Archive - Okt 2005

Datum

October 4th

REACH nimmt Alternativen in die Pflicht

Eine breite Mehrheit im Umweltausschuss des EU-Parlaments hat sich dafür ausgesprochen, dass künftig verpflichtend die jeweils weniger gefährlichere Chemikalien-Variante eingesetzt wird. Die WKÖ läuft Sturm dagegen. <% image name="REACH" %><p> Die neue Chemikalienverordnung ist wieder einen Schritt wirklicher geworden: Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat sich dafür entschieden, dass gefährliche Substanzen künftig verpflichtend durch ungefährliche ersetzt werden müssen, wenn es eine weniger bedenkliche Alternative gibt. Als "durch die Bank enttäuschend" und "bar jeglicher ökonomischer und ökologischer Vernunft" beurteilt die WKÖ dieses Votum. "Der Umweltausschuss will das neue Chemikalienrecht zu einem bürokratischen Monster aufblasen. Das war ein Votum gegen den Wirtschaftsstandort Europa und gegen die Nachhaltigkeit", so Stephan Schwarzer, Leiter der WKÖ-Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik. Vor allem die mittelständische Wirtschaft hätte Schwierigkeiten, REACH in dieser Form umzusetzen. Zum Beispiel hatten sich die mitberatenden Parlamentsausschüsse für Industrie und Binnenmarkt für einen risikoorientierten Ansatz ausgesprochen, demzufolge für Stoffe von 1-10 t eine reduzierte Datenmenge für die Registrierung und Prüfung verlangt wird. Der Umweltausschuss entschied sich dagegen für ein aufwändiges Registrierungs- und Prüfverfahren auch für kleinere Stoffmengen. "Verpflichtende Stoffsicherheitsberichte schon ab 1 t würden unsere KMUs lahm legen. Die Abgeordneten des Umweltausschusses, die die Abänderungen beschlossen haben, verkennen offenbar die Tragweite ihrer Entscheidungen." Außerdem votierte eine Mehrheit dafür, dass Genehmigungen alle fünf Jahre zu erneuern sind, wobei die Chemikalien immer wieder ein- und dasselbe Verfahren durchlaufen müssen. Nicht schlüssig sei ferner, warum der Import von Fertigwaren in die EU erlaubt, deren Produktion in der EU aber verboten sein soll. "Das heißt, dass wir Produktionen verlieren werden. Asiens Schwellenländer werden es uns danken." Im November wird das EU-Parlament über die neue Verordnung abstimmen. REACH nimmt Alternativen in die Pflicht

Kontroverse um Aspartam

Die <a href=http://www.ramazzini.it>Ramazzini Foundation for Cancer Research</a> aus Bologna untersuchte in ihrer jüngsten Studie zum artifiziellen Zuckerersatz 1.800 Ratten. Ergebnis: Aspartam ist ein multipotenzielles Karzinogen. Aspartam-Hersteller weisen das als Scharlatanerie ab. Kontroverse um Aspartam <% image name="Maus" %><p> Erst im Juli hatte das Institut an weiblichen Ratten eine signifikant höhere Rate an Leukämie und Lymphomen attestiert. Und das bei Dosen, die sehr nahe an jene von Menschen, die zuckerfreie Getränke zu sich nehmen, herankommt. Die Aspartam-Hersteller wehren sich heftig gegen diese Ergebnisse. Sie stehe in Konflikt mit Hunderten positiven Studien, die eine Gefahrlosigkeit des Kunstzuckers beweise. Mehr noch: Sie stellen das Forschungsinstitut generell in Frage und werfen ihm kriminielles Handeln vor, da die Daten ohne vorherige Einsicht der Behörden veröffentlicht wurden. Aspartam (auch als E 951 bezeichnet) findet sich in rund 6.000 Lebensmitteln - bevorzugt in Getränken, aber auch in Joghurts, Kaugummis, Zeralien, Snacks, Süßigkeiten und Desserts. Der Stoff ist 200 Mal süßer als Zucker. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als 350 Mio Menschen regelmäßig Lebensmittel mit dem Süßstoff zu sich nehmen. Experten rechnen, dass mehr als 60 % aller Süßstoffe auf Aspartam entfallen. Laut European Food Safety Authority gibt es bisher keine gesundheitlichen Bedenken gegen Aspartam. <small> Aspartam besteht aus Aminosäuren und zerfällt in die Aminosäuren Phenylalanin und Asparaginsäure sowie Methanol. Vor Methanol warnen die Forscher. Seine giftige Wirkung beruht auf der in der Leber erfolgenden Oxidation zu Formaldehyd und später zu Ameisensäure. </small>

