Archive - Aug 2013

August 13th

„Ja, aber“, Teil 2

Der Ministerrat setzte am 13. August mit der Zustimmung zu einer Artikel-15a-Vereinbarung einen weiteren Schritt in Richtung Etablierung einer Medizin-Fakultät in Linz. Trotz grundsätzlicher Zustimmung der Hochschulkonferenz ist dieser in Hochschulkreisen nach wie vor umstritten.

 

Denn in ihrer Sitzung vom 10. Juli knüpfte die Konferenz, die als  Beratungsgremium des Wissenschaftsministers in Fragen der Weiterentwicklung des österreichischen Hohschulraums fungiert, das Ja zu einer weiteren Mediziner-Ausbildung in Linz an eine ganzen Reihe von Bedingungen: So sollen unter anderem zusätzliche Mittel für Universitäten zur Abdeckung der laufenden Kostensteigerungen bereitgestellt , eine einfache, transparente
und kostengünstige Regelung des klinischen Mehraufwandes verwirklicht und mögliche Auswirkungen auf die Quotenregelung im Bereich der Medizinanfängerplätze untersucht werden. Auch wurde die Begleitung der Gründung durch den österreichischen Wissenschaftsrat und die Abfederung etwaiger zusätzlicher Aufwendungen von Studierenden gefordert.

Er habe all diese Bedingungen in seinem Ministerratsvortrag berücksichtigt, hieß von Seiten Minister Töchterles im Anschluss an die Ministerratssitzung vom 13. August.  Auch der Text der nun beschlossenen Vereinbarung zwischen dem Bund und dem Land Oberösterreich gemäß Artikel 15a des Bundesverfassungsgesetzes nimmt dezidiert auf die Bedingungen der Hochschulkonferenz Bezug.

 

Schmidinger: „zu wenig konkret“

Dennoch wird der Beschluss von der Universitätenkonferenz Uniko als zu wenig konkret kritisiert. Uniko-Präsident Heinrich Schmidinger vermisst die Verpflichtung der Regierungsmitglieder, die Bedingungen der Hochschulkonferenz in die Tat umzusetzen. So forderte er verbindliche Zusagen für zusätzliche Mittel für die Universitäten, so wie sie für die Finanzierung der Medizin-Fakultät Linz vom Bund gegeben wurden. Bis zum Beschluss im Nationalrat sollten hier noch Konkretisierungen vorgenommen werden, so Schmidinger.

 

 

 

 

 

 

August 9th

Baxter: „Große Erwartungen“ an Gesundheitsreform

 

Der Pharmakonzern Baxter hat große Erwartungen hinsichtlich der Reform des österreichischen Gesundheitssystems, sagte der Vorstand des Unternehmens, Andreas Kronberger, heute vor Journalisten in Wien: „Grundsätzlich stimmt die Richtung.“ Immerhin werde seit den 1960er Jahren über die Reform diskutiert. Es bestehe nunmehr die Möglichkeit, „etwas Vernünftiges zustandezubringen.“ So könnten die vorgesehene Stärkung des niedergelassenen Bereiches sowie die bessere Abstimmung zwischen den Hausärzten und den Spitälern „zu einer Optimierung der Versorgung und zur intelligenten Kostendämpfung durch innovative Lösungen beitragen.“ Als Beispiel nannte Kronberger die Heimdialysen, die „von vielen Patienten selbständig durcheführt werden“ könnten. In Österreich liege deren Anteil an der Gesamtzahl der Dialysen bei rund zehn Prozent, in anderen Ländern belaufe er sich auf über 30 Prozent: „Werte in dieser Größenordnung sollten auch wir anstreben.“ 

Freilich gebe es im Rahmen der Reform eine Vielzahl von Problemem zu lösen. So verfüge Österreich im internationalen Vergleich über eine sehr hohe Zahl an Akutbetten: „Wir sollten uns überlegen, wie viele Akutbetten wir wirklich brauchen.“ Grundsätzlich müsse stets die Verbesserung der Lage der Patienten im Mittelpunkt der Reform stehen. Vom Chemiereport gefragt, ob die Pharmaindustrie in die Verhandlungen über die Reform ausreichend eingebunden worden sei, sagte Kronberger: „Das war leider nicht der Fall.“ Die Branche habe immer wieder versucht, sich als Anbieter von Lösungen sowie als Know-how-Träger ins Spiel zu bringen – allerdings ohne Erfolg: „Es ist schade, dass die Politik auf unsere Expertise verzichtet.“

 

