Archive - Mär 8, 2008

Was molekulare Bildgebung zu leisten verspricht

Am Wiener Radiologenkongress (<a href=http://myESR.org>ECR</a>) werden die Entwicklungen der molekularen Bildgebung (MI) diskutiert. Die Forscher prophezeien in den nächsten Jahren bei der Therapie von Krebs und Atherosklerose sowie Zelltherapien Fortschritte. Das Aufspüren von Molekülen und Zellen, um eine Krankheit früh zu erkennen, oder zu bestimmen, wie Medikamente auf ein bestimmtes Organ wirken, wird möglich. Was molekulare Bildgebung zu leisten verspricht <table> <td width="120"></td><td><small> <b>Molekulare Bildgebung</b> ist die nichtinvasive Darstellung molekularer Stoffwechselwege in lebenden Organismen. Spezielle molecular probes werden zur Erkennung verschiedener Zielobjekte oder molekularer Wege entwickelt. Sie bestehen aus einem biologisch aktiven Element, das verbunden mit Kontrastmitteln, erlaubt, diese durch spezielle Abbildungsmethoden zu erkennen (fluoreszierend, MRT, Nuklearmedizin). Die Fähigkeit, sehr feine molekulare Veränderungen zu beobachten, eröffnet viele medizinische Anwendungsmöglichkeiten inklusive der Früherkennung und Therapie von Erkrankungen sowie auch für die pharmazeutische Grundlagenforschung. </small></td> </table> <table> <td><% image name="Olivier_Clement" %></td> <td align="right"> Die Spezialisten sagen voraus, dass auf MI basierende Krebsforschung sehr rasch voranschreitet und innerhalb der nächsten 5 Jahre das klinische Stadium erreicht werden kann. Zelltherapien in der regenerativen Medizin könnten ebenfalls bald verfügbar sein, da die klinischen Studien in der zellularen Bildgebung bereits von einem Team in Europa durchgeführt wurden. "Das könnte durchaus innerhalb der nächsten 3-4 Jahre erfolgen, speziell bei Diabetes mit transplantierten Pankreaszellen", sagt Olivier Clément, Radiologe des Hôpital européen Georges Pompidou in Paris, voraus. </td> </table><p> <small> Olivier Clément sieht Zelltherapien dank neuer Bildgebungsverfahren in naher Zukunft bereits in der klinischen Anwendung. © ESR/Harry Schiffer (2) </small> <b>Potenzial bei Atherosklerose.</b> Die MI-Forschung macht auch bei der Erkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen rasche Fortschritte, speziell bei der Beobachtung von atherosklerosen Plaques. "Bei einem Entzündungsprozess wie der Atherosklerose sind viele Zell- und molekulare Vorgänge in jeder Phase des Verlaufs involviert, von der frühen krankhaften Bildung von Fettablagerungen bis hin zur aufbruchgefährdeten Plaque", erklärt Emmanuelle Canet-Soulas von der Uni Lyon 1. Die Plaquemoleküle werden derzeit am besten mit 2 Substanzen, etwa einer Kombination aus MRT- oder Ultraschall-Kontrastmittel mit einem radioaktiven Tracer aufgespürt. <table> <td><% image name="Emanuelle_Canet_Soulas" %></td> <td align="right"> Die Entwicklung einer neuen MRT-Substanz ist jedoch ein langer Prozess. Dasselbe gilt für Substanzen für die Bildgebung via Ultraschall und Computertomographie. Optical Probes sind in der Molekularbiologie wohl bekannt, aber ihre in-vivo Anwendung und ihre Übertragung auf klinische Studien ist überaus komplex, sagte Canet-Soulas. Radioaktive Probes sind weiter fortgeschritten als alle anderen Methoden, aber nukleare Bildgebung liefert weniger morphologische Details. </td> </table><p> <small> Emmanuelle Canet-Soulas prophezeit rasche Fortschritte bei der MI-unterstützten Therapie von Arherosklerose. </small> Generell werden im vorklinischen Stadium hybride MI-Substanzen bevorzugt, die zumindest mit 2 Bildgebungstechniken dargestellt werden können. Für die klinischen Anwendungen muss hingegen auch die schnelle Weiterentwicklung in der Scanner-Technologie berücksichtigt werden. <b>Marker: Langer Weg vom Labor zum Markt.</b> MRT-, Jod- und Ultraschallkontrastmittel bieten für die molekulare Bildgebung ein großes Potential. "Aber in diesem Feld sind wir noch in der vorklinischen Stufe, weil diese potenziellen neuen Marker noch für die klinische Verwendung genehmigt werden müssen", sagt Canet-Soulas. Wie jedes andere Arzneimittel muss auch ein Marker alle klinischen Schritte durchlaufen, um die Genehmigung zu erhalten - ein Prozess, der in der Regel Jahre dauert. Allerdings kann bei MI-Markern selbst die Auswahl von Patientengruppen schwierig sein. "Für kardiovaskuläre Anwendungen kann ich mir die Genehmigung eines MI-Kontrastmittels nicht vor Ablauf von 5-10 Jahren vorstellen", so Canet-Soulas. MI werde jedenfalls eine Schlüsselrolle in der personalisierten Medizin und bei der Entdeckung von Arzneimitteln spielen, um die Lücke zwischen vorklinischer und klinischer Evaluierung potenzieller Substanzen zu schließen. Zwar werden MRT-Kontrastmittel als sehr sicher eingestuft, ob allerdings künftig derzeit noch unbekannte Auswirkungen mancher Kontrastmittel auf die Gesundheit auftreten werden, könne heute noch nicht zur Gänze ausgeschlossen werden.