AMI: Globaler Melamin-Leader bis 2010

Joachim Grill, CEO der <a href=http://www.agrolinz.at>Agrolinz Melamin International</a>, beschreibt im Gespräch mit dem Chemie Report, den Weg in Richtung Weltmarktführer bei Melaminen, nennt die Cashcows der Zukunft und gibt sich für die Düngemittelsparte unbeeindruckt von der europäischen Agrarpolitik. AMI: Globaler Melamin-Leader bis 2010 <i>Die AMI hat mit dem Einstieg der IPIC aus den Vereinigten Arabischen Emiraten neben der OMV einen neuen Hälfteeigentümer bekommen. Was bedeutet das für die nächste Zukunft der AMI?</i> Der Einstieg der IPIC erfolgte für uns zu einem idealen Zeitpunkt, da sowohl bei Melamin als auch bei Düngemittel die globalen Expansionsbestrebungen aller Player voll im Gange ist. Sowohl die OMV als auch die IPIC verfolgen eine eher langfristige Beteiligungspolitik. Und eine solche Orientierung ist gerade in der Chemiebranche wichtig: Mit diesen beiden starken Partnern sind wir in der Lage, unsere ehrgeizigen Expansionspläne trotz sehr zyklischer Geschäftsverläufe zu erreichen. Bei Melamin haben wir uns das Ziel gesteckt, bis 2010 die weltweite Marktführerschaft zu verwirklichen. <% image name="Agrolinz_Grill" %><p> <i>Wie weit sind die Vorbereitungen für das Melamin-Werk in Abu Dhabi gediehen?</i> Wir sind derzeit in der Vorbereitungsphase, jetzt werden alle technischen Details und Rahmenbedingungen mit dem Projektteam abzuklären. Das Ziel, bis 2008 einen vierten Melaminproduktionsstandort errichtet zu haben ist aus heutiger Sicht absolut realistisch. <i>Welche Chancen bzw. Risken entstehen durch die Belieferung der „Dollar-Märkte“ für die AMI?</i> Als europäischer Produzent haben wir heute natürlich ein Wechselkursrisiko, das wir aber mit entsprechenden Kurssicherungsinstrumenten aktiv managen. Mittelfristig wird sich hier die Position der AMI durch das neue Melaminwerk Ab 2008 soll sich das aber fundamental ändern: Dann werden wir den Dollar-Markt vom neuen Werk in Abu Dhabi beliefern. <i>Welche Rolle kann künftig der chinesische Möbelmarkt für die AMI spielen?</i> Er wird eine sehr bedeutende Rolle spielen. China importiert Möbelrohstoffe aus Europa mit Wachstumsraten von 25 bis 30 Prozent jährlich. In den USA ist China am Möbelmarkt bereits Importeur Nr.1. Weltweit gesehen ist China bereits der führende Möbelexporteur. Damit verbunden geht auch ein hoher Melaminverbrauch einher. Dazu kommt, dass in China auch die Kapazitäten für Laminatbodenherstellung steigen, dies trägt ebenfalls zum Wachstum der Melaminnachfrage bei. Insgesamt ist also der chinesische Melaminverbrauchsmarkt für uns äußerst attraktiv. <i>Sind weitere Zukäufe für die Erreichung der weltweiten # 1 in Sachen Melaminerzeugung angedacht?</i> AMI ist heute neben der holländischen DSM bereits einer der globalen Marktführer im Melaminbereich. Und das sind wird deshalb geworden, weil wir uns frühzeitig Richtung Übersee orientiert haben. Vor allem die intensive Bearbeitung der asiatisch-pazifischen Märkte hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. Vor fünf Jahren lief der asiatische Raum im Melamin-Business unter ,ferner liefen’ – heute ist er das, was Westeuropa früher war. Es ist uns also gelungen, aktiv den Markt zu gestalten. Hinzu kommt, dass wird durch unsere eigene Melaminproduktions-Technologie Kostenführer ist. Und letztlich sind die Verfahren entscheidend: Momentan beobachten wir, dass unrentabel gewordene Technologien in Rumänien und den USA stillgelegt werden. Insbesondere auf Naphta basierende Verfahren sind deutlich teurer als unseres. Insgesamt ist der weltweite Melamin-Markt noch sehr stark fragmentiert, wobei es Konzentrationsbewegungen gibt. Eine Marktdominanz, bei der ein Player 50-70 % des Marktes abdecken würde, ist aber noch nicht absehbar. Ob und wann die AMI weiter zukauft, darf ich Ihnen erst dann berichten, wenn es so weit ist. <i>Eine weitere Expansion ist trotz dem bereits relativ hohen Verschuldungsgrad also kein Problem für die AMI? Was bedeuten die exorbitant hohen Ölpreise für die Expansionsbestrebungen?</i> Unsere Eigenkapitalstruktur ist immer noch sehr gut. Und noch einmal: Wir haben mit OMV und IPIC Langfrist-Investoren, denen nicht gleich die Luft ausgeht. Die Finanzierung wäre also kein Problem. Und zyklische Ölpreise hat ein Unternehmen wie die AMI schon länger gelernt, hinzunehmen. Eine Zeitlang ist der Ölpreis teuer, dann wird es wieder Richtung 40 $/Fass gehen. Unsere Expansion wird durch hohe Ölpreise sogar schneller vorangetrieben: Denn durch die neuen Standorte in Piesteritz und Ruwais haben wir Zugang zu günstigen Rohstoffen und Energien, den der Mitbewerb nicht hat. In Österreich bedrohen uns dagegen die massiven Ökosteuern und hohe Gaspreise – wir sind immerhin der größte Erdgasabnehmer Österreichs. Dies bringt uns im internationalen Wettbewerb große Nachteile und ist mit ein Grund, weshalb wir unsere Expansionsstrategie im Ausland forcieren. <i>Aber die hohen Ölpreise könnten doch vor allem in China für eine entsprechende Bremswirkung sorgen?</i> Die Bremswirkung des Erdöls wird für Asien deutlich überschätzt. In China drängt der Low Income-Bereich in Richtung Mittelstand. Da ist völlig klar, dass ein überhitztes Wachstum eintreten muss, welches früher oder später an die Grenzen der Infrastruktur stößt. Infrastruktur, wie sie eben auch Raffinerien darstellen. Werden diese Raffinerien neben den Straßen, Kraftwerken und vielem mehr aber einmal fertig sein, geht auch der Ölpreis wieder auf Talfahrt. Das kann uns nicht nervös machen. <i>Wie sieht die Vision für den Forschungsstandort Linz aus Sicht der AMI aus?