Archive - Sep 2006

September 27th

„Mehr Bioraffineure braucht das Land.“

Hanswerner Mackwitz hat sich als Kritiker der Chemie-Industrie einen Namen gemacht. Heute leitet er das Wiener Alchemia-Nova Institut für innovative Pflanzenforschung. Er schildert seine Vision, anstatt mit ,traditioneller Chemie’ und Monokulturen enorme Wertschöpfungspotenziale mit Hilfe nahezu vollständiger „Inwertsetzung“ nachwachsender Naturstoffe (Nawaros) zu heben. <% image name="Mackwitz" %><p> <small>Hanswerner Mackwitz: "Österreich fehlt ein kluges Konzept für die Nutzung der Nawaros." </small> <i>Die Hochpreisphase der Petrochemie hat den Begriff der Bioraffinerie en vogue gemacht. Was macht den Charme dieses Begriffes aus?</i> Worum es geht, das ist die Inwertsetzung biosphärischer Produkte. Es geht im Idealfall um eine kaskadenhaften Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Um ein regional organisiertes Stoffstrom-Management von Pflanzen, Bodenleben und Nützlingen. Das heißt: Landwirte dürfen nicht alleine zu Energiewirten mutieren: Sie haben wesentlich mehr Möglichkeiten, dank kluger Verfahren Agrarprodukte auch für Non-Food zu veredeln. <i>Sie sehen die Bauern also als moderne Partner von Verfahrenstechnik und Biochemie. Wie müssten Bioraffinerien dimensioniert sein, damit unsere Landwirte sinnvollerweise als Zulieferer auftreten können? Ist nicht mit der geplanten Bioethanolanlage der Agrana, den Biodiesel-Aktivitäten sowie diversen Biogas-Ambitionen allmählich eine Knappheit an Agrarflächen spürbar?</i> Sinnvoll wird für eine Bioraffinerie ein eher beschränktes Einzugsgebiet von einigen Hundert Hektar sein. Generell sind rund 20 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche – also inklusive der heute unzähligen Brachflächen – verwendbar. Hier gibt es sehr wohl noch Potenzial, denn die heimischen Treibstoff-Bioraffinerien werden ja bei weitem nicht alleine aus heimischem Anbau beliefert. Zudem kann es ja zu einer Flächenkonkurrenz nur dann kommen, wenn wir ein simples Ersetzen von Öl durch Gras betreiben. <i>Für viele Biomasse-Verfechter ist aber gerade das der ökonomisch-ökologische Stein der Weisen?</i> Fakt ist, dass wir in Österreich ein agrarpolitisches Versäumnis zu beklagen haben: Es gibt noch kein kluges Konzept für die Nutzung der Nawaros bei uns. Denn: Energie ist die eine Seite, der Stoff die andere. Soll heißen: Verbrennen alleine ist zu wenig. Es mangelt völlig an einer höherwertigen stofflichen Veredelung. Dabei könnte bereits aus wenigen Hektar Land sehr viel Geld gewonnen werden. <i>Die Holzlobby, der Biomasseverband, die Landwirtschaftskammer sollten also umdenken?</i> Die Biomasse-Lobbyisten müssen differenzieren lernen. Und die vorhandenen Studien lesen: Michael Narodoslowsky von der TU Graz und Horst Steinmüller vom Energie-Institut der Uni Linz haben die potenziellen Massenströme heimischer Gräser und Verarbeitungstechnologien hinreichend untersucht. <i>Wenn wir generell von Verfahrenstechnik im großindustriellen Stil sprechen, die mit Nawaros ,gefüttert' wird – wie viele Bioraffinerien verträgt Österreich noch?</i> Ich würde mindestens ein Dutzend als chancenreich bezeichnen. Mit Sicherheit lässt sich sagen: Kühe werden in den heutigen Stückzahlen künftig nicht in Österreich weiden, die Grasflächen bleiben aber auf jeden Fall die gleichen. Und diese Gräser können wir abmähen, zu Saft pressen und zu Silage fermentieren. In diesem Prozess lässt sich auch die für Biokunststoffe notwendige Polymilchsäure gewinnen und/oder die vorhandene Zellulosematrix etwa für Dämmstoffe verwenden. <i>Wo orten Sie dabei spezielles Know-how in Österreich?</i> Insbesondere die TU Graz hat Tradition bei der Erforschung des Biopols: PHB (Polyhydroxybuttersäure) und PHV (Polyhydroxyvaleriat) wurden bereits in den 1970er Jahren entdeckt – seitdem lagen bei verschiedensten Unternehmen die entsprechenden Patente in den Schubladen. Das Besondere an den biotechnologisch hergestellten thermoresistenten Bio-Polyestern ist: Die dabei eingesetzten Bakterien tragen hier nicht fermentativ zu einer Stoffumwandlung bei, sondern stellen das PHB in ihrer Zellwand selbst her. Gerhard Braunegg von der TU Graz hat für die Errichtung und den Betrieb einer Biopol-Anlage, die 2007 in Brasilien mit 2.500 bis 5.000 t/Jahr starten wird, viel Know-how transferiert. Die Biopol-produzierenden Bakterien werden dabei hauptsächlich mit Rohrzucker ,gefüttert’. Generell lautet derzeit die Frage: Wer schafft die erste großindustrielle Biokunststoff-Produktion in Europa. Und hier sind sowohl die oberösterreichischen <a href=http://chemiereport.at/chemiereport/stories/4679>Pläne von Horst Steinmüller zum Bau eines Grünen Bioraffinerie-Technikums</a> als auch die niederösterreichischen <a href=http://chemiereport.at/chemiereport/stories/4074>Intentionen von ecoplus</a>, eine Herstellung bzw. Verarbeitung von Polymilchsäure (PLA) zu etablieren, durchaus ambitioniert. <i>Wo haben diese Biokunststoffe bereits Marktpotenziale erobern können?</i> Insbesondere Verpackungen für Obst und Gemüse sowie für Milchprodukte sind bereits weit ausgereift. Biokunststoffe verfügen über eine bessere Sauerstoff- und Wasserdampfdurchlässigkeit: Bioäpfel von Spar und Biosalate von „Ja Natürlich“ werden in Polymilchsäurefolie eingehüllt, weil sie dadurch einfach länger halten. Als Dünnfolie sind Biokunststoffe dagegen nicht sehr stabil und müssen daher entweder in eine geschäumte Stärkeschale gelegt werden oder bestehen aus einem etwas dickwandigeren Polymilchsäureblister. <i>Wie sieht ,kluges Stoffstrom-Management' bei den Biokunststoffen aus?