Archive - Mär 30, 2009

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Wiener Biotech-Start-up entwickelt Wirkstoff gegen Akutes Lungenversagen

Dem Wiener Biotech-Start-up <a href=http://www.apeptico.com>Apeptico</a>, das vom Wiener Gründerservice Inits unterstützt wird, ist es nach intensiver Forschungsarbeit und umfassenden Tierstudien gelungen, den Wirkmechanismus des Entwicklungsmoleküls AP301 aufzuklären. Der Wirkstoff soll gegen Akutes Lungenversagen eingesetzt werden Wiener Biotech-Start-up entwickelt Wirkstoff gegen Akutes Lungenversagen <% image name="Apeptico" %> <small>Das von Apeptico gefundenen Peptid wird durch chemische Synthese hergestellt, was die Entwicklungszeit um mehrere Jahre verkürzt. © Apeptico</small> In Zusammenarbeit mit dem Medical College of Georgia (Augusta, USA) konnte das Forschungsteam von Apeptico unter der Leitung von Geschäftsführer Bernhard Fischer eine neuartige Behandlung gegen eine zumeist tödlich endende Krankheit, das Akuten Lungenversagen entwickeln. Von Akutem Lungenversagen sind in Europa jedes Jahr ca. 100.000 Patienten betroffen. Derzeit gibt es kein zur Behandlung zugelassenes Medikament. Die Sterblichkeit dieser Erkrankung liegt zwischen 30% und 60%. Schätzungen des österreichischen Gesundheitsministeriums zufolge sterben in Österreich jedes Jahr mehrere Hundert Patienten an dieser Krankheit, das sind deutlich mehr als an AIDS. Bei Akutem Lungenversagen kommt es zur Schädigung des Lungengewebes und zur Ausbildung eines Lungenödems, einem Austreten von Blutflüssigkeiten aus den Kapillargefäßen in die Lunge. Dadurch und durch die Schädigung des Lungengewebes kann der Sauerstoff aus der Atemluft nicht mehr an das Blut abgegeben werden. Ohne sofortige intensivmedizinische Behandlung kann das Leben des Patienten oft nicht mehr gerettet werden. <b>Der Weg zum Molekül</b> Mit Hilfe der Apeptico-eigenen Datenbank Pepbasetm ist es gelungen, das synthetische Peptid AP301 von einem Strukturelement eines menschlichen Proteins abzuleiten. Die vom Apeptico-Mitgründer Rudolf Lucas am Medical Collage of Georgia erzielten Ergebnisse haben einen detaillierten Einblick in den molekularen Wirkmechanismus von AP301 ermöglicht. Der offizielle Name des Wirkstoffs AP301 wurde bereits von der Europäischen Medizinischen Agentur (EMEA) in London als „Humanes Tumor Nekrose Faktor alpha-abgeleitetes Peptid“ festgelegt. „Wir standen vor der Möglichkeit, AP301 mittels Gentechnologie herzustellen, haben uns jedoch für die chemische Synthese entschieden. Dieser Weg verkürzt die Entwicklungszeit um mehrere Jahre und hält die Kosten im Vergleich niedriger“, verrät Fischer im Gespräch. „So besteht die Möglichkeit, für die Betroffenen auf schnellstem Wege einen zuverlässigen Wirkstoff zu entwickeln.“ <b>Wirkstoff bewirkt Rückbildung des Lungenödems</b> Die aktuellen Untersuchungsergebnisse konnten nun zeigen, dass AP301 dem durch reaktive Sauerstoff-Moleküle und bakterielle Toxine ausgelösten Hyperpermeabilitätsschaden an Endothel- und Epithelzellschichten des Lungengewebes entgegenwirkt, wobei AP301 die Phosphorylierung der leichten Kette des Myosin herabsetzt und die Aktivierung der Protein-Kinase C hemmt, was wiederum zu einer Aktivierung des apikalen Natriumkanals in Lungenbläschen führt. Insgesamt kommt es unter der Wirkung von AP301 zu einer Rückbildung des Lungenödems und zu einem wirksamen Schutz des Lungengewebes vor weiterer Verletzung. Neben der Verwendung von AP301 beim Akuten Lungenversagen konnten weitere Tierstudien zeigen, dass AP301 die Sauerstoffversorgung nach einer Lungentransplantation verbessert sowie zur Behandlung bei bakterieller und viraler Lungenentzündung geeignet ist. Die derzeitigen Aktivitäten von Apeptico fokussieren auf die Sicherstellung der Finanzierung für die weiterführende Arzneimittelentwicklung. „Wir haben bereits an einem Finanzierungs- und Beteiligungsmodell für Investoren gearbeitet“, so Bernhard Fischer. Trotz der derzeitig angespannten Lage am Finanzmarkt ist das Unternehmen zuversichtlich, zumindest einen Teil der notwendigen Finanzierung durch österreichische Business Angels, private und institutionelle Investoren zu erhalten. Seit November 2007 befindet sich das Biotech Start-up im High-Tech-Inkubator des Universitären Gründerservice Inits. Inits unterstützt das Forschungsteam in Wien aktiv beim Business Development, durch Büro-Infrastruktur und Finanzierung. Die Zielsetzung von Inits ist die Verwertung von Forschungsergebnissen in erfolgreichen Unternehmensgründungen.