</i> Generell ist Linz unser einziger Standort mit Vollintegration – hier werden also sowohl Melamin als auch Düngemittel erzeugt. Das schafft eine exzellente Kostenstruktur. Linz ist und bleibt auch das Zentrum der Forschung der AMI-Gruppe. Dabei spielt die Grundlagenforschung für Harz- und Compoundentwicklungen sowie die Verfahrensentwicklung zur Herstellung dieser Produkte und deren anwendungstechnischer Optimierung eine wesentliche Rolle. Daneben betreiben wird auch ein umfangreiches F&E-Netzwerk mit europäischen Forschungsinstituten und Universitäten. Bereits heute erfolgt unsere Forschung zu 60 Prozent mit Drittfirmen. Für diese Auftragsforschung geben wir jährlich 6-7 Mio € aus. Das Forschungszentrum wird entsprechend der Produktentwicklung und Markteinführung neuer Produkte kontinuierlich ausgebaut werden. <i>Welche Innovationen darf man sich aus den bestehenden Forschungs-Kooperationen in absehbarer Zeit erhoffen?</i> Zu nennen ist allen voran HIPERCARE – ein antibakterielles Additiv für die klassische Holz- und Laminatverarbeitung, was keimfreie Ausstattungen ermöglicht. Mit unserem Partner Resopal können wir damit ein Markvolumen von 400 Jahrestonnen adressieren – bei derzeit 104.000 €/t ein sehr interessantes Geschäft. Eine ebenso exzellente Nische sind brandsichere Flugzeugsitze, wo unsere Melaminfaser zum Einsatz kommen – hier machen wir gerade BASF den Markt streitig. Hinzu kommen Spritzguss-Composites sowie extrusionsfähige Harze (HIPERWOOD). Eine Mischung aus Harz und Naturfaser sorgt etwa für extrem resistente Gehäuse von Spielautomaten. Andere wiederum bieten eine hohe Hitzebeständigkeit, wie sie bei Brems- und Kupplungsbelägen benötigt werden. Diese Innovationen sind auch bereits in mehreren Pilotprojekten im Einsatz. <% image name="AMI_Anlage" %><p> <i>Werden dabei noch engere Partnerschaften mit den Hauptabnehmern angestrebt?</i> Auf jeden Fall. Schon allein deshalb, weil bei diesen Performance Products eine sehr genaue Anpassung von Produkteigenschaften an die Wünsche und Anforderungen der Kunden stattfinden muss. Derzeit werden für die Extrusion von Holzcompounds und Spritzgussmassen intensive Partnerschaften aufgebaut. Im Bereich des Formpressens sind bereits fruchtbare Partnerschaften etabliert. Insgesamt geht es uns darum, weg vom Commodity-Lieferanten hin zum Werkstoffhersteller zu meistern. Das kann nur gemeinsam mit den Abnehmern gelingen. <i>Was erhoffen Sie sich vom Rollout der AdBlue-Treibstoffe in allen OMV-Märkten?</i> Ad Blue wird hier für die OMV exklusiv am Standort Linz produziert. Der Rollout der Ad Blue-Treibstoffe in allen OMV-Märkten bringt mittelfristig für die AMI natürlich einen zusätzlichen neuen Absatzmarkt für Harnstoff aus Linz. <i>Wie werden künftig die Hauptabsatz-Märkte – für Melamin, für Harze, für Düngemittel – aus Sicht der AMI aussehen?</i> Bei Melamin liegt der Hauptwachstumsmarkt eindeutig in Asien, attraktiv stellt sich auch der amerikanische Kontinent dar. Europa stagniert beim Melaminverbrauch auf hohem Niveau. Bei Harzen hat die AMI eine besondere Voraussetzung durch die Spezialitäten im Pulverharzbereich. Hier ist vor allem in der Autozulieferindustrie ein starkes Wachstum zu erwarten. Wir gehen hier vorrangig in technologisch hochwertige Anwendungen. <i>Wie kann die AMI von der EU-Osterweiterung profitieren? Stellt der Agrarsektor der neuen Länder einen lukrativen Düngemittel-Markt dar? Und wie bedrohlich sind die WTO-Entscheide bezüglich Zucker?</i> Seit dem EU-Beitritt gibt es für diese Länder auch EU-Förderungen, die zu steigenden Einkommen in der Landwirtschaft führen. Wir haben bereits frühzeitig in die Märkte Osteuropas mit der Gründung eigener Vertriebssysteme investiert und sind heute in Südosteuropa einer der führenden Marktteilnehmer. Dazu werden gerade weitere Expansionsschritte in Rumänien und Serbien unternommen. Die Donau als günstiger Transportweg spielt bei der Umsetzung dieser Strategie ein große Rolle – eigene Lager wurden bereits in Ungarn und der Slowakei errichtet. Der Düngemittel-Verbrauch ist in Österreich und Süddeutschland konstant. Nur in Holland, Skandinavien oder den Benelux-Ländern fällt er dramatisch, weil er über längere Zeit hinweg bereits sehr hoch gewesen ist. Österreichs Bauern haben über längere Zeit eher schlechte Getreidequalität produziert, weil manche Böden überdüngt wurden, für andere Böden dagegen zuwenig Dünger verwendet wurde. Heute können wir eine feldgenaue Düngung mit entsprechenden Proben ermöglichen und garantieren so konstant hochwertige Ernten. Die europäische Agrarpolitik beeindruckt uns jedenfalls wenig. <i>Mit welchen Auswirkungen rechnen Sie durch die REACH-Bestimmungen?</i> Insgesamt sind auf Grund unserer breiten Produktpalette im Dünger-, Melamin- und Harzbereich hier in jedem Fall finanzielle Mehrbelastungen für die AMI zu erwarten. Die Handhabung der REACH-Bestimmungen ist im Detail jedoch noch nicht klar absehbar. Wir erwarten uns auf jeden Fall eine laufende Adaptierung entsprechend den realen Gegebenheiten der chemischen Industrie. Die Umsetzung der Phantasien einzelner EU-Bürokraten würde dagegen lediglich Arbeitsplätze gefährden. <small> Agrolinz Melamin International veredelt Erdgas zu hochwertigen Rohstoffen für Landwirtschaft und Industrie. Hauptprodukte sind Melamin und Pflanzennährstoffe. Im Geschäftsbereich Melamin ist AMI Marktführer in Europa und weltweit Nummer zwei und nimmt im Bereich Pflanzennährstoffe im Donauraum eine führende Position ein. In der AMI-Gruppe erwirtschaften rund 1.000 Mitarbeiter einen Umsatz von 394 Mio €. </small>

