Archive - Aug 28, 2012

FOPI-Arbeitskreis: Was machen die Niederländer besser?

Ein Arbeitskreis der <a href=http://www.fopi.at>forschenden Pharma-Unternehmen</a> im Rahmen der „Alpbacher Perspektiven“ nahm das vielgepriesene Gesundheitssystem der Niederlande unter die Lupe, um Verbesserungspotenzial für die österreichischen Institutionen abzuleiten.

 

„Perspektiven“ nennt sich ein aus den früheren „Reformgesprächen“ hervorgegangener Teil des Forums Alpbach, der zwei Tage lang in verschiedene Richtungen der zukünftigen Entwicklung blickt.  Die Zukunft des Gesundheitssystems stand etwa in einem vom Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie Österreichs (FOPI) veranstalteten Arbeitskreis im Mittelpunkt der Betrachtungen. Grundlage der Augurien war eine im Juli erschienene Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS), die „Performance“ und „Effizienz“ des österreichischen Gesundheitssystems mit den entsprechenden Ergebnissen in anderen europäischen Ländern verglich. Dabei zeigte sich, dass das hierzulande erzielte Ergebnis – abgelesen an Indikatoren zum Gesundheitszustand der Bevölkerung –  im EU-Mittelfeld liegt, angesichts von hohem Ressourceneinsatz also auf eher geringe Effizienz zu schließen ist.

 

Aktive Patienten, vernetzte Ärzte

Auf Platz des Ländervergleichs landeten in puncto Ergebnis die Niederlande, was Anlass war, sich im FOPI-Arbeitskreis die Vorgehensweise der Holländer genauer anzusehen. Auffällig ist nach den Ausführungen des IHS-Experten Thomas Czypionka das starke Engagement von Patientenorganisationen im niederländischen Gesundheitssystem. Ein Dachverband von 27 Konsumenten- und Patientenorganisationen mit ebenso vielen Informations- und Beschwerdestellen wird durch eine Stiftung des Gesundheitsministeriums kofinanziert. 33 regionale Gesundheitsinformationszentren, Internet- und Telefonberatung, Broschüren sowie ein regionales Monitoring sind der Erhöhung der Bevölkerungsgesundheit gewidmet. Die Gemeinden sind gesetzlich zur Gesundheitsinformation verpflichtet, die Krankenhäuser zur Veröffentlichung von Qualitätsberichten.

Weniger Berührungsängste als in Österreich hat die niederländische Ärzteschaft, was die Nutzung elektronischer Krankenakten betrifft. Ein 1992 gegründetes Informationsnetzwerk in der Allgemeinmedizin (LINH), das 150 praktische Ärzte und 350.000 Patienten umfasst, erhebt Behandlungs- und Überweisungsdaten und identifiziert Best-Practice-Beispielen.Ein unabhängiges, staatlich gefördertes Institut für die Versorgungsforschung (NIVEL) wurde 1965 ins Leben gerufen, 60 praktische Ärzte senden wöchentlich Informationen zum Krankheitsgeschehen.

 

 

 

 

Flaggschiff-Technologien im Wettstreit

Sechs Pilotprojekte für die <a href=http://cordis.europa.eu/fp7/ict/programme/fet/flagship/home_en.html>„Flagship-Technologien“</a> der Zukunft sind in den vergangenen 14 Monaten ausgearbeitet worden, zwei davon werden im Rahmen des 7. Rahmenprogramms von der EU langfristig gefördert. Die <a href=http://www.alpbach.org/index.php?id=1493>Alpbacher Technologiegespräche</a> ließen drei von ihnen „gegeneinander“ antreten.

 

Nach der Vorstellung von Gordon Cheng vom Institute for Cognitive Systems der TU München werden sie in gar nicht so ferne Zukunft unsere ständigen Begleiter sein: Roboter verschiedener Größenordnungen, orientiert am Vorbild des tierischen Organismus, die adaptiv mit ihrer Umgebung wechselwirken und dem kranken Menschen ebenso zur Seite stehen wie dem gesunden. Forscher in Materialwissenschaften, Engineering, Informatik, Bio- und Neurowissenschaften sollen zusammenwirken, um solchen Zielen näher zu kommen.

Die sprichwörtlichen Schutzengel will das Projekt „Guardian Angels“ verwirklichen, das Adrian Ionesco vom EPF Lausanne vorstellte. Dabei soll die Intelligenz heutiger Informations- und Kommunikationstechnologie in sogenannte autonome Systeme eingebettet werden, die allerlei Körperfunktionen kontrollieren und Umgebungsbedingungen überwachen können. Auf diese Weise soll der Patient der Zukunft vor dem Herzinfarkt bewahrt und der Bergsteiger vor hereinbrechenden Unwettern gewarnt werden.

 

IT für eine wahrhaft „personalisierte“ Medizin

Eine im wörtlichen Sinne personalisierte Medizin soll beim Projekt ITFoM (IT for the Future of Medicine) verwirklicht werden: Ziel ist die Nutzung von Unmengen im Prinzip verfügbarer biomedizinischer Daten für die Simulation des individuellen Organismus jedes Menschen. Eine bestimmte Therapie könnte dann zunächst am virtuellen Alter Ego getestet werden,  bevor der reale Patient damit behandelt wird.

In einem stimmten alle drei Vortragenden überein: Auch wenn ihr konkretes Projekt nicht den Zuschlag als „Flagship Initiative“ erhalten sollte, hat schon das Pilotprogramm eine europaweite Community rund um die jeweilige Technologie entstehen lassen.