Archive - Aug 16, 2013

Eröffnung der Alpbacher Gesundheitsgespräche

Von 16. bis 18. August beleuchten die Alpbacher Gesundheitsgespräche, wie Entscheidungsprozesse im Wechselspiel der unterschiedlichen Akteure des Gesundheitssystems laufen – und wie sie im besten Fall laufen sollten. Zum Auftakt gab es von den eingeladenen Keynote Speakers dazu durchaus Provokantes zu hören.

 

Nach der von den politischen Entscheidungsträgern auf den Weg gebrachten Gesundheitsreform und der im vergangenen Jahr erfolgten Definition von Gesundheitszielen, gehe es nun darum, aufgezeigtes Verbesserungspotential auch in Ergebnisse umzusetzen, gab Jan Oliver Huber, Generalsekretär des Mitverantalters Pharmig schon im Vorfeld die Zielrichtung der Gesundheitsgespräche vor. Man habe ein spannendes Programm zusammengestellt und hege die Hoffnung, dass die in Alpbach erarbeiteten Vorschläge nicht nur gehört, sondern auch in die Praxis einfließen werden.

 

Arm macht krank – aber was ist zu tun?

Ein springender Punkt ist dabei stets die geeignete Prioritätensetzung. Michael Marmot hatte dazu eine pointierte Sicht der Dinge: Der Direktor am Institute of Health Equity am UCL Research Department of Epidemiology and Public Health in London warf als erster Keynote Speaker ein Licht auf den Zusammenhang zwischen sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit in einer Gesellschaft. Mit zahlreichen Beispielen konnte Marmot  belegen, dass Indikatoren wie Lebenserwartung oder die Anzahl gesunder Lebensjahre in direktem Zusammenhang mit dem durchschnittlichen Einkommen einer Bevölkerungsgruppe stehen.

Als Gegenmaßnahme empfahl Marmot , was einer seiner Kritiker einmal „Evidence-based ideology“ nannte: die Investition in Programme, die genau diesen Zusammenhang adressieren und dadurch die Lücke im Gesundheitszustand zwischen unterschiedlichen sozialen Schichten verringern. Hinsichtlich der genauen Ausgestaltung und Finanzierung derartiger Programme blieben seine Ausführungen aber vage.  

 

Viele publizierte Daten sind falsch

Nachdenklich hinsichtlich der wissenschaftlichen Grundlagen der medizinischen Praxis stimmte der zweite Plenarvortrag, den John Ioannidis hielt. Ein sehr großer Prozentsatz der in wissenschaftlichen Journalen nach allen Regeln der Kunst veröffentlichten Daten sei falsch, so die provokante These des gebürtigen Griechen, der heute Direktor des Prevention Research Center an der Stanford University ist. Ioannidis´ Aussage ist die Frucht zahlreicher Studien, in denen er die publizierten Ergebnisse einer bestimmten Fragestellung in ihrer Gesamtheit analysierte. Dabei zeigten sich nicht nur viele Widersprüche zu bestimmten mit eine Krankheit angeblich in Zusammenhang stehenden Risikofaktoren, sondern vor allem auch, dass zahlreiche Arbeiten nicht reproduzierbar waren oder in ihren Schlussfolgerung stark übertrieben. In der nachfolgenden Diskussion wurden vor allem die im Wissenschaftsbetrieb vorherrschenden Erfolgsfaktoren für diese Situation verantwortlich gemacht, die sensationelle Ergebnisse oft höher bewerten als solide Arbeitsweise – und so eine „kreative“ Interpretation der gefundenen Daten begünstigen.