Spitzenplatz in Gefahr

Kritik übte Kronberger an der Bildungspolitik der Regierung. Diese müsse dringend Initiativen setzen, um dem nachlassenden Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern gegenzusteuern. So seien die Schülerzahlen an den Berufsbildenenden Höheren Schulen (BHS) im Sinken. „Mit 50 Minuten Frontalunterricht wie vor hundert Jahren kommen wir nicht weiter. Wir brauchen moderne Lehrmethoden, sonst verlieren wir unseren Spitzenplatz“, sagte Kronberger dem Chemiereport. Es werde immer schwieriger, „Spezialisten und Führungspositionen, aber auch Labortechniker in gewünschter Zahl“ zu bekommen. Baxter versuche, dieses Problem zumindest teilweise selbst zu lösen und bilde beispielsweise Chemielaboranten, aber auch Kälte- und Verfahrenstechniker aus. Das österreichische Lohnniveau ist für Baxter laut Kronberger kein Problem. In Österreich als weltweit wichtigstem Forschungsstandort des Konzerns „können wir uns etwas höhere Löhne leisten.“

Wünscheswert wären allerdings flexiblere Arbeitszeiten, teilte der Produktionsleiter des Standorts Wien, Karl-Heinz Hofbauer, dem Chemiereport mit. Dabei gehe es insbesondere um die Arbeit an Wochenenden, die „sehr strikt“ geregelt sei. Bei einer rund um die Uhr laufenden Produktion wäre „mehr Flexibilität hinsichtlich der Wochenarbeitszeit“ hilfreich. Hofbauer fügte hinzu, es gehe keineswegs um Mehrbelastungen für die Arbeitnehmer. Im Gegenteil versuche sein Unternehmen, solche hintanzuhalten. Den Wunsch von Wirtschaftsvertretern nach Ausweitung der Tagesarbeitszeit auf bis zu zwölf Stunden teilt Hofbauer daher nicht. Beispielsweise habe es keinen Sinn, Menschen „unter den nicht angenehmen Bedingungen in einem Reinraum“ so lange Zeit durchgehend arbeiten zu lassen.

 

Entscheidung über Krems

Unterdessen bahnt sich eine Entscheidung über die Zukunft des Baxter-Standortes Krems an. Das Unternehmen hatte dort 2002 einen Gebäudekomplex errichtet, in dem Impfstoffe erzeugt werden sollten, wozu es jedoch bisher nicht kam. Baxter-Sprecher Michael Heinrich kündigte an, bis Jahresende werde geklärt, „ob wir in Krems auch etwas anderes als Impfstoffe herstellen können.“ Zu den Details wollten sich weder Kronberger noch Christine Schmatz, die Vizepräsidentin für den Bereich „Global Manufacturing Recombinants & Vaccines Operations“, äußern. Kein Thema sei es indessen, den Standort zu vermieten oder zu verkaufen, fügte Heinrich hinzu: „Krems ist eine Back-up-Facility, die wir für Eventualitäten vorhalten.“

Schmatz zufolge hat Baxter derzeit 42 Projekte „in unserer Forschungs- und Entwicklungspipeline“. Vor wenigen Wochen erteilte die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung für einen rekombinanten Faktor IX (rFIX), der für die Routine-Vorbeugung gegen Hämophilie („Bluterkrankheit“) sowie für die Kontrolle von Blutungen bei erwachsenen Patienten geeignet ist. Das Medikament wird in Österreich hergestellt. Auf europäischer Ebene läuft die Zertifizierung des „Hemopatch“, eines in Österreich entwickelten und produzierten Vlieses, „das Blutungen nach chirurgischen Eingriffen sehr schnell stoppen kann“, ergänzte Schmatz. Generell betrachtet, spiele der Standort Österreich mit seinen rund 4.400 Mitarbeitern „bei den Zukunftsplänen von Baxter eine zentrale Rolle.“

 

 

 

August 7th

Abfall-Fachverband mit eigener Geschäftsstelle

 

Der Fachverband der Abfall- und Abwasserwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich verfügt seit Monatsanfang über eine eigene Geschäftsstelle. Laut Geschäftsführerin Petra Wieser war diese bislang beim Fachverband der Immobilienwirtschaft angesiedelt, „womit ja nicht wirklich ein thematischer Zusammenhang besteht.“ Außerdem habe die von ihr vertretene Institution mittlerweile rund 4.500 Mitglieder, was eigenständige organisatorische Strukturen hilfreich erscheinen lasse. Auch solle die Einrichtung der Geschäftsstelle der Branche den ja bereits beschrittenen Weg vom Entsorgungsgeschäft zur Kreislaufwirtschaft und zum Rohstoffmanagement erleichtern. 

