boku. Gereift ist über Jahrzehnte "ein beständig wachsender Pool an verfahrenstechnischem Know-how", mit dem man den Zugang zu biologischen Systemen immer besser in den Griff bekam. Gleichzeitig bemühte man sich um wirtschaftliche Adaptionen. Die daraus entstandenen Kooperationen liefen gut. Zu den Kunden zählten etwa die damaligen ÖMV und Hoechst, die letztlich das Überleben des IAM sicherten. Heute setzt sich das Budget freilich auch aus Mitteln der öffentlichen Hand zusammen, doch werde es immer schwieriger, bedauert Katinger, Mittel für Projekte aufzustellen. Er spart nicht mit Kritik an der Politik des Bildungsministeriums und hält fest, dass sich auch die Unternehmenskulturen nicht zu Gunsten des Instituts geändert hätten: "Es wird immer schwieriger für Konzepte und Projekte erfolgreich zu werben." Das Heute beschreibt Katinger provokant als "Flucht in virtuelle Kompetenzzentren" und skizziert damit nicht nur die Situation des eigenen Instituts. Virtuelle Kompetenzzentren: Gemeint sind unterfinanzierte Strukturen, "die sich als Förderer dort betätigen, wo andere vorhandenes Potential nicht nützen". Das IAM hat sich natürlich daran beteiligt, eine Reihe an Projekten gestartet und damit bereits Dutzende Dissertationen gesichert – erst jüngst mit der Einrichtung eines CD-Labors für Rezeptor-Biotechnologie. Einigkeit herrscht unter den Festgästen darüber, dass das Land eine Aufholjagd nötig hat, um international wieder ins Forschungsspitzenfeld vorzudringen. Dass diese nicht allein mit finanziellen Mitteln zu bestreiten sei, macht Forschungsrat Günther Bonn klar. Denn es werde bereits viel getan: "2001-2003 sind 80 Mio € nur für die Biotechnologie ausgegeben worden, seitdem weitere 50 Mio €." Für FWF-Präsident Georg Wick ist dabei das ,Wie’ der Fördervergabe entscheidend. Denn: "Das Translational Research Program etwa schüttet zwar 5 Mio € aus, beantragt werden aber 55 Mio €." Mit 7 Jahren Laufzeit seien zudem die Kompetenzzentren für die Biotechnologie zu kurz angelegt, meint Edeltraud Stiftinger vom ZIT Zentrum für Innovation und Technologie. Es brauche auch eine höhere Beteiligung der Industrie an der Finanzierung. Josef Gaß von Jungbunzlauer und Heinrich Scherfler von Sandoz halten wiederum dagegen, dass es kaum Anreizsysteme von der öffentlichen Hand gibt, um Forschungs-Standorte nach Österreich zu holen.

Gemeinsam stark im Kunststoff-Cluster

Der österreichische <a href=http://www.kunststoff-cluster.at>Kunststoff-Cluster</a> diskutierte auf seiner Jahrestagung die Strategien für den Standort Österreich. Resümee: Die Notwendigkeit, die Produktion zu verlagern, ist – nüchtern betrachtet – nicht gegeben. Das Erschließen neuer Märkte mit klar definierten Produkten ist dafür das Gebot der Stunde. <% image name="Schuh_RWTH" %><p> <small> Günther Schuh: "Fabriksverlagerung ist betriebswirtschaftlich sinnlos." © RWTH </small> Das oberösterreichische Kunststoff-Netzwerk ist längst ein länderübergreifendes geworden. Ein Cluster, den kein anderes Bundesland mehr kopieren oder streitig machen möchte. Wozu auch: 36 % der Kunststoff-Wertschöpfung kommen aus Oberösterreich, wie der oberösterreichische Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl betont: "Die gesamte Wertschöpfungskette – vom Rohstoff über den Maschinen- und Werkzeugbau bis hin zur Verarbeitung – findet hier ein kompaktes Ambiente, das eine überdurchschnittliche Innovationskraft fördert." Er wird nicht müde, den Cluster-Gedanken zu beschwören und erinnert: "Die Chinesen haben uns belächelt, als wir sehr große Kraftwerks- oder