</i> Man kann aus Biokunststoff genauso Pullover herstellen wie aus PET-Flaschen – nur mit einer deutlich besseren Ökobilanz. Zusätzlich lassen sie sich professionell kompostieren. Als Rohstoffe stehen gigantische Mengen an Bio-Reststoffen zur Verfügung: Blätter, viele vergessene Produkte des Waldes, der Weinberge, der Getreidefelder, der Sonnenblumenkulturen. Große Mengen an Bio-Reststoffen entstehen auch bei der Verarbeitung von Kartoffeln, Reis oder Kohlgemüse, bei der Maisernte, beim Pressen von Olivenöl, bei der Saftgewinnung aus Zitrusfrüchten – überall dort, wo Zellulose und Hemizellulose im Spiel ist. Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion zu treten – wir leiden ohnehin unter einem enormen Überschuss an vielen Agrarprodukten. Deswegen ist es sinnvoll, auf den Stilllegungsflächen Nutzpflanzen für moderne Bioraffinerien anzubauen. Und zwar nicht nach den knallharten Methoden der Monokultur, sondern zumindest nach den Methoden des Integrierten Landbaues. <i>Die Raps-Monokultur für die Biodieselproduktion sehen Sie also auch als problematisch an?</i> Biosprit verfährt Landschaft. Für einen bestimmten Prozentsatz und vor allem im ländlichen Raum ist das in Ordnung. Aber der ökologische Fußabdruck gilt selbstverständlich auch für die Post-Petroleum-Ära. Noch einmal: Beim schlichten Verfeuern für die Energiegewinnung lassen wir einfach gewaltige Wertschöpfungsoptionen links liegen. Die stoffliche Verwertung muss vordergründig werden. Und dabei sollte Polykultur und Mehrfachnutzung als oberste Maxime Einzug in die Bioraffinerie Einzug halten – wir können auch die bisher nur als Abfall begriffenen Agrar-Produkte in einer Vielzahl an Möglichkeiten verwenden. Würden wir etwa nicht nur die Kerne der Sonnenblume ernten und verarbeiten, könnten sich in Ungarn – dort ist Helianthus annuus die Cash-Crop schlechthin – die Agrar-Effizienz um den Faktor 3-4 erhöhen. Denkbar wären etwa kosmetische Nutzanwendungen aus dem Stängel und den Blüten, spezifisches Pektin aus dem Kopf oder Styropor-ähnliches Bau- und Schallabsorbermaterial aus Stängelmark. <% image name="Kerncraft_Collage" %><p> <small> Vielfältige Rohstoffquelle: Kerne als Produktionsmittel. </small> <i>Wie sieht dieses ,Biocascading' bei Ihrem ,KernCraft'-Projekt aus?</i> Unser Vision ist, die Kerne aus dem Obstanbau zu hochwertigen Produkten zu veredeln. Obstkerne fallen EU-weit in erheblichen Dimensionen an; bei der Marmelade- und Saftgewinnung und auch beim Erzeugen von Edelbränden. Wir glauben, künftig mindestens 1.000 t dieser Kerne pro Jahr in Öle verwandeln zu können, die dann zu 40 bis 60 €/kg vermarktet werden können. Aktuell laufen dazu komplexe Versuchsmaschinen in Stockerau, eine Pilotanlage soll folgen. Generell fallen bei der Lebensmittelverarbeitung Schalen, häufig Stielchen, aber vor allem Kerne an. Sieht man sich diese genauer an, stößt man auf eine Vielfalt an Stoffen: Man kann daraus Abrasiva machen, indem man sie auf bestimmte Korngrößen zerkleinert. Aus den weichen Kernen pressen wir Öle mit hochwertigen Fettsäuren, die für kosmetische Anwendungen genauso geeignet sind wie für aromatische Süßigkeiten und Salate. Und so wie man aus Mandeln Marzipan herstellt, kann man aus Zwetschkenkernen Prunipan zaubern, aus Kirschkernen Cherrypan oder aus speziellen Pfirsichkernen Marillopan. Ein ähnliches Projekt wird derzeit in Güssing umgesetzt. Die Firma Vulcolor wird dort hochpreisige Lebensmittelfarben aus Holunder, Karotten und anderen natürlichen Stoffen herstellen. 10 Mio € fließen aktuell in ein neues Werk dafür. Die dabei anfallenden Kerne und Reststoffe werden anschließend von unserer KernCraft BioTech in weitere Wertstoffe umgewandelt. <i>Lassen Sie uns die Hitparade der Bioraffinerien aufstellen. In welche Projekte sollte Österreich unmittelbar investieren, was reihen Sie dahinter?</i> Ich denke, dass uns Biokunststoffe am ehesten die Chance geben, die Chemie von einem Makel zu befreien, indem wir den Bezug zur lebendigen Welt wieder herstellen. Anstatt immer komplexerer Moleküle mit funktionellen Gruppen der Chlorchemie aufzubauen oder in Riesenpipelines Erdöl um die Welt zu pumpen, können Chemiker bei Biokunststoffen wieder mit Eleganz arbeiten. Dazu müssen wir aber zunächst den Acker als Produktionseinheit begreifen lernen, der behutsam bewirtschaftet werden muss. Rang 2 der Bioraffinerie-Hitparade gehört daher all jenen für die Treib- und Brennstoffe, die auf regionale Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Schließlich – meine Bronzemedaille – gilt es, die agrarischen Stoffkreisläufe zu verbessern und völlig an den Rand gedrängten Reststoffe zum integralen Bestandteil der Wertschöpfung unseres Landes zu machen. <hr> <b><u>Eine Bioraffinerie</u></b> ist ein System von Prozessen und Anlagen, in denen Produkte der Photosynthese, Biomasse bzw. agrarischen Reststoffe in eine Vielzahl von weiteren Produkten umgewandelt oder aus diesen isoliert werden. Die Bioraffinerie orientiert sich dabei durchaus am Konzept einer petrochemischen Raffinerie. Grundprodukte bzw. Basischemikalien sind in der Regel Kohlenhydrate, Lignin, Proteine und Fette. 3 Systeme sind in Erprobung: • Die Lignocellulose Feedstock Biorefinery (LCF) für trockene Biomassen wie Holz oder Stroh. • Die Getreide-Bioraffinerie für Getreide-Ganzpflanzen. • Die Grüne Bioraffinerie für naturfeuchte Biomassen wie Gras, Luzerne, Klee oder unreifes Getreide. Die Entwicklung von Bioraffinerien wird zum Schlüssel für die integrierte Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln, Chemikalien, Werkstoffen und Gebrauchsgütern sowie Kraftstoffen in der mittelfristigen Zukunft. Dazu muss freilich eine ganze Industrie erst einmal zu einer Rohstoffbasis zurückkehren, die sie zwischen 1. und 2. Weltkrieg verlassen hat. Geschätzt wird, dass mit der Forcierung des Bioraffinerie-Konzeptes zwischen 40.000 und 60.000 Arbeitsplätze bis 2020 in Österreich geschaffen werden könnten. <big><b>Mögliche Verfahren für die Bioraffinerie:</b></big> <% image name="Bioraffinerie_Grobkonzept" %><p> <big><b>Was aus Nawaros machbar ist:</b></big> <% image name="Was_aus_Nawaros_machbar_ist" %> „Mehr Bioraffineure braucht das Land.“