 

Zur anstehenden Umsetzung der vom Parlament beschlossenen Novelle zum Abfallwirtschaftsgesetz (AWG) erläuterte Wieser dem Chemiereport, sie hoffe, die Branche werde in die Ausarbeitung der entsprechenden Verordnungen eingebunden. Außerdem wolle der Fachverband in der Verpackungskommission sowie in der Koordinierungsstelle für die Verpackungssammlung vertreten sein. Insbesondere letztere hat eine maßgebliche Rolle im neuen Regime für die Sammlung und Verwertung von Haushaltsabfällen, das ab Anfang 2015 gilt und mit dem der Markt für alternative Anbieter geöffnet wird. 

 

Auf die Frage nach den Wünschen der Branche an die künftige Bundesregierung sagte Wieser, die Vorgaben des Abfallrechts seien sehr detailliert und komplex und verursachten erheblichen Aufwand bei den Unternehmen. Vereinfachungen und das Vermeiden unnötigen Aufwandes könnten daher nur hilfreich sein. Dies gelte nicht zuletzt, was die Meldung von Daten betreffe. Wieser empfahl in diesem Zusammenhang, das „Elektronische Datenmanagement“ (EDM), über das die Meldungen im Wesentlichen zu erfolgen haben, vorerst nicht weiter auszubauen: „Statt dessen sollte man darauf schauen, dass das System wirklich gut funktioniert.“

 

 

August 6th

Merck: Währungseffekte drücken Ergebnis

 

Die Gesamterlöse der Merck-Gruppe sanken im zweiten Quartal um 0,4 Prozent auf 2,84 Milliarden Euro, teilte der Darmstädter Chemiekonzern mit. Als Grund wurden in einer Aussendung „negative Währungseffekte“ genannt, vor allem der stark gesunkene Kurs des Japanischen Yen, aber auch Kursrückgänge des Brasilianischen Real, des Venezolanischen Bolivar, des Argentinischen Peso sowie des US-Dollar im Vergleich zum Euro. Die Umsatzerlöse (Gesamterlöse abzüglich der Lizenz- und Provisionserlöse) waren mit 2,74 Milliarden Euro etwa gleich hoch wie im zweiten Quartal 2012. Im Halbjahresvergleich lagen sie mit 5,4 Milliarden Euro um 1,8 Prozent über denen von 2013. Das EBITDA vor Sondereinflüssen stieg im zweiten Quartal um 10,7 Prozent auf 826 Millionen Euro. 

Die Wechselkurseffekte wirkten sich in allen vier Sparten aus. Sie drückten die Umsatzerlöse der Biopharmaziegeschäfts („Merck Serono“) um 1,5 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro. In der Sparte Consumer Health sanken die Umsatzerlöse um 4,5 Prozent auf 116 Millionen Euro, wofür Merck neben den Wechselkurseffekten vor allem auch niedrigere Umsätze in Europa, dem größten Markt in diesem Geschäftsfeld, verantwortlich macht. 

Ebenfalls aufgrund der Währungeffekte sank der Umsatz der Sparte Performance Materials um 4,3 Prozent. Um 2,6 Prozent auf 666 Millionen gestiegen sind dagegen die Umsatzerlöse der im Bereich Life Sciences operierenden Sparte Merck Millipore. Darin bereits berücksichtigt sind „ negative Wechselkursveränderungen von 3,7 Prozent“, vor allem hinsichtlich des Yen.

 

Gute Geschäftsentwicklung“

Der Vorstandsvorsitzende der Merck-Gruppe, Karl-Ludwig Kley, zeigte sich mit den Ergebnissen zufrieden. Die „gute Geschäftsentwicklung“ habe sich im zweiten Quartal fortgesetzt. Organisch seien die Umsatzerlöse „trotz des schwierigeren Marktumfelds“ um drei Prozent gewachsen. Auch mache das Effizienzsteigerungsprogramm „Fit für 2018“ „exzellente Fortschritte“. Dies habe maßgeblich zum Wachstum des EBITDA vor Sondereffekten beigetragen. Der Aufwand für „Fit für 2018“ belief sich im zweiten Quartal 2013 auf vier Millionen Euro, im Vergleichszeitraum 2012 waren es 158 Millionen Euro gewesen.

An der Prognose für das Gesamtjahr hielt Kley fest. Dieser zufolge soll das EBTIDA vor Sondereffekten trotz der negativen Währungsentwicklungen bei 3,1 bis 3,2 Milliarden Euro liegen. 