Donau Chemie schmiedet am CEE-Netz

Die Vertriebsschiene der Donau Chemie – die Donauchem – führt die bereits 1994 eingeleitete Expansion fort. Seit heuer ist die Donauchem mit eigenen Gesellschaften neben Österreich, Italien, Polen, der Slowakei und Ungarn auch in Tschechien vertreten. Die Donau Chemie macht bewegte Zeiten durch. Während einerseits das Hochwasser im Westen Österreichs das Werk in Landeck schwer in Mitleidenschaft gezogen hat, geht andererseits die Expansion der Handelsaktivitäten unter dem Dach der Donauchem zügig weiter. <% image name="Palette" %><p> „Wir haben im Vorjahr in Tschechien zugekauft – die Übernahme der dortigen Urseta ist mittlerweile abgeschlossen – und verschmelzen nun deren slowakische Tochtergesellschaft mit unserer Einheit in der Slowakei. An der weiteren Expansion arbeiten wir derzeit“, sagt Donauchem-Chefin Barbara Schenk. Soll heißen: Weitere Zukäufe, beginnend in Rumänien und Bulgarien. Und zwar dann, wenn sich ideale Partner gefunden hätten. Als Faustregel gelte momentan: 15 % des Chemiebedarfs in Westeuropa wandert Richtung Osten. „Entsprechend finden wir in Osteuropa jährliche Wachstumsraten von fünf bis sieben Prozent. Und eben daran wollen wir verstärkt partizipieren.“ Wenn auch nicht an Größenordnungen einer Brenntag zu denken sei, so soll doch mittelfristig ein Vertriebsnetz für den gesamten Donauraum entstehen, „wobei wir in den meisten Ländern eine starke Marktposition einnehmen können“. Das Distributionsnetzwerk soll dabei das gesamte Leistungsspektrum umfassen: „Als Vollsortimenter mit rund 3.000 Artikeln im Programm wollen wir an all unseren Standorten für Komplettlösungen sorgen. Wir bieten einen umfassenden Service für Problemlösungen – das betrifft auch das Mischen und Mixen, individuelle Abfüllung, die Lagerung und die Entsorgung sowie die Unterstützung im legistischen Bereich.“ Das vorrangige Asset der Donauchem sei Markt- und Produktwissen sowie Anwendungskenntnis : „Außendienstmitarbeiter werden daher bei uns vermehrt zu Spezialisten.“ Neben den eigenen Standorten ist die Donauchem auch noch Gesellschafter des Penta-Vertriebsnetzes und damit Teil des drittgrößten Chemieverteilers in Europa. Aktuell hält die Donauchem bei insgesamt 16 Standorten – neben vier in Österreich fünf in Polen, drei in Tschechien, einer in Ungarn sowie drei in der Slowakei. Größtes organisches Wachstum könne derzeit in Polen realisiert werden. Die gesamte Gruppe betreut rund 7.000 Kunden. Derzeit baut die Donauchem ein neues Distributionscenter – es soll eines der modernsten in Europa werden – im niederösterreichischen Pischelsdorf. 2007 soll es den ursprünglichen Stammsitz der Donauchem in Wien-Liesing ersetzen. Unmittelbar an der Donau wird die Donauchem dann dort auch die gesamte Kleinabfüllung im Bereich Lohnabfüllung abwickeln. Besondere Zukunftsperspektiven sieht Schenk vor allem in den Bereichen Lebensmittel, Pharma und Körperpflege, der Wasserbehandlung, Beschichtung, Kunststoff sowie bei der Oberflächentechnik. Wachstum ist in den nächsten Jahren vor allem mit Spezialitäten und dem dafür notwendigen Know-how im expandierenden Vertriebsnetz geplant – derzeit erzielt die Donauchem rund die Hälfte des Umsatzes in diesem Bereich. Insgesamt stammen rund ein Viertel der von der Donauchem gehandelten Produkte aus der Produktion der Donau Chemie, der Rest wird zugekauft. Eingedenk extremer Volatilitäten bei den Rohstoffen komme es im Chemie-Handel aktuell zu enormen Kalkulationsproblemen. Hinzu kommen Befürchtungen bezüglich REACH und der Biozid-Regelung: „Die Biozid-Regelung ist derzeit noch besonders problematisch, weil die Zulassungskosten etwa in Österreich und der Slowakei unterschiedlich sind. Für REACH in der ursprünglichen Fassung haben wir rund sieben Millionen Euro an Kosten errechnet. Hier hoffen wir natürlich noch auf praktikablere – und nicht zuletzt ökonomischere – Ansätze.“ Die wichtigsten Produkte der Donauchem: &#8226; Grundchemikalien: Säuren und Laugen, Lösungsmittel, Salze. &#8226; Lebensmittel/Pharma: Zitronensäure, Vitamin C, Phosphate, Konservierungsmittel und Tenside. &#8226; Oberflächentechnik: Beizmittel, Entlacker, Entschäumer, Galvanikprodukte. &#8226; Druckindustrie: Offsethilfsmittel und Siebdruckchemikalien. &#8226; Kühlgase zur Kälteerzeugung. &#8226; Chlorprodukte, pH-Regulatoren und Aktivkohle zur Wasseraufbereitung. <small> Die Donau Chemie produziert Schwefelsäure und reaktiviert Aktivkohle in Pischelsdorf, im Kärntner Brückl werden Elektrolyse-Produkte (Natronlauge, Chlor, Salzsäure, Natriumhypochlorit und Ätznatron-Schuppen) hergestellt. Die Tiroler Produktion von Kalziumkarbid für die Gas- und Stahlindustrie in Landeck wurde nach dem Hochwasserunglück eingestellt. Die Düngemittelsparte hat die Donau Chemie heuer an die französische Roullier verkauft. Das sichere die Zukunft für diese Aktivität und für den Standort Pischelsdorf. Die Chemie-Sparte wurde durch den Bau einer 15.000 t Polyaluminiumchloridanlage (für die Wassertechnik und die Papierindustrie) im Werk Brückl und eine 5 MW-Dampfturbine zur Verstromung des Abfalldampfes ihrer Schwefelsäureanlagen verstärkt. Insgesamt beschäftigt die Donau Chemie-Gruppe 650 Mitarbeiter und setzte im letzten Jahr 160 Mio € um. Vor allem die Commodities aus Pischelsdorf und Brückl würden derzeit sehr gut laufen. Durch die Ansiedlung der Agrana würde zudem der Standort Pischelsdorf enorm belebt, was zu Synergien führe. </small> Donau Chemie schmiedet am CEE-Netz