Die chemische Industrie in Zeiten des Konjunktureinbruchs

Der Fachverband der chemischen Industrie hat in seinem Jahrespressegespräch die Folgen der dramatischen Konjunkturentwicklung auf die Branche beleuchtet. Grundtenor: die Krise wurde nicht von der Industrie verursacht, sie ist vielmehr eine Folge der von den Banken ausgelösten Kreditklemme. <% image name="FCIO_Untersperger_Eickhoff" %> <small>FCIO-Obmann Peter Untersperger und FCIO-Geschäftsführer Wolfgang Eickhoff sprachen über die differenzierte Lage der Branche angesichts der konjunkturellen Einbrüche. (c) FCIO</small> Peter Untersperger, der Obmann, und Wolfgang Eickhoff, der Geschäftsführer des Fachverbands der chemischen Industrie Österreichs konnten nicht umhin, die jüngst kolportierten Zahlen zu kommentieren: erst letzte Woche hatten das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höherer Studien (IHS) ihre Konjunkturprognose für 2009 nach unten revidiert und gehen nun von einem Rückgang des BIP von rund 2 % aus. Angesichts derartig drastischer Einbrüche gab Untersperger zu bedenken, dass man derzeit auch noch mit einer hohen Latte vergleiche: im Jänner 2008 konnte die chemische Industrie in Österreich noch Rekordauftragseingänge verbuchen. Angesichts dessen sei mit einem leichten Abschwung zu rechnen gewesen. Dass dieser allerdings derartig dramatische Ausmaße angenommen habe, komme nicht aus der Industrie selbst. Ursache dafür sie vielmehr der Schockzustand im Interbankenhandel, der sich nach der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers eingestellt habe. Aus diesem Grund sei das derzeitige Tief noch deutlich stärker ausgefallen als jenes von 1993. Die Zahlen der chemischen Industrie für 2008 spiegeln diese starken Bewegungen in der gesamtwirtschaftlichen Situation wider: Im ersten Halbjahr konnte die Produktion noch um 9 % gesteigert werden, die Zahl der Beschäftigten erreichte mit 44.176 einen Rekordwert. Durch die Abwärtsbewegung im zweiten Halbjahr, vor allem ab November 2008, reduzierte sich das Produktionswachstum im Gesamtjahr bereits auf 5,7 %. Noch düsterer fällt die Prognose der chemischen Industrie für 2009 aus: man rechnet damit, dass die Produktion um 10 % zurückgeht. <b>Kunststoffsparte am stärksten betroffen</b> Nicht alle Teilbereiche der chemischen Industrie sind gleich stark von diesen Entwicklungen betroffen. Am besten geht es der weitgehend konjunkturunabhängigen Pharmaindustrie, auch für Betriebe, die in Konsumenten-nahe Bereiche wie Lebensmittel oder Kosmetik liefern, ist die Situation relativ gut. Am stärksten betroffen ist der Kunststoffbereich, wo viele Unternehmen an die Bau- oder die Automobilindustrie liefern. Die Zahlen für November 2008 zeigen die Unterschiede besonders deutlich: Während der Pharmabereich um 20 % zulegen konnte, brach der Kunststoffbereich in diesem Monat um 37 % ein. Da es sich um eine weltweite Krise handelt, ist auch der Export – Wachstumsmotor der vorangegangenen Jahre – eingebrochen. Nach wie vor schwierig ist die Finanzierungssituation. Geld zu bekommen ist nach Aussage Unterspergers teuer geworden. 72 % der Chemieunternehmen würden dementsprechend angeben, Investitionen derzeit aufzuschieben. Untersperger regte angesichts dieses Szenarios in Richtung Politik an, garantierte Industriefinanzierungen zu schaffen. Er fürchtete, dass zögerliches handeln für einige Betriebe zu spät kommen könnte. Sehr unsicher seien derzeit auch die Prognosen der weiteren Geschäftsentwicklung. Man rechne beispielswiese damit, dass in der chemischen Industrie in Österreich Im laufenden Jahr rund 2000 Arbeitsplätze verloren gingen. Möglichweise werde man den Effekt erst im 4. Quartal 2009 spüren, wenn die jetzt vereinbarten Kurzarbeitsmodelle nicht mehr griffen. Da das dramatische Ausmaß der Krise nicht aus der Industrie selbst komme, falle es nach Untersperger aber leichter, auch wieder leise Anzeichen einer mittelfristigen Verbesserung der derzeitigen Lage zu sehen. Die chemische Industrie in Zeiten des Konjunktureinbruchs

Neues Protein, das Krankheitserreger in Immunzellen aufspürt, am Wiener CeMM entdeckt