September 26th

Schott weiht Produktion für Solarreceiver ein

<a href=http://www.schott.com>Schott</a> eröffnete jetzt offiziell am bayrischen Standort Mitterteich die 15 Mio € teure Fertigungsstätte für Solarreceiver - eine Schlüsselkomponente für die Stromerzeugung mit solarthermischen Parabolrinnenkraftwerken. Schott weiht Produktion für Solarreceiver ein <% image name="Schott_Receiver" %><p> "Wir sind mit unserem Receiver Technologieführer und machen deshalb jetzt den Schritt von der Pilot- und Kleinserienfertigung zur industriellen Serienfertigung", sagt Schott-Vorstand Udo Ungeheuer. "Mit dem höchsten Wirkungsgrad und den niedrigsten Stromgestehungskosten unter allen Solartechnologien haben Parabolrinnenkraftwerke das Potenzial, in Regionen um den Sonnengürtel der Erde schon mittelfristig Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren." Seit Anfang August läuft die Produktion auf Hochtouren. Schott verfügt über Aufträge zur Lieferung von Receivern für die derzeit im Bau befindlichen Solarkraftwerke in Nevada und in Andalusien. Das Projekt in Andalusien ist das erste kommerziell betriebene solarthermische Kraftwerk in Europa. Parabolrinnenkraftwerke haben sich seit 20 Jahren für die zentrale Stromerzeugung bewährt. Seitdem produzieren 9 solcher Kraftwerke in der Mojave-Wüste in Kalifornien mit einer Gesamtleistung von 354 MW Solarstrom für 200.000 Haushalte. Bereits für die Receiver dieser Kraftwerke lieferte Schott Spezialglasröhren als Hüllrohre für die Receiver. 2004 entwickelte Schott dann einen eigenen Receiver mit deutlich verbesserter Qualität. <small> <b>Parabolrinnenkraftwerke</b> bestehen aus einem riesigen Feld parabolisch gewölbter Spiegel, die das Sonnenlicht auf Receiver (Absorberrohre) bündeln, die sich in der Brennlinie befinden. In den speziell beschichteten Receivern wird die konzentrierte Sonnenstrahlung in Wärme umgesetzt und an ein zirkulierendes hitzebeständiges Spezialöl abgegeben. Dieses Öl erhitzt sich dadurch auf bis zu 400 &deg;C, wird dann zum zentralen Kraftwerksblock gepumpt, durchfließt mehrere Wärmetauscher und erzeugt so - wie in konventionellen Kraftwerken - den nötigen Dampf für den Antrieb von Turbinen zur Stromerzeugung. </small>