Umwelttechnik-Projekte mit unseren kleinen Unternehmenseinheiten übernehmen wollten. Erst als sie unsere funktionierenden Netzwerke erkannt hatten, nahmen sie uns ernst. Kurz: Erst als Cluster sind wir konkurrenzfähig." <table> <td width="110"></td><td> Mittlerweile gehören dem Kunststoff-Cluster 369 Unternehmen an. Eine sehr rege Zusammenarbeit mit den Niederösterreichern machen ihn zum größten Wirtschafts-Netzwerk Österreichs. Kein Wunder: Die Kunststoffbranche ist nach wie vor eine Wachstumsbranche – die Cluster-Mitglieder wachsen im Schnitt jährlich um 5,05 %. </td> </table> Freilich, gesättigte Wohlstandsmärkte wie in Westeuropa können bei einem maximalen Wachstum von 3-4 % keine so große Anziehungskraft mehr entwickeln wie die so genannten Emerging Countries. Und laut Günther Schuh vom Werkstoffmaschinenlabor an der RWTH Aachen werde bei der Produktionsverlagerung nach Osteuropa oder Fernost das vordergründige Kosteneinsparungsmotiv längst durch diese Wachstumschancen überlagert. Schuh relativiert das "Fabriks-Nomadentum": "Bis dato entsprach der Fabrikszyklus von 7-9 Jahren jener Zeit, nach der ein Produktionsbetrieb weiter Richtung Osten zog. Eingedenk zahlreicher Kosten für die Verlagerung – für den Bestandsaufbau, die Anlaufkosten, die Qualifikation, die Installation und den Transport sowie administrativen Aufwand – waren diese Verlagerungen aus betriebswirtschaftlicher Sicht eigentlich ein Unfug." "Denn obwohl der Lohnkostenvorteil zwischen Deutschland und Tschechien etwa rund 70 % beträgt, macht er insgesamt – da der Lohnkostenanteil an den Gesamtkosten verschwindend gering ist – bei einem modernen Produktionsbetrieb gerade einmal etwas über 4 % aus." Trotz hoher Wachstumsraten in den Emerging Countries werde aber der Arbeitskostenvorteil in diesen Ländern auf absehbare Zeit nicht schrumpfen. Und das bedeute letztlich, dass "nicht die Unternehmen durch die Niedriglohnländer bedroht sind, sondern der Arbeitsmarkt". Schuh spricht vom "goldenen Zeitalter der Finanzinvestoren, die sich nicht länger teurer Arbeitskraft bedienen müssen". Für eine Mittelstands-Company in einem Cluster würden sich daher 2 Devisen ergeben. Zum einen: "Wenn ich nicht genau weiß, warum ich erfolgreich bin, habe ich die Tendenz, mich vermehrt abzuschotten und bin nicht clusterfähig", sagt Schuh. Also braucht es eine eindeutige Positionierung. Zum anderen ist es im Investitionsgütermarkt fatal, das eigene Wettbewerbsverhalten der Preisspirale angleichen zu wollen: "Investitionsreichere Güter müssen tendenziell höhere Preise aufweisen. Jede Strategie in Richtung Kostenführerschaft in Westeuropa war denn bis dato auch zum Scheitern verurteilt." Vielmehr lebt die Idee der virtuellen Fabrik groß auf. Im Boom-Markt China wäre dagegen ein Ursache-Wirkungs-Know-how bei weitem nicht so hoch ausgeprägt wie bei uns: "Ein Werkzeugbau auf höchstem Niveau ist bei einer Nachahmer-Fabrikation auch nicht zu erwarten. Wir brauchen uns also nicht vor einem Bachelor-Niveau fürchten", meint der Professor und stellt klar, "dass jeder Abbau an Wertschöpfung durch Outsourcing in den letzten Jahren der falsche Weg war". Denn: Kompetenz entstehe durch kontinuierliche Anwendung; ist diese nicht mehr gegeben, gehen notgedrungen irgendwann die Ideen aus. <b>Technologie-Mix.