Forschen in Österreich: „Man darf nicht jammern.“

Hermann Katinger muss es wissen. Der 64-jährige Biotechnologe und Vorstand des <a href=http://www.boku.ac.at/IAM>Institut für angewandte Mikrobiologie</a> an der Wiener BOKU hat Hunderte Karrieren verfolgt und mit dem Biopharmazeutika-Hersteller Polymun selbst eine Firma gegründet. Der Chemie Report sprach mit ihm über die Schwierigkeiten, sich mit Forschung selbständig zu machen. <% image name="Katinger" %><p> <small> Hermann Katinger: „Stundenaufzeichnung ist wichtiger als Fachprüfung geworden.“ </small> <i>Sie kommen eben aus Montreal zurück. Das trifft sich gut, weil es in diesem Gespräch um Unternehmensgründungen gehen soll. Wussten Sie, dass in Kanada dafür ganze 3 Tage und 5 Amtsgänge nötig sind, während es hier 9 Amtsgänge und 29 Tage sind?</i> Die Unternehmensgründung per se ist auch in Österreich kein Problem. Eine GmbH ist schnell gegründet, Sie brauchen nur das Geld dazu. Die Bewilligung von Speziallabors, die Sicherheitsstufen, die eingehalten werden müssen, ebenso die Umweltauflagen können schon zu massiven Problemen auswachsen, aber das betrifft nicht die eigentliche Gründung. Kanada und insbesondere die Provinz Quebec hat besondere Förderungen für Firmengründungen. Wenn Sie dort ein Forschungsunternehmen aufziehen, dann wird Ihnen für die ersten paar Jahre 50 % aller Ausgaben refundiert – und das ohne viel Bürokratie! Natürlich gibt es bei uns auch Förderungen, nur ist der Anlauf ziemlich kompliziert. <i>Das ist einer der Punkte, die der Rat für Forschung und Technologieentwicklung ins Auge gefasst hat, um der Branche unter die Arme zu greifen. Man will Förderungen übersichtlicher machen. Wie stellt sich die Situation, denn jetzt dar?</i> Uns steht gerade die Feier zum 60jährigen Jubiläum des Instituts ins Haus. Da ist man gezwungen, längere Zeiträume ins Auge zufassen. Dabei fällt eines auf – und das ist das unglaubliche Ausufern der Bürokratie. Dazu brauche ich keine 60, da genügen mir bereits die letzten 20 Jahre. Offensichtlich geht es darum, ein Controlling auszuüben, um irgendwelche Korruptionen aufzudecken. Weiß Gott, welche Gespenster man hier jagt! Das sieht man auch an den Forschungsfördergesellschaften. Dort sind kaum Naturwissenschaftler angestellt, sondern fast nur Wirtschaftsleute. Das sagt für mich sehr viel aus. Fachprüfungen sind offensichtlich weniger interessant als die Kontrolle der Stundenaufzeichnungen. Das ist im weiteren Sinn auch forschungsfeindlich, weil nicht einmal mehr Überstunden möglich sind, selbst, wenn das einer freiwillig will. Ähnlich ist das auf EU-Ebene: Jeder, der ein EU-Programm koordiniert hat, weiß, wie gigantisch viel Papier dabei kreiert wird. Das ist zwar auch ein Trend, der sich nun in Amerika beobachten lässt, aber dort geht es um wesentlich größere Summen. Bei uns sind das oft Peanuts, wo ich mir die Frage stellen muss, ob sich die ganze Papierarbeit dafür überhaupt auszahlt. <i>Brauchen die Biotech-Startups besondere Förderungen?</i> Egal welche Branche, es kommt immer auf die kritischen Massen an. Die IT-Unternehmen blühen in Österreich und sind sehr erfolgreich, weil sie wenig Startkapital brauchen und es mehr auf die Leute, deren Fleiß, Phantasie und Talent ankommt. Andere brauchen Upfront-Investments, haben längere Entwicklungszyklen und sind damit in einer ganz anderen Kosten- und Risikoschere. Da wird es ohne Förderungen schwierig. Temporäre Steuernachlässe, vor allem beim Personalaufwand könnten da helfen, normalerweise fressen einen ja die Lohnkosten. <i>Sie haben in ihrer Laufbahn über 200 PhD-Studenten betreut und ihre Karrieren auch mitverfolgt. Haben es die Leute heute leichter als noch vor 20 Jahren?</i> Sehr viele davon sind ins Ausland gegangen und sind dort sehr erfolgreich. Einige davon sind auch Professoren geworden. Leichter geworden ist es aber nicht. Ich begann früh mit sehr intensiven Industriekollaborationen. Das war immer ein wesentlicher Punkt meiner Arbeit. Die Zusammenarbeit lief auch stets gut – zumindest solange, als es noch gute Managementkulturen gab. Heute fehlt der direkte Kontakt zwischen den Forschungseinrichtungen und den Chefetagen der Konzerne. Es fehlt auch an Vertrauen. Ich habe bei jedem neuen Projekt meinen Partnern klar gemacht, dass sie, wenn sie damit Erfolg haben wollen, auch Leute brauchen, die ihre Vorhaben auch realisieren können. Diese Leute habe ich spezifisch nach ihren zukünftigen Funktionen ausgewählt. Ich glaube, dass ich dabei viel Gefühl bewiesen habe. Schließlich sind aus diesen Dissertanten auch einige Vorstandsdirektoren hervorgegangen. <i>Können sich junge Wissenschaftler heute auch noch in den großen Konzernen hocharbeiten?</i> So etwas gelingt ihnen nur dann, wenn sie mit einer gewaltigen innovativen Weichenstellung kommen. Nur dann hat der Betreffende die Möglichkeit mit dem Erfolg seines Programms zu wachsen und eine Position zu erringen, die ihm eigentlich gebührt. Wer in eine ,fette’ Firma kommt, ist einer von vielen und bekommt auch nur selten eine richtige Chance, um sein Talent unter Beweis zu stellen. Ich würde sagen: je etablierter, je reicher ein Unternehmen ist, desto weiter rutscht man in solche Schablonen rein. Karrieren sind heute mehr dem Zufall und der eigenen Taktik ausgesetzt als dem individuellen Können. <i>International reagiert man oft schneller und flexibler auf technologische Trends. Woran lässt sich das festmachen?</i> Ich war vor vielen Jahren einer jener, die in Korea die erste Zellkulturanlage aufgebaut haben. Dort lernte ich ein Programm kennen, mit dem die Koreaner ihre Leute gezielt in alle Welt schicken, aber nicht um sie loszuwerden, sondern um sie, wenn sie zurückkommen, in passende Positionen zu setzen. Das war ein staatliches Programm und wurde mit großem Erfolg durchgezogen. Korea greift Themen auf, die bei uns verpönt sind, wie die Stammzellenforschung etwa. Das würde auch sehr gut nach Österreich passen. Wir haben die Vorraussetzungen dazu, und es ist ein Gebiet, in dem auch Kleinfirmen eine Chance haben. Das ist nichts für zentrale Strukturen. Kleine Teams können etwa in der Peripherie eines großen Krankenhauses großartiges leisten. Das Upstream-Investment ist dabei nicht dramatisch hoch. Schließlich braucht es nur ein gut ausgestattetes Labor und keine Fabrik. Das ganze ist auch eine riesige Chance für kleine, junge Unternehmen und hat viel Potenzial. Der asiatische Raum hat diese ohnehin zweifelhaften ethischen Bedenken jedenfalls nicht. Bei uns gibt es 80.000 Abtreibungen im Jahr und da machen wir uns um ein paar Embryoblasten Sorgen? Das ist scheinheilige Ethik in meinen Augen. Die Skandinavier haben das auch nicht. Dort liegen in einem Institut 8000 Blasten im Stickstoff – mit Zustimmung der Eltern dürfen sie für Forschungszwecke verwendet werden. <i>Ist der Standort Österreich so schlecht?</i> Wir sollten eines nicht übersehen: In Österreich werden 15-16 % aller Hämoderivate hergestellt. Wir haben den weltgrößten Zitronensäurehersteller und den weltgrößten Fermentationsstandort. Und auch mit Sandoz die Antibiotikaproduktion in Tirol. Die haben zwar mittlerweile Produktionsstandorte überall, aber die Kerntechnologie hat sich von hier aus entwickelt – übrigens mit Absolventen der Boku. Der jetzige Chef Schärfler ist ein Dissertant von mir. Es gelingt also manchen, durchzustarten. <i>Das spricht für die etablierten Konzerne. Jüngere Unternehmen tun sich schwierig, um auf die Beine zu kommen.</i> Das ist ein Spiel zwischen Makers, Takers und Givers, worin über längere Zeit ein stabiles Gleichgewicht herrschen muss. Ob die Givers privat oder öffentlich sind, ist dabei egal. Bei uns ist es stets das Problem, dass nicht genug Geld da ist. Hier hat die österreichische Szene immer versagt. Unsere Situation ist nicht vergleichbar mit der Dynamik in den USA. Dort wird mit wesentlich schwächeren Ideen, die nur ein wenig aggressiv verkauft werden, mehr Geld aufstellt. Wie schaut’s aus bei uns? Intercell – denen wünsche ich viel Glück! Hoffentlich kommen sie durch. Igeneon – da habe ich keine Ahnung. Dort geht’s glaube ich nicht so lustig zu momentan. Aber es sind ein paar Abenteuer gelungen, die hoffentlich keine Pleiten werden. Jedenfalls gilt: Auch wenn es zum Gründungszeitpunkt immer heißt, es werden nur 20 % überleben: Man darf nicht jammern. Auch, wenn es zutrifft. Forschen in Österreich: „Man darf nicht jammern.“