 

 

 

August 2nd

AMAG: Volle Auslastung, weniger Ertrag

 

Der Umsatz der AMAG-Gruppe belief sich im ersten Halbjahr 2013 auf 412,4 Millionen Euro, um fünf Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2012. Das EBITDA sank um 9,4 Prozent von 72,2 auf 65,4 Millionen Euro. Laut AMAG ist dies auf den um acht Prozent gesunkenen Aluminiumpreis sowie die Abwertung von Fremdwährungs-Sicherungsgeschäften zurückzuführen. Immerhin sei die Gruppe in allen drei Geschäftsfeldern (Metall, Gießen und Walzen) voll ausgelastet gewesen. Die Auftragslage habe sich zumindest im zweiten Quartal „trotz herausforderndem Konjunkturumfeld zufriedenstellend entwickelt.“

AMAG-Chef Gerhard Falch sagte, „die schwache Konjunktur und die damit verbundenen Unsicherheiten in den Märkten sowie der gesunkene Aluminiumpreis führten zu einem Druck auf Umsatz und Ergebnis, den wir durch unsere breite strategische Aufstellung und das flexible Reagieren gut abfedern konnten.“ Auch sei es gelungen, von der EADS einen Großauftrag zu bekommen. Der Ausbau des Werks in Ranshofen, um die dortige Produktionskapazität um 50 Prozent zu steigern (Projekt „AMAG 2014“), laufe planmäßig. Im Herbst werde die Halle für das neue Walzwerk fertiggestellt, im zweiten Halbjahr 2014 könne dieses in Betrieb gehen. 

 

Erfolgreiches Jahr“ zu erwarten

Für das zweite Halbjahr rechnet Falch mit weiterhin unsicheren Rahmenbedingungen. Wegen des guten Auftragsstandes würden die Kapazitäten der AMAG aber zumindest auch im dritten Quartal voll ausgelastet sein. Insgesamt lasse sich „ein erfolgreiches Jahr“ erwarten. Das EBITDA werde voraussichtlich zwischen 116 und 121 Millionen Euro liegen, verglichen mit 134 Millionen Euro im Jahr 2012. Der Aluminiumverbrauch in den AMAG-Kernmärkten Westeuropa und USA werde heuer im Vergleich zu 2012 um 1,5 bzw. 2,3 Prozent wachsen. Für die kommenden fünf Jahre könne mit einer jährlichen Bedarfszunahme um fünf bis sechs Prozent gerechnet werden.

 

 

August 1st

Roche: Neues Hautkrebsmittel in EU bedingt zugelassen

 

Der Schweizer Pharmakonzern Roche hat von der EU-Kommission die bedingte Zulassung für Erivedge erhalten. Die Zulassung gilt für die Behandlung von Erwachsenen, die am symptomatischen metastasierenden Basalzellkarzinom (BCC) leiden. Laut Roche handelt es sich um das erste in der EU zugelassene Medikament „für Patienten mit dieser entstellenden und potenziell lebensbedrohlichen Form von Hautkrebs.“ 

Erivedge wird täglich einmal in Form einer Kapsel eingenommen. Es enthält den Wirkstoff Vismodegib, der den sogenannten „Hedgehog-Pathway“ blockiert und damit das Tumorwachstum verhindert. Grundlage für die Zulassung ist eine einarmige Phase-II-Studie an 104 Patienten mit BCC, davon 71 mit lokal fortgeschrittener und 33 mit metastasierender Erkrankung. Bei 43 Prozent der ersten Gruppe und 30 Prozent der zweiten Gruppe schrumpften die Tumore laut Roche erheblich, die mediane Ansprechdauer beziffert das Unternehmen mit 7,6 Monaten. Unterdessen wurde die Rekrutierung von rund 1.200 Patienten für die Phase-III-Studie abgeschlossen. Maßgeblich an dieser beteiligt ist die Universitätsklinik für Dermatologie am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien. Wie Abteilungsleiter Hubert Pehamberger auf Anfrage des Chemiereport mitteilte, erkranken in Österreich jährlich mindestens 15.000 Personen an BCC, EU-weite Zahlen gibt es nicht. Allerdings wird BCC als häufigste Krebs- und Hautkrebsform in Europa, Australien und den USA betrachtet. Als Auslöser gilt vor allem die Schädigung von Zellen durch UV-Strahlung. Betroffen sind primär ältere Menschen. 

Mitte Juli hat Roche die Aufnahme von Erivedge in den Erstattungskodex des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger (EKO) beantragt, teilte ein Unternehmenssprecher dem Chemiereport mit. Diese könnte noch heuer erfolgen. Das von Roche erwartete europaweite sowie österreichische Marktvolumen wollte der Sprecher nicht bekanntgeben.

 

 

 

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