</b> Die Herausforderung für die mittelständische Kunststoffbranche ist also, gemeinsam einen globalen Footprint zu erreichen und trotz extremem Preisdruck und rasanter Entwicklungszyklen erfolgreich zu sein. Mit welchen Innovationen etwa ein Hersteller von Spritzgieß-Maschinen dabei glänzen kann, weiß Hermann Plank zu berichten, der für die US-Company Gram Technology vermarktet. Modernste Technologien seien angesagt, Technologien wie Inmold-Labelling und Inmold-Painting, Hybrid-Spritzgießen, die Kombination des Spritzgießens mit weiteren Veredelungsprozessen und Funktionsintegrationen, Inmold-Assemblierung. Die von Gram Technology entwickelte "Spin Stack"-Technologie ermögliche etwa, eine Kavität durch Vierfach-Drehung mit 2 unterschiedlichen Materialien zu gießen und zusätzlichen Veredelungen wie dem Logo oder RFID-Funkchips zu versehen. "Das geht so weit, dass ein komplett assembliertes Handy aus der Spritzgussmaschine herauskommt", schwärmt Plank. Inmold-Painting könne dabei ganze Lackieranlagen eliminieren – und die können immerhin bis zu 65 % einer Fabrik ausmachen. Solche Maschinen würden derzeit in dritter Generation ausgeliefert und können fünf Verarbeitungsschritte kombinieren: Folieneinlage, Spritzgießen, Lackierung via Teleskoparm, UV-Aushärtung sowie die Entnahme. <b>Nachwuchspflege.</b> Und was sagt ein Praktiker zu alldem? Franz Konrad, Chef der Greiner Bio-One, bestätigt, dass die Kombination von Spritzguss und automatisiertem Assembling die Zauberformel ist. Nachsatz: "Bestes Hedging innerhalb der Euro-Dollar-Schwankung bleibt aber die globale Produktion." Greiner Bio-One ist die Nummer Zwei am Weltmarkt bei Blutentnahmesystemen. Das „Halten des Unterdrucks im Vakuum einer Kunststoff-Röhre anstelle eines Glas-Systems“ lautet das Erfolgsrezept des Unternehmens. Und es hält auch in China hohe Marktanteile, "obwohl wir 30 % teurer sind als die Konkurrenz". Greiner Bio-One pflegt bei seinen Blutabnahme-Systemen eine strategische Partnerschaft – die Nadeln des Systems werden vom japanischen Partner geliefert. Derzeit wird gemeinsam mit der universitären Grundlagenforschung am Drogennachweis mit Speichelproben geforscht. Für Konrad ist dabei klar: "Das Bottleneck der Zukunft sind die technischen Ingenieure, die es auszubilden gilt." <hr> <big><b> "Langfristige Innovationen zählen!" </b></big> <i>Nachgefragt bei Cluster-Manager Werner Pamminger: Der Kunststoff-Cluster hält derzeit bei knapp 370 Mitglieds-Unternehmen. Bei wie vielen Partnern wird er denn an die Grenzen stoßen?</i> 400 bis 450 Partner-Unternehmen sind eine realistische Größe für den Cluster. Allerdings will ich dessen Erfolg nicht an der Anzahl der Mitglieder messen. Was zählt, das ist die Kontakt-Intensität, der Vernetzungsgrad. <i>Lässt sich der auch messen?</i> Wir können nach sechs Jahren auf 70 Kooperationen mit 280 beteiligten Unternehmen zurückblicken, wovon 60 % KMUs waren. 2/3 der beteiligten Unternehmen waren Technologie-Companies. 5.000 Besucher waren bei 80 Veranstaltungen mit 420 – großteils ausländischen – Referenten. <% image name="Pamminger_Werner" %><p> <small> Werner Pamminger: "Den Auto-Cluster längst abgehängt." </small> <i>Der Kunststoff-Cluster kooperiert bereits erfolgreich mit der niederösterreichischen Technologie-Agentur ecoplus. Sind weitere länderübergreifende Partnerschaften angedacht?</i> Salzburg hat keine eigene Förderagentur wie Niederösterreich. Die wesentlichen Kunststoff-Unternehmen aus Salzburg sind aber dennoch längst in das Netzwerk integriert. Darüber hinaus kommen rund 30 Partner aus Bayern, die grenzüberschreitend mitmachen – insbesondere die Region Braunau orientiert sich vermehrt Richtung Süd-Bayern. Generell macht ein Radius von 2 Autostunden noch Sinn für einen Cluster. <i>Was macht den Kunststoff-Cluster so besonders stark? Ist er schon aktiver als die restlichen Cluster in Österreich?