Wider den Müllberg: Neue Stoffströme in Österreich

Die vierte Fortschreibung des Bundes- Abfallwirtschaftsplans informiert über die Umsetzung des Abfallwirtschaftsgesetzes 2002 und die seit 2004 geltende Deponieverordnung: Österreich darf sich über immer weniger Müll auf Deponien freuen. Dennoch wächst der Müllberg bis 2009 weiter. <% image name="Muell" %><p> So stieg die Abfallmenge seit 1999 um 5 Mio t und erreichte 2004 damit 54 Mio t, wobei insbesondere die Zunahme des Bodenaushubs infolge vermehrter Bahn-Bauten um 2 Mio t. auf 22 Mio t und eine 10-prozentige Zunahme des Haushaltsmülls als Ursachen genannt werden. Ausgeweitet wurde aber auch die thermische Verwertung des Restmülls, sodass die Masse der Schlacken und Aschen aus der Müllverbrennung um 628.000 t auf 2 Mio t wuchs. Bei den Haushaltsabfällen wurden die Sammelergebnisse bei der getrennten Erfassung einiger Altstoffarten (biogene Abfälle, Holz und Papier) sowie bei Problemstoffen verbessert. Der Anteil gefährlicher Abfälle, die speziell behandelt werden müssen, blieb mit 1 Mio t gleich. Fäkalschlämme aus Senkgruben gingen mit dem weiteren Ausbau des öffentlichen Kanalnetzes um 400.000 t zurück. Die erfolgreiche Umsetzung der Deponieverordnung kann daran abgelesen werden, dass bereits im ersten Jahr ihrer Geltung die Menge des deponierten Abfalls um 8 % auf 9,7 Mio t abnahm. Beim Restmüll ging die deponierte Masse gegenüber 2003 von 1,8 Mio t auf 283.000 t zurück. Ein Großteil der Abfälle wird in den Betrieben verwertet oder beseitigt, für den Rest stehen 2.500 Behandlungsanlagen zur Verfügung. Bis zur vollständigen Umsetzung der Deponieverordnung 2009 rechnet man mit einer weiteren <u>Zunahme des Haushaltsabfalls um 57.000 t auf 3,7 Mio t</u>. Als Ursachen werden die Zunahme der Haushalte, vermehrte Einwegprodukte, Elektroschrott und die zunehmende Entsorgung von Grünschnitt in Sammelbehältern für biogene Abfälle genannt. <u>Der Haushalts-Müllberg 2009</u> wird aus 1,52 Mio t Restmüll, 260.000 t Sperrmüll, 1,26 Mio t getrennt gesammelten Altstoffen, 600.000 biogenen Abfällen und 60.000 t Problemstoffen bestehen, erwarten die Experten. 1,66 Mio t dieser Haushaltsabfälle sollen in Müllverbrennungsanlagen verwertet werden. Davon entfallen 1,27 Mio t auf Rest- und Sperrmüll sowie 395.000 t auf heizwertreiche Materialien, die unter anderem bei der Altstoffsammlung aussortiert werden. 270.000 t heizwertarme Abfälle sollen 2009 in biotechnischen Anlagen behandelt und aus 570.000 t biogenen Abfällen 200.000 t Kompost erzeugt werden. Für 60.000 t Problemstoffe und Elektroaltgeräte sind spezielle Behandlungsverfahren vorgesehen. Durch Verwertung der Altstoffe, Verbrennung heizwertreicher Abfälle sowie biologisch/mechanische Behandlung der heizwertarmen Restmaterialien soll der ursprünglich 3,7 Mio t. umfassende Haushaltsmüllberg des Jahres 2009 um 82 % reduziert werden. Die verbleibenden 650.000 t an Abfallrückständen müssen deponiert werden. Die Kapazitäten der derzeit arbeitenden sowie der genehmigten oder in Bau befindlichen Abfallbehandlungsanlagen reichen mit Ausnahme der Müllverbrennungsanlagen aus, dieses Ziel zu erreichen und die Vorgaben der Deponieverordnung zu erfüllen. <b>Altlasten.</b> Vorbild für viele Länder ist Österreich bei der Bewältigung abfallwirtschaftlicher Sünden der Vergangenheit. Aufgrund des 1989 in Kraft getretenen Altlastensanierungsgesetzes wurden bisher 232 sanierungsbedürftige Altlasten im Altlastenatlas ausgewiesen. 70 davon sind bereits gesichert oder saniert. Der Gesamtsanierungsbedarf für die insgesamt 2.500 sicherungs- bzw. sanierungsbedürftigen Altlasten wird vom Umweltbundesamt mit 3,7 Mrd € angegeben, 1,27 Mrd € für 250 Altablagerungen und 2,4 Mrd € für 2.250 Altstandorte. Wider den Müllberg: Neue Stoffströme in Österreich

