Archive - Aug 13, 2012

Technik unterstützt das Leben zuhause

Österreichische Forschungsinstitutionen, Technologie-Anbieter und Nutzer auf dem Gebiet des „Ambient Assisted Living“ (AAL) haben sich zur Plattform <a href=http://www.aal.at>„AAL Austria“</a> zusammengeschlossen. Ziel ist es, die verschiedenen Beteiligten an einen Tisch zu bringen und die erforderlichen technologischen und organisatorischen Schnittstellen zu schaffen.

 

Knapp 432.000 Personen haben im Österreich des Jahres 2012 Pflegegeld bezogen – nur 17 Prozent davon werden in Pflegeheimen betreut. Stark steigend ist die Zahl derjenigen Menschen, die im häuslichen Bereich verbleiben und Unterstützung entweder von Familienangehörigen oder von mobilen Hilfsdiensten erhalten. Gerade letzteren steht dabei immer weniger Zeit pro betreutem Menschen zur Verfügung. Die Nachfrage steigt, an Hilfskräften hingegen herrscht akuter Mangel – etwa 7.000 Personen würden in diesem Bereich zusätzlich benötigt.

Kein Wunder also, dass von Seiten der mobilen sozialen Dienste großes Interesse an technischen wie organisatorischen Lösungen besteht, die hier einhaken und einen Teil des bisher geleisteten Aufwands übernehmen könnten. Robert Körbler, Geschäftsführer von Philips Healthcare Austria, nannte im Rahmen einer Pressekonferenz zur Gründung von AAL Austria ein Beispiel: Heimhilfen verbringen viel Zeit damit, den Einkauf für die von ihnen betreuten Personen zu organisieren. Wäre es da nicht interessant, wenn die großen Ketten des Lebensmittelhandels, die ohnehin nach neuen Vertriebswegen suchen,  genau dann die tags zuvor abgegebene Bestellung liefern, wenn die Hilfskraft in der Wohnung des alten Menschen zugegen ist und so helfen, eine Menge Zeit zu sparen?

 

Zusammenführen, Standardisieren, Awareness schaffen

Philips Healthcare ist das jüngste Mitglied der vor kurzem auf Initiative des BMVIT etablierten Plattform AAL Austria. Michaela Fitz, die am Austrian Institute of Technology (AIT) das Department Health & Environment leitet, wurde zur Präsidentin des Zusammenschlusses gekürt, dessen Aufgaben sie mit dem Zusammenführen von Entwicklern und Anwendern, dem Definieren und Standardisieren von Schnittstellen und dem Schaffen von Awareness für das Thema zusammenfasst.

Die Technik, die in einem so sensiblen Bereich zur Anwendung kommt, muss selbst sehr gut durchdacht und auf die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Nutzer abgestimmt sein. Mit zu viel spürbarer Hochtechnologie hat man in ersten Pilotprojekten bei den älteren Bewohnern von „intelligenten“ Wohnumgebungen nicht immer die besten Erfahrungen gemacht. Deshalb sei es umso wichtiger, so Fritz und Körbler unisono, dass technische Systeme situationsabhängig und unaufdringlich zum Einsatz kommen.  Derartige Lösungen sind zum Beispiel gefragt, um die Kommunikation der älteren Menschen mit ihrer Umgebung zu unterstützen, die Sicherheit beim Leben zuhause zu verbessern oder ein Monitoring wichtiger Gesundheitsdaten zu gewährleisten. Einzellösungen für ein solches umgebungsunterstütztes Wohnen gebe es schon viele, wie Fritz betont, nun gehe es darum, die erforderliche Interoperabilität der Systeme aufzubauen.

Mit Technik allein ist es aber auch beim „Ambient Assisted Living“ nicht getan. Um wirklich den Schritt in den Markt zu realisieren, sind konkrete Geschäftsmodelle notwendig. Die Wiener Industriellenvereinigung hat nun mit der Stadt Wien ein Projekt gestartet, bei dem etwa 100 Wohneinheiten mit AAL-Technologien ausgestattet und dabei auch Finanzierungsmodelle für einen solche Einsatz ausprobiert werden sollen.