Archive - Dez 19, 2012

2,2 Millionen Euro für die Kindergesundheit

Die erste Tranche der im Zuge des „Rahmen-Pharmavertrags“ zweckgewidmeten Mittel wird an 18 Projekte im Dienste der Kinder- und Jugendgesundheit vergeben. Vertreter von Pharma-Wirtschaft und Sozialversicherungsträgern präsentierten am 19. Dezember die geförderten Initiativen.

 

Die Vereinbarung, die unter dem Namen „Rahmen-Pharmavertrag“ bekannt geworden ist, ist ein kluger Abtausch zwischen üblicherweise als Gegenspieler auftretenden Institutionen. Vertreter von Arzneimittelindustrie und -handel haben sich 2008 erstmals mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger auf die freiwillige Gewährung eines Rabatts geeinigt – im Gegenzug verzichteten die Sozialversicherungen auf weitere „Maßnahmen zur Heilmittelkostendämpfung“, die zu Lasten von Industrie und Handel gehen würden. Über eine Verlängerung der Vereinbarung bis 2015 wurde im vergangenen Jahr lang und hart verhandelt, bis man sich auf einen Solidarbeitrag von insgesamt 82 Millionen Euro einigte, mit dem die Pharmawirtschaft die „Leistungsfähigkeit der sozialen Krankenversicherung“ unterstützen will.

Neu war dabei, dass man im Zuge der Verlängerung eine Zweckbindung von 6,75 Millionen Euro für Projekte vorgesehen hat, die für Maßnahmen im Rahmen gemeinsam definierter Gesundheitsziele investiert werden sollen. Zur Auswahl dieser Projekte wurde ein von Wirtschaft und  Hauptverband paritätisch besetztes „Gremium Gesundheitsziele“ gebildet, das nun aus 112 Einreichungen 18 Initiativen ausgewählt hat, denen die erste Tranche von 2,2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wird.

 

18 Projekte aus Forschung und Praxis

Das ist der Hintergrund, vor dem Akteure, die einander sonst eher als Kontrahenten am Verhandlungstisch begegnen, am 19. Dezember gemeinsam auf dem Podium einer Pressekonferenz saßen und die ausgewählten Projekte präsentierten. Die erste Ausschreibung stand dabei ganz unter dem Zeichen der Prävention von Erkrankungen – und diese beginnt am besten dort, wo sie am wirksamsten ist: bei Kindern und Jugendlichen. Österreich habe zwar ein vielgepriesenes Gesundheitssystem, beim Lebensstil von Kindern und Jungendlichen bestehe aber enormer Nachholbedarf, wie Pharmig-Präsident Robin Rumler und Peter McDonald, der stellvertretende Obmann der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft, unisono betonten. Europäische Spitzenpositionen bei Tabak- und Alkoholkonsum sowie Bewegungsarmut machen den Vertretern der Gesundheitswirtschaft dabei ebenso Sorgen wie die unter dem EU-Durchschnitt liegende Zahl von im Durchschnitt 60 Lebensjahren, die ein Österreicher in Gesundheit verbringt.

Fünf der geförderten Projekte rund um die Kindergesundheit kommen aus dem Bereich der Forschung. Andreas Windischbauer, Präsident der ARGE Pharmazeutika des Arzneimittel-Großhandels hob besonders Vorhaben zur epidemiologischen Erfassung des psychischen Gesundheitszustands von 11- bis 17-Jährigen, zur Gesundheitsfolgenabschätzung der Ganztagsschule und zur Erforschung der Belastung und Unterstützung von Kindern psychisch kranker Eltern hervor.

Christoph Klein, Generaldirektor-Stellevertreter im Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger stellte einige der 13 geförderten Projekte vor, die sich der Verbesserung der medizinischen Praxis widmen. Darunter waren die Erarbeitung eines Behandlungskatalogs für  Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie oder ein  Projekt mit dem Ziel,  ausgeprägte Autismussymptome durch frühe Intervention erheblich zu reduzieren. Ein weiteres Projekt erfasst die entwicklungsneurologischen Daten von Frühgeborenen, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurden. Ein zu etablierendes Register wird bundesweit ausgerollt und soll den erreichten Grad an Effektivität von Frühgeborenen-Programmen dokumentieren.