ARA senkt Lizenztarife und führt Überschüsse zurück

Die <a href=http://www.ara.at>ARA</a> senkt 2007 die Tarife für die Verpackungssammlung markant: Dank einer gesteigerten Sammelqualität und guter Verwertungserlöse aufgrund hoher Rohstoffpreise. Zudem konnten die nicht gerade knappen Überschüsse aus Vorperioden von 25 Mio € kalkuliert werden. Und das wird heftig kritisiert. ARA senkt Lizenztarife und führt Überschüsse zurück <% image name="ARA_Lizenzkosten" %><p> <small> Die &Oslash; Lizenzierungskosten für die Sammlung und Verwertung 1 gemischten t Verpackungsmaterial sinken 2007 von 141 auf 132 €. </small> Konkret werden die Lizenzierungskosten für Transportverpackungen aus Papier um 7 % auf 0,042 € verringert, jene für Einweg-Glasverpackungen um 12 % auf 0,061 €. Eine maßgebliche Reduktion von 37 % erfuhr auch die Packstoffgruppe Industrie/Gewerbe- & Große Kunststoffverpackungen. Weitere markante Tarifsenkungen gibt es bei Keramik mit 41 % und EPS (z.B. Styropor) mit 38 %. Ferrometalle können künftig um 9 % günstiger lizenziert werden, Kunststoffe klein um 2 % und Materialverbunde um 13 %. <b>Lösung für Bio-Verpackungen.</b> Da Packstoffe auf biologischer Basis zunehmend Verwendung finden und die Unternehmen eine Möglichkeit haben sollen, auch mit diesen Packstoffen die Vorschriften der Verpackungsverordnung zu erfüllen, hat die ARA beim Lebensministerium einen entsprechenden Antrag auf Systemgenehmigung eingereicht. Sofern dieser erteilt wird, wird die ARA ab 2007 Herstellern, Vertreibern und Abfüllern biogener Packstoffe die Entpflichtung für Packstoffe auf biologischer Basis und damit die einfache Erfüllung der Pflichten aus der Verpackungsverordnung anbieten können. <b>Heftige Kritik.</b> Wenig Lob für die am ersten Blick wie eine Frohbotschaft getarnte Aussendung kommt indessen vom Recyclingdienstleister <a href=http://www.eva.co.at>EVA</a> - eine Tochter der Kölner Interseroh AG: Die angekündigten Tarifsenkungen der ARA, die erst durch die jahrelange Bildung von enormen Rücklagen aus den laufenden Lizenzeinnahmen möglich werden, hält die EVA für rechtswidrig. "Die Tarifpolitik der ARA hat zu hohen Reserven geführt, die mit dem Kostenorientierungsgebot der Verpackungsverordnung nicht vereinbar sind. Die Einrechnung so genannter Zufallsgewinne in künftige Tarife verstößt zudem gleich zweifach gegen das Kartellrecht: Einerseits sind Unterkostentarife des Marktbeherrschers als missbräuchliche Kampfpreise zu qualifizieren, andererseits entsteht durch die Verwendung der Reserven für die nun angekündigten Tarifsenkungen eine Marktabschottung und sittenwidrige Kundenbindung zu Lasten der Kunden und der Wettbewerber", so EVA-Chef Franz Sauseng. Die ARA habe über Jahre hinweg aus den Lizenzeinnahmen steuerfreie Rückstellungen bzw. passive Rechnungsabgrenzungen von mehr als 100 Mio € gebildet. Die ARA-Kunden hätten daher jetzt einen Rückzahlungsanspruch für jene Beträge, die sie in den letzten Jahren zu viel an die ARA gezahlt haben, meint die EVA, eine Auflösung der Reserven ausschließlich durch künftige Tarifreduktionen sei dagegen nicht zulässig. Denn das binde die Kunden auch weiterhin an die ARA und behindere so den Wettbewerb.

BEKO Holding übernimmt Sperrminorität an Triplan

Die Wiener <a href=http://www.beko.eu>BEKO Holding</a> baut ihre Engineering-Kompetenz mit der Sperrminorität an der deutschen <a href=http://www.triplan.com>Triplan</a> aus und sieht Synergien im erweiterten Branchenspektrum und einer vergrößerten Marktpräsenz. BEKO Holding übernimmt Sperrminorität an Triplan <% image name="BEKO_Engineering" %><p> Triplan hat sich auf zwei Geschäftsfelder spezialisiert, die sich mit den Produkten und Dienstleistungen der BEKO Engineering und der Beko Engineering & Informatik AG ergänzen sollen: Triplans Engineering Services konzentriert sich auf Planungsleistungen in der Pharmazie, Chemie, Petrochemie, Biotech- und Nahrungsmittelbranche sowie für erneuerbare Energien. Im Geschäftsfeld Technology Services bietet Triplan die Entwicklung und den Vertrieb von Software in der Fabrikplanung sowie der Gebäudetechnik an. Triplan erwirtschaftete 2005 einen Umsatz von 24,6 Mio € bei einem EGT von 18.000 €. Im ersten Halbjahr 2006 zeigte sich ein positiver Trend: Der Umsatz stieg um 80 % von 10,9 auf 19,6 Mio € zum vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Synergien ergeben sich durch eine Erweiterung des Branchenspektrums sowie der Regionen. Der BEKO Engineering Fokus kann damit auf die pharmazeutisch-chemische Industrie und Unternehmen der Biotech- und Food-Branche ausgedehnt werden. Durch Standorte der Triplan in Deutschland, der Schweiz und der starken Marktpräsenz der BEKO Engineering in Österreich mit Standorten in Graz, Klagenfurt, Linz, Salzburg, St. Pölten und Wien kann der gesamte DACH-Markt betreut werden. Ein besonderes Synergiepotenzial ergibt sich auch in Tschechien, durch jeweils einen Standort der Triplan und der Beko Engineering. <small> BEKO ist Österreichs größte börsenotierte Holding im Technologie-Umfeld. Sie beteiligt sich an einschlägigen Unternehmen und macht ihren Einfluss in Richtung Integration geltend. </small>

