Archive - Aug 21, 2013

Alpbacher Universitätsforum: Markt und Moral

Das Alpbacher Universitätsforum warf in einem hochkarätigen Vortragsmarathon viele Fragen auf - beantwortet wurden nur wenige. Mehr Raum zur Diskussion bot eine Veranstaltung des Wissenschaftsministeriums.

 

Das Forum Forschung der Österreichischen Universitätenkonferenz (Uniko) hat für das diesjährige Universitätsforum am Vortag der Alpbacher Technologiegespräche zahlreiche Vortragende aus der Professorenriege heimischer Hochschulen eingeladen, Aspekte des Verhältnisses von Markt und Moral zu beleuchten. Die Einblicke kamen aus den verschiedensten Blickrichtungen: Da sprach der Ökonom von Laborexperimenten zu moralischem (und amoralischem) Marktverhalten, der Betriebswirt über die heikle Balance zwischen Engagement und Heuchelei, wenn es um Corporate Social Responsibility geht, der Montanist über Ressourcenvorkommen in reichen und armen Ländern.

Matthias Beck, Mediziner und katholischer Moraltheologe in einer Person, stieg in seinem Referat schrittweise die ethische Eskalationspyramide der zeitgenössischen Reproduktionsmedizin empor. Denn war die In-vitro-Fertilisation ursprünglich gedacht, um kinderlosen Paaren zu Nachwuchs zu verhelfen, diskutiert man heute über „Rettungsgeschwister“, bezahlte Leihmutterschaft und mittels Pränataldiagnostik selektierte Kinder. Eher im Allgemeinen verblieb Jens Dangschat, Soziologe an der TU Wen, der über „Wertewandel und Vermarktung des Sozialen“ räsonierte und dabei zwischen wissenschaftlicher Analyse und politischem Statement nicht immer klar unterschied. Klare Worte fand hingegen Raimund Margreiter, führender Innsbrucker Transplantationsmediziner, der über die eindrucksvolle Entwicklung seines Fachgebiets erzählte, aber auch Grenzen der Ethik und der Sinnhaftigkeit von Transplantationen aufzeigte.

Über alle diese Fragen konnte trotz ihres hohen Potenzials an Kontroverse nicht diskutiert werden, weil ein zu eng geschnürtes Zeitkorsett dazu keine Gelegenheit ließ. Weniger wäre hier mehr gewesen.

 

Wünsche an die ideale Universität

Als Scharnier zwischen Universitätsforum und Technologiegespräche fungierte wie schon in den Jahren zuvor eine Abendveranstaltung des Wissenschaftsministeriums, in der man sich heuer Gedanken über den Idealtypus der Universität machte. Das Podium, auf  dem neben Minister Karlheinz Töchterle Andrea Schenker-Wicki von der ETH Zürich, Monika Henzinger von der Uni Wien und Dieter Lenzen von der Uni Hamburg Platz genommen hatten, konnte sich weitgehend auf die Stärkung eines am humboldtschen Ideal orientierten kontinentaleuropäischen Modells der Universität gegenüber einem atlantischen Hochschulsystem, in das sehr vieles an Berufsausbildung integriert ist, einigen.