Umfrage: Generika wichtiger als Spitalsreform
Rund 72 Prozent der österreichischen Bevölkerung befürworten den Einsatz von Generika. Etwa 33 Prozent würden diesen „begrüßen“, um die Finanzierung des Gesundheitssystems zu sichern. Dagegen halten nur 29 Prozent in diesem Zusammenhang Strukurreformen im Spitalsvereich für sinnvoll. Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts GfK im Auftrag des Österreichischen Generikaverbandes (OEGV). Wie OEGV-Präsident Bernd Leiter bei einer Pressekonferenz in Wien erläuterte, ist der Kenntnisstand hinsichtlich Generika in den vergangenen Jahren „wesentlich“ gestiegen: „Allerdings gibt es immer noch Lücken.“ So hielten 42 Prozent der Befragten Generika schlicht für „billigere Arzneimittel“. Nur 29 bzw. zwölf Prozent bezeichneten diese richtig als „Arzneimittel, deren Patente nicht mehr geschützt werden“ bzw. als „Nachfolgearzneimittel.“ Nicht zuletzt deshalb aktualisierte der OEGV gemeinsam mit der Österreichischen Ärztekammer eine Broschüre mit grundlegenden Informationen, die allen niedergelassenen Ärzten zur Verfügung gestellt wird. Leiter fügte hinzu, Patienten, die bei der Erstverschreibung eines Arzneimittels ein Generikum erhielten, würden dies in 90 Prozent der Fälle akzeptieren. Zurzeit stünden für etwa 43 Prozent der in Österreich verabreichten Medikamente Generika zur Verfügung.
Die im Gesundheitsbereich möglichen Einsparungen durch Generika bezifferte Leiter mit etwa 200 Millionen Euro pro Jahr. Wie hoch die bisher tatsächlich erzielten Einsparungen sind, lasse sich allerdings nicht sagen: „Das ist sehr schwer zu erheben. Außerdem werden unterschiedliche Definitionen des Begriffs Generikum verwendet.“ Leiter ergänzte, im Jahr 2012 seien „rund ein Dutzend“ Patente für Originalmedikamente in Österreich abgelaufen. Ähnlich werde sich die Lage auch heuer darstellen: „Genaue Zahlen kann und darf ich noch nicht nennen.“ Klar sei aber: „Natürlich“ versuche jeder der etwa 14 Generikahersteller, mindestens ein eigenes Nachfolgemedikament pro nicht mehr patentierter Arznei auf den Markt zu bringen.
„Gewisser Erklärungsbedarf“
Otto Pjeta, der Referent für Qualitätssicherung und -management sowie Medikamentenangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer, sagte, bei der Umstellung auf Generika hätten Ärzte „natürlich einen gewissen Erklärungsbedarf“ gegenüber den Patienten. Außerdem sei es mit der einmaligen Umstellung oft nicht getan: „Beim nächsten Besuch in der Praxis sagt der Patient, ich möchte mein bisheriges Mittel wieder.“ Als Argument dafür würden immer wieder angebliche Nebenwirkungen genannt. Und: „Je älter jemand ist, desto größere emotionale Schwierigkeiten hat er, wenn ihm anstelle des gewohnten Medikaments ein anderes verschrieben wird.“ Dem Chemiereport erläuterte Pjeta, rund 70 Prozent der in Österreich verabreichten Medikamente seien grundsätzlich „generikafähig“. In der Praxis werde sich dieser Prozentsatz allerdings schwerlich erreichen lassen. Menschen, die chronisch ein bestimmtes Medikament einnehmen müssten, ließen sich kaum davon überzeugen, ein anderes, qualitativ gleichwertiges, Mittel zu verwenden. Bei Arzneien, die nicht dauerhaft benötigt würden, falle die Umstellung leichter.
Nicht nur Wirkstoff
Nur noch den jeweiligen Wirkstoff zu verschreiben und nicht mehr ein bestimmtes Medikament, lehnen sowohl Leiter als auch Pjeta ab. Leiter erläuterte, wenn die Krankenkassen stets nur mehr die Kosten für das billigste Medikament ersetzten, könne dies dazu führen, „dass ein Patient jeden Monat ein anderes Mittel bekommt. Das ist nicht sinnvoll.“ Auch die Kassen selbst lehnen ihm zufolge eine derartige Vorgangsweise ab, weil sich die pro verkaufter Einheit erzielbaren Einsparungen nur im Bereich von rund fünf Cent bewegen: „Das bringt den Kassen ökonomisch nichts.“