Intercell erforscht therapeutischen HCV-Impfstoff weiter

<a href=http://www.intercell.com>Intercell</a> startet eine weitere Phase II-Studie mit dem therapeutischen Hepatitis C-Impfstoff (IC41) bei chronischen Hepatitis C-Patienten, deren Krankheit noch nicht behandelt wurde. Intercell erforscht therapeutischen HCV-Impfstoff weiter <% image name="Intercell" %><p> Es wird nun die optimierte Häufigkeit und Art der Verabreichung verwendet, die mit der im Frühjahr abgeschlossenen Optimierungsstudie festgelegt wurde. Ergebnisse werden Mitte 2007 erwartet. 50 Patienten aus Deutschland, Polen und Rumänien werden in die Studie aufgenommen. Sie soll zeigen, dass die Behandlung mit IC41 zu einer anhaltenden Reduktion der Viruslast führen kann. Mit dem optimierten Impfschema soll eine signifikant stärkere T-Zellen-Antwort im Vergleich zu früheren Studien erreicht werden. In der bereits abgeschlossenen Phase II-Studie mit IC41 stand die stärkste T-Zellen-Antwort in Zusammenhang mit einer klinisch bedeutenden Verringerung der Viruslast. In einer weiteren bereits laufenden Phase II-Studie, die 24 Patienten einschließt, wird die Kombination von IC41 mit der Standardtherapie Interferon/Ribavirin getestet. Die primären Endpunkte dieser Studie sind Sicherheit und pharmakodynamische Interaktionen von IC41 mit der Standardtherapie. Das soll die Entwicklung von IC41 in einer Kombinationstherapie unterstützen, in der dann auch die optimierte Häufigkeit und Art der Verabreichung verwendet werden wird.

September 25th

Verbund: Poleposition für LNG-Terminal in Frankreich

Die staatliche Compagnie Industrielle Maritime (C.I.M.) und Poweo, der französische Partner des <a href=http://www.verbund.at>Verbund</a>, wurden im Vergabeprozess um die Errichtung eines neuen LNG-Terminals in Le Havre als bevorzugte Bieter ausgewählt und eingeladen, bis Mitte November ein Errichtungs- und Betreiberkonsortium zu bilden. <% image name="LNG_Tanker_Statoil" %><p> Der Verbund hat Poweo in der Angebotsphase begleitet, um den Zugang zu Gas für seine Stromerzeugungsprojekte in Europa entsprechend abzusichern und das Gasgeschäft auszubauen. Der geplante LNG-Terminal soll in einer ersten Phase auf eine Kapazität von etwa 8-10 Mrd m3 flüssigem Erdgas pro Jahr ausgerichtet werden (das ist mehr als der Gesamtverbrauch Österreichs) und könnte nach vertieften Machbarkeitsstudien 2011 in Betrieb gehen. Die Investition für die geplante Anlage wird mit etwa 500 Mio € geschätzt. Gespräche mit potenziellen LNG-Lieferanten sind im Gange und werden nach erfolgtem Zuschlag finalisiert. Verbund: Poleposition für LNG-Terminal in Frankreich