Bayer verdient wieder prächtig

Anhaltendes Wachstum bei <a href=http://www.bayer.de>Bayer</a>: Verdaut ist die Katastrophe mit LipoBay, die Chemiesparte und ein Drittel der Polymeraktivitäten sind in Form der Lanxess AG erfolgreich an der Börse platziert. Jetzt steht Bayer fest auf den drei Säulen Healthcare, Pflanzenschutzmittel und MaterialScience. Bayer verdient wieder prächtig <% image name="Bayer_CDs" %><p> Dank glänzender Geschäfte bei MaterialScience wird die Prognose für 2005 angehoben – statt 25 werden nun 26 Mrd € Umsatz im Gesamtjahr erwartet. Vorstand Werner Wenning spricht vom „höchsten Ergebnis der Unternehmensgeschichte", das Bayer je in einem Halbjahr erzielt hat. Der Umsatz erhöhte sich in diesem Zeitraum um 17,8 % auf 13,75 Mrd €, das EBIT um 44,9 % auf 1,99 Mrd €. Und: „Bayer ist weiter auf Wachstumskurs.“ Ebenso erstaunlich: Zwei Drittel des Umsatzzuwachses im zweiten Quartal erzielte Bayer nicht in Fernost, sondern in Europa. Für 2006 hält Bayer am Renditeziel von 19 % fest. Und in Österreich? Hier erzielen „vier Mann einen Umsatz von 70 Mio € im Jahr“, berichtet Georg Peterka von Bayer MaterialScience Österreich. Vor allem mit optischen Datenträgern wie CDs und DVDs sei es ein „interessantes Geschäft“, wobei Bayer in Form der Polycarbonate den Ausgangsstoff der dünnen Scheiben liefert. Natürlich profitiere Bayer da vom Salzburger Sony-Standort, Hauptabnehmer der Polycarbonate – Top-Seller ist die Marke Makrolon – ist heute jedoch die Autobranche: „Nach dem Wegfall der Fernseh- und Videorekorder-Produktion von Grundig und Philips konnten wir diese Ausfalle glücklicherweise durch die Aktivitäten von Magna kompensieren. Hier verteilen wir einige Tausend Tonnen Polycarbonat und Polyurethane für Scheinwerfer, die Säulenverkleidung bei der Auto-Innenausstattung, für Autositze, für Stoßstangen.“ Aktuell, so der Bayer-Vertriebsprofi Peterka, „ist die Nachfrage nach Polycarbonaten und Polyurethanen noch größer als das Angebot“, was für ein stabiles Preisniveau sorge, „wenngleich vor allem bei wiederbespielbaren Speichermedien die Konkurrenz aus Fernost zu bemerken“ sei. Den Nachfrageüberhang gleicht Bayer derzeit mit dem Kapazitätsausbau an mehreren Standorten aus. In im belgischen Antwerpen, im spanischen Tarragona, im texanischen Baytown und im deutschen Brunsbüttel wird der Ausgangsstoff für PUR-Schaumstoffe Diphenylmethan-Diisocyanat (MDI) bis 2006 um 140.000 Jahrestonnen hochgefahren. Die Makrolon-Kapazitäten sollen sich bis Ende 2005 an den Standorten Baytown, Uerdingen, Antwerpen und Map Ta Phut (Thailand) auf mehr als 1 Mio Jahrestonnen erhöhen. 450 Mio $ fließen schließlich in die integrierte World-Scale-Produktion in Caojing bei Shanghai – 350.000 Jahrestonnen MDI sowie 200.000 Jahrestonnen Makrolon sind dort geplant; Produktionsstart soll 2008 sein. In Österreich ist Bayer primär ein Vermittler für Kunden vor Ort. Im „qualitativen Preissegment“ werden eine Vielzahl an Werkstoffen ausgeliefert: So ist etwa die Basis der österreichischen Personalausweise aus Makrofol, dem selben Stoff, aus dem auch bedruckbare Handybekleidungen sind. Polyurethane kommen als Weichschaum für Matratzen und für Dämmstoffe zum Einsatz. Zudem liefert Bayer auch zahlreiche Lackrohstoffe an die österreichischen Lackhersteller. Ein Verdickungsstoff auch Zellulose kommt sowohl in der Lebensmittelindustrie (zur Milchverdickung) als auch in der Baubranche zum Einsatz. Insgesamt konnte sich Bayer MaterialScience 2004 auf Platz Zwei hinter BASF positionieren und den Abstand zu Dow, General Electric und DuPont vergrößern – das Mengenwachstum stieg 2004 um rund eine Million Tonnen. Zwar macht Bayer das Big Business mit großvolumigen Produkten, die Company hält jedoch rund 2.000 Innovationsprojekte in der Pipeline. Letzter Schrei ist etwa das lösungsmittelfreie PUR-Sprühsystem Multitec, das große Formteile wie Badewannen, Duschtassen sowie Karosserieteile von Nutzfahrzeugen binnen fünf Minuten erzeugen kann. Digital bedruckbare 3D-Folien bei einer Auflösung fast wie im Offsetdruck sieht man etwa auf Handyschalen angebracht. Flüssige PUR-Systeme werden vermehrt für den Korrosionsschutz von Pipelines eingesetzt. Transparente Varianten von thermoplastischen Polyurethanen bieten eine gute UV-Stabilität, was für Schischuhe interessant ist. Angedacht werden aber auch intelligente Wände mit funktionalen Oberflächen sowie neue Beleuchtungskonzepte. Im Pharmabereich sei dagegen „der Druck allmählich zu groß“, so Bayer Austria-Sprecher Jürgen-Dietmar Schuster: „Es herrscht nur mehr Preisdenke, es gibt kein Qualitätsbewusstsein mehr.“ Da es bereits Überlegungen von Pharmaunternehmen gebe, einzelne Produkte nicht mehr in Österreich einzuführen, seien weniger steuerliche Erschwernisse für Medikamente sowie eine raschere Markteinführung „überaus wünschenswert“. Aktuell rangiert Bayer in der weltweiten Pharmarangliste nur mehr auf Rang 18. Die Rücknahme des Cholesterinsynthesehemmers Lipobay am 8. August 2001 sorgte damals für einen Wertverlust von rund 6 Mrd € an einem einzigen Tag – die Bayer-Aktie stürzte um 17 % ab. Nach dem Zukauf der OTC-Aktivitäten von Roche ist Bayer jetzt aber unter den Top Drei-Anbietern von Selbstmedikationen und setzt auf Produkte wie Bepanthen, Supradyn und Biovital – „Aspro“ musste aufgrund der Marktmacht in Österreich wieder verkauft werden. Umsatzstärkste Medikamente von Bayer sind derzeit das Infektionsmittel Cipro, Adalat gegen Bluthochdruck und Aspirin.