 

 

 

 

Mayr-Melnhof: „Gut behauptet“

 

Wir haben uns in einem schwierigen Umfeld gut behauptet“, kommentierte Wilhelm Hörmanseder, der Vorstandsvorsitzende des Kartonkonzerns Mayr-Melnhof, das Ergebnis des ersten Halbjahres 2013. Der Periodenüberschuss erhöhte sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2012 um sechs Prozent auf 54,7 Millionen Euro. Die Umsatzerlöse lagen mit 981,8 Millionen Euro (+ 0,7 Prozent) knapp über dem Vorjahresniveau. Um 4,7 Prozent auf 77,5 Millionen Euro zurückgegangen ist das Betriebliche Ergebnis. Hörmanseder begründete das so: In Europa, wo Mayr-Melnhof rund 86,3 Prozent seiner Produktionsmengen absetzt, war die Nachfrage „weiter verhalten“, auch hätten sich niedrigere Durchschnittspreise ertragsmindernd ausgewirkt. Hinsichtlich der langfristigen Entwicklung sei das Unternehmen aber „tadellos“ unterwegs, betonte Hörmanseder. Er verwies auf die Cash-Earnings-Marge von 10,2 Prozent: „Das heißt, von 1.000 Euro, die wir einnehmen, bleiben rund 100 Euro in der Kassa.“ Damit sei Mayr-Melnhof für weiteres Wachstum gut gerüstet. 

 

Im Bereich Karton, der die Kartonherstellung umfasst, seien die Maschinen zu 99 Prozent ausgelastet gewesen. Die Umsatzerlöse hätten sich um 2,2 Prozent auf 476 Millionen Euro erhöht. Wegen der Modernisierung einer Kartonmaschine in Deutschland war jedoch ein geplanter Produktionsausfall zu verzeichnen, der maßgeblich zum um 12,7 Prozent auf 26,9 Millionen Euro gesunkenen Betrieblichen Ergebnis beitrug. Die Preise für die benötigten Rohstoffe (Faserstoffe sowie Altpapier) hätten sich kaum geändert, sagte Hörmanseder: „Die Märkte sind stabil, und wir rechnen damit, dass das so bleibt.“ Im Bereich Packaging (Faltschachtelerzeugung) habe sich der schwächere Konsum ausgewirkt. Mit Umsatzerlösen von 557,5 Millionen Euro (- 0,6 Prozent) und einem Betrieblichen Ergebnis von 50,6 Millionen Euro (+ 0,2 Prozent) sei die Lage aber weiterhin stabil. 

 

Ausblick: „Kein Silberstreif“ sichtbar

Für das zweite Halbjahr erwartet Hörmanseder eine „anhaltend schwache Wirtschaftsentwicklung. Wir können den Silberstreif am Horizont nicht erkennen.“ Allerdings sei der Konzern „wetterfest“, werde sich aller Voraussicht nach weiterhin gut behaupten und weiter expandieren. So erwarb Mayr-Melnhof jüngst in Vietnam ein Unternehmen, das Faltschachteln erzeugt. „Natürlich müssen wir die Materialeffzienz und die Kapazitäten erhöhen. Aber ich bin überzeugt, das wird eine sehr gute Sache“, betonte Hörmanseder. Bei einem Jahresumsatz des neu erworbenen Unternehmens von neun Millionen Euro halte sich auch das Risiko in Grenzen.

 

Kritik an Energieeffizienzrichtlinie

Heftige Kritik übte Hörmanseder an der Energieeffizienz-Richtlinie der EU, die bis Juni 2014 in österreichisches Recht zu überführen ist: „Das ist etwas, um die Daseinsberechtigung der Bürokratie zu beweisen.“ Sein Unternehmen habe aus Kostengründen seine Energieeffizienz seit jeher gesteigert und tue das im Rahmen des Möglichen auch weiterhin. Vom geplanten bundesweiten Energieeffizienzgesetz könne die Industrie aber „nur viel mehr Formulare“ erwarten. Für einschlägig ausgerichtete Berater handle es sich freilich um ein „Riesengeschäft“. 

 

Von der neuen Verpackungsverordnung, die derzeit erarbeitet wird, erwartet sich Hörmanseder „keine großen Änderungen.“ Wichtig sei, die Sammelquoten für Verpackungsabfälle weiterhin auf dem derzeitigen Niveau von etwa 70 Prozent zu halten, „und das wird der Gesetzgeber wohl gewährleisten.“