Österreich begutachtet Biomasse-Aktionsplan

Das Lebensministerium hat Österreichs Biomasse-Aktionsplan in die Begutachtungsphase geschickt – er beruht auf einer Potenzialstudie der Energieagentur. In den Bereichen Wärmeerzeugung, Ökostromproduktion sowie Biokraftstoffherstellung werden folgende Chancen gesehen: Österreich begutachtet Biomasse-Aktionsplan <% image name="Brennholz" %><p> &#8226; Im Bereich <u>Wärmeerzeugung</u> sei es möglich, die Energieproduktion von derzeit 93,6 auf 115 PJ (2010) und 130 PJ bis 2020 zu erhöhen – eine Steigerung um 39 % bis 2020. Dazu seien weitere Schritte in der Wohnbauförderung notwendig, ebenso die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie und Effizienzkriterien bei Biomasse-Fernwärme. Bei öffentlichen Gebäuden will man vor allem die thermisch-energetische Qualität steigern. &#8226; Bei der <u>Ökostromproduktion</u> aus Biomasse sei eine Steigerung von derzeit 0,5 auf 3,2 TWh (2010) bzw. 3,9 TWh (2020) denkbar – das wäre eine Verachtfachung bis 2020. Erreicht soll das insbesondere mit fester Biomasse werden, wobei der Anteil von Biogas bei 0,9 TWh (2020) zu liegen kommen soll. Der Brennstoffbedarf werde von 7,9 auf 51 PJ (2010) bzw. auf 61 PJ (2020) steigen. Dazu seien langfristig vorhersehbare Rahmenbedingungen, eine Flexibilisierung der Biogasnutzung sowie eine Verbesserung der Wärmenutzung unerlässlich. &#8226; Auf dem Gebiet der <u>Biokraftstoffe</u> schließlich sei ein Anstieg des Anteils am gesamten Endenergieverbrauch im Verkehrsbereich von derzeit 3 auf 10,3 % (2010) bzw. 20,5 % (2020) realistisch. Dafür seien veränderte Kraftstoffnormen sowie eine verstärkte Nutzung von Biodiesel und Bioethanol bzw. eine Forcierung eines E85-Kraftstoffes (85 % Bioethanol, 15 % Benzin) erforderlich. Wichtig sei hier auch die Intensivierung der Forschung und Entwicklung der zweiten Generation der Biokraftstoffe (synthetische Kraftstoffe). Durch diese Initiativen könnte Österreich seinen Biomasseeinsatz bis 2010 beinahe verdoppeln. Bis 2020 sei sogar eine Steigerung bis auf das 2,5-fache gegenüber 2004 vorstellbar. Damit einher würde eine Senkung der Treibhausgasemissionen von 7 Mio t im Jahr 2010 bzw. 12 Mio t im Jahr 2020 gehen. Volkswirtschaftlich bringe ein verstärkter Biomasseeinsatz zusätzliche Investitionen von etwa 3,2 Mrd € bis 2010 bzw. 8,6 Mrd € bis 2020 und rund 32.000 neue Arbeitsplätze pro Jahr. Weiters komme es zu einer zusätzlichen Wertschöpfung von 7 Mrd € bis 2010 bzw. 20 Mrd € bis 2020. Die zentrale Herausforderung dabei sei jetzt die Mobilisierung der bisher noch brachliegenden Biomassepotenziale in der Land- und Forstwirtschaft.

Moleküle als Quantenbits: Partnersuche im Eierkarton

Als Quantenbits - den Einheiten eines Quantencomputers - müssten Moleküle Informationen speichern und austauschen können. Dies kann aber nur funktionieren, wenn sie regelmäßig angeordnet sind - und das wurde nun am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching mit einem optischen Gitter erreicht. <% image name="Molekuele_im_Eierkarton" %><p> <small> Abb.1: Schema des Zustandes mit 1 Molekül/Gitterplatz. Die Mulden in der Mitte des Lichtgitters sind mit Molekülen besetzt (rot), die aus je 2 Atomen mittels eines Magnetfeldes zusammengefügt wurden. Am Rande sitzen einzelne Atome, die keinen Partner zur Molekülbildung haben (orange). Im Experiment ist die Anzahl besetzter Plätze wesentlich größer. </small> Sind Moleküle polar, können sie elektrisch wechselwirken - in etwa so wie 2 Magnete sich an- bzw. abstoßen. Und diese Wechselwirkung ermöglicht den Molekülen, miteinander zu kommunizieren, weshalb polare Moleküle für die Quanteninformation besonders interessant sind. Allerdings sind Moleküle auch ziemlich komplizierte Objekte, da sie aus mehreren Atomen aufgebaut sind. Während Atome mit Hilfe von Laserlicht und weiteren Tricks praktisch zum Stillstand gebracht werden können, ist dies für Moleküle nicht so einfach möglich, weil die Atome, aus denen sie aufgebaut sind, auch gegeneinander schwingen können und sich das ganze Molekül um mehrere Achsen drehen kann. Will man aber Moleküle als Quantenbits verwenden, müssen diese <u>ultrakalt</u> sein, also eine Temperatur nahe dem absoluten Nullpunkt besitzen und praktisch vollkommen in Ruhe sein. Dazu wurde ein sehr kaltes Gas aus Rubidium-Atomen - ein Bose-Einstein-Kondensat - in ein optisches Gitter gebracht. Ein optisches Gitter entsteht, wenn man mehrere Laserstrahlen in geeigneter Weise überlagert. Das resultierende Lichtfeld hat dann eine Form, die an einen Stapel von Eierkartons erinnert. Die Mulden entsprechen dann energetisch besonders günstigen Zuständen - und dort lassen sich die Rubidium-Atome daher bevorzugt nieder. Die Tiefe der Mulde hängt dabei von der Laserleistung ab: Bei niedrigen Laserleistungen können die Atome noch unbeschwert von Mulde zu Mulde hüpfen. Erhöht man die Leistung der Laserstrahlen, werden die Mulden tiefer und irgendwann können die Atome nicht mehr aus den Mulden heraus - sie sind gefangen. Dieser hochgradig geordnete Zustand wird auch <u>Mott-Isolator</u> genannt. Über die Gesamtzahl der Atome in dem optischen Gitter können die Physiker die Zahl der Atome/Gitterplatz so steuern, dass sich im mittleren Bereich genau 2 Atome/Mulde befinden und lediglich am Rand die Mulden mit einzelnen Atomen bestückt sind (Abbildung 1). <% image name="Molekuele_im_Interferenzbild" %><p> <small> Abb.2: Atome und Moleküle im Interferenz-Bild. Nach dem Ausschalten des optischen Gitters fliegen die Atome auseinander, was mit einer CCD-Kamera beobachtet werden kann. Dabei bildet sich das gezeigte Interferenzmuster mit den typischen Satellitenpeaks. Die 3 Bilder wurden aufgenommen (von hinten nach vorne): Vor der Molekülerzeugung, nach der Molekülerzeugung und nachdem die Molekülbindung wieder aufgebrochen wurde. Die starke Ähnlichkeit des ersten und des dritten Interferenzmusters beweist das Gelingen des Experimentes. Beim mittleren Interferenzbild tragen nur die einzelnen Atome zum Signal bei, während die Moleküle unsichtbar sind. </small> Im nächsten Schritt legten die Forscher ein Magnetfeld an, das sie langsam hochfahren. Dabei nutzen sie eine so genannte <u>Feshbach-Resonanz</u> aus: Ab einer bestimmten Stärke des Magnetfeldes wird es für die Atome in der Mulde energetisch günstiger, eine Bindung zu ihrem jeweiligen Partner im "Eierkarton" einzugehen, als weiterhin ein Single-Dasein zu fristen. Die Atome, welche keinen Partner in ihrer Mulde haben und deshalb zum Single-Dasein verdammt sind, werden aus dem Gitter entfernt. Für sie gibt es keine Verwendung mehr - so erhielten die Physiker einen Zustand mit genau 1 Molekül/Gitterplatz. Sobald das Magnetfeld auf den ursprünglichen Wert zurück gefahren wird, bricht die Molekülbindung auf, und die Atome nehmen wieder ihren Ausgangszustand ein. Dieser Umstand ist wichtig, um das Gelingen des Experiments zu überprüfen. Denn nur die Atome können nachgewiesen werden, während die Moleküle selbst leider unsichtbar sind. "Da wir die Bindung zwischen den Atomen gelöst und anschließend wieder je 2 Atome in den Mulden beobachtet haben, konnten wir ausschließen, dass die Moleküle einfach aus dem Gitter entwischt sind", sagt Thomas Volz, der zusammen mit seinen Kollegen das Experiment durchgeführt hat. (Abbildung 2) Die Herstellung eines optischen Gitters, in dem sich pro Gitterplatz genau 1 Molekül und somit genau 1 Quantenbit befindet, ist eine wichtige Voraussetzung für die Verarbeitung von Quanteninformation. Das Experiment stellt somit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einem Quantencomputer aus Molekülen dar. Moleküle als Quantenbits: Partnersuche im Eierkarton