Wissenschaftler am Wiener Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (<a href=http://www.cemm-.at>CeMM</a>) haben ein bisher unbekanntes Protein entdeckt, das in menschlichen Zellen die Aufgabe eines „Gefahrensensors“ übernimmt. <% image name="CeMM_Superti-Furga_BuerckstuemmerWeb" %> <small>CeMM-Direktor Giulio Superti-Furga (links) und Erstautor Tilmann Bürckstümmer (rechts). ©CeMM</small> Es ist in der Lage, krankheitserregende Viren zu entlarven und zugleich ein Alarmsignal an den Körper auszusenden. Die Ergebnisse der Studie, die unter Leitung des wissenschaftlichen Direktors des CeMM, Giulio Superti-Furga, durchgeführt wurde, wurden in der März-Ausgabe des Wissenschaftsjournals Nature Immunology publiziert. Die Wissenschaftler kamen dem neuen Protein, mithilfe eines sogenannten proteomischen Screens auf die Spur. Dabei werden Zielmoleküle gleichsam als „Köder“ benutzt und sämtliche Proteine, die an diese „Köder“ binden aus einem Zellextrakt „herausgefischt“. Eine der größten Stärken der Proteomik ist, auf diese Weise Netzwerke ausfindig zu machen. Superti-Furga gilt als einer der führenden Experten auf diesem Gebiet und leitet in der Österreichischen Proteomik-Plattform APP das Projekt „Medizinische Proteomik“. <b>Proteomik mit Genomik kombiniert</b> Die Wissenschaftler am CeMM kombinierten nun im aktuellen Fall ihre proteomische Suche mit einem genomischen Ansatz, suchten also zusätzlich nach Genen, die unter bestimmten Bedingungen aktiviert sind, und bildeten die Schnittmenge beider Screens. So konnten sie die Ergebnisse ihrer Suche auf das Wesentliche einschränken und wurden fündig. Das neu entdeckte Protein, genannt AIM2, „patrouilliert“ in menschlichen Immunzellen. Sobald es verdächtige DNA entdeckt, möglicherweise von einem angreifenden Virus oder Bakterium, löst es die Ausschüttung des Signalproteins Interleukin-1 aus. Dieses Molekül ist an Entzündungsvorgängen beteiligt und aktiviert einen „Invasionsalarm“ im gesamten Körper. Es ist einer der wesentlichen Auslöser für Fieber und spielt auch in vielen Autoimmunkrankheiten eine wichtige Rolle. Am CeMM ist damit die Entdeckung eines zentralen Moleküls des menschlichen Verteidigungsapparates gegen Krankheitserreger gelungen. <b>ALSA-nominierter Forscher federführend beteiligt</b> „Die Identifizierung dieses Moleküls stellt eine große Besonderheit dar. Es hilft uns, die unmittelbaren Reaktionen des Körpers auf Infektionen besser zu verstehen. Wir befinden uns zwar noch in einem sehr frühen Stadium der Erforschung dieses Moleküls, in Zukunft könnte AIM2 aber dazu verwendet werden, die Schutzfunktionen des menschlichen Organismus – zum Beispiel im Falle von Epidemien – zu verbessern“, betont Tilmann Bürckstümmer, Erstautor der Studie und einer der Ausgezeichneten des Austrian Life Science Award (ALSA) 2008. Superti-Furga zeigte sich stolz auf die Entdeckung, die, wie er betonte, erst wenige Jahre nach Gründung des CeMM erfolgte. Weiteres Zeil sei es nun, das Protein gemeinsam mit den Partnern an der Medizinischen Universität Wien näher zu erforschen unter anderem wenn es darum geht heraus zu finden, ob Fehlfunktionen des Proteins AIM2 mit Autoimmunkrankheiten – bei denen eine zu große Anzahl an Entzündungssignalen produziert wird - in Verbindung zu bringen sind. Die Proteomik ist eine noch junge Technologie, die sich mit der systematischen Erforschung der Eiweißstoffe in biologischen Systemen beschäftigt. Sie analysiert Art und Menge der vorhandenen Proteine und in welchen „Teams“ sie zusammenwirken. Die in Österreich tätigen Experten dieses Fachgebiets arbeiten seit 2003 in der Österreichischen Proteomik Plattform (APP) zusammen – mit Erfolg, wie das jüngste Forschungsergebnis zeigt. <small> <b>Die Proteomik-Plattform APP</b> Die österreichische Proteomik Plattform APP ist ein Forschungsnetzwerk, das im Rahmen des österreichischen Genomforschungsprogramms GEN-AU von der Bundesregierung gefördert wird. APP wurde im Jahr 2003 gestartet. Sie wird von Prof. Dr. Lukas Huber, Medizinische Universität Innsbruck, geleitet und von CEMIT Center of Excellence in Medicine and IT in Innsbruck gemanagt. </small> Neues Protein, das Krankheitserreger in Immunzellen aufspürt, am Wiener CeMM entdeckt