</i> Dass wir die gesamte Wertschöpfungskette abdecken können – vom Rohstoff über alle begleitenden Technologien über den Maschinen- und Werkzeugbau bis hin zum Recycling. Die Cluster im Medizinbereich oder den Auto-Cluster haben wir mittlerweile abgehängt – obwohl die früher starteten als wir. <i>Gibt es vergleichbare Cluster in Europa?</i> In Deutschland gibt es mit Lüdenscheid, Aachen und Franken ähnlich starke Kunststoff-Regionen. In Frankreich wäre Rhone-Alps zu erwähnen. Mit den meisten davon kooperieren wir auch. <hr> <big><b>Spritzguss-Evolutionen in Wiener Neustadt</b></big> Ewald Babka, Technopol-Manager in Wiener Neustadt, berichtet von einer unkomplizierten Zusammenarbeit mit dem oberösterreichischen Kunststoff-Cluster und ist stolz auf die Pulverspritzguss-Gruppe PIM. Niederösterreichs Kunststoff-Unternehmen haben die Zusammenarbeit mit dem oberösterreichischen Kunststoff-Cluster von Anfang an gesucht. Und das ist durchaus ungewöhnlich: Während die meisten Wirtschaftszweige kongruent zu ihrem angestammten Bundesland einen entsprechenden Cluster formieren, haben die Kunststoff-Companies von Beginn auf Größe gesetzt, aber den Lokalkolorit erhalten. Ewald Babka, Technopol-Manager in Wiener Neustadt, erinnert: „In Niederösterreich waren es zuallererst die Unternehmen selbst, nicht die Politik, die ein besseres Kennenlernen untereinander gefordert haben. Der Zusammenschluss ist hier aus einer sehr regionalen Idee heraus entstanden – federführend durch Battenfeld und Gabriel Chemie. Eine typische Bottom-up-Version eines Clusters also.“ Bei der ursprünglichen Sondierung für die Cluster-Partner waren auch die Wiener und Burgenländer Betriebe mit eingebunden. Letztere hatten jedoch insgesamt zuwenig Wirtschaftskraft, erstere erkannten zwar das Potenzial, konzentrierten sich jedoch lieber auf Biotech und IT. Heute sind die Niederösterreicher teil des größten Clusters in Österreichs, der im Süden auch noch „vage Bande zu den Kärntner Kunststoffbetrieben“ hält. „Generell“, so Babka, „müssen Informationsflüsse, Kooperationen und Veranstaltungen regional ablaufen, vor Ort passieren.“ Die Region Wiener Neustadt konzentriert sich heute primär auf die drei Forschungsfelder Oberflächentechnologie, Mikrosystemtechnik sowie medizinische Systemtechnik. Besonders stolz ist Babka auf das in der Region entwickelte Pulverspritzgussverfahren: "Dabei wird aus Kunststoff gemeinsam mit Metall oder Keramik ein Pulver-Binder-Compound, der in sehr komplexen Öfen vor allem zu medizintechnischen Werkzeugen entbindert und anschließend gesintert wird." Vor allem die Miniaturisierung und Funktionalisierung würden die großen Trends in der Oberflächentechnologie derzeit sein: "Einerseits werden Werkstoffe selbst permanent verkleinert, andererseits versucht man intensiv, auf molekularen Strukturen aufzubauen – beispielsweise ist in Schmierstoffen ein eigener Nanokosmos gegeben, den man wirtschaftlich verwerten kann." Betrachtet man die Branchen, deren Produkte in einem erheblichen Maße von der Funktion der Oberflächen beeinflusst werden, so kann man für Österreichs Wirtschaft jährlich 22 Mrd € an Produktionswert annehmen. Das Know-how in der Oberflächentechnologie haben die Wiener Neustädter in den beiden Kompetenzzentren ECHEM und AC²T angesiedelt. Das Kompetenzzentrum Integrated Microsystems Austria erweitert das Portfolio um die Anwendung der Mikrosystemtechnik. F&E-Einrichtungen, welche die umliegende Metall-, Keramik- und Kunststoffindustrie auf die Überholspur bringen sollen. Gemeinsam stark im Kunststoff-Cluster