Struktur eines Ribosom-Antibiotikums aufgeklärt

Einem Forscherteam des Berliner Max-Planck-Instituts für molekulare Genetik und des RIKEN Instituts in Japan ist es gelungen, die Struktur der kleinen ribosomalen Untereinheit des Bakteriums Thermus thermophilus mit dem daran gebundenen Antibiotikum Kasugamycin aufzuklären. <% image name="Kasugamycin" %><p> <small> A: Überblick über die Bindung des Kasugamycins (Ksg, rot) an die kleine 30S-Untereinheit des Ribosoms (grau) von T. thermophilus. Die mRNA ist grün dargestellt, die Initiator-tRNA orange. B: Detaildarstellung der Überlappung des Kasugamycins mit der mRNA an der Bindungsstelle des Ribosoms. Die nicht korrekt ans Ribosom gebundene mRNA kann nicht mehr mit der tRNA wechselwirken. Dadurch wird auch die Bindung der tRNA an die 30S-Untereinheit des Ribosoms verhindert. © MPI für molekulare Genetik </small> Ribosomen - die "Protein-Maschinen" aller Zellen - setzen sich aus 2 Untereinheiten zusammen: Einer kleinen Untereinheit (30S), die für die mRNA-Erkennung und damit für die Übersetzung des genetischen Codes verantwortlich ist, und einer großen Untereinheit (50S), welche die Aminosäuren zu einer Kette verknüpft. Jetzt konnte die Struktur der kleinen 30S-Untereinheit des Ribosoms des Bakteriums T. thermophilus aufgeklärt werden, an die das Antibiotikum Kasugamycin gebunden ist (Abbildung A). Die Forscher unter der Leitung von Paola Fucini fanden heraus, dass jeweils 2 Kasugamycin-Moleküle an eine funktionell wichtige Region der 30S-Untereinheit binden. Die Moleküle blockieren dadurch die Bindungsstelle für die mRNA, so dass diese nicht mehr richtig an das Ribosom gebunden werden kann (Abbildung B). In Folge wird auch die Wechselwirkung des Moleküls mit der mRNA gestört, das die Aminosäuren für die Zusammensetzung der Proteine an das Ribosom herantransportiert (Initiator-tRNA). Auch die Initiator-tRNA kann somit nicht mehr an das Ribosom binden, die Synthese von Proteinen wird dadurch vollständig verhindert. Die Erkenntnisse sind vor für die Landwirtschaft bedeutsam. Denn Kasugamycin kann die äußere Zellmembran von Bakterien und Pilzen durchdringen, in die Zellen von Pflanzen und Tieren gelangt es jedoch nicht. Es wird daher seit Jahren zur Bekämpfung der Blattbräune (Rice Blast Disease) eingesetzt, einer Pilzerkrankung von Reispflanzen, die jährlich zu erheblichen Verlusten in Asiens Landwirtschaft führt. Die jetzt erforschte Struktur erklärt, warum bereits kleine Veränderungen an der 30S-Untereinheit des Ribosoms eine Resistenz gegenüber dem Antibiotikum bewirken können. Struktur eines Ribosom-Antibiotikums aufgeklärt

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