„Österreichs Biotech-Industrie verträgt 2 Mrd €“

Die Sicht von außen: Erich Lehner, Chef von Ernst & Young in Linz, fordert von Banken, Versicherungen und der Politik noch bessere Rahmenbedingungen für eine „angemessene Asset Allocation“ in der Biotechnologie. <table><td><% image name="Lehner1" %></td> <td align="right">Die globale Biotech-Industrie ist 2004 um 17 % auf 54,6 Mrd $ angewachsen, 78 % dieses Kuchens schneiden sich die USA ab. Der Sektor hat im Vorjahr noch rund 5,6 Mrd $ Verlust eingefahren. Die Consulter von Ernst & Young glauben daran, dass die weltweite Biotech-Industrie spätestens 2008 die Profitabilität erreichen könnte. Für Erich Lehner sind die Konsequenzen aus dem aktuellen Biotech-Bericht von Ernst Young für Österreich klar: „Bündelung ist das Zauberwort. Und zwar sowohl, was das Risikokapital betrifft, als auch die inhaltlichen Stärken der regionalen Forschungscluster.“ </td></table> Das Seedfinancing sei in Österreich „ausgezeichnet“, die Instrumente bis zur Phase I „international gut“. „Problematisch wird es bei größeren Projekten wie Igeneon oder Austrianova. Bei Beträgen von 70 bis 100 Mio € haben wir das Finanzierungsproblem“, so der Consulter. Die Kräfte einen sei daher angesagt: Eine gemeinsame Verwaltung bestehender Fonds in Österreich sei durchaus realistisch, sinnvoll sei, „einen CFO mit internationaler Biotech-Erfahrung für ein solches Projekt zu gewinnen“. Dabei sei die Situation am – wieder belebten – Risikokapital-Markt eine paradoxe: „Salopp formuliert: Aktuell liegt zuviel Geld auf der Straße, trotzdem fließt zu wenig davon in den Biotech-Sektor. Würden Österreichs Banken nur 0,5 % ihrer Asset Allocation für die Biotechnologie verwenden, wäre reichlich Geld für diese Industrie vorhanden.“ Ein bis 2 Mrd € an Risikokapital schätzt Lehner für die österreichische Biotech-Industrie für angemessen ein: „20 Intercells wären gut, 100 davon sollte die langfristige Vision sein.“ Freilich sind die Risken in diesem Wirtschafts-Sektor am höchsten. Für Österreich bestehe vor allem die „Gefahr, dass die gesamte Wertschöpfung mit einem Schlag abgesaugt wird, sollte die internationale Konkurrenz unsere geförderten Biotechs aufkaufen und deren Know-how mitnehmen“. Schließlich sei auch die Politik gefordert, für eine „vernünftige Außenpolitik“ dieser Industrie zu sorgen: „Die aktuelle Regionenvielfalt versteht niemand mehr. Da ist Koordination dringend angebracht.“ Und: „Auch an einer positiveren Grundstimmung müssen wir noch arbeiten. Biotechnologie hat in Österreich nach wie vor ein zu schlechtes Image.“ <big><b>Die FACTS:</b></big> Die <b>landwirtschaftliche</b> und <b>industrielle Biotechnologie</b> (neue Enzyme beschleunigen chemische Reaktionen) erreichen kritische Massen. In 18 Ländern werden <u>biotechnologisch veränderte Ernten</u> eingebracht, in 45 wird daran geforscht. 34 % der weltweit 80 Mio ha an Ackerflächen, wo GMO-Pflanzen angebaut werden, sind mittlerweile in Entwicklungsländern – 1996 waren dies erst 8 %. China könnte durch die Zulassung von Gen-Reis der Biotech-Revolution auf Agrobasis zum Durchbruch verhelfen. <b>Monoklonale Antikörper</b> (Humira, Remicade, Campath) und <u>personalisierte Medizin</u> führen zu neuen Medikamenten. 700 Präparate befinden sich derzeit in Entwicklung, 400 davon in klinischen Versuchen. 35 Pharma-Produkte mit einem Mindest-Absatzvolumen von 150 Mio $ werden heuer am Markt erwartet – 20 davon von Biotechs. <b>Preisdruck</b> (Budgets der Gesundheitssysteme werden knapper) und <b>Asien-Boom</b> führen zu globalen Unternehmenseinheiten. Nachdem der Biotech-Sektor langsam erwachsen wird, kommt es generell zu einem intensiven <u>Restrukturieren</u> der Wirtschaftseinheiten. Insbesondere europäische Biotechs waren zuletzt intensiv auf Partnersuche. <b>China</b> und <b>Indien</b> locken mit neuen Urheberrechts-Gesetzen für gemeinsame Wirkstoff-Forschung. Ebenso ist <b>Singapur</b> erfolgreich in der Umsetzung seiner „Biopolis Vision“. Ein <u>Outsourcing der Wirkstoff-Forschung</u> könnte wesentlich dazu beitragen, den westlichen Volkswirtschaften die Kosten dafür zu verringern – Analysten weisen gerne darauf hin, dass die US-Verbraucher den Großteil der Forschungskosten für den Rest der Welt aufbringen. Jedenfalls findet ein intensiver <u>Wettbewerb der Regionen</u> statt. Insbesondere bei Stammzellenforschung und therapeutischem Klonen macht man sich Unterschiede zu nutze. Obwohl die Biotech-Industrie 2004 weltweit 21,2 Mrd $ an <b>Venture Capital</b> anlocken konnte (15 % mehr als 2003), bleibt der Mangel bei der Frühphasenfinanzierung evident (manche US-Bundesstaaten verwenden dafür jene Gelder, welche die Tabakriesen in ihren Prozessen verloren hatten). Generell ist die Syndizierung mehrere VC-Geber schwierig; leichter ist die Finanzierung existierender Produkte im akademischen Umfeld. Das Verhältnis von Inhouse- zur externen <b>Forschung</b> liegt bei den großen Pharmariesen derzeit bei etwa 30:70. Und externe Partner sind in der Regel Biotechs, die von den Meilenstein-Zahlungen der Pharmariesen auch großteils abhängig sind. „Österreichs Biotech-Industrie verträgt 2 Mrd €“

October 3rd

Austrianova kooperiert mit Miltenyi Biotec

Die Wiener <a href=http://www.austrianova.com>Austrianova</a> und die deutsche <a href=http://www.miltenyibiotec.com>Miltenyi Biotec</a> haben eine Kooperation zur Etablierung der industriellen Herstellung von NovaCaps gestartet. <% image name="Austrianova" %><p> NovaCaps ist die von Austrianova entwickelte weltweit erste somatische Zelltherapie zur gezielten Bekämpfung von Bauchspeicheldrüsenkrebs, die sich am Beginn der Phase III befindet. 2003 erhielt Austrianova dafür den "Orphan Drug"-Status. Die Kooperation ermöglicht Austrianova, sich von einem F&E-Unternehmen zu einem industriellen Hersteller zu entwickeln. Miltenyi Biotec steuert dazu Know-how auf dem Gebiet der GMP-Herstellung von zellulären Produkten bei. "Die besondere Herausforderung liegt darin, den im Labormaßstab funktionierenden, weltweit einzigartigen Herstellungsprozess an die Erfordernisse der industriellen Fertigung heranzuführen", erläutert der bei Austrianova für F&E verantwortliche Geschäftsführer Brian Salmons. Die industrielle Herstellbarkeit von NovaCaps ist zentrale Voraussetzung für die Ende 2006 startende europäische Zulassungsstudie. Austrianova übernimmt dabei die Produktentwicklung und die Finanzierung, während Miltenyi Biotec spezifisches Industrie-Knowhow sowie die Produktionskapazitäten und Laborräumlichkeiten zur Beschleunigung der industriellen Fertigung nach GMP-Standard zur Verfügung stellt. Vorrangiges Ziel von Austrianova ist, NovaCaps möglichst schnell zur Marktzulassung in Europa zu bringen. Die bisherigen Arbeiten gehen zügig voran: Der Start der multizentrischen, pivotalen Phase-III-Studie an rund 200 Patienten ist Ende 2006 geplant. Bei positivem Verlauf ist mit einer Marktzulassung von NovaCaps voraussichtlich 2009 zu rechnen. Die Vorarbeiten zur Etablierung der industriellen Fertigung sowie die Phase-III-Studie mit NovaCaps führen dazu, dass Austrianova, als eines von wenigen europäischen Biotech-Unternehmen, aktiv Mitarbeiter für den medizinischen Bereich, die Produktentwicklung und die Qualitätssicherung sucht. <small> Laut WHO erkranken in den Industrieländern jährlich 125.000 Patienten an Bauchspeicheldrüsenkrebs, allein auf den EU-Raum entfallen davon rund 50.000. Thomas Fischer, Austrianova-Geschäftsführer für Finanz und Administration, geht von einem jährlichen Marktvolumen von rund 300 Mio € in der EU aus. </small> <small> Mit 750 Mitarbeitern und weltweiten Niederlassungen ist Miltenyi Biotec eines der erfolgreichsten deutschen Biotechs. Als Weltmarktführer am Gebiet der magnetischen Zellseparation verfügt es über Expertise in den Bereichen Zelltrennung, -analyse, -kultur, -therapie und Molekularbiologie. </small> Austrianova kooperiert mit Miltenyi Biotec

Füllstandsmesser für den Ex-Bereich

Für sein Radar-Füllstandsmessgerät Sitrans LR 200 hat Siemens A&D die CSA-, FM- und Atex-Zulassung erhalten. Damit lässt sich das Gerät nun auch ohne eigensichere Barriere im explosionsgefährdeten Bereich mit brennbaren Gasen einsetzen. Füllstandsmesser für den Ex-Bereich <a href=http://www.siemens.de/sitrans>Sitrans</a> LR 200 ist ein 2-Leiter-Puls-Radarmessgerät für Füllstandmessungen von Flüssigkeiten in Lagertanks oder Prozessbehältern. Es eignet sich vor allem für die Chemie-, Pharma- und Petrochemie-Industrie. Typische Anwendungsgebieten sind Flüssigkeiten mit hohen Temperaturen oder unter hohem Druck sowie Flüssigkeiten in Dampf oder Vakuum. Das Gerät wird einfach installiert, programmiert und bedient - über die viersprachige, alphanumerische Anzeige und das Infrarot-Handprogrammiergerät. Auch im Ex-Bereich muss der Gehäusedeckel nicht geöffnet werden. Für die Grundfunktion genügen 2 Parameter, eine Echoprofilanalyse ist zur Inbetriebnahme nicht erforderlich. Die Elektronik ist auf einem drehbaren Gehäuse montiert. Dieses lässt sich ausrichten, um den Anschluss zu erleichtern und nach der Installation gute Sicht auf die Messwertanzeige zu gewähren. Sitrans LR 200 bietet hohe Beständigkeit gegen Kondensat und andere Ablagerungen, arbeitet mit 5,8 GHz (6,3 in Nordamerika) und liefert Signale bis 20 m. Störechos werden automatisch unterdrückt. <% image name="Siemens_Sitrans" %><p> <small> Sitrans LR 200 lässt sich nun auch ohne eigensichere Barriere im explosionsgefährdeten Bereich mit brennbaren Gasen einsetzen. </small>

Atrium und Isotechnika kooperieren

<a href=http://www.atriummed.com>Atrium</a> und Isotechnika haben ein weltweites Lizenzabkommen zum Einsatz von TAFA93 und ISA247 auf Koronarstents unterzeichnet. <% image name="Atrium_Logo" %><p> <b><u>TAFA93</u></b> ist ein neuartiges Pro-Pharmakon aus Rapamycin (einem mTOR Inhibitor) mit stark antiproliferativer Wirkung. Atrium hat eine signifikante biologische Wirkung in den vorklinischen wirkstofffreisetzenden Koronarstent-Modellen feststellen können. Dabei kam Atriums "Flyer-Koronarstent" mit einer TAFA93 enthaltenden, biologisch resorbierbaren Alpha3 Öl-Beschichtung des Unternehmens zum Einsatz. <b><u>ISA247</u></b> ist ein neues Zyklosporin-Derivat und befindet sich derzeit in Phase III. Isotechnika untersucht diesen Wirkstoff für eine Reihe von Indikationen, u.a. zur Behandlung von Psoriasis und zur Verhinderung von Abstoßungsreaktionen bei Nierentransplantationen. Diese spezielle Substanz wirkt über einen anderen Zell-Wirkungspfad als TAFA93 und ist direkt an frühzeitige Entzündungssignale bei Gefäßverletzungen gekoppelt. Atrium sieht in der entzündungshemmenden Wirkung der Substanz faszinierende Einsatzmöglichkeiten bei Produkten für die invasive Kardiologie, Gefäßchirurgie und zahlreiche andere Anwendungen in der Chirurgie. Atrium hat das exklusive Recht, die beiden Wirkstoffe jeweils unabhängig oder kombiniert auf medizintechnischen Geräten und für eine unbegrenzte Zahl medizintechnischer Anwendungen einzusetzen. Atrium und Isotechnika kooperieren

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